Aus der Sicht eines Mafioso!

Schon wieder haben mich die Cops zu einer “allgemeinen Verkehrskontrolle” raus gezogen. Das ist schon die 3. diese Woche. Und natürlich hab ich immer noch keinen Lappen.
Der Cop grinste mich süffisant an, als er mir das Ticket in Höhe von 600$ ausstellte. “Einen schönen Tag noch.”, höhnte er. Wenigstens hat er mich mit meiner Karre weiter fahren lassen. Nur meine Tochter, Annuschka, wird enttäuscht sein. Das Geld war für ihr Studium bestimmt gewesen. Dafür hab ich lang genug gearbeitet. Aus ihr sollte etwas besseres werden als aus mir.

Wütend auf mich selbst und wütend auf die Cops, die es eindeutig auf mich abgesehen haben, kam ich in der Arbeit an. Eigentlich ist es nur ein kleiner Nebenjob in einer Fabrik, aber die 200$ die ich in der Woche bekomm, brauch ich.
“Hey, was los?”, fragte mich gleich mein Kollege. Die gesammelte Wut musste raus, so klagte ich von meinem Leid. “Ach die beschissenen Bullen. Heut haben die mich schon wieder gefilzt und ich hab immer noch keinen Lappen.” Nachdenklich beobachtet mein Kollege mich.
“Du brauchst also dringend Kohle.”, stellte er fest. Worauf ich nur nickte. Das Leben war einfach nur ungerecht.
Wir arbeiteten schweigend weiter, doch irgendwann ergriff mein Kollege nochmals das Wort. “Vielleicht kenn ich da jemanden, der dir weiter helfen kann. Allerdings”, er machte eine dramatische Pausel, “das könnte etwas illegal werden. Wärst du zu solcher Schandtat bereit?”
Ich musste nicht lange überlegen und stimmte dem zu. Hauptsache das Geld für das Studium meiner Tochter, alles andere wird sich schon geben.
So kam es, dass mein Kollege, er heißt im Übrigen Dimitri, mich nach der Arbeit mit zu seinem Bekannten nahm.
Erst als wir auf das Tor zufuhren, begriff ich, wer Dimitris Bekannter war, doch es gab kein zurück mehr. Wir fuhren gerade wegs in das Hauptquartier der Russen.

Auf einer Dachterasse saß er, der Anführer der russischen Mafia. Flankiert war er von zwei anderen Russen, die in weiße Smokings gekleidet waren. “Wen hast du mir da mit gebracht, Dimitri?”, die Stimme des Mafia-Bosses klang rauchig. Dimitri verneigte sich kurz. “Das, mein Pakhan (ich glaub das is die offizielle Anrede für den Russenleader, falls nicht, dürft ihr mich gern korrigieren) ist ein Arbeitskollege von mir. Sein Name lautet Michael und er benötigt Hilfe.” Kurz erläuterte Dimitri meine Probleme.
Der Russen-Chef musterte mich kurz. “Ich denke, ich hätte eine Aufgabe für ihn. Wenn er sich nicht dumm anstellt, dann kann er sich hier ein paar Groschen dazu verdienen.” Was das für eine Aufgabe sein wird, sollte ich einige Tage später erst erfahren. Ich war nur dermaßen erleichtert, das ich allem zugestimmt hätte.

Fast schon sehnsüchtig wartete ich auf den Anruf der russischen Mafia. Ich wollte mich beweisen, ihnen zeigen, dass ich das Zeug dazu hatte. Das ich es wert war, dass sie mir ihr Geld geben.
Und dann kam Nachts der Anruf. “Du fährst ins Westdyke zu den Bonzenvillen. Die an der Steilküste, dort steigst du ein. Irgendwo in dem verfluchten Haus findest du eine Chipkarte, da sind von uns wichtige Infos drauf, die stiehlst du.” so lautete die Anweisung.
Mir schlug das Herz bis zum Hals, denn so was habe ich noch nie getan. Doch bevor ich heut Nacht los zog, wollte ich nochmal bei meiner Tochter vorbei schauen.
Gleich darauf hielt ich vor ihrer Haustüre. Anna Milowitsch steht auf der Klingel. “Meine Annuschka. Jetzt wird alles wieder gut.” murmelte ich, ehe ich mich wieder auf den Fahrersitz meines Futos warf und ins Westdyke fuhr.


Die Villa war schnell ausgemacht und mir kribbelte es in den Fingern, da nirgendwo Licht brannte. “Das wird ein Kinderspiel”, dachte ich mir.
Vorsichtig schlich ich mich zu einem der großen Fenster, vermutlich ein Wohnzimmerfenster, und schlug dieses ein. Keine Alarmanlage.
Ganz vorsichtig stieg ich durch das zerbrochene Fenster und sah mich um. Es war in der Tat ein Wohnzimmer. Prunkvoll, aber nicht mein Geschmack. Ich machte mich auf die Suche nach der besagten Speicherkarte. Stöberte in allen Schubladen, Schränken, Kästchen.
Ich war gerade im 1. Stock, als ich die Haustüre hörte, das Lachen eines Mädchens drang an mein Ohr. “Wir sehen uns dann Morgen. Gute Nacht!” sagte sie zu irgendjemanden. “Verflixt!”, das war in dem Moment mein einziger Gedanke. Zeugen konnte ich nicht gebrauchen.
Dann kamen dieses Mädchen auch noch die Treppe herauf. Die Stufen knarzten fürchterlich.

Die Türklinke, von dem Zimmer in dem ich mich momentan versteckte, wurde langsam herunter gedrückt. “War ja klar.”, dachte ich sarkastisch.
Noch langsamer ging die Tür einen Spalt auf, das Flurlicht warf sein Licht in den Raum. Eine Hand strich an der Wand entlang, bis sie den Lichtschalter fand und schon flammte das Licht im Raum auf. Und dann stand sie da. Die junge Frau, deren Stimme ich vernommen hatte.
Sie blickte mich einfach nur an. Vermutlich hatte sie das Chaos im unteren Stockwerk gesehen.
“Sie wollen bestimmt die Chipkarte hinter der jeder her ist.” Die junge Frau hatte feuerrotes Haar, grüne Augen und wirkte so gelassen, das ich schlucken musste. “Die Chipkarte gehört meinem Boss, ich soll sie ihm nur zurück holen.”, meine Stimme war ganz heißer.
“Leider kann ich Ihnen die Chipkarte nicht aushändigen. Die Daten die sich darauf befinden sind streng vertraulich.” Kurz räusperte ich mich, denn das was ich nun zu sagen hatte, brauchte eine feste Stimme, keine heißere. “Dann, Verehrteste, muss ich Sie bitten, mit mir zu kommen.” Ja, dass hatte ich schön formuliert. “Es tut mir leid, aber dem wir nicht so sein.”, ihre Stimme wirkte entschlossen. Ich schluckte. Das was ich nun tun würde, das war garantiert nicht geplant.

Ich zog die Pistole, die mir Dimitri gegeben hatte. “Könnte sein, dass du sie einsetzen musst.”, hatte er gesagt. Damals, es ist genau 8 Tage her, hatte ich noch gelacht und gesagt ich bräuchte sie nicht, doch Dimitri hat darauf bestanden. Gott, war ich froh, dass meine Hand jetzt nicht zitterte, als ich die Pistole auf die junge Frau richtete. “Sie werden mich begleiten, ob Sie nun wollen oder nicht. Und die Chipkarte nehmen wir auch mit.”
War das Entsetzen in ihren Augen, als sie die Waffe sah, oder eher Erstaunen. Ich konnte es nicht sagen. Jedenfalls ging sie zum Schrank, öffnete die Klappe und kramte in einer Schmuckschatulle. Da hatte ich nicht nachgesehen. Ich Idiot. Kurz zeigte sie mir die Chipkarte. “Gut, dann los, gehen wir zum Auto.” mit der Waffe wies ich zur Tür und sie ging vor.
Vor dem Auto blieb sie stehen. “Und jetzt?” “Sie fahren natürlich.” mit diesen Worten setzte sich die junge Frau hinters Steuer. Nachdem ich auf dem Beifahrersitz platz genommen habe, gab ich ihr den Zündschlüssel.

Selber war ich auch nur ein Mal in der Base der Russen gewesen. Dennoch erinnerte ich mich gut an den Weg, welchen ich die junge Frau nun fahren lies. Als wir das Tor passierten, stand Dimitri schon im Hof, denn ich hatte ihn per SMS benachrichtigt.
Der Russe öffnete der Rothaarigen die Autotür und hielt sie am Arm fest. “Der Pakhan wird erfreut sein, dass du die Chipkarte hast, Michael. Und dazu noch ein so reizendes Geschenk.” er lachte und ich fiel mit ein, auch wenn ich verhalten lachte. So hatte ich das nicht gedacht.

Der Pakhan empfing mich in einer Halle. “Ah Michael, schön du hast es geschafft. Dimitri wird dich dafür entlohnen.” Dann wandte er sich der Rothaarigen zu. “Und du meine Schöne, wirst ein gutes Friedensangebots-Geschenk für die LCN werden.”
Mehr bekam ich nicht mit, denn Dimitri führte mich in einen Nebenraum, wo er mir einen Bündel Geldscheine in die Hand drückte.
“Damit kannst du das Studium für deine Tochter finanzieren. Und wenn du mal wieder einspringen willst, lass es mich wissen.”

– ENDE-