Einladung zum Ball 

Es wurde Anfang Dezember und die Schülerschaft von Hogwarts, ab der vierten Klasse, sollte sich in der Großen Halle versammeln. Professor McGonagall stand mitten im Raum, während Mr. Filch an einem übergroßen Grammophone herum spielte. “Es ist eine alte Tradition, die zum Trimagischen Turnier dazu gehört, der Weihnachtsball. Am Abend des 1. Weihnachtsfeiertages finden wir und unsere Gäste, uns in der Großen Halle zusammen, für einen Abend gepflegten Übermutes. Sie alle repräsentieren unsere Schule! Weshalb sie sich bemühen werden, Fehltritte zu vermeiden, und das meine ich wörtlich, denn der Weihnachtball ist von jeher Eines. Ein Tanz. Ich wäre höchst unerfreut, sollte einer unserer Schüler ganz Hogwarts in Verruf bringen weil sie sich benehmen wie eine blamable, blindwütige Bande von Brüllaffen. Und aus diesem Grund, werden sie alle tanzen lernen.” Streng sah Professor McGonagall in die versammelte Schülerschaft. Die Mädchen, alle auf der einen Seite der Großen Halle, sahen alle erfreut aus, während die Jungs auf der anderen Seite verbissen drein blickten. “Mr. Weasley.”, deutete Professor McGonagall auf Ron. “Kommen sie schon her. Nur nicht so schüchtern. Jetzt legen sie ihre rechte Hand auf meine Hüfte.”, gab Professor McGonagall die Anweisungen. “Wohin?”, kiekste Ron. “Auf meine Hüfte.” Dann stellte auch schon Mr. Filch die Musik an und die Hauslehrerin von Gryffindor schob Ron über die freie Fläche. 
Lucinda konnte sehen, wie Fred und George sich darüber lustig machten und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Die beiden waren solche Quatschköpfe, da tat ihr Ron schon leid, denn die Zwillinge würden ihm das, für immer, unter die Nase reiben. Dann forderte Professor McGonagall alle auf, sich einen Partner zu suchen. Sofort standen alle Mädchen auf und auch Lucinda stand mit freudiger Erwartung da.
Allerdings kam von den Jungs keine Reaktion. Sie starrten alle in die Luft oder auf den Boden. Einzig allein Neville Longbottom stand auf und ging zu den Mädchen hinüber. Danach trauten sich auch ein paar andere. Fred stieß George heftigst in die Rippen, denn Marius steuerte direkt auf Lucinda zu. Wütend ballte der Weasley seine Faust. Doch noch bevor Marius Lucinda erreicht hatte, stand Roger Davis, der Quidditch-Kapitän von Ravenclaw, vor ihr und die beiden gingen in die Mitte der Halle, wo sie die Tanzhaltung einnahmen und im richtigen Moment, zu der Musik, zu tanzen anfingen. “Sehr schön, Miss Bishop, Mr. Davis.”, strahlte Professor McGonagall. 

Die nächsten Tage waren davon geprägt, dass überall Rudel von Mädchen herum standen, die sich über den Ball unterhielten, welches Kleid sie anziehen wollten oder spekulierten, welcher Junge sie fragen könnte. Und von Jungs, die versuchten ein Mädchen alleine anzutreffen um es anzusprechen und sich schnell wieder verkrümelten, wenn sie ihre Auserkorene mit anderen Mädchen antrafen. Des öfteren spürte Lucinda den Blick der Zwillinge auf sich ruhen, und auf der einen Seite wünschte sie sich, die Jungs würden sie ansprechen, auf der anderen Seite hatte sie auch genau davor Angst, weil sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren würde. Seufzend erklomm Lucinda die Stufen zum Astronomieturm, hier zog sie sich in letzter Zeit öfters zurück, weil bei den Temperaturen kaum einer hier hoch kam. Sie lehnte an der Brüstung des Turms und sah in die Ferne, als die Türe in ihrem Rücken aufging.

“Hier hast du dich versteckt.”, nahm Marius das Gespräch auf und trat an Lucinda heran. “Was willst du, Marius?”, wollte Lucinda argwöhnisch wissen. “Du bist heute mal wieder sehr liebenswürdig. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit mir zum Weihnachtsball gehst?” Dabei versuchte Marius verführerisch zu lächeln, doch Lucinda hob nur eine Augenbraue. “Warum, bei Merlin, sollte ich mit dir zum Weihnachtsball gehen? Wir sind nicht mehr zusammen.” “Na, jetzt wo du mit den Zwillingen verkracht bist, dachte ich, bevor du alleine auf den Ball musst, und dich damit blamierst, könnte ich deine Begleitung sein. Außerdem könnten wir den Zwillingen so nochmal eins auswischen.”, prahlte Marius. “Was meinst du mit *nochmal eins auswischen*?”, wollte Lucinda atemlos wissen. “Wer glaubst du, hat Fred und George an Gonny verpetzt? Genau, ich wars. Weil sie im Sommer dazwischen gefunkt sind, als ich dich wieder haben wollte. War auch ganz einfach, ich musste nur der lieben Cleo Fawcett eines dieser Pustel-Drops abnehmen und bin damit zu Gonny gegangen. Du hättest mal die Gesichter von den Weasleys sehen sollen, als Gonny sie in ihrem Büro runtergeputzt hat. Die ach so tollen Scherzbolde von Hogwarts sahen aus, als ob man ihnen ihren Lieblingslolli geklaut hätte.” Gehässig lachte Marius auf, als er mit seiner “Heldentat” prahlte. “Sag das bitte nochmal.”, presste Lucinda zwischen zusammen gepressten Zähnen heraus. Ihr ganzer Körper bebte vor Wut, doch sie musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Schnell hatte sie ihren Zauberstab gezogen und ein leises “Sonoros” gemurmelt, doch das hatte Marius nicht bemerkt. “Ich, Marius Diamanti, habe die Weasley-Zwillinge an Professor McGonagall verpetzt, dass sie endlich mal das bekommen, was sie verdient haben!”, wiederholte Marius ahnungslos seine Schandtat. Laut hallte seine Stimme über das Gelände von Hogwarts. “Was hast du getan, du Hexe?!”, schrillte als nächstes, seine liebliche Stimme, über die Ländereien und durch die Gänge des Schlosses. “Für die Wahrheit gesorgt!”, kam die trockene Antwort Lucindas, für alle hörbar, dann hob sie den Zauber auf. “Das wirst du mir noch büßen, Bishop!”, spie Marius die Worte aus, ehe er auf dem Absatz kehrt machte. “Nichts als leere Worte!”, rief Lucinda ihm noch hinterher. 

Tief Luft holend wandte sich Lucinda wieder der Aussicht zu. In ihrem Kopf schwirrte alles. Am liebsten wäre sie ein paar Runden geflogen, um den Kopf wieder frei zu bekommen, aber ihr Besen war seit dem Abend verschwunden, als sie ihren Schmerz an den Klatschern ausgelassen hat. Natürlich hatte sie es mit dem Aufrufzauber versucht, aber der Besen blieb verschollen. 

Es wurde Zeit für die Studierstunde, die diese Woche unter Professor Snapes Aufsicht stand. Noch einmal atmete Lucinda die frische Luft tief ein, ehe sie ins Schloss zurück kehrte. In der gesamten Großen Halle war es mucksmäuschen still, so dass das Getuschel am Gryffindor-Tisch, für die drumherum Sitzenden, gut hörbar war. “Wir haben noch immer keine Ballbegleitung. Nachher sind wir neben Neville die einzigen ohne Tanzpartner.”, raunte Ron Harry zu. “Nur zu eurer Information, Neville hat bereits eine Tanzpartnerin.”, zischte Hermine. In dem Moment lief Professor Snape am Gryffindor-Tisch vorbei und schlug jedem der Schwätzer auf den Hinterkopf. Sobald der Lehrer fort war, flog ein Stück Pergament auf Rons Platz. “Was soll das heißen, halt dich ran, sonst sind die Guten weg? Mit wem gehst denn du?”, fragte Ron halb flüsternd seinen Bruder Fred, der ihm den Zettel zugespielt hatte. “Angelina”, gab Fred wie aus der Pistole geschossen die Antwort und das ohne eine Spur Verlegenheit. “Wie bitte?”, sagte Ron verdutzt. “Hast du sie schon gefragt?” “Gut, dass dus sagst”, meinte Fred. Er wandte den Kopf und rief durch die gesamte Halle: “Hey! Angelina! Gehst du mit mir zum Ball?” Verlegen strich sich die Dunkelhaarige eine Haarsträhne hinters Ohr, nickte aber zustimmend. Die Aktion brachte Fred allerdings ebenfalls einen Schlag auf den Hinterkopf ein. 

Plötzlich strahlte Ron über das ganze Gesicht. “Hermine, du bist doch ein Mädchen…”, fing er an. “Du könntest dich mit einem von uns auf den Ball gehen.”, schlug der Weasley vor. Wütend klappte Hermine ihr Buch zu. “Schön, dass dir das nach vier Jahren auch auffällt, Ronald. Beim nächsten Mal seit ihr Beide nicht so feige und fragt mich doch gleich und nicht als letzte Notlösung! Aber ich bin bereits gefragt worden!” Sie hatte ihre Bücher in die Tasche gestopft und Professor Snape ihren Zaubertränke-Aufsatz in die Hand gedrückt, dann wandte sie sich nochmal an Ron und Harry. “Und ich habe ja gesagt!” Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rauschte aus der Halle.Allgemeines Gekicher setzte ein, bis Professor Snape das Buch, welches er die ganze Zeit in der Hand hielt, auf den Boden warf. Sofort wurde es wieder mucksmäuschenstill in der Halle. Da Lucinda mit ihren Aufsätzen ebenfalls fertig war, reichte sie Snape ihren Zaubertränke-Aufsatz, bevor sie ihre restlichen Pergamentrollen einpackte und die Halle verließ. Georges Blick folgte ihr. “Geh und frag sie endlich!”, zischte Fred und stieß George von der Bank. 

Als George aus der Großen Halle kam, blieb er kurz wie angewurzelt stehen, ehe er sich in einer der Nischen versteckte und dem Schauspiel folgte, welches sich da in der Eingangshalle abspielte. Mitten in der Halle stand Lucinda und vor ihr kniete ein Durmstrang-Schüler, der ihre Hand hielt. “Gehst du mit mir zu den Ball?”, hörte George den Durmstrang noch sagen. “Sehr gerne, Alec.”, lächelte Lucinda verlegen und wurde tatsächlich rot. Der Durmstrang stand auf und hauchte ihr noch einen Kuss auf den Handrücken, ehe er sich verabschiedete und zum Portal hinaus ging. “Oh Merlin!”, quietschte sie, als sie dachte, sie sei allein und Lucinda griff sich an die geröteten Wangen. In seiner Nische stand George und lächelte traurig vor sich hin. Als er das Paar gesehen hatte, wollte er wirklich nicht dazwischen funken. Und es freute ihn, dass Lucinda wirklich glücklich über die Einladung war, auch wenn er sie gern zu dieser Reaktion gebracht hätte. Als er das nächste Mal aufblickte, war die Ravenclaw bereits verschwunden.

Schlurfend verließ der Rothaarige sein Versteck und prallte mit jemandem zusammen. “Oh!” kam es überrascht von seiner Gegenüber, und nur seiner Reaktion als Treiber war es zu verdanken, dass er nach der behandschuhten Hand griff und das Mädchen, in der blauen Seidenrobe, vor dem Fall bewahrte. “Verzeihung, ich hab nicht aufgepasst.”, murmelte George und sah die Beauxbatons-Schülerin entschuldigend an, nachdem sie wieder sicher stand. “Cela peut arriver.. Isch ´abe auch nicht aufgepasst.”, erklang die melodische Stimme. “Isch ´eiße Claire. Claire De La Croix.”, stellte sich die Blondine vor. “George Weasley.”, nannte nun auch der Rotschopf seinen Namen. Kurz blieb das blonde Mädchen stumm, ehe sie schüchtern zu George aufsah, da sie doch einen guten Kopf kleiner war, als er. “´ast du schon eine Begleitung für die Ball?”, wollte sie dann wissen und sah gleich darauf verlegen zu Boden, wo sie mit der Schuhspitze kleine Kreise zog. “Ähm… nein, bis jetzt noch nicht.”, gestand George etwas überrumpelt. “Würdest du misch begleiten?”, fragte Claire hoffnungsvoll. “Wie könnte ich da nein sagen.” Nun legte sich das schelmische Weasley-Grinsen auf sein Gesicht und er zwinkerte ihr zu.

— > Kapitel 12