Heiße Quelle – Teil 1


Küste einer Marine-Insel, 23:48 Uhr

Talea konnte nicht schlafen und ging an Deck. Die letzten zwei Wochen waren anstrengend gewesen. Nicht nur, dass ihr immer noch Banras Tod durch den Kopf schwebte und sie oftmals mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss, nein auch Marco und Ace machten ihr momentan Probleme. Denn Marco hatte so oft versucht sie zu überreden, doch wieder in die erste Division zu wechseln und sobald Ace davon Wind bekam, hatte dieser versucht Talea, die zweite Division schmackhaft zu machen. Aus diesem Grund hat Whitebeard gesagt, sie soll sich bis zum Ende der Woche entscheiden, in welcher Division sie sein möchte. Sie sah in den Sternenhimmel hinauf und wog das Für und Wider ab, wo sie besser aufgehoben war. Das sie die vierte Division verlassen würde, war ihr bewusst, denn hier fühlte sie sich überflüssig und konnte ihr ganzes Potenzial nicht ausschöpfen.
Aber war nun die erste oder die zweite Division besser für sie?
Ihre Gedanken schweiften ab, zu der Insel, die sie ansteuerten.In den frühen Morgenstunden sollten sie an der Insel anlegen. Whitebeard und Marco hatten oft genug erwähnt, dass alles still und heimlich von statten gehen soll, weil sie im feindlichen Territorium waren. Außerdem waren Haruta und ein paar ihrer Divisionsmitglieder bereits mit einem kleinen Boot auf der Insel, um eine bestimmten Eternal-Port zu besorgen. Diese Mission sollte unter keinen Umständen gefährdet werden.

Doch um so näher sie der Insel kamen umso unruhiger wurde die Grünhaarige. Sie sah hinaus auf das dunkle Wasser, als ein gewaltiger Ruck durch das Schiff ging. “Solaris.”, flüsterte die Grünhaarige und schickte eine leicht glimmende Kugel, die sehr an eine Seifenblase erinnerte, über die Meeresoberfläche. “Felsen!”, stellte sie erschrocken fest. Schnellen Schrittes führte sie ihr Weg direkt zum Steuermann. Ohne groß auf den Mann zu achten, schnappte sich Talea die Karte und studierte sie im Schein einer Kerze. Wieder ging ein Ruck durch das Schiff. “Wieso sind diese beknackten Felsen nicht eingezeichnet?”, fluchte sie, ehe Talea Kommandos gab. “Rahsegel einholen und alles vorbereiten für die Schrat-Takelung!” “Du bist keine Kommandantin und auch nicht länger Teil unserer Division. Von dir nehmen wir keine Befehle an!”, motzte der Steuermann. “Möchtest du die Moby versenken, dann halte deinen Kurs. Oder du willst lebend anlegen, dann holt endlich das beschissene Rahsegel ein und setzt alle Schratsegel!”, fauchte Talea.

Whitebeard, der bei der ersten Erschütterung an Deck kam, beobachtete das Szenario vor sich. Auch Marco war bereits an Deck und wollte schon einschreiten, doch sein Vater hielt ihn davon ab. “Noch nicht, Marco.”, hatte der Riese gesagt.
“Macht, was die Lady sagt.”, gab der Steuermann nach und sofort huschten mehrere Mann über das Deck um die Segel zu tauschen. “Wehe, wenn das umsonst ist.”, brummte der Steuermann noch, ehe er nach den weiteren Befehlen fragte. “60 Grad Steuerbord für 2 Minuten, dann 40 Grad Backbord.”, gab Talea die Anweisung. Danach ging sie auf den Walkopf und ließ gigantische Seifenblasen über das Meer schweben. Schemenhaft leuchteten die Kugeln das Meer aus und zerplatzten nach kurzer Zeit mit einem leisen Pling.

Derweil hatte Whitebeard mit Marco die Brücke erreicht. “Pops!”, der Steuermann war überrascht, den Kapitän zu dieser späten Stunde noch anzutreffen. “Warum habt ihr die Segel getauscht?”, wollte der Kapitän wissen. “Also… Pops…”, fing der Steuermann an zu stottern. “Es ist meine Schuld, Vater. Ich habe dazu aufgefordert.”, Talea trat ins Licht der Laterne. Sie wirkte erschöpft und ihre Hände zitterten. “Da sind Felsen im Wasser, die nicht in der Karte eingezeichnet sind. Mit den Rahsegeln könnten wir keine so guten Wenden fahren.”, sprach die Grünhaarige und sah betreten zu Boden.
Liebevoll legte Whitebeard der Grünhaarigen seine große Hand auf den Kopf. “Deswegen brauchst du doch nicht so bedrückt sein, meine Tochter. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du in der 1. Division besser aufgehoben wärst. Ich bin stolz darauf, wie gut du in dieser prekären Situation reagiert hast.” Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Taleas Wangen, das Lob war unerwartet und erfreute sie umso mehr. “Ah. Eigentlich wollt ich die nächsten Wenden durchgeben. Der Wind wird uns Probleme machen, und ich fürchte eine Patenthalse durch die Schratsegel, aber da müssen wir jetzt durch. 20 Grad Backbord einschlagen, sobald die erreicht sind, komplett nach Steuerbord zurück wenden, die Felsen vor uns im Wasser stehen sehr dicht. Wenn ich dir das Zeichen gebe, 35 Grad zurück nach Backbord und Kurs halten bis zum nächsten Zeichen, dann nochmal 50 Grad Backbord einschlagen.”, gab Talea von sich und wollte bereits wieder nach vorne zum Bug gehen. “Warum erhellst du nicht mit einer Feuerfaust unseren Weg?”, wollte ein anderer Mann der 1. Division wissen. “Ganz einfach. Die Befehle heute Morgen lauteten, unentdeckt zu bleiben.”, zwinkerte Talea und ging dann zum Bug. Marco folgte ihr.
“Du bist erschöpft!”, stellte er fest, als er zu der Grünhaarigen trat. “Hätte auch nicht gedacht, dass die Solaris mir so viel Kraft abverlangt, wenn ich das Feuer dimme.”, murrte Talea, denn sie wusste, dass sie bald keine Kraft mehr übrig hatte. Da spürte sie eine warme Hand in ihrem Rücken, von der aus Energie in ihren Körper strömte. “Was machst du da?”, wollte sie irritiert wissen und drehte sich überrascht zu Marco um. “Dir wieder Kraft geben. Für den Phönix ist das ein Kinderspiel.”, dabei grinste Marco sie so unverschämt an.
Erst als der Morgen graute, waren sie durch die Felsen hindurch und Talea fiel erschöpft auf die Knie. “Hast du gut gemacht.”, lobte Marco Talea. “Ohne deine Hilfe hätte ich nicht so lange durchgehalten.”, nuschelte Talea und gähnte dann ungeniert. Derweil waren einige Männer dabei, alles fürs Anlegen vorzubereiten. 

Es war früher Nachmittag, als Izou an Marco und Ace heran trat. Die Beiden sonnten sich auf dem Walkopf. “Ich wollte Talea und mich abmelden, wir gehen an Land.”, sagte der Kimonoträger. “Pass mir bloß auf Tally auf.”, gähnte Ace und legte den Kopf zurück auf seine verschränkten Arme. “Was habt ihr vor?”, wollte Marco wissen und besah sich Izou genauer. Dieser trug wie immer einen Kimono, vor sich hatte er einen großen Korb stehen. “Wir wollten nur auf den Berg hinauf, eine tolle Aussicht genießen und ich habe gehört, da oben gibt es eine ganz tolle heiße Quelle. Nach allem was in letzter Zeit passiert ist und den Strapazen der Nacht hat sich unsere Kleine eine bisschen Erholung verdient.”, schmunzelte Izou. Skeptisch hob Marco eine Augenbraue.
Da trat Talea neben Izou, auch sie war in einen Kimono gehüllt.Ihre kinnlangen, grünen Haare waren mit kleinen Klämmerchen, locker nach hinten gesteckt, sie war dezent geschminkt und der gelbe Kimono, mit dem bunten Blüten, stand ihr hervorragend. Der Papierschirm verlieh ihr zusätzlich etwas unschuldiges. “Können wir dann?”, fragte sie unschuldig und hängte sich bei Izou ein. “Natürlich, meine Kirschblüte. Also dann, bis später oder so.”, grinste Izou und beide gingen von Bord. Mürrisch blickte Marco den Beiden hinterher. 

Der Aufstieg war beschwerlich und lang gewesen, doch für die Aussicht hatte es sich gelohnt. Während Izou die Picknickdecke ausbreitete, lag Talea, mit einem kleinem Fernglas bewaffnet, am Rand der Klippe und besah sich die Küste. “Die Felsen von heute Nacht sind verschwunden.”, stellte sie nüchtern fest. “Ich habe schon davon gehört, dass es Inseln gibt, die in bestimmten Zyklen auf und abtauchen, vielleicht ist das mit den Felsen genau das gleiche.”, sinnierte der Kimonoträger, ehe er neben sich auf die Picknickdecke klopfte. “Na los, lass uns etwas essen.”, befand Izou. Das ließ sich Talea nicht zwei mal sagen. Neugierig durchforstete sie den Picknick-Korb. “Uh, Thatch hat uns Sandwiches gemacht und Obst und Schokolade sind auch noch mit im Korb.”, freute sich die Grünhaarige. “Er hat auch eine Flasche Wein eingepackt.”, grinste Izou und zwinkerte Talea zu. “Du hast Thatch aber schon gesagt, dass das hier kein Rendezvous ist?”, skeptisch schielte Talea zu Izou. “Vielleicht hatte ich erwähnt, dass wir zwei vermutlich etwas länger hier oben bleiben würden.”, grinste der Kimonoträger. “Izou!!”, empört schlug sie ihm auf den Oberarm, ehe beide loslachten.  

Die Sonne ging langsam unter, als eine Stimme die beiden Whitebeardpiraten aufschreckte. “Was machen Sie zu so später Stunde noch hier oben? Die Befehle der Marine besagen eindeutig, dass nach Sonnenuntergang keiner mehr hier oben sein darf.” Es war ein Wachposten von der nahen Marine-Basis. Vorsichtig rappelte sich Talea auf, hatte sie noch auf dem Boden gelegen. “Entschuldigen Sie, Sir, dass ist wohl meine Schuld. Ich habe meinen Ehemann darum gebeten, mit mir hier herauf zu kommen. Wissen Sie, ich bin schon so lange krank und hatte nie die Kraft dazu. Heute ging es mir soweit gut, dass ich unbedingt noch einmal hier her wollte. Wer weiß, ob ich den morgigen Tag noch erlebe und hier oben hat mein Mann mir seine Liebe gestanden und mir den Heiratsantrag gemacht.”, flunkerte Talea und drückte auch ein paar Tränchen hervor.
Izou war derweil neben sie getreten und stützte seine angeblich kranke Frau. “Meine kleine Kirschblüte, wenn es doch verboten ist, zu so später Stunde noch hier zu sein. Dann werden wir den Abstieg wagen.”, beruhigend waren seine Worte, doch der Soldat war von der traurigen Liebesgeschichte zu sehr gerührt. “Nein.. Nein Sie können gerne noch, hm, etwas hier bleiben. Ich werde in meinem Bericht schreiben, dass keiner auf dem Berg war.”, mit diesen Worten wischte sich der Wachmann eine Träne weg bevor er ging. “Vielen Dank, Sir.”, brachte Talea hervor und ging in eine tiefe Verbeugung, Izou tat es ihr gleich.

Nachdem die beiden wieder alleine waren, legte sich Talea wieder auf den Bauch, schnappte sich ihr Fernglas und kundschaftete wieder die Küste aus. “Die Felsen sind wieder aufgetaucht. Vermutlich dann mit dem Sonnenuntergang.”, dann legte sie das Fernglas weg und schnappte sich die Karte, die sie bereits angefertigt hatte. Darin zeichnete sie die Felsen ein und vermerkte am Rand, dass mit Sonnenuntergang der Felsengürtel um die Insel herum auftaucht und mit Sonnenaufgang wieder verschwindet.”Kommst du mit in die heiße Quelle?”, fragte Izou und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. “Kleinen Moment noch.”, murmelte Talea, während sie noch ein paar Striche einzeichnete. “So fertig!”, grinste sie auch gleich darauf, rollte die Karte zusammen und verstaute ihr Sach in einer Tasche. “Ich kann es mir schließlich nicht entgehen lassen, dich ohne Kimono zu sehen.”, feixte die Grünhaarige.

Gerade als Talea den Obi ihres Kimonos löste, deutete Izou ihr, dass da jemand im Busch saß. “Jetzt seit doch mal leise! Oder wollt ihr dabei erwischt werden, wie wir Talea bespannen?”, zischte da Harutas Stimme. “Sei doch selber leise.”, raunte Thatch. “Ich dachte ja, sie steht auf Marco, aber Izou ist auch nicht schlecht.” Das war Aces Stimme.
Wütend ballte die Grünhaarige eine Hand zur Faust, außerdem trat eine Wutader an ihrer Stirn hervor. Izou hatte drei Finger erhoben, knickte dann den Ersten ein. Beide traten näher an den Busch heran. Der zweite Finger knickte ein. “Sagt ma, wo sind die Beiden hin?”, tönte da Ace Stimme zu ihnen. Izou knickte den letzten Finger ein und beide griffen beherzt in den Busch und zogen die drei Spanner hervor.
“Ihr drei seit so was von tot.”, fauchte Talea, was Ace und Thatch die Köpfe einziehen ließ. “Reg dich mal ab, wir wollten dich ja nicht nackt sehen, sondern nur wissen, was Izou und du die ganze Nacht hier oben treibt. Also nicht das ihr es miteinander… sondern..”, Haruta verstummte, als sie bemerkte, wie alle drei anwesenden Männer ihren Kopf entsetzt schüttelten.

Seufzend versuchte Talea sich wieder zu beruhigen. “Ihr drei verschwindet jetzt wieder, so dass ich mit Izou noch in den heißen Quellen entspannen kann und morgen reden wir darüber, was ihr falsch gemacht habt.”, ihr Tonfall lies eigentlich keinen Widerspruch zu, doch Thatch ignorierte das gekonnt. “Wir könnten doch alle zus…” “Sprich es ja nicht aus, Thatch!”, zischte nun auch Izou. Abwehrend hob der Tollenträger die Hände. “Schon gut, schon gut!” Dann zogen die drei Spanner ab.

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