Das Kapitel von vielen Gesprächen…
Der nächste Morgen kam und Talea stand an Deck und beobachtete, wie die Sonne sich über den Rand des Ozeans schob und alles in ein unwirkliches Licht tauchte. Die Nacht über hatte sie ziemlich schlecht geschlafen, weshalb sie so zeitig wieder auf den Beinen war. Ihre Beine trugen sie wie von selbst ans Heck, wo noch immer der gedeckte Tisch stand. Traurig lächelnd setzte sie sich an den Tisch und spielte mit einer der Rosenblüten, die den Tisch zierten. Gedankenverloren zupfte sie die Blütenblätter ab, wobei sie leise vor sich hin murmelte “Er liebt mich. Er liebt mich nicht. Er liebt mich. … Er liebt mich nicht.” Nun waren noch zwei Blütenblätter übrig, sie zupfte das vorletzte Blatt ab, während sie leise sprach “Er liebt mich.” Ehe sie zu dem letzten Blütenblatt greifen konnte, griff eine große Hand über ihre Schulter nach dem Rosenblatt und die warme Stimme Marcos erklang. “Sie liebt mich.”
Erschrocken sprang sie vom Stuhl auf und drehte sich zu Marco um. “Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.”, sprach Marco und machte einen Schritt auf Talea zu. “Was willst du hier?”, fragte die Grünhaarige und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte und brüchig klang. Sein Blick ruhte auf ihr. “Ich konnte nicht schlafen… die ganze Nacht nicht. Talea, es tut mir Leid wegen gestern Abend. Zuerst hab ich über die Arbeit die Zeit vergessen und dann kam Kim…”, versuchte sich Marco zu erklären. “Oh erspar mir bitte die schmutzigen Details. Kim war, nachdem sie von dir kam, mit ihrem Kopf so in Wolke 7, dass sie aus Versehen in meine Kajüte gestolpert kam.”, unterbrach Talea ihn fauchend und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. “Was? Nein! Ich hab nicht mit Kim geschlafen. Also ja schon, aber nicht gestern! Egal was Kim dir gesagt hat, oder wie sie ausgesehen hat. Bitte glaube mir, da läuft nichts zwischen ihr und mir.”, bat Marco die Frau vor sich. Doch die schüttelte nur stumm den Kopf. “Selbst wenn du jetzt die Wahrheit sagst, das hier”, dabei deutete Talea auf die Stelle, wo ihr Herz schlug, “hat genug gelitten.”Sie drehte sich um und ging, dabei ließ sie Marco einfach stehen. Verzweifelt raufte er sich die Haare, ehe er ihr laut nach rief. “Verdammt, ich will nur dich, Talea!” Aber sie ging einfach weiter, ohne sich noch einmal zu dem Phönix umzudrehen.
Ihre Schritte führten sie zum Hauptdeck, wo Whitebeard es sich gerade auf seinem Thron bequem machte. “Guten Morgen Vater.”, grüßte die Grünhaarige den Kapitän des Schiffes. “Guten Morgen, Talea.”, mit diesen Worten klopfte er auf seinen Oberschenkel um der jungen Frau zu verdeutlichen, dass sie sich setzen sollte. Nachdem sie es sich auf Whitebeards Schoß gemütlich gemacht hatte, erhob der Kapitän das Wort. “Meine Tochter, du weißt, ich habe dich gebeten, dich innerhalb einer Woche zu entscheiden, zu welcher Division du gehören willst. Bist du denn schon zu einer Entscheidung gekommen?”, wollte Whitebeard wissen. “Ja, Vater. Ich habe mich entschieden.”, nuschelte Talea und knetete dabei nervös ihre Finger. Neugierig sah der Kapitän auf sie herab. “Wenn die Möglichkeit besteht, dann würde ich gerne auf eine der schwarzen Mobys wechseln und dort Steuerfrau und Navigatorin werden. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht, dann bitte ich dich, mich von Bord gehen zu lassen.”, nuschelte sie verlegen. Mit Bedacht musterte Whitebeard seine Tochter. “Hast du dir das auch gut überlegt?”, wollte er wissen, wusste er doch, dass zwischen Talea und Marco gewisse Differenzen herrschten, obwohl sie das selbe füreinander empfanden. “Ja Vater. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Und du hattest damals Recht. Die einzige Division, die für mich in Frage käme, wäre die von Marco. Aber solang mein Herz jedes Mal aufs neue zerbricht, sobald ich meinen Kommandanten sehe, kann ich hier an Bord nicht glücklich werden.” Ein wissendes Lächeln lag auf Whitebeards Lippen. “Das heißt, wenn dein Herz bei Marcos Anblick nicht mehr in tausend Teile zerfällt, bleibst du an Bord und in Marcos Division?”, wollte der Riese neugierig wissen. Zaghaft nickte Talea. Sie war sich nicht ganz sicher, was ihr Pops mit dieser Frage bezweckte. “Ich möchte dir zwei Weisheiten über die Liebe mitgeben, Talea. Die erste; *Liebe bedeutet nicht, dass es immer einfach ist. Liebe bedeutet aber, dass es die Mühe wert ist.* Die Zweite Weisheit lautet; *Wenn zwei Menschen zusammen finden, obwohl sehr viel zwischen ihnen passiert ist, sind sie nicht dumm, sondern ihre Liebe ist größer als alles andere.*” Nachdenklich blieb Talea auf Whitebeards Schoß sitzen. “Pops, woher weiß ich, dass es sich lohnt, diese Mühen auf mich zu nehmen?”, wollte sie nach einiger Zeit des Schweigens wissen. “Du wirst es nur wissen, wenn du es ausprobierst.”, sprach der Bärtige und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Dann wurde ihr Kapitän ernst. “Ich werde nachher die schwarzen MobyDicks kontaktieren, ob jemand einen zusätzlichen Navigator benötigt. Ansonsten würden wir in drei Tagen eine unserer Schutzinseln anlaufen.” Mit Tränen in den Augen warf sich Talea an Whitebeards Brust. “Danke Pops, für alles.”, schluchzte sie. “Dafür sind Väter doch da.”, liebevoll waren seine Worte, als er ihr über den Kopf strich. Nachdem sich die Grünhaarige wieder gefangen hatte, rutschte sie von Whitebeards Schoß.
Da es Zeit wurde, das Mittagessen vorzubereiten, machte sich Talea auf den Weg in die Kombüse. So wie sie Thatch und Conny kannte, gab es wieder eine Menge an Gemüse, was geschält und klein geschnitten werden musste.Zu ihrer Verwunderung, war außer Conny noch kein anderer Koch da. “Wo sind denn alle?”, wollte Talea wissen. “Thatch und die Jungs inspizieren gerade die Lager. Entweder Ace hatte heute Nacht eine richtige Hunger-Attacke oder wir haben Ratten an Bord. Jedenfalls fehlt einiges an Lebensmitteln. Und wir müssen unseren Essensplan neu überarbeiten, das komplette Brot ist geschimmelt.”, seufzte Conny. “Brot könnten wir ja selber backen, sofern noch Mehl und etwas Hefe haben. Im Notfall geht es auch mit Bier.”, überlegte Talea laut. “Woher weißt du denn sowas?”, überrascht wandte sich Conny an die Grünhaarige. “Hab das in nem Buch gelesen.”, antwortete Talea und zuckte mit den Schultern. Da auch nach einer viertel Stunde noch keiner der anderen Köche auftauchte, beschlossen Conny und Talea, selbst für das Mittagessen zu sorgen. “Wir könnten ein Curry machen, oder einen Eintopf.”, zählte Conny die Möglichkeiten auf, die sie mit den wenigen Zutaten hatten. “Ein Curry wäre nicht schlecht. Durch den Reis wird jedermann satt und wir brauchen nicht ganz so viel Fleisch wie bei einem Eintopf.”, murmelte Conny vor sich hin. “Also gut, dann setz du mal die Töpfe für den Reis auf, ich schäle in der Zwischenzeit das Gemüse.”, grinste Talea und schnappte sich ein Küchenmesser und schon mal den Sack mit den Möhren.Sie arbeiteten einige Zeit stillschweigend, ehe Talea leise wissen wollte. “Wie schaffst du es, in Thatch verknallt zu sein, und trotzdem in seiner Nähe arbeiten zu können?” Das gleichmäßige *klick klick klick* welches von Connys Messern stammte, endete abrupt. “Wer hat dir davon erzählt?”, wollte sie leise wissen und ihre Stimme zitterte verdächtig. “Banra hat es an jenem Abend erwähnt… dann kamen diese Männer an Bord….” Talea schüttelte den Kopf, sie wollte die Erinnerungen, welche unweigerlich wieder an die Oberfläche kamen, verscheuchen. “Bitte Conny, sag mir wie du das schaffst!”, flehte sie. “Hier in der Küche läuft es eben anders, als im Navigationsraum. Ich habe hier mein Team, genauso wie er seins hat. Deswegen sehen wir uns zwar, aber haben nicht zwangsläufig miteinander zu tun. Außerdem bin ich während der Arbeit so beschäftigt, dass ich keinen Gedanken an ihn verschwenden kann.”, sprach Conny, während sie das Kleinschneiden des Gemüses wieder aufnahm.”Wie hat Pops auf deine Entscheidung reagiert und wie lang wirst du noch an Bord sein?”, wandte sich die Köchin an die Grünhaarige und wechselte somit geschickt das Thema. “Pops hat es hingenommen und wir haben ein tiefgründiges Gespräch geführt. Jetzt kommt es drauf an. Wenn ich auf eine der schwarzen Mobys wechseln kann, werd ich solange an Bord bleiben, bis wir ein Treffen haben. Pops frägt später mal an, ob sie noch eine Navigatorin brauchen. Wenn das nicht der Fall ist, dann bin ich in drei Tagen weg.” “Doch schon so bald.”, murmelte Conny betrübt, ehe sie die restlichen Zutaten für das Curry in die Töpfe gab.
Vor der Doppel-Schwing-Tür zur Kombüse standen Marco und Thatch. Der Koch hatte die schlechte Nachricht überbracht, dass die Vorräte von Ratten minimiert wurden. Gemeinsam wollten die beiden Herren nun mit Conny einen Plan ausarbeiten, wie sie die nächsten Tage überbrücken wollten, bis sie die Insel erreichten. Nun lauschten die Beiden allerdings dem Frauengespräch. Thatch hatte sich an die Wand neben der Tür gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und ein Bein an die Wand gestellt. Seine Augen lagen im Schatten seiner Föhnfrisur. “Hätte nie gedacht, dass Conny auf mich steht.”, brummte Thatch und wirkte nachdenklich. “Warum sollte sie nicht auf dich stehen?”, wollte Marco leise wissen. Thatch zuckte mit den Schultern. “Alles was ich kann, ist kochen und dumme Witze reisen.”, murmelte er. “Du bist einer der loyalsten Menschen, die ich kenne. Kreativ, charmant und wertschätzend.”, baute Marco seinen Kumpel auf. “Die Frage ist nur, ob du das gleiche für Conny empfindest?” “Ich bin in sie verschossen, seit ich das erste Mal von einem ihrer Gerichte probiert habe.”, gab Thatch zu und wurde rot um die Nase. “Dann schnapp sie dir.”, meinte Marco. “Das werde ich. Und was machen wir mit dir und Tally?”, wollte Thatch wissen. “Nichts. Ich hab jede meiner Chancen verspielt und sie wird demnächst von Bord gehen.”, brummte Marco, dann verließ er die Mensa.
Thatch schüttelte den Kopf über Marco, eher er sich von der Wand löste und dann schwungvoll die Doppeltüre zur Kombüse aufstieß. “So Ladys, dann lasst mal…” Der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken. Conny stand am Herd und rührte abwechselnd in den großen Töpfen, während Talea an der Theke stand und Kräuter klein schnippelte. “Was macht ihr da?”, wollte der Koch irritiert wissen. “Kochen!”, kam es von den beiden Frauen und sie sahen ihn grinsend an. Mit fachkundigem Ausdruck schritt Thatch zu den Töpfen. “Curry?”, fragte er verwundert. “Ja, Curry! Alle werden satt und es schont unsere Vorräte.”, gab Conny patzig zurück. “Du warst ja nicht da und in einer viertel Stunde rennt uns die Mannschaft die Mensa ein, also musste ich handeln.”, tadelte Conny auch schon weiter. Der Koch stand einfach nur da und starrte Conny an, was die Frau verunsicherte. “W..Was?”, wollte sie dann auch sogleich wissen. Da legte Thatch seine Hände an ihre Wangen und zog sie zu einem stürmischen Kuss an sich heran. Conny blinzelte einige Male nach oben, konnte sie nicht glauben, was da eben passiert ist. “Das wollte ich schon so lange machen.”, flüsterte Thatch und grinste die Köchin an. Dann näherten sich die beiden nochmal für einen fast schon schüchternen Kuss.
“Meinetwegen könnt ihr gerne weiter machen, allerdings in zehn Minuten wird die Mensa gerammelt voll sein, der Reis muss noch abgesiebt werden und die Kräuter wollen auch noch ins Curry und das ist definitiv nicht meine Aufgabe.”, unterbrach Talea die Beiden in ihrem Vorhaben. Verlegen drehte sich Conny weg und auch Thatch räusperte sich einmal vernehmlich. “Also schön, Ladys, dann lasst mal den Profi ran.”, tönte Thatch und krempelte sich die Ärmel hoch. Während er sich mit den Reistöpfen abmühte, versahen die Frauen ihr Curry noch mit den Kräutern. “Das schmeckt vorzüglich.”, lobte Talea, als sie mit dem Finger in die Soße getaucht war und ihn sich in den Mund gesteckt hatte. “Dann wird es der ausgehungerten Meute auch schmecken.”, kommentierte Conny.
Nach dem Mittagessen, welches der Mannschaft sehr gut geschmeckt hatte, bat Whitebeard Talea zu sich. “Meine Tochter, ich habe mit den Schwarzen Mobys Kontakt aufgenommen. Tatsächlich kann die Crew um Atomos und Blamenco noch einen zusätzlichen Navigator gebrauchen. Ein Zusammentreffen der beiden Schiffe dauert aber noch etwas.” Die Grünhaarige warf sich an Whitebeards Hals. “Vielen, vielen, vielen Dank.”, sie war überglücklich und das sah man auch, als sie davon ging, ihre Schritte waren federnd und dennoch energiegeladen.
Am Abend saß Talea mit Conny und der Krankenschwestern Alizza zusammen. Soeben hatte Talea ihren Freundinnen gesagt, dass sie bei der nächsten Gelegenheit auf eine schwarze MobyDick wechseln würde. “Dann müssen wir deinen Abschied auf der nächsten Insel feiern.”, hatte Alizza beschlossen. “Außerdem können Elena und Nicola dann mit, sie haben dann Dienstfrei.” So war es beschlossene Sache.
Nach drei Tagen legte die MobyDick dann an der Insel Tropica an. Die Piraten wurden von den Bewohnern herzlichst empfangen, was für Talea doch ungewohnt war. Die meisten Inselbewohner tolerierten die Piraten, kurbelten diese ja die Wirtschaft an. Dann gab es Inseln, auf denen die Piraten wie Aussätzige behandelt wurden und hier auf Tropica wurden sie fast wie Helden gefeiert. “Pops hat diese Insel von ihrem tyranischem Herrscher befreit. Die Leute sind ihm deswegen so unsagbar dankbar.”, hatte Haruta ihr erzählt, als Talea nachfragte, warum die Inselbewohner so aus dem Häuschen waren. Am Abend sollte zu Ehren Whitebeards ein großes Strandfest gefeiert werden, was Haruta gleich zum Anlass nahm um shoppen zu gehen. Dabei schleifte sie die Grünhaarige gleich mit. “Du brauchst unbedingt einen Bikini und ein Pareo-Tuch.”, hatte sie gesagt und Talea einfach mit in die Stadt geschleift. Sie wanderten von Boutique zu Boutique und suchten sich das perfekte Outfit für den Abend zusammen. Während Haruta sich für einen dunkelgrünen Bikini entschied, der im Nacken gebunden wurde und ein weiß-durchsichtiges Tuch, welches sie sich um die Schultern gelegt hatte, trug Talea einen Monokini in schwarz. An sich war es wie ein Bikini, nur dass das Höschen mit dem Oberteil vorne am Bauch verbunden war. Die Seiten sowie der Großteil des Rückens blieben frei. Zu dem Monokini hatte Haruta noch ein hauchdünnes schwarzes Pareo-Tuch für Talea besorgt, auf den silbrige Ananas gestickt waren. Barfuß und in die Bademode gekleidet, schlenderten die zwei Frauen über den Marktplatz. Ihre normalen Kleider hatten sie in einer Einkaufstasche dabei. “Den Männern werden später die Augen raus fallen. Du siehst in diesem schwarzen Monokini sowas von sexy aus.”, plapperte Haruta. Das ihnen die Blicke der Inselbewohner folgten, bemerkten die zwei Frauen kaum. Aber nicht nur die Männer sahen den beiden Piratinnen hinterher, es gab auch genügend andere Frauen, die ihnen hinterher blickten.