“Du bist mein Hafen”

Gut eine Stunde nach dem Marco und Talea unter die Dusche gestiegen sind, betraten die Beiden, Händchen haltend, die Mensa. Vom Kommandanten-Tisch her ertönten anerkennende Pfiffe von dem Feuerbändiger. “Bitte, können wir Ace irgendwo aussetzen?”, fragte Talea, war es ihr doch etwas peinlich, dass Ace alle Aufmerksamkeit auf das Paar lenkte. “Ich lass ihn nachher mit Thatch das Deck schrubben.”, grinste Marco, ehe er Talea an seine Brust zog und sie vor aller Augen küsste. Nun ertönten von überall Pfiffe und Gejohle der Piraten, einige klatschten auch begeistert.  Mit hochrotem Kopf setzte sich Talea an den Tisch, während Marco einfach nur grinste. “Baka”, murrte sie und rammte ihm ihren Ellbogen in die Seite. “Darf man denn jetzt gratulieren?”, wollte Haruta wissen, die das Paar aus funkelnden Augen ansah. “Also… eigentlich…”, stammelte Talea und schaute Marco fragend an. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. “Darüber haben wir noch nicht gesprochen.”, gab der Vize die ehrliche Antwort.
Bevor noch irgendjemand am Tisch etwas darauf erwidern konnte, kam Souta aufgeregt in die Mensa gestürmt. “Die Beluga kommt auf Kuschelkurs!”, rief er, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und wieder zurück auf seinen Posten ins Krähennest ging.


Auf einen Schlag war Taleas gute Laune dahin. “Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen.”, murmelte sie leise vor sich hin. “Was? Du kannst jetzt nicht einfach gehen!”, entrüstet sich Haruta, als sie die Worte der Grünhaarigen vernommen hatte. “Pops hat dieses Treffen nur wegen mir arrangiert.”, flüsterte Talea und lies die Schultern hängen. “Ja aber..  jetzt ist die Situation doch eine vollkommen Neue! Du willst doch gar nicht mehr gehen, oder?”, hakte die Kommandantin nach. “Wollen nicht, nein. Aber ich werde gehen, weil es so ausgemacht ist.”, flüsterte Talea und stand auf, musste sie ja noch ihre Sachen packen.


Ace sah seiner Kameradin betrübt nach. “Glaubt ihr, wir können mit Pops darüber reden?”, wollte die Feuerfaust wissen und sah in ebenso betrübte Gesichter seiner Nakamas. “Versuchen können wir es auf jeden Fall.”, brummte Vista. So machten sich die Kommandanten auf den Weg zu Whitebeards Kajüte. Harsch klopfte Ace an das Holz und riss im selben Moment mit einem “Pops, wir müssen dringend mit dir sprechen!” die Türe auf. Verwundert blickte der Kapitän auf, als sowohl Ace als auch Marco, Haruta, Izou und Vista in seine Kajüte eintraten. In der Kajüte befanden sich bereits Conny, Alizza, Elena und Kim. “Warum überrascht mich diese Versammlung nicht?”, fragte sich Whitebeard leise und wartete gespannt darauf, was die Kommandanten vorzubringen hatten. “Pops, bitte, du darfst Tally nicht auf die Beluga schicken! Das Verhältnis zwischen ihr und Marco hat sich doch komplett geändert.”, flehte Haruta, in ihren Augen schimmerten Tränen. Nun wandte sich der Kapitän direkt an seinen Vize. “Marco, wie stehst du zu Talea?” Kurz schluckte Marco, bevor er die Schultern straffte und seinem Vater direkt in die Augen blickte. “Ich liebe Talea über alles und ich will sie nicht noch einmal verlieren.” Verstehend nickte Whitebeard, ehe sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. “Guararara, dann liegt es jetzt an dir, dass Talea an Bord bleibt.”


“Hä? Warum liegt es an Marco? Du bist doch der Kapitän, Pops.”, verwirrt blickte Ace zu seinem Kapitän. “Ganz einfach, meine Lieben. Als Talea bei mir war, um mir zu sagen, dass sie die MobyDick verlassen möchte, hatte ich ein langes Gespräch mit ihr. Am Ende habe ich sie gefragt, ob sie auf der Moby bleiben wird, wenn ihr Herz nicht mehr durch Marco leidet. Und sie hat dem zugestimmt. Guarararar.”, lachte Whitebeard. “Pops, du bist ein ausgekochtes Schlitzohr.”, gab Izou belustigt von sich. “Dann ist das Treffen mit der Beluga also umsonst.”, sinnierte Vista und zwirbelte an seinem Bart. “Nicht ganz.”, mischte sich nun Kim in das Gespräch ein. “Auf der Beluga fehlt es nicht nur an Navigatoren, sondern auch an medizinischem Personal. Und mein Bruder ist ebenfalls auf der Beluga, weshalb ich wechseln möchte.”, erläuterte die Krankenschwester.
Beruhigt, dass Talea auf der MobyDick bleiben kann, verließen die Kommandanten die Kapitänskajüte wieder. “Und wie willst du sie zum Bleiben überreden?”, wollte Ace neugierig von Marco wissen, als sie in Richtung Deck gingen. “Ich hab noch einen Wunsch bei ihr offen.”, murmelte Marco vor sich hin, war er mit seinen Gedanken doch gerade ganz woanders. “Okay… will ich wissen, warum du einen Wunsch bei ihr frei hast?”, grübelte Ace und schielte neugierig zu Marco, doch der antwortete nicht mehr.




Es war früher Abend und die zwei Schiffe, welche beide die Whitebeardflagge gehisst hatten, lagen friedlich nebeneinander im Wasser. Über eine Verbindungsbrücke konnte man zwischen den beiden Schiffen wechseln. Die Kommandanten Atomos und Blamenco, die für die Beluga zuständig sind, waren noch auf ein Gespräch bei Whitebeard. Noch mussten einige Dinge geklärt werden, ehe am Abend dann ein kleines Fest gefeiert werden würde.
Talea war in ihrer Kajüte und packte ihre sieben Sachen zusammen. Ein bisschen wehmütig sah sie sich in dem Raum um. Wie viele Stunden hatte sie hier mit Conny, Banra und den anderen Mädchen gelacht? Hatte sich weinend in die Arme ihrer Freunde gekuschelt? Über die Jungs gelästert oder von ihnen geschwärmt? Ein Schniefen konnte die Grünhaarige nicht verhindern, würde ihr das alles doch schrecklich fehlen. Nachdem Talea ihren zweiten Koffer auf den Boden neben den Ersten gestellt hatte, setzte sie sich ein letztes Mal auf ihr Bett.
“Können wir rein kommen?”, kam es von Kimel, der in der Tür stand. “N..Natürlich.” Die Stimme von Talea zitterte etwas, als sie die ehemaligen Spadepiraten in die Kajüte herein winkte. “Ace hat uns gesagt, dass du uns verlässt. Warum hast du denn nichts gesagt?”, wollte Barry wissen. “Ich hab es einfach verdrängt. Zum Einem, weil ich selbst nicht dran denken wollte und zum Andern, um niemandem Sorgen zu bereiten.”, gab Talea kleinlaut zu. Gleich darauf fand sich Talea in einem Knäul aus Armen wieder, wollte jeder sie umarmen, woraus eine große Gruppen-Umarmung wurde. “Es tut mir Leid, dass ich mich in letzter Zeit kaum bei euch hab sehen lassen.”, schniefte Talea nun und wischte sich eine Träne aus den Augen. “Hey, nicht weinen. Tränen stehen dir nicht.”, versuchte Barry die Grünhaarige zu trösten, was nur zur Folge hatte, dass noch mehr Tränen flossen. “D..Das hat Banra… auch gesagt…”, heulte Talea nun. Ein sentimentales Lächeln zog sich über Barrys Gesicht. “Da hat sie mir doch einfach meinen Lieblingssatz geklaut.”, murmelte er, bevor er Talea fest an sich heran zog.
“Na was ist denn hier los?”, ertönte da Ace Stimme von der Tür. “Ach nur eine kleine Kuschelrunde um Talea zu verabschieden.”, gab Kimel die gewünschte Antwort. Woraufhin Ace auch sogleich die Grünhaarige in eine feste Umarmung zog.


Kurz darauf stand Talea mit ihrem Gepäck an der Verbindungsbrücke zwischen der MobyDick und der Beluga. Ihr war schwer ums Herz. Sie würde alle zurück lassen, auch Marco, zu dem sie in den letzten Tagen ein sehr inniges Verhältnis aufgebaut hatte. Whitebeard sah seine Tochter ernst an. “Meine Tochter, ich hoffe du wirst dich immer an meine Worte erinnern.”, sprach er und deutete leicht mit dem Kopf zu Marco, der mit gesenktem Blick neben ihm stand. Es war, als würde ein Echo Whitebeards Worte in Taleas Kopf klingen. “..wenn dein Herz bei Marcos Anblick nicht mehr in tausend Teile zerfällt, bleibst du an Bord und in Marcos Division?”, hatte der Kapitän sie bei ihrem Gespräch gefragt, ehe er ihr die zwei Weisheiten über die Liebe mit auf den Weg gegeben hatte. “Pops.”, flüsterte sie leise und ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des alten Mannes, er hatte es von Anfang an gewusst, dass es so kommen wird.  


Nun trat Marco vor. “Talea, wie du sicherlich weißt, habe ich noch einen Wunsch bei dir frei.”, sprach er laut, dass die gesamte Besatzung ihn hören konnte. Dabei wirkte der Vize sehr ernst, weshalb Talea es doch ein bisschen mit der Angst zu tun bekam, doch schon sprach Marco weiter. “Ich wünsche mir, dass du mir eine Bitte gewährst.” Nun legte er auch noch eine dramatische Pause ein.  “Bitte, bleib auf der MobyDick und verlass mich nicht. Bleib bitte an meiner Seite, für immer.”
Aus weit aufgerissenen Augen sah Talea Marco an, der sich jetzt auch noch tief verbeugte. Dabei war sein Blick stur auf die Planken gerichtet. Getuschel wurde bei den umstehenden Piraten laut und auch Whitebeard beäugte interessiert die Szene an Deck.


Mit einem “Rumms” kamen Taleas Taschen auf den Planken auf und sie eilte schnellen Schrittes zu Marco hinüber. Vor ihm lies sie sich auf die Knie fallen und hob sein Gesicht sanft an um ihm in die Augen zu sehen. “Meinst du das wirklich ernst?”, fragte sie außer Atem. “Talea, du bist mein Leuchtturm, mein letztes Ziel. Du bist mein Heimathafen.”, sprach der Vize. “Oh Marco.”, hauchte sie, ehe sie ihn zärtlich küsste. “Wann ist denn die Hochzeit?”, durchbrach da Aces liebliche Stimme diesen romantischen Moment. “ACE!”, ertönte es gleichzeitig von dem Paar und mit zornfunkelnden Augen sprangen beide auf und sahen den Feuerteufel böse an. “Ähm… ich glaub, äh..  ich geh mal schnell… hm… ein Versteck suchen, oder so…”, schon nahm Ace die Beine in die Hand und verschwand unter Deck, was den Rest der Besatzung in schallendes Gelächter versetzte.


“Pops, wenn ich auf der Moby bleiben darf, dann ist die Beluga ja umsonst hier her gekommen.”, wandte sich nun Talea zerknirscht an ihren Kapitän. “Nicht ganz, meine Tochter. Ich hätte so oder so ein Treffen mit der Beluga veranlasst. Takumi hat mich schon vor längerem gebeten, ihm mehr Verantwortung zu übertragen, er hätte so oder so das Schiff gewechselt. Und zur medizinischen Unterstützung wird Kim, auf eigenen Wunsch, ebenfalls auf die Beluga gehen.”, erzähle Whitebeard. “Ich nehme auch mal an, dass du wieder in die 1. Division zurück kehrst.” Der Kapitän wartete das Nicken der Grünhaarigen gar nicht mehr ab. “So, da ja nun alles geklärt ist, denke ich, wird es Zeit, die Versetzung von Kim und Takumi, zu feiern.” Die Mannschaft johlte, denn feiern war immer gut. So rollten auch schon die ersten Sake und Bierfässer übers Deck und die Mitglieder der 4. Division schleppten allerhand Leckereien aus der Küche herbei. Schon wurden die ersten Krüge gefüllt, es wurde gelacht, getrunken und Ace, der wieder an Deck gekommen war, vergriff sich bereits am Essen. Glücklich betrachtete Talea ihre Piratenfamilie. Sie war froh, dass sie auf der MobyDick bleiben konnte. “Alles okay bei dir?”, fragte Marco, weil die Grünhaarige an seiner Seite sehr still war. “Ich bin einfach nur glücklich, dass ich hier bin.”, murmelte sie und lehnte sich gegen Marco, der bereitwillig einen Arm um sie legte. “Ich auch.”, erwiderte der Vize und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.