Der Apparier-Kurs – Teil 2
Die nächsten Apparier-Stunden waren für Lucinda die Hölle. Während wirklich alle um sie herum disapparierten und zumindest in einem Stück irgendwo in der Großen Halle wieder auftauchten, schaffte sie es noch nicht einmal zu verschwinden. “Miss Bishop. Ihre Unzulänglichkeit kostet mich noch meine gesamten Nerven. Wenn ich Sie benoten müsste, würden Sie ein ‘Troll’ von mir erhalten!”, erboste sich der Apparierlehrer Mr. Pontin zum wiederholten Male.
Feste biss sich Lucinda auf die Unterlippe. Sie war eine sehr gute Schülerin, die noch nie etwas schlechteres als ein ‘Erwartungen übertroffen’ nach Hause gebracht hatte. Die Theorie des Apparieren beherrschte sie im Schlaf, doch bei der Ausführung sträubte sich alles in ihr, weshalb sie es einfach nicht schaffte, zu apparieren. “Setzen Sie sich bis zum Ende der Stunde da hinten in die Ecke, ich möchte Ihre Versagergestalt nicht weiter zu Gesicht bekommen.”, mit diesen Worten deutete der Ministeriumszauberer auf eine Ecke und schlurfenden Schrittes verzog sich Lucinda dort hin. Mitleidige Blicke ihrer Klassenkameraden folgten ihr.
“Es ist nicht sehr nett von Ihnen, so zu sprechen mit Lucinda, nur weil sie nicht kann apparieren.”, entrüstete sich Viktor Krum, der ebenfalls an dem Apparier-Kurs teil nahm. “Mr. Krum, ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung gebeten. Wenn Sie, oder sonst jemand hier im Raum, nicht mit meinen Methoden einverstanden sind, können Sie Miss Bishop gleich Gesellschaft leisten!”, schrie der Apparierlehrer und deutete auf die Ecke, in der Lucinda saß.
Bis auf zwei Slytherin Schüler gingen alle zu Lucinda und setzten sich um die brünette Hexe herum. “So kann ich nicht arbeiten! Das wird für sie alle noch weitreichende Konsequenzen haben!”, schrie der Lehrer und stampfte wütend auf den Boden. Da öffnete sich die große Doppeltüre und Professor Dumbledore trat ein, ihm folgte ein Zauberer aus dem Ministerium. “Ah Mr. Pontin, dachte ich mir doch, dass es ihre liebliche Stimme war, die bis in mein Büro vorgedrungen ist. Gibt es Probleme bei dem Kurs?”, fragte der Schulleiter freundlich nach. “Aber nein, Professor Dumbledore. Alles Bestens.”, versicherte Mr. Pontin und kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. “Dann haben Sie sicherlich nichts dagegen, wenn Mr. Fitzsimmons und ich die restliche Kursstunde anwesend sind.” Noch immer zierte eine freundliches Lächeln das Gesicht des Schulleiters. “Natürlich nicht, Sir.”, stimmte Mr. Pontin zu ehe er sich an den anderen Zauberer wandte. “Alphonsos, was machen Sie denn hier in Hogwarts?” , irritiert blickte Mr. Pontin seinen Vorgesetzten an. “Nun, Ernest, Albus bat mich um ein Gutachten durch das Besenregulations-Kontrollamt für die Schulbesen. Da es sich hierbei um doch ältere Modelle handelt und die Sicherheit der Schüler auf dem Spiel stehen könnte, kann ich diese Bitte ja nicht abschlagen. Lizzie und Olvia kümmern sich gerade darum. Jetzt wollen wir aber nicht weiter deinen Kurs stören, wir setzten uns einfach da hinten an den Tisch und du wirst uns gar nicht bemerken.”, sprach Mr. Fitzsimmons und steuerte mit Professor Dumbledore auf den Lehrertisch zu.
Nervös zupfte Mr. Pontin an seinem Hemdkragen. “Nun dann, Schüler. Stellt Sie sich bitte alle wieder vor den Reifen auf. Denken Sie an das Ziel, den Reifen vor ihnen. Setzten Sie Ihren Willen ein, damit jede Zelle Ihres Körpers mitgenommen wird und drehen Sie sich mit Bedacht. Hopp Hopp.”, damit klatschte Mr. Pointer in die Hände. Murrend standen die Schüler auf und schlurften zu den Reifen, die am Boden lagen. Alle, bis auf Lucinda. “Miss Bishop, brauchen Sie eine extra Einladung?”, wollte der Apparierlehrer dann wissen und seine Augenbraue zuckte verdächtig. “Sie sagten doch selbst, Sir, dass Sie meine Versagergestalt nicht weiter zu Gesicht bekommen wollen.”, gab die Schülerin neutral zur Antwort. “Also das… das habe ich NIE gesagt!”, echauffierte er sich. Sofort wurden die restlichen Schüler laut, weshalb Professor Dumbledore dazwischen gehen musste.
“Ruhe!”, hallte die Stimme des Schulleiters durch die Große Halle und sofort verstummten sämtliche Schüler. “Wie es mir scheint, gibt es Differenzen zwischen den Schülern und Ihnen, Mr. Pontin. Könnten Sie mir vielleicht erklären, warum Miss Bishop das Gefühl hat, ein Versager zu sein, obwohl sie einer unserer besten Schüler ist?”, hakte der Schulleiter nach. “Nun, Sir, Miss Bishop ist die Einzige, die es nicht mal im Ansatz schafft, zu disapparieren.”, gestand Mr. Pontin dem Schulleiter. “Und woran könnte es Ihrer Experten-Meinung nach liegen, dass Miss Bishop nicht dazu im Stande ist?”, mischte sich nun auch noch Mr. Fitzsimmons ein. “A..Also, Miss Bishop…. nun ja… ich… ich hab… keine Ahnung.”, stammelte der Apparierlehrer vor sich hin. Nun ging Mr. Fitzsimmons zu der Schülerin, die noch immer in ihrer Ecke saß. “Miss Bishop? Mein Name ist Alphonsos Fitzsimmons und ich bin Leiter der Abteilung für Magisches Transportwesen. Dürfte ich Sie fragen, was aus Ihrer Sicht das Problem beim apparieren ist?”, fragte der Ministeriumszauberer freundlich nach und er setzte sich neben die Schülerin. “Guten Tag, Mr. Fitzsimmons.”, grüßte Lucinda, ehe sie aufrichtig antwortete. “Es liegt daran, dass ich das Gefühl hasse, von allen Seiten gequetscht zu werden. In mir sträubt sich alles, wenn ich nur daran denke, gleich apparieren zu müssen.” Erkenntnis spiegelte sich auf Alphonsos Fitzsimmons Gesicht. “Nun Miss Bishop, stellen Sie sich eine kleine, enge Besenkammer vor. Alleine passen sie hinein, ohne dass sie von allen Seiten an etwas stoßen oder gegen eine Wand gequetscht werden. Nun nehmen wir noch eine Klassenkameradin dazu, die sich mit ihnen in der Besenkammer versteckt, was passiert dann?” Der Zauberer vor Lucinda nahm ihre Angst und Abneigung ernst und versuchte ihr diese Ablehnung gegenüber dem Apparieren sogar zu nehmen. “Ich würde an die Wand gequetscht.”, antwortete Lucinda leise. “Genau. Und wenn sich jetzt noch jemand in die Besenkammer drängt, werden sie noch mehr gequetscht. Das gleiche passiert beim Seit-an-Seit-Apparieren. Alleine hat man noch Platz, aber um so mehr dazu kommen, wird es eng und ungemütlich.”
Nachdenklich blieb Lucinda zurück, als Mr. Fitzsimmons aufgestanden und zu Professor Dumbledore zurück gegangen war. George, der bis eben noch mit Lee und Fred gesprochen hatte, setzte sich nun neben Lucinda und griff nach ihrer Hand. “Alles okay, Luce?”, wollte er besorgt wissen. “Ja… Nein… Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich mich wirklich selbst irre gemacht mit meiner Angst vor dieser Enge.”, nuschelte sie, während sie mit Georges Hand spielte. “Kann es vielleicht sein, dass du ein bisschen klaustrophob bist?”, wollte George wissen und musterte Lucinda genau. “Ich hab keine Angst vor engen Räumen, wenn du das meinst. Es ist einfach nur dieses Unwohlsein, wenn von allen Seiten dieser physische Druck da ist.” Sanft lehnte George seine Stirn an die von Lucinda. “Es tut mir Leid, dass Fred und ich auch noch Druck auf dich ausgeübt haben. Du hast gesagt, dass du nicht apparieren lernen willst und wir haben dich ja quasi dazu gezwungen. Wenn du das jetzt abbrechen willst, dann versteh ich das vollkommen.”
Ein leichtes Lächeln erschien auf Lucindas Lippen. “Lieb von dir, aber ich muss das jetzt für mich selbst durchziehen. Wenn du aber in meiner Nähe bleiben würdest, wäre ich dir sehr dankbar.”, flüsterte sie, ehe sie Georges Lippen in Beschlag nahm. Das der Apparier-Kurs schon längst zu Ende war, bekamen die Beiden nicht mehr mit.
Am Morgen danach trudelten die Schülerinnen und Schüler langsam zum Frühstück in die Große Halle ein. Mit müden Schritten betrat auch Lucinda die Halle und wandte sich zum Ravenclaw-Tisch. “Hey Lucy, du hast ein großes Paket bekommen! Dein Rabe konnte es kaum tragen.”, rief ihr schon Nadja entgegen. Sofort war alle Müdigkeit von Lucinda abgefallen und sie sprang förmlich zu ihrem Haustisch. “Na endlich.”, seufzte sie erleichtert, als sie das Paket sah. “Sag schon, was ist da drin? Schokolade und anderer Süßkram?”, hakte nun Zoey nach, war es doch üblich bei ihnen im Schlafsaal, dass sie die Süßigkeiten teilten. “Nein. Da ist ein Geburtstagsgeschenk drin.”, erklärte Luce und strahlte über das ganze Gesicht, denn in wenigen Tagen war der 1.April und das Geschenk kam Merlin sei Dank noch rechtzeitig an.
Nach dem Frühstück brachte Lucinda das Paket hoch in ihren Schlafsaal, ehe sie zum Unterricht ging. Mit einem breiten Lächeln setzte sie sich zwischen die Zwillinge und drückte jedem der beiden Jungs einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich auf den Zaubertrank-Unterricht konzentrierte. Professor Snape wiederholte momentan den Trunk des Friedens, den sie im vorherigen Schuljahr gelernt hatten. “… denken Sie daran, die kleinste Abweichung in dieser Rezeptur, sei es die Zugabe in falscher Reihenfolge, die falsche Temperatur oder gar die falsche Menge einer Zutat und der Trank ist verdorben und die Wirksamkeit kann fatal enden.”. predigte der Zaubertranklehrer. Unterdes versuchte George heraus zu finden, warum seine Freundin bester Laune war. “Du scheinst heute besonders gut gelaunt zu sein.”, flüsterte er leise in Lucindas Ohr. “Möglich.”, gab die Angesprochene leise zurück und das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter. “Magst du mir vielleicht den Grund dafür verraten?”, die Neugierde war aus Georges Stimme deutlich heraus zu hören. “Bald wirst du es erfahren, versprochen.”, tröstete Lucinda ihn und rührte dann in ihrem Zaubertrank fünf Mal gegen den Uhrzeigersinn.
Auch am nächsten und dem darauf folgenden Tag versuchte George hinter die gute Laune von Lucinda zu kommen, doch sie lächelte nur geheimnisvoll. “Sie weiß etwas, was wir nicht wissen.”, schmollte Fred, der durch seinen Bruder ebenfalls neugierig gemacht wurde. “Na, das ist ja kein großes Kunststück. Immerhin ist sie eine Ravenclaw.”, konnte sich Lee nicht verkneifen zu sagen, zog aber dann ganz schnell ab, weil die Zwillinge ihn mit Blicken fast erdolcht hätten.
Am Abend des 30.April trafen sich Lee, Angelina und Lucinda vor dem Raum der Wünsche. “Okay, die Zwillinge sind dank Luce so verwirrt, dass sie ihren Geburtstag vergessen haben.”, grinste Angelina. “Ich hab die Einladungen verteilt und an sich hat jeder zugesagt, nachher zu kommen.”, zwinkerte Lee. “Und dank mir wissen die Lehrer Bescheid, dass gefühlt die halbe Schülerschaft heute Nacht nicht in ihren Betten sein wird, aber auch in Sicherheit.”, lächelte Lucinda. “War ja klar, dass die Vertrauensschülerin den Lehrern bescheid gibt.”, höhnte Lee. “Weil es euch bestimmt lieber wäre, wenn ein Hauslehrer die Party sprengt und jedes Haus Punkte verliert und die Zwillinge noch an ihrem Geburtstag Strafarbeiten aufgebrummt bekommen. Wir haben Glück, dass morgen Samstag ist, so haben die Lehrer alle nichts dagegen gehabt.”, konterte Luce. “Aufhören ihr Beiden. Wir wollten den Zwillingen einen schönen Geburtstag bereiten. Also denkt jetzt an einen schönen Partyraum mit Discolichtern, Sitzgelegenheiten, Buffet und cooler Musik.”, schlichtete Angeline die verbale Auseinandersetzung. So liefen sie zu dritt den Gang im 7. Stock entlang und stellten sich einen tollen Partyraum vor.
Nachdem die Tür erschienen war, schlüpften die drei Schüler schnell in den Raum der Wünsche. “Gut. Luce und ich kümmern uns darum, dass das Buffet steht und lassen die Gäste rein. Du, Lee, holst die Zwillinge ab. Aber um Merlins Willen, verrate ihnen bloß nichts.”, gab Angelina die Anweisungen. Schon flitzte der Gryffindor los.
Schnell füllte sich der Raum der Wünsche mit Schülern. Hauptsächlich waren es die Schüler des Hauses Gryffindor, aber auch die Klassenkameraden aus Ravenclaw und Hufflepuff erschienen. Das Slytherin kategorisch nicht eingeladen war, versteht sich von selbst. Lucinda und Angelina hatten das Essen, welches von den Hauselfen vorbereitet worden war, auf den Tischen an der Wand drapiert und auch eine große Geburtstagstorte thronte dort, mit zwei mal siebzehn Kerzen. “Na da lassen es Fred und George dieses Jahr richtig krachen.”, kommentierte Ginny das Buffet. “Oh, deine Brüder wissen nichts davon. Das hier ist eine Überraschungsparty.”, gab Angelina stolz an.
Luce, die an der Tür stand und auf den Gang hinaus spähte, drehte sich zu den Gästen um. “Sie kommen!”, teilte sie mit und allein durch ihren Wunsch, dass es dunkel im Raum werden sollte, dimmte das Licht herunter. Alle wurden leise und so konnte man Freds aufgebrachte Stimme vom Gang gut hören. “Warum hast du die Mädchen dann nicht in den Gryffindorturm gebracht?” “Weil der Raum der Wünsche näher lag und ich mit heulenden Mädchen nicht so gut klar komm. Außerdem sind es eure Freundinnen und nicht meine.” Das war Lees Stimme. “Ist doch jetzt egal, wo Luce und Angelina sind, Hauptsache wir sind dann bei ihnen.”, fuhr George dazwischen und drückte die Türe auf. Die drei Jungs traten ein und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Für einen Bruchteil einer Sekunde umgab sie eine undurchdringbare Schwärze, und dann flammte das Licht plötzlich auf und alle riefen überschwänglich “Überraschung!” Sprachlos sahen sich die Zwillinge an und nur langsam schlich sich ihr typisches Weasley-Grinsen auf ihre Gesichtszüge. “Man… also…. ich glaubs nicht.”, stammelte Fred, während George leise in Luces Ohr flüsterte: “War das deine Idee?” “Nope. Lee hat das Ganze eingefädelt. Angelina und ich haben nur geholfen.”
Die Feier war ein voller Erfolg. Es wurde getanzt und gelacht. Immer wieder standen kleine Grüppchen beieinander die miteinander schwatzten, wobei jeder etwas zu Essen und zu Trinken hatte. Fred und George flanierten durch den Raum und unterhielten sich mal hier und mal dort ein paar Minuten, sie tanzten mit ihren Freundinnen und auch mit ein paar anderen Mädchen und sie ließen es sich an diesem Abend besonders gut gehen.
Über dem Buffet war eine große Wanduhr und die beiden Zeiger wanderten stetig auf die Zwölf zu. Als die Uhr dann zwölf schlug, rieselte Konfetti von der Decke und die Glückwünsche prasselten auf die beiden Geburtstagskinder ein. Lee nahm die Geschenke für die Zwillinge entgegen und stapelte sie entsprechend. Hauptsächlich bestanden die Geschenke aus Süßkram und Scherzartikeln. Aber auch ein Besenpflegeset, neue Schreibfedern und Tintenfässchen fanden sich unter den Geschenken wieder. Lucinda wartetet, bis der Ansturm der Gratulanten abschwächte, ehe sie erst Fred und dann George gratulierte. “Happy 17. Birthday.”, wünschte sie, dabei drückte sie Fred rechts und links einen Kuss auf die Wange, während ihr George einen langen leidenschaftlichen Kuss bekam. Erst danach überreichte sie den Zwillingen ein gemeinsames großes Geschenk mit den Worten “Ein kleines Startkapital für euren Scherzartikelladen. Und der Umtausch ist ausgeschlossen.”
Neugierig wie die Zwillinge nun mal waren, rissen sie das Geschenkpapier sofort auf und zogen zwei identische Anzüge in dunkelgrau-meliert hervor. “Die Westen könnt ihr je nach Laune umfärben und das Beste an den Anzügen ist, sie passen sich immer perfekt an.”, erklärte Lucinda. “Du bist..” “..einfach die Beste!”, freuten sich Fred und George überschwänglich.
Nachdem die Zwillinge die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen ausgepustet hatten und der Kuchen auf die Gäste verteilt war, zog George Lucinda zu sich heran. “Du bist so wunderbar und ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient habe.”, flüsterte George und vergrub sein Gesicht in Luces Halsbeuge. “Liegt vielleicht daran, dass du ein charismatischer Idiot bist, der immer für mich da war, als ich jemanden an meiner Seite gebraucht habe.”, schmunzelte Lucinda. Plötzlich schob George Luce eine Armeslänge von sich fort. “Da fällt mir gerade ein, ich wollte dir schon lange etwas geben.” Schon wühlte der Weasley in seiner Hosentasche und beförderte ein kleines samtenes Kästchen zu Tage. “George?”, fragte Luce verunsichert, doch da klappte George bereits den Deckel auf und da lag der kristallene Anhänger mit den Pusteblumenschirmchen, den sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen hatte und welchen sie sich vom Hals gerissen hatte, als die Zwillinge ihr Verrat vorgeworfen hatten. “Ich hab ihn reparieren lassen, so gut es ging. Und ich hoffe, dass du ihn wieder annimmst.” George war rot um die Nasenspitze geworden und sah verlegen zu Boden. Mit zitternden Fingern nahm Lucinda den Anhänger aus der Schachtel und hielt ihn ins Licht. Sein Äußeres war glatt, doch im Inneren des Anhängers waren noch ein paar Risse zu sehen, die nun das Licht in seine Spektralfarben brachen. “Er ist noch genauso schön wie vorher. Legst du sie mir bitte um?”, bat sie. Vorsichtig schloss George die Kette und hauchte zum Schluss noch einen Kuss in Luces Nacken. “Ich liebe dich über alles.”, flüsterte er. In seinen Armen drehte sich die Ravenclaw Schülerin um und schlang ihre Arme um seinen Hals. “Und ich liebe dich, George Weasley.”
Während Luce und George turtelnd in einer dunklen Ecke standen, hatte Fred sich auf den leeren Buffet-Tisch gestellt. “Hey. Nochmal recht herzlichen Dank, dass ihr mir und meinem Bruder diese absolut geniale Feier organisiert habt. Da wir die Nerven der Lehrer heute Nacht nicht noch überstrapazieren wollen, noch ein letztes Lied bevor wir hier dicht machen.”, verkündete er und sprang unter dem Applaus der Gäste vom Tisch.
Die zarten Klänge von “I Swear” schwebten mit schillernden Seifenblasen durch den Raum. Fred hatte sich Angelina geschnappt und eng umschlungen tanzten sie in der Mitte des Raumes. Lee forderte Holly zum tanzen auf, welche kichernd annahm und die Beiden schunkelten hin und her. Und auch George und Lucinda tanzten eng aneinander gekuschelt in ihrer Ecke, wobei Luce ihr Ohr auf Georges Brust liegen hatte und die Augen geschlossen hielt.
Als der letzte Ton des Liedes verklungen war, flammten die Lichter im Raum langsam wieder auf. Das Stimmengewirr nahm zu und immer wieder konnte man hören, wie toll die Feier doch war. Nach und nach verabschiedeten sich die Schüler und machten sich auf den Weg in ihre Schlafsäle, zu aller Letzt gingen die Zwillinge, Lee, Angelina und Lucinda.
Das restliche Wochenende verlief ruhig, wenn man davon mal absah, dass Fred kurzzeitig auf der Krankenstation lag, weil er von den ganzen Süßigkeiten Bauchweh bekam. Erst am Sonntagabend, als unter den meisten Sechstklässlern das Hauptgesprächsthema die anstehende Apparierprüfung war, wurde Lucinda nervös. “Hey, du schaffst das übermorgen genauso wie wir auch.”, sprach George ihr Mut zu. “Bestimmt.”, nuschelte Luce, aber überzeugt schien sie nicht zu sein. Sanft drückte George die Hand seiner Freundin. “Ich glaub an dich.”
Dann war es auch schon Dienstag Morgen. Der Schulunterricht für die Sechstklässler, die an der Apparierprüfung teilnahmen, entfiel, da der Apparierprüfer nur vormittags Zeit hatte. So saßen die Schüler alle in der Großen Halle und warteten darauf, dass sie ihre Prüfung ablegen konnten. Die Haustische waren, wie auch zu den Apparier-Übungsstunden, an die Seiten der Halle geschoben, so dass in der Mitte genügend Platz vorhanden war. Drei Holzreifen lagen ebenfalls schon bereit. Nervös knetete Lucinda ihre Finger und fluchte innerlich, dass ihr Nachname mit B anfing und sie somit als einer der Ersten Prüflinge dran war.
Dann betrat Professor Dumbledore mit dem Prüfer die Halle und auch Mr. Fitzsimmons betrat den Raum. “Nun, dann wollen wir sogleich mit den Prüfungen anfangen. Mein Name ist Mr. O´Neil und ich bin Ihr heutiger Prüfer, da Mr. Pontin erkrankte. Wie Sie sehen, liegen hier drei Holzreifen auf dem Boden, wir starten hier vorne und apparieren als erstes in den nächst gelegenen und zum Anschluss in den Entfernten. Bestanden haben Sie, sobald sie vollständig im letzten Kreis ankommen.”, erläuterte Mr O`Neil und entrollte eine Pergamentliste. “Dann starten wir doch sogleich mit Mr. Adams.” Rabian Adams war wie Lucinda ein Ravenclaw Schüler. Innerhalb weniger Sekunden hatte er mit zwei sehr lauten “Plops” seine Prüfung abgelegt und bestanden. Freudestrahlend nahm er die Bescheinigung entgegen, dass er nun offiziell apparieren darf. “Miss Bishop!”, rief der Prüfer nun Lucinda auf, welche augenblicklich blass wurde. “Ich kann das nicht.”, hauchte sie verzweifelt. “Natürlich kannst du das. Du schaffst das.”, raunte George ihr ins Ohr, bevor er sie auch schon mit einem kleinen Schubs in Richtung des Prüfers beförderte. “Miss Bishop, ist mit Ihnen alles in Ordnung?”, wollte nun auch der Prüfer wissen, weil die Schülerin so stark zitterte. Krampfhaft nickte sie, ehe sie in den ersten Reifen stieg. “Atmen Sie nochmal tief durch. Ihnen kann nichts schlimmes passieren, dafür sind Mr. Fitzsimmons und ich ja da. Und wenn Sie dann soweit sind, dann fangen Sie an.”, sprach Mr. O`Neil beruhigend auf das Mädchen vor sich ein. Kurz haschte Lucindas Blick zu Mr. Fitzsimmons, der ihr aufmunternd zunickte, ehe ihr Blick weiter zu George, Fred und Holly wanderte. Holly hielt ihre gedrückten Daumen nach oben und Georges Lippen formten ein lautloses “Ich glaub an dich.”
Tief atmete Lucinda ein und aus, das Zittern lies nach. Sie konzentrierte sich auf den Reifen vor sich, sie wollte das unbedingt schaffen und dann verschwand sie und kam zeitgleich mit einem kaum hörbaren “Plop” im nächsten Reifen an. In der Halle war es mucksmäuschenstill und schon verschwand Lucinda wieder und kam wieder mit einem kaum hörbaren “Plop” im letzten Reifen an. Sie öffnete die Augen, die sie fest zusammen gekniffen hatte und sah in überraschte Gesichter. “Ich habs verpatzt, oder?”, wollte sie leise wissen und zog die Schultern etwas hoch. “A…Aber nein. Sie haben bestanden Miss Bishop! Herzlichen Glückwunsch!” Während Mr. O`Neil ihr das Zertifikat überreichte, brach tosender Applaus unter den Mitschülern aus. “Ich wusste du schaffst das!”, brüllte George von seinem Platz und reckte beide Daumen nach oben.
Überglücklich setzte sich Lucinda zu ihren Freunden. “Und war es jetzt soooooooooooo schlimm?”, wollte Holly wissen und ihre Augen blitzten wissend. “Überhaupt nicht. Ich hab rein gar nichts gespürt, deswegen dachte ich ja auch, ich hab es verpatzt.”, sprudelte es aus Luce heraus. “Na siehst du, Löwenzähnchen, alles nur halb so schlimm wie gedacht.” George verschränkte seine Finger mit denen von Lucinda und küsste dann ihren Handrücken. Inzwischen war auch Holly mit ihrer Prüfung durch und hatte auch bestanden, obwohl sie beim letzten Reifen mit einem Fuß etwas außerhalb gelandet war. Die Reihe war inzwischen bei Adrian Pucey angekommen, ein Slytherin. Luce kannte ihn von den Quidditchspielen, da er Jäger seiner Hausmannschaft war. Seine größte Schwäche war, dass er sich leicht ablenken lies und auch jetzt bei der Prüfung lies er sich durch Holly ablenken, die ihren Blazer auszog. Schon landetet Adrian nicht in dem Reifen vor sich, sondern direkt neben Holly. “Na Zuckerpuppe.”, flirtete er und hatte bereits vergessen, dass er soeben geprüft wurde. Seinem Hauskollegen Warrington passte das nicht, weshalb er seinen Zauberstab zog und Pucey mit einem Ganzkörperklammer-Fluch belegte. Nun schritt Professor Dumbledore ein, bevor noch mehr Schüler mit irgendeinem Fluch belegt werden. “Mr. Pucey, ihre Prüfung ist vorbei und Mr. Warrington, ich schließe sie, wegen Ihres Vergehens von gerade eben, von der heutigen Prüfung aus. Sie können die Prüfung dann Ende Juni ablegen. Ah ich glaube, dann wäre Miss Ross wohl als nächstes an der Reihe.”
Nach und nach ging es auf das Ende der Prüfung zu. “So, nun als nächstes Mr. Weasley und danach noch Mr. Weasley…”, der Prüfer stoppte und sah nochmals auf sein Pergament. “Ähm.. ja. Also… Mr. Weasley Eins bitte.” Schon hüpfte Fred von seinem Platz auf und ging mit einem breiten Grinsen zu dem Reifen. Auf Los ging es los und mit zwei nacheinander lauteren Knallen hatte Fred auch schon die Prüfung bestanden. “Und nun bitte Mr. Weasley Zwei.” George hauchte Lucinda noch einen Kuss auf die Lippen, dann ging er zum Prüfer, der nochmals einen Blick auf seine Liste warf. Als Mr. O`Neil dann aufblickte, sah er sich dem jungen Mann gegenüber, der doch soeben seine Zulassung erhalten hatte. “Wollen Sie mich veralbern?”, wollte Mr. O`Neil von George wissen und runzelte die Stirn. “Aber nicht doch, Sir. Gerade eben haben Sie meinen Bruder geprüft und nun bin ich an der Reihe.”, grinste George. Nun glitt der Blick des Prüfers über die Schüler und da sah er den zweiten Rotschopf. “Zwillinge.”, stellte er dann nüchtern fest. “Nun denn, Mr. Zwei. Sie dürfen beginnen.” Voller Vorfreude rieb sich George die Hände, dann gab es einen Knall und George tauchte mit viel weißem Rauch um sich herum im zweiten Reifen auf. “Bin heil geblieben!”, rief er lachend und wieder gab es einen Knall und George tauchte im letzten Reifen auf. Um ihn herum waberte dieses Mal roter Rauch, weshalb Mr. O`Neil etwas verwirrt zu seien schien. “Mr. Weasley Zwei. Glückwunsch zur bestandenen Prüfung, aber bei Merlin, wie kommt es, dass es bei Ihnen so dermaßen raucht, wenn sie apparieren?” George hielt sein Zertifikat fest in der Hand, als er sich zu dem Prüfer hinüber beugte und ihm leise ins Ohr flüsterte. “Das bleibt mein kleines Geheimnis.”