Kapitel 26: Training um frei zu sein, wie ein Phönix

Schon am nächsten Morgen begann Marco mit dem Training. “Zu aller Erst muss deine Verwandlung von deiner menschlichen Gestalt in die des Phönix innerhalb eines Augenblickes geschehen. Dir nutzt es gar nichts, wenn du fliegen könntest, aber dich nicht blitzschnell verwandeln kannst.”, hatte er gesagt und schon mit dem nächsten Wimpernschlag saß der blaue Phönix vor Talea auf den Planken. So sehr sich die Grünhaarige auch konzentrierte, so dauerte es doch zu lange, bis sie vollständig in einen Phönix transformiert war. Nachdenklich stand Marco an die Reling gelehnt da und beobachtete Talea bei ihren Versuchen. “Vielleicht…”, murmelte Marco vor sich hin, ehe er Jozu und Ace an Deck erblickte. “Ace! Jozu! Kommt mal eben her!”, brüllte er auch schon über das Deck.

Als Marcos Stimme übers Schiff hallte, zog Ace automatisch den Kopf ein. “Ich wars nicht!”, hörte man den Feuerteufel nur sagen, ehe er von Jozu in Richtung des Blonden geschoben wurde. “Was gibts, Marco?”, wollte der Hüne wissen, als er bei Marco angekommen war. “Ihr Zwei könnt mir bei Taleas Training helfen.”, erklärte der Blondschopf. “Und wie genau stellst du dir das vor? Soll ich Feuerbälle auf Talea abfeuern und ihr somit das sprichwörtliche ‘Feuer unterm Hintern’ machen?”, wollte Ace belustigt wissen. “Eigentlich keine schlechte Idee.”, grinste Marco und sah aus den Augenwinkeln, wie sich Talea versteifte. “Aber eigentlich dachte ich eher daran, dass Talea lernen soll, schnell zwischen den einzelnen Teufelskräften zu wechseln. Wenn sie das hin bekommt, dann sollte es auch kein Problem mehr darstellen, schnell die Gestalt zu ändern.”, erläuterte Marco seinen Plan. “Wir können aber jetzt nicht jeden Vormittag hier bei euch rumsitzen, nur damit Talea uns anfassen kann. Unsere Divisionen müssen auch beaufsichtigt werden.”, brummte Jozu. “Das müsst ihr auch nicht. Zumindest nicht immer. Vorerst würde es reichen, wenn ich weiß, wo ihr Vormittags seid, damit ich Talea zu euch schicken kann. So kann sie auch gleich ihre Ausdauer mit trainieren.” Ein leicht sadistisches Lächeln breitete sich auf Marcos Gesicht aus. “Na wenn das so ist. Unsere Divisionen sind zumindest für heute und morgen damit beschäftigt, die Segel zu flicken und somit an Deck.”, gab Jozu die Auskunft. “Joa. Ich werd mich in der Zeit ins Krähennest zurück ziehen. Ausschau halten und so.”, grinste Ace und schob sich seinen Cowboyhut ein Stückchen ins Gesicht, so dass er den missbilligenden Blick von Jozu und Marco nicht sah. “Also gut, dann fangen wir gleich mal an.”

Talea, die das Gespräch natürlich verfolgt hatte, trat zu Marco heran. “Sei doch so nett und kopier dir Jozus Diamantfrucht, damit ich sehen kann, ob du überhaupt mit einer Paramecia zurecht kommst.”, bat Marco und die Grünhaarige tat wie geheißen. Ihre Fingerspitzen berührten Jozus Unterarm und sofort spürte sie den Phönix nicht mehr, der inzwischen ihr ständiger Begleiter war. Wie auch bei Aces Feuer, oder als sie die Heilflammen des Phönix hervor gerufen hatte, konzentrierte sie sich auf die Kraft in sich, die sie in ihre Handfläche weiter leitete. Ihre Handfläche überzog sich mit einer hauchfeinen Schicht Diamanten und glitzerte in der Sonne. “Anscheinend kannst du Zoan-Kräfte nicht leiden, wenn du mit Paramecia und Logia keine Anfangsschwierigkeiten hast.”, stichelte Ace. “Ach halt doch die Klappe du Streichholz! Das liegt nur daran, dass ich mich dank Marco und der Phönixkraft damit auseinander gesetzt habe, wie ich im Allgemeinen die Kräfte hervor rufe.”, fauchte Talea, bevor sie ein entschuldigendes Lächeln an Marco sandte.

Über eine Stunde lang scheuchte Marco Talea schon übers Deck. Immer wieder musste sie zu Ace oder Jozu und deren Kraft kopieren um dann zurück zu Marco zu sprinten, ihm zeigen, dass sie die Teufelskraft hatte, nur um dann die Phönixkraft zu kopieren und sich in einen Phönix zu verwandeln und dann wieder losgeschickt zu werden. Keuchend stützte sich Talea auf ihren Oberschenkeln ab. “Egal… was du… jetzt noch… sagst… ich… kann nicht… mehr.”, keuchte sie und holte immer wieder japsend Luft. “Gut, dann sag ich dir eben nicht, dass ich stolz auf dich bin und wir für heute mit dem Training fertig sind.”, lachte Marco. “Himmel sei Dank.”, stöhnte die Grünhaarige und richtete sich auf. Da zog Marco sie auch schon in seine Arme. “Eh! Lass das!”, protestierte Talea, als der Blonde ihr einen Kuss geben wollte. Irritiert blickte Marco sie an. “Sie mich doch an, ich bin vollkommen verschwitzt.”, erklärte Talea. “Also auch nicht anders, als wenn ich dich die Nacht über wach halten würde.”, grinste Marco und stahl sich den Kuss. “Argh… Manchmal seit ihr Männer einfach nur widerlich!”, schimpfte Talea, während sie die Arme in die Luft warf. “Ich geh jetzt erst mal duschen.”, verkündete sie dann, ehe sie unter Deck verschwand.
Erst am nächsten Morgen zum Frühstück tauchte die Grünhaarige wieder auf.

Die nächsten Tage verliefen genauso. Marco hetzte Talea über das ganze Schiff und lies sie die Teufelskräfte wechseln, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr laufen konnte. Sie schleppte sich mühevoll unter die Dusche und dann ins Bett, nur um danach wie tot bis zum nächsten Tag zu schlafen. Ein klitzekleines Bisschen Leid tat es dem Phönix ja schon, dass er seine Freundin so scheuchte, aber er sah auch die Notwendigkeit hinter diesem Training. An diesem Morgen saß er bereits in der Mensa, als Talea herein geschlurft kam. “Guten Morgen, Sonnenschein.”, schmunzelte er und schob ihr eine Tasse Kaffee zu. “Morgen.”, murmelte Talea und trank den Kaffee in einem Zug leer. “Ich hab mir gedacht, heute darfst du mal etwas entspannter trainieren. Du musst dabei lediglich deine Hände bewegen.” Mit gehobener Augenbraue sah Talea skeptisch zu Marco. “Will ich eigentlich wissen, was du jetzt schon wieder mit mir vor hast?”, fragte sie und sah nicht glücklich aus. Kurz darauf saß Talea an Deck, vor sich hatte sie drei Karten liegen. Auf den Karten waren ein Diamant, ein Feuer und ein Phönix aufgezeichnet. “Deine Aufgabe ist es, flink auf die von mir genannte Karte zu tippen. Das trainiert deine Konzentration.”, hatte Marco die heutige Aufgabe erklärt und dann auch schon “Feuer” gesagt.  Schnell hatte Talea mit dem Finger auf das gezeichnete Feuer getippt und schon folgten in rascher Folge die Kommandos. “Feuer – Phönix – Diamant – Feuer – Diamant – Diamant – Phönix – Feuer – Diamant – Feuer – Diamant – Feuer – Diamant – Phönix – Phönix – Diamant – Feuer – Phönix – Feuer – Diamant.” Sobald sich Talea auch nur vertippte, schlug ihr Marco leicht auf den Hinterkopf. “Konzentrier dich.”, mahnte er, bevor das Spiel wieder von vorne los ging. 

Thatch, der neugierig näher heran getreten war, beobachtete das Ganze und musste ein Lachen unterdrücken, als Talea erneut einen Klapps auf den Hinterkopf bekam.  Nun gestaltete Marco das Ganze noch etwas schwieriger, weil er die Karten untereinander tauschte, was den Koch dazu verleitete, der Grünhaarigen den liebevollen Klaps zu geben, sollte sie sich vertippen. Schon hatte Marco “Phönix” gesagt und Talea die entsprechend richtige Karte angetippt, da bekam sie auch schon einen leichten Schlag auf den Kopf. Wütend drehte sie sich zu dem Koch um. “Was soll das denn? Ich hab doch richtig getippt.”, fauchte sie. “Upsi!”, war alles was Thatch mit einem entschuldigendem Lächeln hervor brachte. Schon lies sich Talea rückwärts auf die Planken fallen. “Marco, ich glaube, das bringt nichts. Dadurch verwandel ich mich doch auch nicht schneller in einen Phönix und fliegen lern ich so erst recht nicht.”, schmollte sie. “Dann verwandel dich doch jetzt mal in einen Phönix.”, schmunzelt Marco. Schon sprang Talea auf die Beine und noch ehe sie fest auf den Planken stand, saß dort der türkisfarbene Phönix und krächzte auffordernd. “Siehst du. Durch das Ausdauertraining und das Konzentrationstraining hast du deinen Körper und Geist in Einklang gebracht und bist somit in der Lage, schneller auf gewisse Begebenheiten, wie die Wandlung in einen Phönix, reagieren zu können. Und da du das ja nun beherrschst, können wir nun mit den Flugstunden anfangen.”, gab Marco mit einem siegessicheren Lächeln von sich. 
Ein empörtes Schnattern kam von dem türkisen Phönix, der mit den Flügeln schlug aber nicht vom Deck abhob. “Und das Flügelschlagen beherrscht sie auch schon.”, spottetet Thatch und musste dann herzhaft lachen. Beleidigt fauchte Talea, ehe sie mit ihrem spitzen Schnabel dem Koch in den Finger zwickte. “Aua! Hey, sag mal, spinnst du?”, wollte der Koch nun angesäuert wissen. Gleich darauf stand Talea auch schon wieder in ihrer menschlichen Gestalt vor den zwei Männern. Ihre Augen funkelten wütend. “Wenn du schon alles besser weist, Thatch, dann verrate mir doch, wie man fliegt!” Mit jedem Wort, das Taleas Mund verlies, pikte sie mit dem Zeigefinger auf des Kochs Brust. “Na ja… also… öhm… Marco?”, hilfesuchend blickte Thatch zu dem Vizen, dessen Grinsen von Sekunde zu Sekunde immer breiter wurde. Auch der Blick der Grünhaarigen lag nun auf Marco. “Ganz unrecht hat Thatch ja nicht. Immerhin ist es wichtig, dass man beim Fliegen mit den Flügeln schlägt.”, fing Marco an und konnte sehen, wie sich Unglaube und Wut auf Taleas Gesicht abwechselten. Beschwichtigend hob Marco die Hände. “Natürlich kommt es dabei auch darauf an, wie die Flügel ausgerichtet sind, aber im Prinzip, wenn ich dich jetzt über Bord werfen würde, könntest du fliegen.” Alle Farbe entwich aus dem Gesicht der Grünhaarigen. “Du… du hast gesagt… du würdest nicht….”, stotterte sie. “Hey, ganz ruhig mein Täubchen. Ich werde dich niemals über die Reling werfen. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass deine Instinkte dann genau wüssten, was zu tun wäre, wenn du irgendwo herunter fallen würdest.”  Sanft schloss Marco die zitternde Talea in seine Arme und küsste ihre Stirn. “Für heute reicht es, denke ich.”, brummte Marco und zog Talea mit sich unter Deck und in Richtung seiner Kajüte. “Du weißt aber schon, dass meine Kajüte in der entgegengesetzten Richtung liegt?”, wollte die Grünhaarige dann aber doch wissen. “Ist mit bewusst.”, war die schlichte Antwort Marcos, bevor er Talea noch etwas näher an sich heran zog.