Angriff in Hogsmeade

“Ich freu mich schon so auf das nächste Hogsmeade-Wochenende.”, seufzte Lucinda an jenem Abend Ende Mai, als sie sich erschöpft an George lehnte. Die Lehrer hatten mal wieder einen Berg an Hausaufgaben aufgegeben, die sie mit den Zwillingen in der Bibliothek erledigt hatte. “Und ich erst. Nur du und ich.”, zärtlich küsste George die Schläfe der Ravenclaw-Schülerin. “Mhm.”, nuschelte Lucinda, und kuschelte sich noch etwas näher an George heran. “Und mit wem geh ich nach Hogsmeade?”, beschwerte sich Fred und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. “Mit Angelina.”, kam die prompte Antwort von George. “Oder mit Holly. Mit ihr verstehst du dich doch auch gut.”, schlug Lucinda vor. “Oder mit mir.”, meinte Lee und ließ sich neben Fred auf einen Stuhl fallen. “Seit ihr schon fertig mit den Hausaufgaben? Wenn ja, kann mir jemand helfen?”, dabei grinste er nicht minder schelmisch, wie die Zwillinge. “Ja, wir sind bereits fertig. Aber glaub ja nicht, dass du abschreiben kannst!”, brummte Lucinda. “Ich schreib nicht ab, ich leih mir nur eure Gedanken und schreibe die Sätze um.”, meinte Lee diplomatisch. “Ach mach doch was du willst.”, nuschelte Lucinda und legte ihren Kopf an Georges Schulter, war sie viel zu müde um dem Gryffindor zu widersprechen. 

Dann war es endlich soweit. Samstag und Hogsmeade-Wochenende. Freudig hüpfte Lucinda die Stufen der Großen Treppe hinunter und eilte in die Große Halle. All ihre Schularbeiten waren erledigt und sie hatte das komplette Wochenende für George Zeit. Dieser saß bereits am Tisch der Gryffindors und wank ihr wie wild, als er sie in die Halle kommen sah. Weshalb sie gleich den Weg zu ihm einschlug und sich neben ihn auf die Bank setzte. “Na schöner Mann, so ganz alleine hier?”, wollte sie kokett lächelnd wissen. “Nun, die Dame, ich warte auf meine Freundin, mit der wollte ich eigentlich hinunter ins Dorf gehen, aber sie scheint mich versetzt zu haben. Wollen sie mich stattdessen begleiten.”, ging George auf ihr Spielchen ein. “Es wäre mir eine Freude. Sie sollten ihre Freundin besser erziehen.”, grinste Lucinda. “Das werde ich bei Gelegenheit in Erwägung ziehen.”, schmunzelte George, ehe er sich zu Lucinda hinüber beugte und ihr einen Kuss stahl. “Boah, muss Liebe was schönes sein.”, entfuhr es da Lee, der auf der anderen Tischseite des Pärchen saß. “Wenn du Groß bist, willst du bestimmt auch mal lieben, oder?”, neckte George seinen Kumpel, nachdem er sich von Lucinda gelöst hatte und grinste frech über den Tisch hinüber. “Hör mir bloß auf. Lieber bleib ich auf ewig Single, als das ich mit ner Tussi zu Madam Puddifoot´s Café gehen muss.”, stritt Lee es ab. “Entschuldige bitte, aber ich ziehe das Drei Besen dem Café vor und ich bin auch eine, wie sagtest du so schön, ach ja, Tussi.”, mischte sich Lucinda nun in das Jungsgespräch ein. “Du bist aber auch anders, du spielst Quidditch.”, versuchte Lee sich aus der Affäre zu ziehen. “Was hat Quidditch damit zu tun? Nicht jedes weibliche Wesen steht auf das rosa Café. Holly hasst es auch, dort hin zu müssen und sie spielt kein Quidditch.”, schleuderte Lucinda ihrem Gegenüber entgegen. “Echt, Holly mag Madam Puddifoot´s Café auch nicht?”, fragend sah Lee zu der Freundin seines besten Freundes, die den Kopf schüttelte. Da brülle Lee auch schon einmal durch die komplette Halle: “Hey Holly! Lust mit mir ins Drei Besen zu gehen? Ich lade dich auf ein Butterbier ein!” Als Antwort kam nur ein nach oben gereckter Daumen. “Yes!”, freute sich Lee. “Und ich muss jetzt alleine nach Hogsmeade, na vielen Dank auch.”, beschwerte sich da Fred und quetschte sich neben Lee auf die Bank. “Ich dachte du gehst mit Angelina?”, überrascht sah George seinen Zwilling an. “Ja schon, aber die will später noch shoppen gehen, da geh ich doch nicht freiwillig mit. Das kann sie schön mit ihren Freundinnen allein machen.”, brummte Fred.  “Ein Vorschlag zur Güte, wir gehen alle sechs gemeinsam nach Hogsmeade. Dann werden George und ich uns loseisen und ein bisschen gemeinsame Zeit verbringen und wir treffen uns dann alle in den Drei Besen auf ein Butterbier?”, fragte Lucinda und sah fragend in die Runde. “Ein sehr guter Vorschlag, mein Löwenzähnchen.”, raunte George ihr zu und küsste sie abermals.

Zu sechst waren sie also hinunter ins Dorf gegangen. Auf dem gesamten Weg haben sich die Schüler lustige Geschichten aus dem Schulalltag erzählt, gemeinsam gelacht und letzten Endes eine Zeit ausgemacht, in der sie sich in den Drei Besen treffen würden.Gemeinsam schlenderten Lucinda und George durch die Gassen von Hogsmeade. Hier und da waren sie mal in einem der Läden, wie Schreiberlings Federladen oder dem Honigtopf.   “Ich möchte noch zu Zonkos, bevor wir mit den anderen ein Butterbier trinken gehen. Kommst du mit?”, wollte George wissen. “Lass mal. Ich warte lieber draußen.”, zwinkerte Lucinda und gab George einen Kuss, ehe sie ihn in Richtung des Scherzartikelladens drückte. Selbst setzte sich die Ravenclaw auf eine Bank unter einem Apfelbaum. Der süßliche Duft der Apfelblüten umgab sie und die Brünette schloss genießerisch die Augen. Das Kies des Weges knirschte, was Lucinda signalisierte, dass sich jemand näherte. “Das ging ja schneller als gedacht.”, nuschelte sie. “Crucio!”, ertönte da eine wutverzerrte Stimme. Lucinda stürzte von der Bank. Jede Faser ihres Körpers fühlte sich an, als ob mit glühenden Nadeln hinein gestochen wurde. Krampfhaft versuchte sie die Augen zu öffnen um zu sehen, wer sie da angegriffen hatte. “Marius.”, brachte sie zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, ehe sie dem Schmerz doch nach gab und laut schrie. Kurz hörte der Schmerz auf. “Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, tot zu sein.”, flüsterte Marius ihr ins Ohr, ehe ein erneutes “Crucio!” ertönte. Gepeinigt schrie Lucinda auf. Der Schmerz hatte sie überraschend getroffen. “Schrei meine Schöne. Schrei um dein Leben!”, lachte Marius ehe er den dritten Cruciatus hinterher schickte. 
Die Ravenclaw konnte nicht sagen, ob es ihre Knochen waren, die da knirschten, oder ob sich ihnen jemand näherte. Ihre Welt bestand nur noch aus Schmerzen. Wieder ertönte ein “Crucio!” doch eine erneute Welle des Schmerzes blieb dieses Mal aus. “Alles… okay…. bei… dir, Luce?”, keuchte George, der über Lucinda gebeugt kniete und den Fluch abgefangen hatte. “G…George.”, keuchte die Ravenclaw, ehe sie husten musste und dabei Blut spuckte. 

George war aus Zonkos Scherzartikelladen heraus gekommen, als er diesen schrillen Schrei einer Frau hörte. Die Tüte in seiner Hand entglitt ihm, als er sah, dass Lucinda sich vor Schmerzen auf dem Boden wandte und sie die Frau war, die schrie. Schnellen Schrittes überbrückte er die Distanz zu seiner Freundin, wollte er ihr helfen, als hinter dem Baum eine Gestalt hervor trat. “Na sieh mal einer an, wen wir da haben, einen der ach so tollen Weasley Zwillinge.”, höhnte die Gestalt. “Marius.”, zischte George gepresst. “Sag bloß, du willst schon wieder meiner lieben Ex-Freundin helfen. Aber für das was sie mir angetan hat, dass ich wegen ihr von der Schule geflogen bin, dafür muss sie büßen!  Crucio!”, schrie Marius. Doch George hatte sich über Lucinda geworfen und den Fluch mit seinem Körper abgefangen. Unter höllischen Schmerzen wollte George wissen, wie es Lucinda ging. Sie schaffte es gerade so, seinen Namen heraus zu bringen, ehe sie husten musste und ein Schwall Blut mit kam. “Es wird… alles wieder… gut.”, versuchte George sich und Lucinda Mut zu zusprechen. Da ertönten von fünf Stimmen gleichzeitig “Expelliarmus!”
Durch den mehrfach ausgesprochenen Entwaffnungszauber, wurde Marius rückwärts geschleudert, wo er irritiert liegen blieb. 

“George! Luce! Alles in Ordnung bei euch?”, wollte Fred wissen, als er auf seinen Zwillingsbruder und dessen Freundin zu stürmte. Schwerfällig lies sich George neben Lucinda ins Gras fallen. “Madam Pomfrey wird uns schon wieder hin kriegen.” keuchte er und drehte dann den Kopf zu Lucinda, die schon wieder Blut hustete.Während Lee los rannte, um Hilfe zu holen, kümmerten sich Cedirc, Alec und Claire um den ehemaligen Hogwarts-Schüler. Dabei setzte Cedric einen Ganzkörper-Klammer-Fluch ein und Claire sprach noch einen Zauber, dass Marius Zunge am Gaumen kleben blieb, hatte Marius angefangen lautstark zu fluchen. “Isch möchte kein Wort mehr von dir ´ören.”, hatte sie gesagt, ehe sie den Zauber sprach.Lee war sofort zum Eberkopf gelaufen, um den Wirt zur Hilfe zu holen. Schnell hatte der Gryffindor geschildert, was auf dem Platz vor Zonkos Scherzartikelladen passiert war, woraufhin der Wirt einen Patronus hoch ins Schloss schickte, ehe er zum Schauplatz des Verbrechens eilte. “Aberforth!”, rief Fred panisch nach dem Wirt des Eberkopfs, als er bei der Gruppierung eintraf. Sofort eilte der Wirt zu den Zwillingen, die sich über Lucinda gebeugt hatten. “Lasst mich zu dem Mädl.”, befahl er und richtete die Schülerin etwas auf, dass sie das Blut besser abhusten konnte. Lucinda zitterte wie verrückt und war sehr blass. “Wie oft, hat der Mistkerl dich mit dem Cruciatus belegt?”, wollte er wissen.  “S… Sieb ..en..”, hauchte sie, ehe sie da Bewusstsein verlor und in den Armen Aberforths zusammen sackte.  

Es dauerte nur wenige Minuten, dann ertönten “Plopp”-Geräusche. Zwei Zauberer in limettengrünen Umhängen eilten zu Aberforth, der die bewusstlose Lucinda in den Armen hielt. “Was ist genau passiert?”, wollte der eine Zauberer wissen. “Das Mädchen wurde mit dem Cruciatus belegt. Wenn ich sie vorhin richtig verstanden habe, sieben Mal.”, meinte der Wirt nur und übergab Lucinda in die fähigen Hände der Heiler. George saß am Rande des Weges und war einer Ohnmacht nahe. Er konnte nichts für seine Luce tun und wenn er nicht so lange im Zonkos gebraucht hätte, dann hätte sie nicht so lange leiden müssen. “Entschuldigung!”, rief Fred, als die Heiler Lucinda für den Transport verzaubert hatten. “Mein Bruder hier, hat auch einen Cruciatus abbekommen, als er seiner Freundin helfen wollte.”, sprach der Rotschopf den Heiler an, der sich ihm zugewandt hatte. “Dann kommt er am Besten auch mit ins Mungos.”, meinte dieser und brachte George ebenfalls fort. Seit an Seit apparierten die St.Mungo Heiler mit George und Lucinda ins Krankenhaus. Indessen war auch der Schulleiter im Dorf angekommen. Er hatte seine Schüler zurück ins Schloss geschickt, während er sich selbst darum kümmerte, dass Marius an das Ministerium übergeben wurde.   

Wie Fred später am Abend von Dumbledore erfuhr, wurde Marius nach Askaban überführt. Dort durfte er warten, bis seine Gerichtsverhandlung stattfand. Strafmildernde Umstände wird es nicht geben, da er den unverzeihlichen Fluch mehrere Male angewandt hatte. Das Urteil lautete letzten Endes: lebenslänglich in Askaban. 
Die Tage zogen sich für Fred in die Länge. Oft genug passierte es ihm, dass er George etwas erzählen wollte, aber der Platz an seiner Seite war leer. Nach einer Woche kam zumindest für den Weasley die erlösende Nachricht. “Mr. Weasley, ihrem Bruder, dem anderen Mr. Weasley, geht es dementsprechend gut und er wird im Laufe des Tages zurück nach Hogwarts kommen.”, hatte Dumbledore ihm nach dem Frühstück berichtet. Die Erleichterung war dem Zwilling direkt anzusehen. “Wie…Wie geht es Lucinda?”, wollte Fred dann wissen und dennoch hatte er auch ein bisschen Angst vor der Antwort. “Nun, Miss Bishop ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Die Heiler nehmen an, dass sich ihr Körper von den Strapazen der Folter erst vollständig erholen muss, ehe sie wieder aufwachen wird. Auch sind die Heiler der Meinung, dass sie keine geistigen Schäden davon tragen wird, da die Folter zwar oft, aber kurz gehalten wurde, doch sicher können sie sich erst sein, wenn Miss Bishop wieder wach und ansprechbar ist.” Verstehend nickte Fred, waren dies doch keine guten Nachrichten. “Danke, Professor.”, meinte er, bevor er in den Unterricht bei Professor McGonagall ging. 

Es war kurz nach dem Mittagessen, als George durch die Gänge von Hogwarts wandelte. Er fühlte sich noch immer erschöpft und manchmal hatte er das Gefühl, die Schmerzen der Folter wieder zu spüren. Eine Woche hat er gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen und jeden Tag waren seine Mum und sein Dad im St.Mungos gewesen, damit er nicht alleine war. Kurz schnaubte George, war es ihm nicht erlaubt gewesen, zu Luce ins Krankenzimmer zu gehen, dabei wollte er sich doch nur davon überzeugen, dass sie lebte, dass sie auch wieder auf die Beine kam. Den Vater von Lucinda hatte er auch nur einmal kurz im Flur vor ihrem Krankenzimmer gesehen. Er hatte geweint und gemurmelt, dass er seine Tochter nicht auch noch verlieren könne. Danach hat er Mr. Bishop nicht mehr wieder im Krankenhaus gesehen.”Luce.”, flüsterte er leise und ballte seine rechte Hand zur Faust. Sie hatte dieses Schuljahr schon so viel durchleben müssen, der Tod ihrer Mutter, der Übergriff von Marius und nicht zu vergessen, sein törichtes Verhalten, was sie auch fast das Leben gekostet hätte. Immer war sie stark gewesen, hat sich zurück auf die Beine gekämpft, aber dabei war sie nie alleine gewesen. Jetzt war sie es aber und George hatte Angst. Angst, dass er Luce verlieren könnte.

“Georgie!”, hörte er da auch schon seinen Zwilling durch den Gang schreien und fand sich sogleich in einer festen Umarmung wieder. “Bin ich froh, dass du wieder da bist.”, wisperte Fred ihm ins Ohr. “Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun soll.” “Ich bin ja wieder da.”, sprach George fast tonlos und tätschelte seinem Bruder den Rücken. Fred drückte seinen Zwilling eine Armlänge von sich weg und besah sich sein Ebenbild genau. “Du siehst nicht gut aus.”, stellte er überflüssigerweise fest. “Sie haben mich nicht zu Luce gelassen, Fred.”, klagte George. “Hey, schon gut, Georgie. Sie wird wieder, aber du musst jetzt stark für Luce sein.”, sprach Fred seinem Bruder gut zu. Dieser nickte verstehend, ehe er mit Fred in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors ging.