Kapitel 28: Die Vorhersage

Sie hatten die Insel Antora mit vier Tagen Verspätung erreicht. “Na endlich.”, stöhnte Leonero auf, als sie am Hafen der Insel anlegten. “Noch einen Tag länger, an dem es nur Fisch zum Essen gibt und ich wäre von Bord gesprungen.” Die meisten der Nakamas konnten dem nur zustimmen. “Na wenn es euch nicht passt, dann kocht doch das nächste Mal einfach selbst!”, beschwerte sich Thatch lautstark. Noch bevor es zwischen den Köchen und der restlichen Crew zu einem Streit kommen konnte, betrat Marco das Deck. “Die 4. Division geht Lebensmittel kaufen. Die 3. und 8. Division hilft beim Verladen. Die 5. Division kundschaftet die Insel aus. ACE HIERGEBLIEBEN! Deine Division und auch du, habt Wachdienst auf dem Schiff.” Wie ein getretener Hund zog Ace den Kopf ein, wollte er sich doch unbemerkt von Bord schleichen und sich in einer der Wirtschaften den Bauch voll schlagen, nun wurde er zum Wachdienst verdonnert. Nach und nach verließen die einzelnen Divisionen das Schiff um ihre Aufgaben zu erledigen. Marco stand ebenfalls noch an Deck, nicht das Ace sich doch davon schlich. Es war so gut wie nichts mehr los, als Talea mit Souta im Schlepptau an Marco heran trat. “Wir gehen dann auch mal.”, verabschiedete sich Talea und gab Marco noch einen Kuss auf die Wange. Gerade war die Grünhaarige die Gangway hinunter, als Marco Souta an der Schulter zurück hielt. “Pass mir bloß auf sie auf und macht keinen Blödsinn.”, sprach er ernst. “Ai ai, Kommandant.”

Mit leuchtenden Augen lief Talea durch die Straßen der Hafenstadt. Die Häuser waren aus weißem Kalkstein gebaut und prachtvolle Blumen schmückten die  Fensterbänke und machten die Stadt farbenfroh. “Jetzt trödle doch nicht so.”, lachte sie, weil Souta langsam hinter ihr her trottete. “Ich hab Hunger.”, brummte der junge Mann und reckte die Nase in die Luft, war ihm gerade ein verführerischer Duft entgegen gekommen. “Dort vorne ist ein Markt, dort finden wir bestimmt was leckeres zum Essen.”, erwiderte Talea und deutete auf die vielen Verkaufsstände, die am Ende der Straße zu sehen waren. So schnell konnte die Grünhaarige gar nicht schauen, da war Souta schon an ihr vorbei geflitzt. “Warum war das jetzt sooooooooooo klar?”, fragte sie sich und lief Souta hinterher.

Die Stimmen der Händler schallten über den Platz, denn jeder wollte seine Ware feil bieten. Die Menschen tummelten sich vor den Ständen und zwischenzeitlich war ein Vorankommen fast unmöglich. Souta, der neben Talea lief, leckte sich die Finger ab, hatte er gerade noch ein Stück Honigmelone mit Speckmantel gegessen. “Muss schon sagen, die Leute hier wissen, was schmeckt.”, lachte er, war doch endlich sein Magen voll. “Gut, dann können wir ja jetzt meine Besorgungen machen.”, zwinkerte Talea und zog Souta hinter sich her zu einem Schreibwarenladen. Nachdem sie Papier, Tinte und so manch anderen Kleinkram im Schreibwarenladen besorgt hatten, schlenderte Talea mit Souta noch ein bisschen über den Markt. “Kommen Sie, werte Damen und Herren, meine Schwester liest Ihnen die Zukunft aus der Hand. Kommen Sie und erfahren Sie etwas über Ihre Liebe, Ihr Leben und das für nur 500 Berry!”, rief ein Junge. “Lass uns da mal hingehen.”, freute sich Talea wie ein kleines Kind und folgte den Rufen des Jungen.
“Das ist bestimmt nur ein Scharlatan, Talea. Die sagen einem, was man hören will und können nicht wirklich in die Zukunft sehen.”, versuchte Souta die Grünhaarige zurück zu halten, doch da war sie in der Menschenmenge bereits verschwunden. Seufzend ergab der Pirat sich und folgte ebenfalls den Rufen des Jungen, denn dort musste ja auch irgendwo Talea sein.

“Bitte, der Nächste.”, drang eine rauchig wirkende Stimme von einem kleinem Zelt auf die Straße. Schon stritten sich zwei Damen darum, wer sich als nächstes aus der Hand lesen lassen durfte.Da hatte sich die korpulentere der beiden Damen, mit Zuhilfenahme ihrer Ellenbogen, durchgesetzt. Sie schob den Stoff vom Zelteingang beiseite und stellte dabei auch schon lautstark ihre Frage: “Steht da auch, ob ich reich heiraten werde?” Nach nur wenigen Minuten kam sie wieder heraus. “Oh ich werde ein erfülltes Leben haben, reich an Schätzen und ich werde von vielen geliebt werden!”, trällerte sie und verschwand glückselig. Zögerlich trat nun die andere Frau in das Zelt. Als auch sie wieder heraus kam, zierte ein freudiges Lächeln ihr Gesicht. “Du willst doch nicht wirklich da rain?”, wollte Souta wissen, als er Talea endlich gefunden hatte. “Doch!” Und schon verschwand die Grünhaarige im Zeltinneren.
In dem schummrigen Zelt saß ein zirka 15-jähriges Mädchen. Ihr Gewandt war eher schlicht, nur am Saum ihres Schultertuchs waren kleine Goldplättchen befestigt. “Und was soll ich Ihnen voraussagen? Etwas über die Liebe? Oder ob Sie in Geld schwimmen werden?”, fragte das Mädchen mit der rauchigen Stimme. “Ehrlich gesagt, keine Ahnung.”, lachte Talea. “Nun gut, dann schau ich mal, was ich sehe.” Das Mädchen griff nach Taleas Hand und zog sie zu sich heran. Dabei rutschte der Ärmel der Grünhaarigen etwas hoch und man konnte einen kleinen Teil des Whitebeard-Tattoos sehen. Für einen kleinen Augenblick erstarrte das Mädchen, doch Talea konnte beim besten Willen nicht sagen, ob es die Erkenntnis war, dass sie eine Piratin war, oder es an dem lag, was das Mädchen in ihrer Hand sah. Doch dann nahm die Handleserin wieder ihre professionelle Haltung an. “Ich sehe, dass Sie ein fleißiger und familienbewusster Mensch sind, Madam. Sie besitzen einen starken Gerechtigkeitssinn und wollen Probleme schnellst möglich aus der Welt schaffen. Aber sobald es um Sie selbst geht, brauchen Sie Halt, der Ihnen von Ihrer Familie gegeben wird. Ihre Partnerschaft wird gefühlvoll und langanhaltend sein.” “Das klingt doch nicht schlecht.”, meinte Talea und schenkte dem Mädchen ein herzliches Lächeln. “Vielen Dank für die Lesung.” Dann kramte sie einen 5000-Berry-Schein hervor und drückte ihn dem Mädchen in die Hand, welche ihn fassungslos auseinander faltete.  “Madam! Das ist viel zu viel!”, beteuerte das Mädchen und suchte das Wechselgeld zusammen. “Schon okay. Behalte den Rest einfach.”, mit diesen Worten verschwand Talea aus dem Zelt. Das leise “Vielen, vielen Dank, Madam.”, hörte die Piratin nicht mehr.

“Und? Hast du was nettes erfahren?”, wollte Souta wissen, der auf Talea gewartet hatte. “Jap.”, war die schlichte Antwort, während sie ein paar Schritte von dem Zelt weg gingen. “Und was?”, fragte Souta neugierig nach. “Sachen, die ich auch vorher schon wusste.”, grinste die Grünhaarige. “Mensch Talea, jetzt sag schon und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!”, quengelte Souta. “Du hattest Recht damit, dass sie den Leuten sagt, was sie hören wollen. Dennoch ist das Mädchen kein reiner Scharlatan. Die Leute wollen doch nur eine  Bestätigung für ihre Wünsche und Hoffnungen und sind bereit, dafür zu bezahlen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie tatsächlich etwas aus den Händen der Leute deuten kann. Zumindest hat sie meine Persönlichkeit ganz gut beschrieben.” “Und dennoch stört dich etwas.”, stellte Souta fest. “Irgendwas hat das Mädchen erschreckt. Etwas das sie gesehen hat und ich denke nicht, dass es das Tattoo war.”, gab Talea ihren Gedanken preis, während sie sich an den Unterarm fasste. “Du meinst, sie hat dir die negativen Aspekte deiner Zukunft nicht vorher gesagt.”
Doch noch bevor Talea darauf antworten konnte, übertönte ein kindlicher Schrei den gesamten Trubel auf dem Markt. “Sada!!!” Die Stoffbahn, die den Zelteingang der Handleserin bedeckte, wurde schwungvoll zur Seite geworfen und mit schnellen Schritten trat das Mädchen heraus. Keuchend hielt der Junge, der auch schon für seine Schwester Werbung gemacht hatte, vor ihr an. “Sada, du musst schnell mitkommen! Sie jagen Auri, weil sie den Apfel nicht bezahlt hat!”, der Junge war ganz verzweifelt. “Wo genau sind sie lang, Kai?”, wollte Sada wissen und der Junge deutete zu dem zerklüfteten Berg. “Verdammt!”, fluchte Sada, ehe sie davon eilte.

Nicht unweit standen Talea und Souta. “Entschuldige bitte.”, wandte sich die Grünhaarige an den Jungen, welcher etwas jünger als die Handleserin zu sein schien. “Wer ist Auri und warum hat sie den Apfel nicht bezahlt? Wo sind eure Eltern? Geht es euch finanziell schlecht?”, sprudelten die Fragen aus ihrem Mund. “Talea, das geht uns doch gar nichts an!”, zischte Souta, dem Marcos Warnung im Kopf herum geisterte. “Wir haben keine Eltern mehr. Sie starben letzten Winter bei der großen Kälte. Auri ist unsere jüngere Schwester. Sie ist doch gerade mal fünf Jahre alt. Sie hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht. Bitte Madam, glauben sie mir, wir sind keine Diebe.”, schluchzte der Junge und fing an, bittere Tränen zu weinen. Talea, die vor dem Jungen in die Hocke gegangen war, zog ihn an sich und strich ihm tröstend über den Rücken. “Souta, du passt auf den Jungen auf. Ich werde den Mädchen helfen!”, sprach Talea, nachdem sich der Junge etwas beruhigt hatte und stand auf. “Aber Marco hat gesagt…”, fing Souta an, wurde aber durch Talea unterbrochen, die ernst und entschlossen zu ihm sah. “Das sind noch Kinder! Und ich lasse nicht zu, dass eine Fünfjährige, von wem auch immer, gejagt wird, wie ein wildes Tier!” Dann machte sich die Grünhaarige eilig auf den Weg zu dem zerklüfteten Berg, auf den Kai vorhin gedeutet hat.

Es dauerte eine Weile, bis Talea den Bergpfad gefunden hatte. Auf der einen Seite türmten sich Felswände empor, auf der anderen Seite ging es steil bergab und dann war das massive Gestein mit weiteren Spalten und Schluchten versetzt, durch die ein Wind pfiff. “Sada? Auri?”, rief die Grünhaarige, als sie dem Weg folgte, doch eine Antwort blieb vorerst aus. Der Pfad vor Talea wurde immer schmäler und kleine Steinchen lösten sich bereits am Rand des Weges und stürzten in die Tiefe. Da vernahm sie ein Schluchzen und die flehende Stimme von Sada. “..bitte euch. Ich bezahl den Apfel und Zinsen, aber tut Auri nichts!” Vorsichtig schob sich Talea an der Felswand entlang um näher heran zu kommen. Dort am Rand der Schlucht standen vier halbstarke Jungs in einem Alter von circa 19 Jahren. Einer hatte die kleine Auri am Kragen ihres Kleidchens gepackt und hob sie so in der Luft, während Sada vor ihnen im Dreck kniete und flehte. “Weißt du, was man mit Dieben macht?”, wandte sich der Junge an Sada, der Auri fest hielt. “Sie werden bestraft!” Er hielt den kleinen Körper über die Schlucht. “One-chan, hilf mir!”, kreischte die kleine Auri und zappelte wild. Die Handleserin war aufgesprungen und wollte zu ihrer kleinen Schwester eilen, doch die anderen drei Halbwüchsigen hinderten sie daran. “Bitte, sie ist doch noch ein Kind! Es wird auch nicht wieder vorkommen!”, kreischte Sada. Doch der Junge schleuderte die kleine Auri bereits hin und her, und dann lies er los. “ONE-CHAN!”, schrie Auri, als sie fiel!

Talea konnte nicht fassen, was sie da sah. Dieser Junge hatte tatsächlich Auri in die Schlucht geworfen! Sie war entsetzt. Diesen Sturz konnte das Mädchen unmöglich überleben. Die türkisen Flammen tänzelten erwartungsvoll über Taleas Arme, war doch jede Faser ihres Körpers gespannt, denn sie würde dem Mädchen hinterher springen. Und dennoch war ein flaues Gefühl in Taleas Bauch, denn ihr erster Flug lag nur wenige Tage zurück und seit dem war sie auch nicht wieder geflogen, zu sehr hatte sich die Angst vor einem erneuten Desaster, in ihrem Kopf verankert. Plötzlich spürte sie eine innere Ruhe, die nicht von ihr zu kommen schien, aber es war auch nicht ihr innerer Phönix, der diese Ruhe ausstrahlte. Sie lauschte in sich hinein. Es war Marco mit seinem Phönix, der sie beruhigte, das spürte sie mit ihrem Herzen. Tief atmete sie ein und beruhigte ihr aufgewühltes Inneres. “Wir schaffen das. Dem Mädchen wird nichts passieren.”, sprach sie sich selbst Mut zu, ehe sie zu ihrer Phönixgestalt wechselte und sich in die Schlucht fallen lies. Der Gegenwind raschelte in ihren Federn, als sie selbst in die Tiefe stürzte. Dann breitete Talea ihre Schwingen aus, der Wind verfing sich unter ihren Flügeln und sie glitt durch die Schlucht hindurch. Ihre Augen hatten bereits den kleinen Körper von Auri ausfindig gemacht, der ungebremst in Richtung Boden stürzte. Talea neigte ihren Körper zur Seite, so dass sie aus dem tragenden Wind fiel und sich schneller dem Mädchen näherte. Da Talea noch nie zuvor jemanden mit ihren Krallen aufgefangen hatte, wollte sie nun auch kein Risiko eingehen und die Kleine verletzten, weshalb sie unter Auri glitt und das Mädchen mit ihrem Körper auffing. Kurz sackte Talea nach unten, war es ungewohnt, noch ein zusätzliches Gewicht zu tragen, ehe ihre Flügel wieder weit ausgebreitet waren und sie durch die Schlucht glitten. Der bis eben noch ängstlich-weinerliche Laut, der Auris Kehle verlassen hatte, war zu einem freudigen Jauchzen geworden und so stieg der türkisfarbene Phönix mit dem Mädchen auf dem Rücken wieder in die Höhe.

Oben am Rand der Schlucht kauerte Sada und weinte bittere Tränen um ihre Schwester, während die Jungs nur hämisch lachten, als der türkise Feuervogel sich über den  Rand erhob und eine freudig quietschende Auri mit sich brachte. “One-Chan! Schau mal der hübsche Vogel hat mich gerettet!”, rief Auri und quietschte wieder vor Freude. Erleichtert atmete Sada auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, während die vier Jungs bleich wurden, als der Feuervogel zur Landung ansetzte. Nachdem Talea wieder auf dem staubigen Bergpfad stand, wandelte sie sich zurück und hob Auri von ihrem Rücken herunter. “Wartet kurz, ich muss mit den Kerlen noch schnell was klären.”, sprach sie freundlich, ehe sie sich an die vier Halbstarken wandte und dabei ein ziemlich grimmiges Gesicht aufsetzte. “Wem von euch Schwachmaten schuldet die Kleine den Apfel?”, wollte sie wissen und drei der jungen Männer machten einen Schritt zurück, dass nur noch der übrig blieb, der Auri über die Klippe geworfen hatte. “S..Sind sie… d..die … M… Mutter d…der G..Gören?”, wollte der Junge stotternd vor Angst wissen. “Nein, ich bin Piratin. Aber mir gefällt es nicht, wenn ein kleines Kind wie ein Tier gejagt wird, für sowas lächerliches wie einen Apfel. Vor allem nicht, wenn die Schwester den Apfel zahlen will.”, sprach Talea ruhig, aber ihre Stimme hatte einen gefährlichen Unterton angenommen. “Sollte ich von Sada, Kai oder Auri nur einmal zu hören bekommen, dass wegen so einer Lächerlichkeit wieder einer der drei weinen musste, werde ich mich unverzüglich auf den Weg hier her machen und das ein für alle Mal unterbinden!”, mit diesen Worten deutete sie den Vieren an, dass sie gehen konnten. “Hab verstanden, Ma´am.”, sprach der Junge, ehe er mit seinen Freunden verschwand.

Sada stand mit offenem Mund da und beobachtete Talea, wie sie die Jungs zurecht wies, während Auri sich an ihr Bein klammerte. Als sich Talea dann zu den zwei Mädchen umwandte, zuckte die Handleserin unwillkürlich zusammen. Nach der Tonlage der Piratin, hatte Sada mit einem wütenden oder gar boshaften Ausdruck auf dem Gesicht der Älteren gerechnet, doch diese hatte wieder ein freundliches Lächeln aufgesetzt und schritt nun langsam auf die Mädchen zu und ging sogar in die Hocke um mit Auri auf Augenhöhe zu sein. “Das nächste Mal, musst du für das, was du haben möchtest, bezahlen. In Ordnung?”, fragte Talea Auri und legte ihr eine Hand auf den Kopf. “Ja!”, antwortete Auri und lächelte ebenfalls. “Dann lasst uns mal zurück gehen. Ich glaube Kai wird sich schon Sorgen um euch machen und ich fürchte, dass meine Leute auch nicht gerade glücklich über meinen Alleingang sind.”, schmunzelte Talea, ehe sie aufstand. “Madam… ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür revanchieren soll, dass Sie Auri geholfen haben..”, druckste Sada herum, während sie den Bergpfad hinab gingen. “Da gibt es nichts zu revanchieren. Ich habe nur das getan, was ich für das Richtig gehalten habe. Aber bitte, nenn mich doch Talea.”, lächelte Talea. Schweigend gingen sie weiter und Talea konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Sada mit sich rang. Die ersten Häuser des Dorfes tauchten vor ihnen auf, als Sada dann doch zu sprechen anfing. “Madam… Talea…  Als ich vorhin in deiner Hand gelesen habe..”, fing sie an, wurde aber von Talea unterbrochen. “Du hast etwas gesehen, was dich erschreckt hat, stimmts?”, mutmaßte die Piratin. Sada nickte. “Ja. Ich hasse es, schlechte Voraussagungen zu machen, aber nachdem du uns so geholfen hast, hast du ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu erfahren.” Nun war es an Talea mit sich zu ringen. Wollte sie tatsächlich wissen, was für eine schlechte Zukunft für sie bereit stand?  “Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich wissen will, was mich erwartet.”, gestand Talea, als sie zum Hafen liefen, denn sie vermutete Souta und Kai am Schiff vorzufinden. “Falls es Sie … dich tröstet, ich kann nicht vorher sagen, wie jemand stirbt. Wäre ja noch schöner. Nein, ich kann nur in etwa bestimmen, was die Linien auf der Handfläche deuten. Zum Beispiel wie lang jemand auf der Welt verweilt, ob das Leben von Gesundheit geprägt wird, oder viele Veränderungen geschehen werden.”, erzählte Sada. “Dann erzähl mir bitte, was dich an meiner Zukunft so verschreckt hat.”, bat Talea.
Sie standen bereits im Hafen der Stadt und vor ihnen lag die MobyDick, als Sada die Hand von Talea nahm. Mit den Fingern fuhr sie eine der Linien nach. “Das hier, ist deine Lebenslinie. Sie wurde hier vor nicht all zu langer Zeit unterbrochen.”, dabei tippte sie auf eine kleine Stelle an der die Linie einfach aufhörte. “Eigentlich hättest du dabei sterben müssen, aber hier neben dran, taucht eine ganz feine, zweite Lebenslinie auf, die überbrückte deine Lebenslinie und verschwindet einfach wieder. Aber hier setzt sie wieder ein. Ich habe sowas noch nie zuvor gesehen, aber es hat dir das Leben gerettet.”, erzählte Sada. Dann fuhr sie die Lebenslinie mit der Fingerspitze weiter. “Hier vorne, hören deine beiden Lebenslinien einfach auf, mitten in der Hand. Ich habe schon in vielen Händen gelesen, aber das ist auch für mich neu. Was mich erschreckt hat ist diese Linie..”, sprach das Mädchen und fuhr mit der Fingerspitze die nächste Linien auf Taleas Handfläche nach. “Deine Schicksalslinie endet zur gleichen Zeit, wie deine beiden Lebenslinien. Als ob dein Schicksal ab diesem Punkt offen liegt. Und das alles hängt mit deiner Liebeslinie zusammen. Sie ist sehr kurz und weißt auf eine bisher kurze Beziehungszeit hin. Hier erscheint eine Unterbrechung und das liegt in nicht all zu weiter Ferne, aber sie hat die Liebeslinie noch nicht berührt, könnte aber auf eine Trennung hindeuten, danach ist deine Liebeslinie kaum noch zu erkennen. Talea, die Beziehung die du momentan führst, sollte sie scheitern, wird ausschlaggebend für deine weitere Zukunft sein, aber ich kann dir nicht sagen, wie sie verlaufen wird.”