Die dritte Aufgabe

Die Tage flogen nur so dahin. Es war Sommer geworden und die meisten Schüler liefen lachend durch das Schloss, genossen die Wärme und die Sonne. Nur die zwei rothaarigen Jungen, die sich glichen wie ein Ei dem Anderen, die liefen mürrisch durch die Gegend. Der eine war Fred, der nicht wusste, wie er seinem Zwillingsbruder George aufmuntern sollte. Der andere war eben jener George, der aufgemuntert werden musste. 

Seufzend stocherte George in seinem Frühstücks-Rührei herum, er hatte mal wieder keinen Hunger. Die Posteulen waren vor ein paar Minuten gekommen, aber er hatte, wie die letzten Wochen auch, keinen Brief erhalten, wo er doch so sehnsüchtig auf eine Nachricht aus dem St. Mungos wartete. Shadow, der Rabe von Lucinda, saß auf dem Tisch und pickte lustlos ein paar Brotkrumen auf. “Du vermisst sie auch, oder?”, wandte sich der Weasley an das Tier und strich ihm über das Gefieder. Ein leises, traurig klingendes “Krah!” war alles, ehe der Rabe seine Flügel ausbreitet und aus der Großen Halle verschwand. “Goergie… sie wird wieder gesund. Du musst ihr nur ein bisschen Zeit geben.”, murmelte Fred zum gefühlten tausendsten Mal. “Das sagst du jedes Mal, Fred! Aber sie liegt seit vier Wochen bewusstlos im Mungos! Vier Wochen!” Verzweifelt raufte sich George die Haare, er fühlte sich einfach so hilflos. “Was ist… wenn sie größeren Schaden genommen hat, als die Heiler dachten? Was ist… wenn es ihr so ergeht, wie Nevilles Eltern?” Es war das erste Mal, dass George seine Ängste aussprach. “Georgie… ” Fred hatte nicht geahnt, dass seinem Bruder solche Gedanken durch den Kopf spukten. “Marius ist kein Todesser gewesen.”, versuchte nun auch Lee seinen Freund zu beruhigen. “Nein, aber er hatte einen mörderischen Hass auf Luce und mich. Den Cruciatus, den ich abbekommen habe… ich habe seine komplette Wut gespürt, wie sie in mich gedrungen ist. Wie sie mich verletzt hat. Luce hat das sieben Mal aushalten müssen.” Tränen schimmerten in Georges Augen. Er wusste einfach nicht mehr weiter. In diesem Moment kam Professor McGonagall am Haustisch der Gryffindors vorbei. Kurz legte sie eine Hand auf Georges Schulter und drückte diese leicht. “Mr. Weasley, glauben sie an ihre Freundin.”, sprach sie dem Rothaarigen Mut zu, ehe sie auch schon weiter ging. Mit offenem Mund starrten Lee, Fred und George ihrer Hauslehrerin nach, die nun bei Harry stehen geblieben war und ihm gut zu redete, stand doch die dritte Aufgabe kurz bevor. 

Zwei Tage später war es dann soweit. Die dritte Aufgabe des Magischen Turniers fand zu Beginn der Abenddämmerung statt. Die Schülerschaft hat sich auf dem ehemaligen Quidditch-Feld getroffen, welches nur noch aus riesigen Hecken bestand. “Die Champions müssen durch den Irrgarten in die Mitte gelangen. Auf ihrem Weg dorthin, müssen sie sich den Gefahren des Irrgartens stellen. Dort, in der Mitte, steht der Trimagische Pokal. Wer den Pokal als Erstes erreicht, der wird Trimagischer Champion und erlangt ewigen Ruhm.” Da Harry und Cedric Punktgleich waren, durften sie gleichzeitig als erstes starten. Mit dem Donnerschlag einer Kanone, durften die Champions in das Labyrinth hinein.  Auch Viktor und Fleur verschwanden nach je einem weiteren Kanonenschuss in das Labyrinth und so hieß es für die Zuschauer warten.
Zwei Mal sprühten rote Funken über das Labyrinth, was bedeutete, das zwei Champions aufgaben. Die bewusstlose Fleur und ein sehr irritierter Viktor wurden aus den Hecken geborgen. “Zumindest wird der Trimagische Champion ein Hogwartsschüler.”, brummte Lee, als er sah, wie Fleur in den Krankenflügel transportiert wurde. “Wenn Cedric das Rennen macht, dann wird er nächstes Jahr noch mehr wie ein aufgeblasener Gockel durch die Gänge stolzieren.”, murrte Fred.  “Cedric ist kein schlechter Kerl, du magst ihn nur nicht, weil er euch das eine Mal im Quidditch so fertig gemacht hat.”, hielt Lee dagegen. George hingegen hielt sich komplett aus der Diskussion heraus, die zwischen seinem Bruder und Lee entstand, seine Gedanken waren wieder bei Luce. Bei ihrem schönen Lächeln, als sie ihm und Fred das Geburtstagsgeschenk überreicht hatte. Den funkelnden Augen, als sie sich darüber freute, das den Zwillingen ihr Geschenk gefiel. Mit einem Kopfschütteln vertrieb George die Gedanken wieder, zogen sie ihn nur hinunter.


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Zur gleichen Zeit im St. Mungos Hospital. In dem sonst so stillen Raum erklang ein qualvolles Stöhnen und das Rascheln des Bettzeugs war zu hören.  “G..George?”, kam es schwach von dem einzigen Krankenbett, welches im Raum stand, gefolgt von einem Husten. Schon wurde die Türe aufgerissen und eine Heilerin stürmte in das Zimmer. “Miss Bishop?”, sprach sie das Mädchen an, welches im Bett lag. “Können Sie mich hören, Miss Bishop?”, fragte die Heilerin, die sich über das Krankenbett gebeugt hatte. “Ja.”, gab das Mädchen gequält von sich und versuchte die Augen zu öffnen. “Sehr gut.”, sprach die Heilerin, ehe sie mit einem Wink ihres Zauberstabes einen nassen Waschlappen herbei zauberte und ihn dem Mädchen auf die Augen legte. “Gleich sollten Sie die Augen wieder öffnen können. Das passiert manchmal, wenn man mehrere Wochen schläft.”, sprach die Hexe in der limettengrünen Uniform freundlich. Als sie dann den Waschlappen entfernte, konnte das Mädchen tatsächlich die Augen öffnen.  “Wie lang… hab ich … geschlafen?”, krächzte das Mädchen. “Es sind fast fünf Wochen vergangen, seit Sie hier eingeliefert wurden, Miss Bishop.”, sprach die Heilerin, ehe sie ihrer Patientin ein Glas Wasser reichte. Mit einem schwachen Lächeln nahm das Mädchen das Glas entgegen und trank ein paar Schluck. “Wenn Sie sich soweit in der Verfassung fühlen, dann würde ich gerne ein paar Tests mit Ihnen machen, Miss Bishop.”, sprach die Heilerin und klatschte in die Hände, als das zustimmende Nicken kam. “Sehr schön, zu aller erst, ein paar grundlegende Fragen. Wissen Sie ihren Vornamen, Miss Bishop?”, stellte sie die erste Frage. “Lucinda. Aber ich werde auch Luce oder Lucy gerufen.”, beantwortete das Mädchen die Frage. Dann folgten weitere Fragen über ihren Geburtstag, den Wohnort, auf welche Schule sie ging. “Jetzt zu einer etwas heikleren Frage. Wissen Sie, was mit Ihnen passiert ist, dass Sie hier im St. Mungos gelandet sind?”, wollte die Heilerin wissen und sah auf ihrem Klemmbrett die entsprechende Notiz. Kurz schloss Lucinda die Augen. “Ich war … mit George, meinem Freund,  in Hogsmeade. Er wollte unbedingt noch in Zonkos Scherzartikelladen. Ich hab mich unter einen Apfelbaum gesetzt und die Sonne genossen.”, anfangs wirkte sie zögerlich, doch um so mehr sie sagte, an umso mehr erinnerte sich Lucinda. “Ein ehemaliger Mitschüler hat mir den Cruciatus hinterrücks aufgehalst. Er hat mich einige Male mit dem Fluch belegt. … George! Er hat sich dazwischen geworfen!” Panisch blickte sich Lucinda um, aber nirgends konnte sie den Rotschopf sehen. “Wo ist George? Wie geht es ihm?”, wollte sie dann von der Heilerin wissen. “Ah. Mr Weasley wurde schon vor gut drei Wochen entlassen. Ihm ging es den Umständen entsprechend, dass er wieder zurück nach Hogwarts durfte.”, gab die Heilerin Auskunft. Erleichtert seufzte Lucinda auf. “Wann glauben Sie, darf ich das Krankenhaus verlassen?”, wollte Lucinda von der Heilerin wissen. “Nun, Miss Bishop, das kommt auf ihre körperliche Verfassung an. Ich werde erst einmal ihrem Vater eine Eule schicken und ihnen dann eine Kleinigkeit zu Essen bringen lassen.”, schon war die Heilerin wieder verschwunden und Lucinda lies sich erschöpft in die Kissen sinken, hatte sie sich in der Sorge um George tatsächlich aufgesetzt gehabt.
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Bei der dritten Aufgabe warteten die Zuschauer ungeduldig darauf, dass Cedric oder Harry den Pokal endlich erreichten. Im Irrgarten selbst, waren beide Hogwartsschüler bereits in der Mitte angekommen und starrten auf den schimmernden Pokal. “Nimm du ihn, Harry.”, sprach Cedric und deutete auf den Pokal. “Du hast mir hier drinnen das Leben gerettet, du sollst ihn haben.” Der Hufflepuff wusste, ohne den Jüngeren wäre er verloren gewesen und so gab er gerne den Sieg ab. “Nein. Du warst als erstes hier. Nimm du ihn.”, stritt Harry den Sieg ab. “Dann nehmen wir ihn Gleichzeitig.”, schlug Cedric vor und Harry stimmte dem zu. “Also schön, bei drei. Eins … Zwei … Drei!”, zählte Harry und griff nach dem Pokal, doch Cedric hatte seine Hand schnell zurück gezogen. Nun wurde der blonde Schüler Zeuge davon, wie Harry mit dem Pokal in einem Strudel aus Farben verschwand. “Fuck! Das Ding ist ein Portschlüssel!”, erkannte der Hufflepuff sofort. Er hob seinen Zauberstab und sprühte rote Funken in die Luft. Es dauerte nur wenige Minuten, da wurde Cedric aus dem Irrgarten gebracht. Noch bevor irgend jemand etwas fragen konnte, stürzte Cedric zu Professor Dumbledore. “Professor… der Pokal… ein Portschlüssel… Harry.. einfach weg!”, brachte er gerade so heraus, ehe das Adrenalin nach lies und er in sich zusammen sackte. Tumult brach auf den Tribünen aus. Mit ruhiger Stimme ordnete der Schulleiter an, dass Cedric in den Krankenflügel gebracht werden sollte. Dann wandte sich Professor Dumbledore an die Schülerschaft. “Bleibt bitte alle ruhig. Noch wissen wir nicht, was genau geschehen ist. Es wird sich alles aufklären. Solang geht bitte in eure Häuser.””Das klingt gar nicht gut.”,  raunte Hermine Ron zu, als sie mit den restlichen Gryffindors in ihren Gemeinschaftsraum gingen. Gerne hätte sie mit Lucinda über die Vorkommnisse gesprochen, aber diese lag noch immer im St. Mungo Hospital. “Was glaubst du, wo Harry gerade ist?”, riss Ron die Brünette aus ihren Gedanken. “Bestimmt an keinem sicheren Ort, Ron. Wer auch immer den Pokal in einen Portschlüssel verwandelt hat, führt nichts gutes im Schilde.” “Warum hab ich das dumpfe Gefühl, dass V…Vo… dass der, dessen Namen nicht genannt werden darf, etwas damit zu tun hat?” “Liegt vielleicht daran, dass Harry, bis jetzt jedes Schuljahr, auf ihn getroffen ist.”, mutmaßte Hermine.
Während die Schüler alle im Schloss waren, so standen die Lehrer, die Minister und die angeforderten Auroren draußen auf dem Quidditchfeld, welches in seinen ursprünglichen Zustand zurück versetzt wurde. “Was, wenn der Junge nie wieder zurück kommt?”, wollte einer der Auroren wissen. “Er wird sicherlich wieder zurück kommen. Es ist schließlich Harry Potter, von dem wir hier reden.”, fauchte Professor McGonagall.