Kapitel 30: Ferienende

Die nächsten Tage verbrachten die Jugendlichen damit, sich auszuspannen und so gut wie nichts zu tun. Als Ron und Harry dann jedoch beim Abendbrot äußerten, sie würden auch gern im Orden helfen, sah Mrs. Weasley es als Aufforderung, die Kinder wieder mit dem Hausputz einzuspannen. “Ich komm mir vor wie ein Hauself.”, brummte Ron mürrisch, als er Schimmel von einem Schrank abkratzte. “Dann weißt du ja jetzt, was für ein schlechtes Leben Hauselfen führen und du engagierst dich für B.ELFE.R!”, strahlte Hermine hoffnungsvoll. “Als ob. Luce ist deinem Belfer-Verein ja auch nicht beigetreten.”, moserte Ron sogleich, fand er es zudem ungerecht, dass die Zwillinge und Luce nicht beim Putzen helfen mussten. “Es heißt nicht Belfer, sondern B – ELFE – R. Wie oft denn noch. Ja, es ist schade, dass sie mich in der Hinsicht nicht unterstützt. Aber sie respektiert die Hauselfen. Hast du gesehen, wie nett sie zu Kreacher ist? Da könntest du dir ruhig eine Scheibe davon abschneiden.”, tadelte Hermine. Was Hermine jedoch nicht wusste, war, dass Lucinda mit Kreacher Geschäfte machte. Da die Ravenclaw-Schülerin gesehen hatte, was der Hauself immer aus den Müllsäcken zog, hatte sie ein kleines Sammelsurium angelegt, welches nun immer zum Einsatz kam, wenn sie oder die Zwillinge für ihre Experimente etwas brauchten, an was sie sonst nicht ran gekommen wären. Und einmal hatte Hermine eben gesehen, dass Luce Kreacher ein silbernes Döschen in die Hände gedrückt hatte, worauf hin der Hauself eine Träne weggeblinzelt hatte und sich schniefend verbeugte.”Ist ja schon gut.”, brummte Ron und verschwand augenblicklich wieder im Inneren des Schrankes, um seiner Arbeit nach zu gehen. Erst als Mrs. Weasley zum Essen rief, kam er wieder hervor. Ausgelaugt saßen die drei Freunde am Esstisch. “Sag mal Ginny, was hast du eigentlich heute gemacht?”, fragte Ron seine kleine Schwester. “Vorhänge gewaschen!”, zischte die Rothaarige und hielt ihre schrumpeligen Finger vor Rons Augen. “Ah… okay… dachte nur, du hättest uns ja helfen können…”, gähnte Ron. Grinsend setzte sich George an den Esstisch. In seinen Haaren hingen staubige Spinnweben. “Na, alles klar bei euch?”, fragte er. “Mhm…”, kam es vierstimmig zurück. “Mit was hast du dir denn die Zeit vertrieben?”, wollte Hermine wissen und deutete auf das staubige Haupt des Weasleys. “George und ich waren auf dem Dachboden.”, beantwortete Fred die Frage und setzte sich neben seinen Bruder. “Habt ihr zwei da oben was interessantes entdeckt?”, fragte Sirius über den Tisch hinweg. “Ein paar Uralt- Besen, haufenweise Koffer mit Kleidung, ein paar Kisten mit irgendwelchem Brimborium, verstaubte Bücher, ein Regal voller Zauberstäbe, zerfetzte Gemälde und einen Ghul.”, zählte George auf. “Also nichts besonderes.”, stellte Sirius nüchtern fest. Dann kam auch so langsam der Rest ins Esszimmer getrudelt. Ausnahmsweise waren mal wieder einige Ordensmitglieder zugange. Unter anderem auch Bill Weasley, der in den letzten Wochen eher selten zu Gast war. Als letztes huschte Lucinda ins Zimmer und setzte sich auf den noch freien Platz neben George. Ihr Blick schweifte über die Anwesenden, doch ihr Vater war dieses Mal nicht da. “Molly, ich dachte es gibt Essen.”, gluckste Mundungus und deutete auf den leeren Tisch. “Gibt es auch. Lucinda und ich haben den Vormittag damit verbracht, etwas auszuprobieren. Wenn ich also eure Aufmerksamkeit haben dürfte.”, strahlte Sirius und klopfte mit dem Zauberstab dann drei Mal auf den Esstisch, der sich nun, wie von Zauberhand, deckte. Anerkennend applaudierten die Zwillinge, während Moody verschwörerisch zwinkerte, hatte er Dumbledore doch das Geheimnis der Haustische abgeluchst und an Sirius weiter gegeben. Lautstark ging es beim Essen zu, gab es doch von allen Seiten etwas zu erzählen. Tonks unterhielt Ginny und Hermine mit ihren Metamorph-Fähigkeiten, so lies sie sich einen Entenschnabel wachsen und pikte ihren Salat vom Teller. Unbemerkte trat ein rothaariger Mann ins Esszimmer. “Mahlzeit.”, verkündete er. “Charlie!”, freute sich Molly über ihren zweitältesten Sohn und war sofort von ihrem Platz aufgesprungen um ihn in die Arme zu schließen. “Sag mir nicht, du hast auch deinen Job gekündigt um jetzt hier zu arbeiten.”, der leichte Tadel, der klar Bill galt, war nicht zu überhören und Charlies älterer Bruder zog etwas den Kopf ein. “Oh nein. Die Drachen werden mich nicht so schnell los.”, lächelte Charlie und setzte sich auf den herbei gezauberten Stuhl. “Ich hab ein paar Tage Urlaub und wollte mal schauen, wie die Lage hier so ist.”, plapperte der zweiälteste Weasley-Sohn, was im Grunde nichts anderes hieß, als dass er dem Orden etwas mitteilen musste.
Als nach dem Essen noch alle beisammen saßen, zog Charlie einen Stapel Briefe aus der Tasche. “Im übrigen hab ich hier noch eure Post. Die Eule kreiste unentwegt über den Häusern, weil sie nicht wusste, wo sie hin muss. Als sie mich erblickte, hat sie die Briefe einfach vor mir fallen lassen.”, erzählte der Weasley und verteilte die Briefumschläge. “Die Schullisten.”, stellte Lucinda nüchtern fest, als sie das Emblem von Hogwarts auf dem Briefumschlag sah. Argwöhnisch wog sie jedoch ihren Brief in der Hand, ehe sie George den Brief aus der Hand riss und mit ihrem verglich. “Drachenmist.”, murmelte sie und schob ihren ungeöffneten Brief mit grauenverzerrtem Gesicht weit von sich. Jedoch wurde die gesamte Aufmerksamkeit sogleich auf Ron gelenkt, der seinen Brief bereits geöffnet hatte und ungläubig auf eine Anstecknadel starrte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Das Wappen Gryffindors mit einem großen silbernen V, welches ihn als Vertrauensschüler auszeichnete. “Oh Ron! Das sind wunderbare Neuigkeiten. Du, ein Vertrauensschüler, wie jeder in der Familie.”, rief Molly überglücklich und ihr Gesicht strahlte vor Freude. “Und was sind George und ich? Nachbarn von gegenüber oder was?”, fragte Fred beleidigt, aber Molly wank einfach nur ab und schloss ihren jüngsten Sohn in die Arme. Ein “Ich auch!”, tönte durch den Raum und Hermine hielt ebenfalls ein Vertrauensschüler-Abzeichen in die Höhe. Für einen kurzen Moment verrutschte Harrys fröhliches Gesicht und er fragte sich, warum nicht er zum Vertrauensschüler ernannt worden war, doch dann fragte er sich, ob er mit seiner Missgunst nicht genauso wie jeder Slytherin wäre. “Hey. Glückwunsch.”, brachte Harry dann tatsächlich hervor und er meinte es so, wie er es sagte. “Magst du deinen Brief nicht auch mal aufmachen?”, fragte Charlie und deutete auf den ungeöffneten Brief vor Lucinda. “Nicht wirklich.”, murmelte die Brünette und starrte den Brief nieder. “Was stellst du dich so an? Es ist doch nur die Bücherliste.”, grinste Fred und angelte nach dem Brief. “NEIN! NICHT!”, kickste Luce, doch da hatte Fred den Brief auch schon aufgerissen. “Du tust ja gerade so, als ob dich der Brief gleich fressen würde.”, lachte George, als auch schon Fred scharf die Luft einsog. “Oh… Merlin…”, keuchte der Zwilling und alle blickten auf das bronze-blaue Ravenclaw Abzeichen, auf dem ein großes S prangte. “Schulsprecher.”, keuchte George und sah schockiert seine Freundin an, welche ihren Blick auf die Tischplatte geheftet hatte. “Warum musste Dumbledore das ausgerechnet mir antun? Wie soll ich das denn neben all dem Lernen noch bewerkstelligen?”, murmelte Lucinda leise vor sich hin. Graute es ihr bereits vor den ganzen Pflichten, die auf sie zu kamen. “Wir helfen dir.”, versprach Hermine und stieß Ron den Ellbogen in die Rippen. “Genau.”, pflichtete dieser schnell bei. “Ich war damals auch Schulsprecher. Das Beste an dem Amt ist glaub ich, dass du separate Räumlichkeiten hast, in denen du ungestört lernen kannst.”, erzählte Bill und schwelgte ein bisschen in Erinnerungen. George, der merkte, dass Lucinda dennoch beunruhigt war, stand von seinem Platz auf und ging zu ihr hinüber. Feste schloss er sie in eine Umarmung. “Du schaffst das. Wer, wenn nicht du, hm?” Und dann küsste er sie, vor allen Anwesenden.
Am Abend lag Lucinda zwischen den Zwillingen auf dem Bett und starrte an die Decke. “In zwei Tagen sind unsere letzten Sommerferien vorbei.”, sinnierte George. “Und wir haben gar nichts tolles gemacht.”, seufzte Fred. “Ein paar entspannte Tage am Strand wären toll gewesen. Der warme Sand und die kalten Wellen die, um die Füße spülen.”, träumte Luce vor sich hin. “Oder wenn wir auf eine dieser Muggel-Tanz-Veranstaltungen gegangen wären.”, spann George den Gedanken weiter. “Oh das wäre sicherlich klasse gewesen.”, stimmte Fred seinem Bruder zu. Unison seufzten die drei auf. “Vielleicht können wir das ja nachholen, wenn wir unseren Abschluss haben.”, murmelte Lucinda gedankenverloren vor sich hin. “Das machen wir.”, versprach George. “Was mich aber am meisten ärgert, wir wollten diese Sommerferien nach einem geeigneten Laden für uns Ausschau halten.”, beschwerte sich Fred.Plötzlich sprang Lucinda, wie von der Tarantel gestochen, auf. “Bei Merlins Bart! Das hab ich ja glatt vergessen.” Und schon war sie aus dem Zimmer der Zwillinge verschwunden. “Was hat sie denn jetzt auf Einmal?”, fragend sah Fred seinen Bruder an. “Keine Ahnung.”, brummte George. Doch noch ehe einer der Beiden sich gerührt hatte, stand Lucinda mit ihrer magischen Tasche auch schon wieder im Raum. “Wo hab ich es… wo hab ich es?”, fragte sie, während ihr ganzer Arm in der Tasche verschwand und sie irgendwas zu suchen schien. “HA!”, rief die Brünette freudestrahlend, als sie ihren Arm siegessicher empor riss. Zwischen ihren Fingern hatte sie ein zerknülltes Stück Papier. “Und was ist DAS?”, fragte Fred neugierig. “Ich bin darauf gestoßen, als ich mit Tonks in der Winkelgasse die Besorgungen gemacht habe. Aber durch Harrys Ankunft hab ich es dann komplett vergessen gehabt. Ein leerstehendes Geschäft in der Winkelgasse.”, grinste Luce von einem Ohr zum Andern. “Ein… ” “…leerstehender Laden…” “…in der Winkelgasse?”, fragten die Zwillinge überrascht. Voller Stolz glättete Lucinda das Papier in ihrer Hand. “Winkelgasse Nummer 93, Eckhaus, mit schönen hohen Fenstern. Laut Tonks ein ehemaliger Kramer-Läden.”, feixte Lucinda. “Doch nicht etwa…” “…das Eckhaus gegenüber Eeylops Eulenkaufhaus?” Die Augen der Zwillinge fingen an zu leuchten. “Genau das.”, giggelte Luce, weil sich die zwei Weasleys wie kleine Kinder freuten. Sie reichte George das geglättete Stück Papier. “Wenn wir das bekommen könnten, das wäre der absolute Wahnsinn.” murmelte George vor sich hin, als es auch schon an der Tür klopfte. Schnell war das Pergament verschwunden und in synchroner Zwillingsmanier erklang ein “Ja?” Zögerlich steckte Molly den Kopf zur Tür herein. “Ich wollte wirklich nicht stören, aber Lucinda Liebes, hättest du einen Moment Zeit für mich?”, fragte die Mutter der Zwillinge und wirkte verlegen. “Aber natürlich, Mrs. Weasley. Wie kann ich denn helfen?”, fragte Luce, während sie über George hinüber krabbelte und ihrer Schwiegermutter in Spe auf den Gang hinaus folgte. Sichtlich nervös trat Molly von einem Bein aufs Andere. “Du kennst dich doch ein bisschen mit Besen aus, oder? Nun, jeder meiner Söhne, der Vertrauens-Schüler wurde, hat eine eigene Eule bekommen. Da Ron aber schon eine Eule hat… er wünscht sich einen neuen Besen…”, erklärte Molly ausschweifend. Verstehend nickte Luce. “Also wollen sie eine Beratung von mir?”, fragte die Ravenclaw dennoch nach. “Ja.”, seufzte Molly. “Also schön. Gehen wir in die Küche, da hab ich vorhin einen Besen-Prospekt gesehen.”Nachdem der Prospekt mit den Besen auf dem Tisch lag, schlug Mrs. Weasley sofort die Seite mit den teuersten Besen auf. Ein tiefer Seufzer entwich ihr, als sie die Preise sah. “So teuer….”, nuschelte Molly und schüttelte ungläubig den Kopf. “Was wollen sie denn bei den Langstreckenflug-Besen, Mrs. Weasley?”, fragte Luce und blätterte ein paar Seiten weiter. “Für Ron wird ein Sport-Besen wohl geeigneter sein.” Dann tippte sie auf zwei verschiedene Modelle. “Da hätten wir: Der Nimbus 1700, zwar ein etwas älteres Model, aber noch immer in den Top 10 der Quidditch-Besen. Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h, die er in unter 30 Sekunden erreicht. Außerdem lässt er sich sehr leicht lenken. Einziger Nachteil, er hat eine Schlagseite zum Schweif hin, wie eigentlich jeder Nimbus, was erhöhte Kosten mit sich bringt, da der Besen mindestens einmal im Jahr nachjustiert werden sollte. Der Preis von 111 Galleonen ist aber ansonsten gerechtfertigt.Empfehlen würde ich aber den neuen Sauberwisch 11. Maximale Geschwindigkeit bei 137 km/h, vorne wirkt der neue Sauberwisch etwas klobig, aber zum Schweif hin, wird er schlanker. Dadurch lässt er sich besser auf der Stelle um 360 Grad drehen ohne aus der Spur zu kommen. Allerdings ist der Preis mit 180 Galleonen überzogen.” Da ertönte von der Tür ein Räuspern. “Daddy!”, freute sich Luce, als sie ihren Vater sah, hatte dieser beim Abendessen noch gefehlt. “Tut mit Leid, Spätzchen, es ging nicht früher. Ah Molly, ich bin nicht drum herum gekommen, die Fachsimpelei meiner Tochter zu hören. Und ich empfehle dir, geh in den Laden Broomstix. Dort arbeitet eine Bekannte von uns, Ardilla, sie kann dir sicherlich einen Rabatt für den Besen machen. Sag ihr einfach, dass ich dich geschickt habe.” Dann zog Samuel seine Tochter an sich heran. “Und du willst mir nicht was beichten?”, fragte er und zwinkerte vergnügt. “Ich… also… eigentlich nicht, Daddy.”, stammelte Lucinda und sie lief rot an. “Also bist du nicht Schulsprecherin geworden?”, hakte Samuel nach und sein Grinsen wurde immer breiter. “Doch schon…”, druckste Luce herum. “Aber du fandest es nicht wichtig genug, um es mir zu sagen. Da hoff ich nur, dass du es dann für wichtig genug hältst, mir mitzuteilen falls du schwanger bist oder heiraten möchtest.” “DADDY!”, entrüstete sich Lucinda lautstark, was ihren Vater nur schallend lachen lies. Schmunzelnd hatte Molly das Hin und Her zwischen den zwei Bishops beobachtet. Es freute sie, dass die Beiden ein so tolles Verhältnis zueinander hatten. Am nächsten Tag, während die Kinder ihre Schulkoffer packten, war Molly in der Winkelgasse um die benötigten Schulbücher und Rons neuen Besen, zu besorgen. Zum Abendessen gab es dann ein Buffet und die zwei Vertrauensschüler, sowie die Schulsprecherin, wurden gebührend gefeiert. Ron strahlte bis über beide Ohren, als er den Sauberwisch 11 auspackte und vertiefte sich sogleich mit Harry in eine Fachsimpelei darüber. Als es dann auf zehn Uhr abends zuging, schickte Molly die Kinder ins Bett. “Ihr müsst morgen früh raus, ihr wollt doch nicht den Zug verpassen.”, sprach sie mit erhobenem Zeigefinger und so trollten sie sich in ihre Betten.