Ankunft im Windmühlendorf

Für Talea war der letzte Tag auf der PolarTang angebrochen. Mit der noch schlafenden Mara auf dem Arm betrat sie das Esszimmer des U-Bootes und setzte sich auf ihren angestammten Platz neben Law. “In etwa vier Stunden werden wir an der Insel anlegen.”, hatte Law hinter seiner Zeitung hervor gebrummt und sich dann wieder dem Neuigkeitenblatt gewidmet. Kein Wunder also, dass die Stimmung an Bord so gedrückt war. Nach der langen Zeit, die Talea nun Teil der Crew war, ist sie der Mannschaft ans Herz gewachsen und auch sie hatte die Heart-Piraten lieb gewonnen.

“Law, gibst du mir bitte mal Maras Fläschchen?”, fragte Talea, doch der Angesprochene blätterte nur provokant seine Zeitung um. “Dann halt nicht.”, grummelte Talea und erschuf sich einen Raum. Dann tauschte sie mit einem einfachen “Shambles” die Marmelade gegen die Milchflasche ihrer Tochter, an die sie nicht heran gekommen war. “Ich würde sagen, dein Training ist somit abgeschlossen.”, grinste Law süffisant über den Rand der Zeitung hinweg. “Und ich würde sagen, dass du manchmal ein echter Arsch bist.”, konterte Talea.

Nach dem Frühstück fing die Grünhaarige an, ihr Hab und Gut zusammen zu packen. Etwas wehleidig sah sich Talea in dem kleinen Raum um, der für so viele Monate ihr Zuhause war. Auf dem Bett lag ihre Tochter und strampelte mit glucksenden Lauten glücklich vor sich hin. “Hey kleine Motte, jetzt beginnt ein neues Abenteuer für uns Beide.”, sprach Talea auf ihr Töchterchen ein und stupste dem kleinen Mädchen auf die Nasenspitze. Da klopfte es an der Tür und mit einem “Ja bitte?”, bat Talea den Gast herein. Law trat in die kleine Kammer und blickte sich um. Wo vorher noch diverse Baby-Sachen und Krimskrams verstreut auf der Kommode lagen, war nun alles verräumt und der Raum sah unbewohnt aus. “Wenn wir anlegen, werde ich allein von Bord gehen, das Dorf überprüfen und erst wenn ich mir sicher bin, dass es für euch ungefährlich ist, werde ich euch holen.”, hatte Law gesagt, während er gegen die verschlossene Türe gelehnt dastand. Dann zog Law eine Teleschnecke aus seiner Hosentasche, die ihm sehr ähnlich sah. “Die ist für dich. Meld dich, wenn du was brauchst oder von dort weg möchtest.” Law hatte die Teleschnecke auf die Kommode gesetzt und war dann auch schon wieder fort. “Wer hätte das gedacht. Trafalgar Law hat doch ein sehr weiches Herz.”, murmelte Talea, während sie die Teleschnecke in ihren Umhängetasche packte.

Das gelbe U-Boot schaukelte im leichten Wellengang vor der Küste des Windmühlendorfes, welches friedlich dalag. Ein vereinzelter alter Mann stand am Hafen und beäugte das Piratenschiff kritisch. “Was will denn der Rookie hier?”, fragte sich der alte Mann und beobachtete, wie der Piratenkapitän das U-Boot verließ und direkt auf das Dorf zusteuerte.
Aufmerksam sah Law sich auf seinem Weg um und begegnete dabei misstrauischen Blicken, die er jedoch gekonnt ignorierte. Es war ein ruhiges, kleines Dorf mit idyllischer Lage. Und wenn Ace es auch nur als halb so schön beschrieben hatte, so konnte Law verstehen, warum es Talea hier her zog. In der Ferne spielten auf einer Wiese ein paar Kinder Ball und lachten ausgiebig, während ihre Mütter etwas abseits beisammen saßen und quatschten. Der Chirurg des Todes hatte immerhin so viel Phantasie, dass er es sich vorstellen konnte, wie Talea Teil dieser Gemeinschaft war und es stimmte ihn froh.

“Dieses Dorf steht unter meinem Schutz und ich werde nicht zulassen, dass du hier für Angst und Schrecken sorgst, Trafalgar Law. Also zieh Leine, denn ich hege keinerlei Sympathie für Kriminelle.”, sprach der alte Mann, der sich als Monkey D. Garp entpuppte und sich Law in den Weg stellte. “Ich bin nicht gekommen, um zu rauben oder zu plündern. Vielmehr wollte ich sicher gehen, dass mein derzeitiger Gast, hier gut aufgehoben ist.”, gab Law geheimnisvoll von sich. Misstrauisch beäugte Garp den Piraten, als dieser einen “Room” erschuf, der sich bis zu seinem gelben U-Boot ausbreitete. “Shambles.”, murmelte Law und wo eben noch niemand neben dem Pirat stand, tauchte plötzlich eine grünhaarige Frau mit einem Baby auf dem Arm auf.

Garps Augen weiteten sich vor Schock. “Aber… unmöglich…”, stammelte der sonst so taffe Marine-Soldat. Seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte, um die Grünhaarige zu berühren. Ein trauriges Lächeln breitete sich auf Taleas Gesicht aus, als sie den Vizeadmiral erblickte und Tränen schimmerten in ihren Augen. Noch bevor sie auch nur Garps Namen aussprechen konnte, fand sie sich in seiner festen Umarmung wider. “Mädchen, du lebst.”, schluchzte Garp und er drückte Talea, samt ihrer Tochter, fest an sich. Derweil hatte Law das Gepäck von Talea ebenfalls ins Dorf getauscht. “Meine Aufgabe ist somit erledigt. Talea. Vizeadmiral Garp.” Mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete sich Law und drehte ihnen den Rücken zu.
“Law!”, hielt ihn Taleas Stimme zurück. Als er sich nochmals zu der Grünhaarigen umdrehte, war sie bereits bis auf ein paar Schritte an ihn heran getreten. “Danke, Law. Für alles.”, und schon hatte Talea auch die letzte Distanz überbrückt und Law einen Kuss auf die Wange gehaucht. Ein trauriges Schmunzeln zierte Laws Gesicht. “Wenn ichs dem Strohhut nicht versprochen hätte, dann hätte ich dich nicht mehr von Bord gelassen. Eine so gute Kartographin findet man selten.”, sprach er, während er seinen Weg zurück zum Hafen fortsetze und hob zum Abschied die Hand.

Auch wenn Law kein weiteres Mal zurück blickte, wank Talea ihm solange, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Garp stand mit gerunzelter Stirn daneben. “Auf die Geschichte bin ich mal gespannt.”, murmelte der Marine-Angehörige vor sich hin. Laut verkündete er dann: “Du und dein Mädchen, ihr wohnt selbstverständlich bei mir.” Und schon schnappte er sich das Gepäck und ging voraus.

Beim Abendbrot erzählte Talea dann die ganze Geschichte. Angefangen mit ihrer Gefangennahme und dass das Kind nicht von Ace ist. “Das dachte ich mir bereits. Ace kam mit seiner Herkunft nie klar. Darum wird er sich nicht aktiv darum gekümmert haben, sein Blut weiter zu vererben.”, brummte Garp, ehe er Talea aufforderte, weiter zu sprechen. “Ich hab noch versucht, Aces Leben zu retten. Aber das hat mich ans Ende meiner Kräfte gebracht und ich bin bewusstlos zusammen gebrochen.”, schluchzte Talea und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, führte sie ihre Erzählung weiter und erzählte, das ohne Laws Hilfe weder Ruffy, Jinbei noch sie überlebt hätten. “Dann weißt du, wo Ruffy zur Zeit steckt?”, wollte Garp wissen. Talea nickte, während sie von dem Brot abbiss. “Also genau weiß ich es nicht, aber er wollte mit Silvers Rayleigh zwei Jahre lang auf einer unbewohnten Insel trainieren, damit er der neuen Welt gewachsen ist.”, erklärte die Grünhaarige, nachdem sie den Bissen hinunter geschluckt hatte. “Zumindest ist er somit aus der Reichweite der Marine. Jetzt würde mich nur noch interessieren, warum du hier bist und nicht beim Rest der Whitebeard-Piraten?”, neugierig blickte Garp seinen Gast an. “Das hängt mit Maras Vater zusammen. Er hatte mich vor die Wahl gestellt, entweder das Kind oder er. Ich hab mich für mein Kind entschieden und die MobyDick verlassen. Anfangs war ich unschlüssig, wo ich hin sollte, doch dann erinnerte ich mich an die Erzählungen von Ace. Er hat mir oft vom Windmühlendorf erzählt, aber als wir auf Bruderschaft getrunken haben, hat er von dem Dorf geschwärmt. Doch auf meiner Reise hier her, wurde ich wie gesagt von der Marine geschnappt. Dann kam der Krieg und die Tatsache, dass ich ungewollt auf Laws U-Boot gelandet bin.”, fasste Talea zusammen und zuckte mit den Schultern. “Anfangs war ich von der Idee, mit Law zu reisen, nicht begeistert, doch die Argumente sprachen für Law. Er ist Arzt und hat sich die restliche Schwangerschaft gut um Mara und mich gekümmert. Das Geheimnis, das ich überlebt habe, konnte nicht gelüftet werden und Ruffy hat Law das Versprechen abgerungen, dass er mich auf die Insel meiner Wahl bringen muss.”, schmunzelte Talea, als sie sich daran zurück erinnerte, wie Ruffy sich trotz seiner starken Verletzungen für sie stark gemacht hatte.

Interessiert hatte Garp zugehört, doch dann wurde er nachdenklich. “Der Vater von Mara ist Marco der Phönix, stimmts?”, murmelte Garp in seinen Bart hinein. Da die Grünhaarige schlagartig erblasste, war es für den Vizeadmiral eine klare Bestätigung. “Woher…?”, fragte Talea dennoch tonlos. “Ich hab Ace und dich beobachtet. In ImpelDown, als auch auf dem Schafott. Die Blicke zwischen euch waren nicht die eines Liebespaares. Eher wie sie sich Geschwister untereinander zuwerfen. Nachdem dann Ruffy auf dem Schlachtfeld aufgetaucht ist, galt Aces gesamte Aufmerksamkeit nur noch seinem kleinen Bruder, während du den Phönix beobachtet hast. Mir ist nicht entgangen, dass du mir am liebsten den Hals umgedreht hättest, als ich den Vogel nieder geschlagen habe.”, legte Garp die Fakten auf den Tisch. Peinlich berührt senkte Talea den Blick. “Dafür musst du dich doch nicht schämen, Mädchen.”, lachte Garp bellend.

Da die kleine Mara in den Armen ihrer Mutter schlief und auch Talea mehrmals kräftig gähnte, fand Garp es an der Zeit, seine Gäste ins Bett zu schicken. “Wir sehen uns dann morgen. Gute Nacht, Talea.”, verabschiedete sich Garp, nachdem er ihr das Gästezimmer mit Bad gezeigt hatte.
Als Talea sich neben ihre Tochter legte und sie in ihre Arme zog , überkam sie eine Melancholie und ihr strömten die ersten Tränen übers Gesicht, fühlte sie sich mit einem Mal sehr einsam. Die leisen Schluchzer drangen bis zu Garp vor und dem alte Mann kam ein wahnwitziger Gedanke. Er beschloss, sobald er heraus gefunden hat, wo sich Whitebeard und seine restliche Crew aufhielt, diesen zu kontaktieren und ihm von Talea und Mara zu berichten. Denn er war der Meinung, dass das Mädchen und ihre Tochter, dringend wieder eine große Familie um sich brauchte und solange würde er für sie da sein.
Schon am nächsten Morgen, setzte Garp einen Teil seines Planes um. Zum Frühstück verkündete er Talea, dass sie ihn gerne Großvater nennen durfte, schließlich sei sie ja für Ace eine Schwester gewesen und somit sei sie auch eine Enkelin für ihn. “Und nachher gehen wir für meine Ur-Enkelin ein paar Dinge besorgen. Ein Kinderwagen und ein eigenes Bettchen. Dabei kannst du gleich noch die Leute aus dem Dorf kennen lernen.”, freute sich Garp auf das Bevorstehende.

So lernte Talea die Bardame Makino kennen, welche eben so grüne Haare hatte, wie sie selbst. Den Bürgermeister, der es sich von da an nicht nehmen lies, sie und Garp mindestens einmal die Woche zum Mittagessen in Makinos Bar einzuladen und den ein oder anderen Dorfbewohner.
Auch die Bergräuberin Dadan lies sich nur wenige Tage nach Taleas Ankunft blicken und die stämmige Frau zog weinend die Grünhaarige in ihre Arme. “Eine Freundin von Ace ist bei uns immer willkommen, Mädchen.” Dann beschrieb sie Talea, wo sie auf dem Mount Corbo zu finden war, falls sie mal vorbei kommen wolle.
Die Wochen vergingen und Talea lebte sich in die Dorfgemeinschaft ein. Freundlich wurde sie gegrüßt, wenn sie mit dem Kinderwagen durch die Straßen spazierte und Frau Pleisen, die selbst ein kleines Mädchen im Alter von 1 1/2 Jahren hatte, lud sie gerne mal auf ein Tässchen Tee ein. Neben dem Muttersein hatte Talea auch angefangen, für die Dorfbewohner Portrait-Skizzen anzufertigen, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Und für den Seekarten-Laden der Stadt fertigte sie zahlreiche Kopien der umliegenden Gewässer-Routen an, was der Grünhaarigen zumindest ein bisschen Geld in die Tasche spielte.
An ihrem Geburtstag lud Talea ein paar Leute zu Kaffee und Kuchen ein, darunter Dadan, Makino, Frau Pleisen und natürlich durfte auch Garp nicht fehlen. Alles in Allem war es ein vergnügter Nachmittag. Doch schon bald wurde die Stimmung getrübt.

“Jetzt mach nicht so ein Gesicht, als ob die Welt untergehen wird. Ich bin doch nur für zwei oder drei Monate nicht da. Und du kannst jederzeit zu Dadan in die Berge.”, brummte Garp an einem Abend Mitte November. “Tut mir Leid, aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass etwas Schlimmes passieren wird.”, entschuldigte sich Talea und sie zündete eine Kerze an und stellte sie auf den Kaminsims zu den Bildern von Ace, Ruffy, einem Blonden der anscheinend Sabo hieß und dem Bild von ihr und Mara. Kurz verlor sie sich im flackerndem Kerzenschein und der Ausdruck auf Taleas Gesicht wurde noch trauriger, doch dann schüttelte sie die Gedanken ab und setzte sich wieder zu Garp an den Tisch.
Die Sorgen von Talea ernst nehmend, setzte sich Garp mit Makino, Dadan und Talea ein paar Tage später zusammen um einen Plan auszuarbeiten, der sowohl Mutter als auch das Kind schützen sollte, falls ihnen Gefahr drohte, solang der Vizeadmiral nicht im Dorf war.

Mit gemischten Gefühlen beobachtete Talea die Abreise von Garp. Der alte Mann wirkte glücklich darüber, wieder seiner Tätigkeit nachgehen zu können, was wiederum auch Talea glücklich machte. Dennoch beschlich die Grünhaarige das ungute Gefühl, dass die Abwesenheit des Vizeadmirals der Anfang vom Ende war.