Erschöpft lies sich Lucinda in einen der Sessel des Schulsprecher-Abteils des Hogwarts-Expresses fallen. “Das Schuljahr hat noch nicht mal begonnen und schon am Ende?”, fragte da eine männliche Stimme. “Hallo Rufus.”, grüßte Lucinda ihren Schulsprecher-Partner, der aus dem Haus Slytherin war. “Sagen wir mal so, es war chaotischer hier her zu kommen, als geplant.”, erklärte sich die Ravenclaw und ein verschmitztes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie die letzten zwei Stunden Revue passieren lies.


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Es herrschte Chaos im Grimmauldplatz 12, immerhin wollten sieben Jungzauberer zurück nach Hogwarts gebracht werden. Mad-Eye versuchte die Ordensmitglieder auf die Schüler aufzuteilen. “Tonks, du wirst mit der Bishop und der Weasley zusammen gehen! Beide scheinen mir recht vernünftig zu sein, außerdem fehlt uns ein Mann.”, bellte seine Stimme durch das Esszimmer. “Jawohl, Sir!”, salutierte Tonks und dann grinste sie zu Ginny und Lucinda hinüber.  “Dann lasst mich mitgehen! Auch ich will wertvolle Arbeit für den Orden leisten und nicht nur den ganzen Tag hier eingesperrt sein.”, flehte Sirius, doch da stieß er bei Mad-Eye auf taube Ohren. “Sirius, du kennst Albus seine Anweisung.”, versuchte Remus seinem langjährigen Freund gut zuzureden. “Jaja… Aber wenn ich als Hund…”, er beendete seinen Satz nicht, dafür sah Sirius mit einem Dackelblick zwischen den Ordensmitgliedern hin und her. “Meinetwegen!”, gab Mad-Eye schließlich nach, erhob aber den Zeigefinger und wandte sich direkt Sirius zu. “Sollte an dieser Operation aber auch nur das kleinste Bisschen schief laufen, wirst du dich vor Dumbledore persönlich verantworten müssen.” Kurze Zeit später zogen das Grüppchen los, um an den Bahnhof zu kommen. Sie warteten auf den Bus und der Fahrer staunte nicht schlecht, als er die großen Koffer in das Staufach wuchtete. “Sie gehen ins Internat, die lieben Kinder.”, flötete die um Jahrzehnte gealterte Tonks mit ihren grauen Haaren und einem Großmutter Gesicht und drückte Lucinda einen Kuss auf die Wange. Ginny spielte sofort mit. “Es war soooooooo schön, die Sommerferien bei dir zu verbringen, Oma.”, dabei drückte die Kleine ein paar Tränchen hervor. Inzwischen hatte der Busfahrer die Koffer vollständig eingeladen, aber er rieb sich verlegen am Kopf. “Nun, es tut mir wahnsinnig Leid, aber alle können nicht mitfahren und Tiere sind im Bus verboten. Der nächste Bus würde aber in 35 Minuten kommen.” Kurz tauschten die Erwachsene Blicke miteinander aus. “Das macht nichts. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis der Zug fährt. Fahrt ihr schon mal voraus, wir bringen den Hund heim und nehmen einfach den nächsten Bus.”, meinte Dädalus Diggel und zwinkerte vergnügt mit den Augen. “Also schön, dann sehen wir uns nachher wieder am Bahnhof.”, brummte Mad-Eye und stieg in den Bus. Dabei behielt er Emmeline Vance, die Sirus streichelte, sowie Fred und George die fröhlich winkten, im Auge.
Kaum war der Bus außer Sichtweite, da zogen Dädalus und Emmeline die Zwillinge in eine Seitengasse, Sirius trottete in seiner Hundegestalt hinterher. Als er außer Sichtweite war, verwandelte er sich zurück in einen Menschen. “Wir haben keine Zeit um auf den nächsten Bus zu warten. Ihr zwei, habt ihr die Apparier-Lizenz?”, fragte Emmeline die Zwillinge, welche breit grinsten und synchron mit einem “Aber sicher!”, antworteten. “Sehr schön. Wir appariert zum Bahnhof, am Nordeingang gibt es eine kleine Apparierplatz.” Und mit fünf “Plopps” verschwanden die Zauberer um im nächsten Augenblick vor dem Bahnhof wieder aufzutauchen, wo Sirius kurzerhand wieder seine Hundegestalt annahm.
Im Bus war es eng und Lucinda fragte sich, warum Muggel sich sowas antaten. Irgendjemand drückte ihr den Ellebogen unsanft in den Rücken und sie roch penetranten Schweiß. “Wir sind bald am Bahnhof, Liebes.”, flüsterte Tonks, der man höflicherweise einen Sitzplatz angeboten hat. Als der Bus dann am Bahnhofsparkplatz hielt, drängten die Fahrgäste gleichermaßen aus dem Gefährt. Nachdem alle draußen waren, wollte der Fahrer schon die Türen schließen und weiter fahren, als Lucinda ein “HALT! Unsere Koffer!”, rief. Ginny und Hermine wetzten los, um Kofferwagen zu holen, während Ron und Harry dem armen Busfahrer dabei halfen, die wuchtigen Koffer auszuladen.
Mit vier vollbepackten Wägen marschierten sie zu dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 9 und 10. An der magischen Absperrung zum Gleis 9 3/4 warteten bereits die Zwillinge, Dädalus, Emmeline und der Hund. “Macht, das ihr durch die Absperrung kommt, der Zug fährt in 17 Minuten los.”, brummte Mad-Eye und schon lehnten sich Fred und George lässig an den Mauerpfeiler und waren im nächsten Moment auch schon verschwunden. Auch die anderen passierten die Grenze zur magischen Welt. “Harry, such schon mal ein Abteil, wir kommen dann später zu dir.”, sprach Hermine, als sie Ron hinter sich her, zum Anfang des Zuges zog. “Wo wollt ihr denn hin?”, fragte Harry verwundert. “Ins Vertrauensschüler-Abteil. Sie bekommen nachher gleich das Passwort für den Gemeinschaftsraum, das Vertrauenssprecher Bad und werden für die Kontrollgänge eingeteilt.”, erklärte Lucinda, dann trat sie dicht an George heran. “Wir sehen uns dann auch später. Du hast ja gehört, was ich noch alles erledigen muss.”, murmelte sie und hauchte George dann einen Kuss auf den Mundwinkel. Sirius strich an Harrys Beinen entlang, um ihn ein bisschen zu trösten. Dann wurde es Zeit, einzusteigen. Der schrille Pfiff erklang und langsam setzte sich die rote Dampflock in Bewegung.
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“Wie waren deine Ferien?”, fing Lucinda an, Smalltalk zu halten. So verging eine gute halbe Stunde, in der sich die beiden Schulsprecher austauschten, war Rufus zwar ein Slytherin, aber ein sehr umgänglicher. Dann machten sie sich an die Arbeit, um die Vertrauensschüler in ihre Aufgaben einzuweisen und sie verteilten die fertigen Umschläge mit den Passwörtern. “Denkt daran, als Vertrauensschüler genießt ihr einen besonderen Ruf. Ruiniert das nicht, indem ihr euren Status missbraucht und ungerechtfertigt Punkte abzieht oder Strafarbeiten verteilt.”, mahnte Rufus und er blickte dabei zu Draco Malfoy und Pansy Parkinson, die beide aus dem Haus Slytherin waren. Dann wurden die Vertrauensschüler auch schon entlassen. “Wir sehen uns dann später wieder.”, zwinkerte Rufus und ging zu seinen Hauskollegen, Lucinda hingegen suchte die Zwillinge auf, die mit Lee und Holly in einem Abteil saßen. Mit mädchenhaftem Gequietschte fielen sich die Freundinnen in die Arme. “Oh wie schön dich wieder zu sehen, Luce. Wie waren deine Sommerferien? Was hast du Schönes getrieben?”, bestürmte Holly ihre Freundin. “Es ging. Ich hab mit meinem Dad am Lagerfeuer Marshmallows gegrillt. Ein paar neue Leute kennen gelernt, eine von ihnen ist ein Metamorphmagus. Dann ein bisschen was für Zaubertränke geübt und ziemlich viel geputzt. Und bei dir?”, fasste Luce ihre Sommerferien zusammen und forderte dann Holly auf, von ihren Sommerferien zu berichten. “Nichts spektakuläres. Campingtour mit meinen Eltern durch ein verregnetes Deutschland. Die meiste Zeit saßen wir im Zelt oder haben es im strömenden Regen auf oder abgebaut.”, zuckte Holly mit den Schultern. “Also so wie jedes Jahr.”, grinste Luce. “So wie jedes Jahr.”, stimmte Holly lachend ein. Dann unterhielten sich die Freunde darüber, was sie von dem Schuljahr erwarteten, rätselten wer dieses Jahr das Fach für Verteidigung gegen die dunklen Künste leiten wird und machten Pläne für nach dem Schulabschluss.
So verging die Zeit wie im Fluge und Luce verabschiedete sich, weil sie als Schulsprecherin nun einige Hände voll zu tun haben würde. Mussten sämtliche Schüler daran erinnert werden, sich die Schuluniform anzuziehen, die Erstklässler ausfindig gemacht werden, damit diese mit den Booten zum Schloss gebracht wurden, während alle andern die Kutschen nahmen. Dann musste nochmals kontrolliert werden, dass auch ja nichts im Zug vergessen worden ist und erst dann konnte sich Lucinda auf das bevorstehende Festmahl im Schloss freuen.

Doch bevor die Haustische sich mit Essen überluden, war erst noch die Auswahlzeremonie des Sprechenden Hutes. Im Vorjahr hatte Lucinda dem Lied des Hutes keine Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie sich an ihre eigene Auswahlzeremonie erinnert hatte, doch dieses Mal hörte sie aufmerksam zu.
Der Hut sang davon, dass die vier Gründer einstmals Freunde waren und es auch wieder so sein sollte, dass Eintracht unter den Häusern herrschen sollte. Auch gab der Sprechende Hut kund, dass er den neuen Jahrgang teilen müsse, auch wenn er es als Fehler sah. “In Hogwarts müssen wir vereinen, denn es droht Gefahr von außen und Zerfallen von innen. Ich hab’s euch gesagt, ich habe gewarnt… Die Auswahl, lasst nun beginnen.”
Getuschel setzte unter den Schülern ein, denn der Sprechende Hut hat nicht nur seine Aufgabe in Frage gestellt, sondern auch noch eine Warnung ausgesprochen. “Ruhe bitte!”, verschaffte sich Professor McGonagall wieder die Aufmerksamkeit, ehe sie den ersten Schüler aufrief, damit er einem der vier Häuser zugeteilt werden konnte. Als dann auch die letzte neue Schülerin dem Haus Hufflepuff zugeteilt worden war, erhob sich Dumbledore. “An unsere Neuen, Willkommen. An unsere Alten, Willkommen zurück. Die Zeit um lange Reden zu halten, kommt später, also haut rein!” Anerkennendes Gelächter und tobender Beifall brandete auf, als sich Dumbledore wieder auf seinen Platz setzte und die Haustische sich mit den vielen Leckereien voll luden.

Während des Essens unterhielten sich die Schüler über ihre Ferien und das kommende Schuljahr. Nur langsam nahm das stetige Gemurmel und das Besteckklappern ab, was Professor Dumbledore zum Anlass nahm, seine alljährliche Begrüßungsrede zu halten. “Ich bitte für einen kurzen Moment um eure Aufmerksamkeit.”, fing er an. “Jetzt da ihr alle mit der Verdauung beschäftigt seid, hier ein paar Ankündigungen. Zu aller erst: Der Verbotene Wald ist auch weiterhin verboten, das sollten auch einige der älteren Schüler inzwischen wissen. Außerdem bat mich unser Hausmeister Mr. Filch, zum vierhundertzweiundsechzigsten Mal wie er beteuert, euch daran zu erinnern, dass Zauberei auf den Gängen nicht erlaubt ist. Eine schier endlose Liste mit ebenso wenig erlaubten Dingen hängt ab diesem Schuljahr an Mr. Filchs Bürotür. Kommen wir nun zu den zwei Veränderungen im Kollegium dieses Schuljahr. Wir freuen uns Professor Raue-Pritsche zurück begrüßen zu dürfen. Sie wird wieder das Fach Pflege magischer Geschöpfe unterrichten. Ebenso freue ich mich, Professor Umbridge willkommen zu heißen, unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Die Quidditch-Auswahl-Spiele finden …”, weiter kam Professor Dumbledore nicht, weil ein “chrm chrm” ihn unterbrach. Die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste war aufgestanden und trat nun neben den Schulleiter.
“Vielen Dank, Direktor, für die herzlichen Willkommens-Worte.”, begann die in rosa gekleidete Frau zu sprechen und Dumbledore machte ihr vergnügt Platz, so als wolle er ihr interessiert zuhören. Mit gehobener Augenbraue besah sich Lucinda das Schauspiel vor dem Lehrertisch. Noch nie hatte ein Lehrkörper den Schulleiter bei seiner Rede unterbrochen.
Mit ihrer hohen, hauchzarten Mädchen-Stimme säuselte Professor Umbridge davon, dass es schön sei, wieder mal in Hogwarts zu sein, und sie sich sehr darauf freue, alle kennen zu lernen. Dann nahm ihre Stimme einen anderen Klang an und Lucinda spitzte gespannt die Ohren. Es klang, als habe Professor Umbridge die nächsten Worte auswendig gelernt. “Die Ausbildung von jungen Hexen und Zauberern war dem Ministerium immer von größter Bedeutung, denn jeder von Ihnen trägt eine seltene Gabe von Geburt an mit sich, die verkümmern könnte, wenn sie nicht nach Anleitung gehegt und gefördert wird. Diese uralte Fähigkeit, die uns Zauberern vorbehalten ist, muss von Generation zu Generation weitergereicht, bewahrt, erweitert und vertieft werden.” Hier legte Professor Umbridge eine Pause ein und sie strahlte regelrecht in die Schülermenge. “Ohne einen Fortschritt, in unserem Wissen, würde diese Schule stillstehen und verfallen. Und doch muss der Fortschritt um des Fortschritts willen aufgehalten werden, denn bewährte Traditionen sind nicht zum Herumstümpern gedacht. Ein Gleichgewicht aus Altem und Neuen, zwischen Dauer und Wandel muss eingehalten werden. Gehen wir also gemeinsam in eine neue Ära, in der wir bewahren, was bewahrenswert ist und zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören.”
“Klingt das nicht aufregend?”, fragte Cho, die nur ein paar Plätze von Lucinda entfernt saß. “Hört sich eher danach an, als ob das Ministerium sich in die Angelegenheiten von Hogwarts einmischt.”, raunte Luce.

“Vielen Dank, Professor Umbridge, für diese höchst aufschlussreiche Rede.”, bedankte sich Dumbledore bei der Ministeriums-Professorin, bevor er sich wieder an die Schülerschaft wandte. “Eine letzte Neuerung gibt es noch, die ich euch nicht vorenthalten will. Die gemeinsamen Räumlichkeiten der Schulsprecher wurden etwas umdisponiert. Sowohl unsere Schulsprecherin Lucinda Bishop, als auch der Schulsprecher Rufus Moreno beziehen separate Räumlichkeiten in der Nähe der Bibliothek. So nun wars das. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend.”, mit diesen Worten entließ Dumbledore die Schüler.