Kapitel 51: Der Plan des Piratenkaisers
Auf dem Schiff der Marine in der neuen Welt:
“Vizeadmiral an Deck!”, erscholl der erlösende Ruf, als Garp wieder an Bord des Marine-Schiffes war. “Macht das Schiff klar, ich will endlich wieder nach Hause.”, war alles, was Garp sagte, bevor er unter Deck verschwand. Sofort eilten die wenigen Soldaten über die Planken, lichteten den Anker und setzten Segel. Jeder wusste, dass das Treffen zwischen Garp und Whitebeard von privater Natur war und sie kein Anrecht darauf hatten, dies zu kommentieren, geschweige denn zu erfahren, was alles gesprochen wurde. Und dennoch waren einige der Soldaten neugierig, immerhin wurde behauptet, Feuerfaust Ace sei an Bord der White Whale gesichtet worden.
Zaghaft klopfte ein junger, rosahaariger Soldat an der Kajüte von Garp. “Herein.”, brummte der Ältere und blickte überrascht auf, als sich der Soldat langsam in seine Kajüte schob. “Vizeadmiral Garp, Sir? Ich weiß, ich hab kein Anrecht darauf, aber…”, der junge Soldat stoppte. “Was bedrückt dich, Corby?”, fragte Garp seinen Schützling. “Ein paar der Männer behaupten, Feuerfaust Ace an Bord des Piratenschiffs gesehen zu haben, Sir. Stimmt das? Lebt Ace noch?”, platzen dann die Fragen aus dem Jungen heraus.
“Bwahahaha. Woher soll ich das wissen, Junge? Wir haben auf unserer Reise ja keine Piraten getroffen, nicht wahr? Bwahahaha!”, lachte Garp, was dem jungen Soldaten nur riesige Fragezeichen ins Gesicht zauberte. Versöhnlich schob Vizeadmiral Garp seine Kräcker-Tüte in Corbys Richtung, welcher auch zaghaft eines der salzigen Gebäckstücke nahm. “Es ist nicht in meinem Interesse, einen Totgeglaubten wieder auferstehen zu lassen. Wenn Feuerfaust Ace, wie durch ein Wunder, überlebt haben sollte, dann wird er sich der Welt mit einem großen Knall präsentieren.
Aber zu etwas Anderem, Corby. Mir wurde gesagt, du hast im Krieg dein Kenbunshoku aktiviert, hast aber niemanden, der dich darin unterweißen kann. Ich würde dich darin unterrichten, jedoch müsstest du mit mir dafür in den EastBlue kommen.”
Mit offenem Mund starrte Corby seinen Mentor an. Nicht nur, dass Garp ihn damals direkt unter seine Fittiche genommen hatte, als er der Marine beitreten konnte, nein, jetzt bot der Vizeadmiral ihm auch noch an, ihn in der Kunst des Vorausahnungs-Hakis zu unterweisen. “Sir, das wäre… das wäre einfach super!”, freute sich Corby und nahm das Angebot dankend an.
Und während das Schiff sich langsam dem CalmBelt näherte, nahmen auf der Insel Dawn die Dinge ihren Lauf.
Wieder bei Shanks auf der Insel Dawn:
Mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben, schlenderte Shanks zurück ins Windmühlendorf. “Hast du es ihm gesagt?”, fragte Makino sogleich nach, als Shanks den Schankraum betrat. “Nein.”, kam es einsilbig von dem Rothaarigen, dennoch zierte ein dickes Grinsen sein Gesicht. “Man Shanks, jetzt sag schon, was passiert ist.”, quengelte Makino und knallte den Bierkrug etwas zu fest auf den Tresen, dass etwas von der Flüssigkeit überschwappte.
“Er wusste es schon.”, erlöste Shanks die neugierige Makino endlich. “Wie ´Er wusste es schon´?”, wollte Ben wissen, welcher hinter einer Zeitung hervor lugte, diese dann faltete und beiseite legte. “Garp war bei ihm, als ich angerufen habe. Anscheinend hatten sie ein Gespräch unter vier Augen. Jedenfalls weiß er von Talea und von Mara.”, frohlockte Shanks. Doch seine heitere Stimmung wurde sogleich getrübt.
“Was habt ihr getan!?”, kam es aufgebracht von der Türe, in der Talea stand. Sie hatte einen zerknüllten Zettel in der Hand und auch sonst wirkte sie alles andere als glücklich. “Es tut mir Leid.”, hauchte Makino ihre Entschuldigung während sie den Blick gesenkt hielt. Hatte sie den Zettel doch sofort erkannt, war es eben jene Nachricht, die sie Kiran mitgegeben hatte. “Makino trifft keinerlei Schuld. Es war meine Idee. Und bevor du jetzt losbrüllst, lass es mich erklären.”, versuchte Shanks die Grünhaarige zu beruhigen. Mit geballten Fäusten stand Talea mitten im Schankraum und zischte ein “Ich höre”.
Schwer schluckte Shanks, war ihm die junge Frau in diesem Moment doch etwas unheimlich. “Also… nun ja… Wie ich mit Makino vorhin bereits darüber gesprochen habe, war es heute sehr knapp für dich. Wohlbemerkt nur für dich.”, dabei runzelte Shanks die Stirn und er murmelte mehr zu sich selbst. “Sie haben nicht nach deiner Tochter gesucht. Als ob sie nicht wüssten, dass sie existiert.” Dann jedoch fuhr er ganz normal mit seiner Ausführung weiter fort. “Ich kann nicht auf Dauer hier bleiben, um die Marine davon abzuhalten, dich gefangen zu nehmen. Und die Gefahr besteht, dass ein Admiral geschickt wird, jetzt wo sie wissen, dass du wirklich hier bist. Makino war dagegen, aber ich habe Whitebeard von dir und Mara erzählt. Die Whitebeard-Piraten sind auf dem Weg hier her. Da es jetzt aber für euch zu gefährlich wird, werdet ihr auf der RedForce mit segeln und wir werden irgendwo da draußen ein Treffen arrangieren.” Stolz schwang in Shanks Stimme mit, als er von seinem Plan berichtete.
“Ich werde nirgendwo hin gehen. Hast du mir vorhin nicht zugehört, dass ich bewusst diese Insel gewählt habe, dass ich extra niemandem gesagt habe, dass ich überlebte?”, blubberte Talea vor sich hin, passte es ihr gar nicht, dass schon wieder über ihren Kopf hinweg entschieden wurde. “Doch. Schon. Aber… Solang die Marine glaubt, dass du noch auf dieser Insel bist, werden sie jede Gelegenheit nutzen, dich zu fassen. Du müsstest ständig fluchtbereit sein. Und irgendwann würden sie auch von Mara erfahren. Willst du sie dieser Gefahr aussetzen?”, appellierte Shanks an Taleas Vernunft.
“Natürlich nicht. Mara ist doch alles, was ich noch habe.”, nuschelte Talea und erneut traten Tränen in ihre Augen.
Sanft legte Shanks seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Brust. “Du magst gute Gründe gehabt haben, hier her zu kommen. Doch jetzt sind die Gegebenheiten anders.”, versuchte Shanks die Grünhaarige zu trösten. “Ich weiß. Es ist einfach nur… Ich fühl mich so machtlos, wenn jeder über meinen Kopf hinweg entscheidet. Erst Marco, dann Law und jetzt du. Ruffy war der Einzige, der mich selbst hat entscheiden lassen.”, gestand Talea leise.
Taleas Worte hatten Shanks nachdenklich gestimmt, doch dann hellte sich sein Gesicht schlagartig auf. “Was wäre, wenn die Marine nur glaubt, dass du mit mir die Insel verlässt?”, sprach Shanks seinen Geistesblitz direkt aus. “Shanks?”, kam es fragend von der grünhaarigen Bardame, die gerade Hochprozentiges auf den Tisch stellte und einmal mahnend von Ben, der sich bisher bemühte, sich aus dem Gespräch heraus zu halten.
“Hey, meine Idee ist ziemlich gut. Es muss nur glaubwürdig sein. Aber wenn Talea mit Koffern aufs Schiff geht und vielleicht vom ganzen Dorf verabschiedet wird, muss die Marine doch glauben, dass sie die Insel verlässt. Und dann, wenn das Schiff ablegt, machst du, Talea, diesen Verschwinde Trick, wie vorhin, und bleibst somit auf der Insel. Die Marine wird glauben, dass du mit mir mit segelst. Sie werden die Insel verlassen und hier können alle glücklich weiter leben.”, verkündete Shanks seinen Plan und kippte seine Schale Sake in einem Zug.
“Der Plan hat nur einen gewaltigen Haken.”, murmelte Talea vor sich hin. “Was denn für einen Haken? Der Plan ist gut.”, verteidigte Shanks seine Idee und schnappte sich gekränkt die Sake-Flasche um sein Schälchen erneut zu füllen. “Das streite ich auch nicht ab. Aber irgendwann werden sie dahinter kommen, dass ich nicht bei dir bin. Und dann werden sie hier wieder aufkreuzen.”, gab Talea zu bedenken. “Bis die Marine das kapiert hat, sind mindestens zwei Monate vergangen.”, versuchte Ben die Grünhaarige zu beruhigen. “Und was ist, wenn die Marine die schillernde Sphäre meines manipulierten Raumes sieht, ohne den ich nicht verschwinden kann?”, wollte Talea dann doch wissen. Ist ihr soeben bewusst geworden, dass Shanks keine Ahnung hatte, wie sie den “Verschwinde Trick” überhaupt zu Stande brachte.
Nachdenkliches Schweigen brach in der Bar aus, als Makino plötzlich aufschreckte. “Wo hast du eigentlich Mara gelassen?”, fragte sie Talea und ein kleines bisschen Sorge schwang in ihrer Stimme mit. “Bei Oma Dadan. Sie hat angeboten, ein paar Tage auf Mara aufzupassen.” Und ein flüchtiges, aber ehrliches Lächeln huschte über Taleas Mundwinkel, fand sie es doch amüsant, wie die Bergräuberin ihre kleiner Tochter verhätschelte.
“Bis wann willst du den Plan in die Tat umsetzen, Käpt’n?”, wandte sich Ben an Shanks und sah ihn auffordernd an. “Also, so genau hab ich darüber noch nicht nachgedacht. Aber bis zum Ende der Woche könnten wir es schaffen.”, überlegte Shanks vor sich hin und fuhr sich mit der Hand über seinen Stoppelbart. “Makino müsste mich nur noch zum Frisör begleiten.”, dabei grinste Shanks sehr verwegen. “HÄ! Warum das denn?”, wollte die Bardame geschockt wissen. “Ja, bei Talea ist ja nicht mehr viel zu holen. Und wenn immer wieder mal ein grüner Haarschopf an Bord gesichtet wird, könnten wir die Marine etwas länger an der Nase herum führen.”, teilte Shanks seinen nächsten Gedankenblitz mit. “Du willst eine Perücke anfertigen lassen?”, fragte Ben skeptisch nach. “Ja. Ist doch eine tolle Idee, oder?”
Für einen kurzen Moment gestattete es sich Ben, die Augen zu schließen und tief durch zu atmen. “Manchmal frage ich mich echt, womit ich dich als Kapitän verdient habe.”, seufzte Ben, im Anschluss wurde der Vize von Shanks ernst und koordinierte sogleich auch des Kapitäns unausgereiften Plan. “Damit Talea unbemerkt von Bord verschwinden kann, würde ich die Route östlich entlang der Küste vorschlagen. Dann kommen wir an der großen Klippe vorbei, die uns für ein paar Augenblicke verdecken wird, auch wenn wir verfolgt werden sollten. Somit sollte es auch kein Problem wegen der schillernden Sphäre geben. Zudem gibt es in der Klippe versteckte Höhlen, in denen man sich gut für ein paar Stunden verstecken kann, falls die Marine doch die Küste absucht. Nach dem heutigen Auftreten der Marine nehme ich stark an, dass sie uns alle im Auge behalten werden, darum kein unnötiges Wort zu Außenstehenden. Um so weniger von unserem Plan wissen, um so besser ist es für uns. Nur die Neuigkeit, dass Talea die Insel verlässt, sollte in der Stadt die Runde machen.”
Soweit waren alle mit dem Plan einverstanden, weshalb sie sich für diesen Tag trennten.
Schon am nächsten Tag gingen die Vorbereitungen los, denn Shanks schleppte Talea mit in die Stadt. Sie besorgten haltbare Vorräte und Segelzeug, welches von Shanks Männern später zum Schiff transportiert werden würde, aber auch Kleidung für Talea. “Den wirst du brauchen, wenn wir wieder in der neuen Welt sind.”, verkündete Shanks lautstark, dass auch jeder in dem Kleidungs-Geschäft es mitbekommen musste, und hielt einen dicken Wintermantel in die Höhe.
Auch in dem Kartenladen, für den Talea gelegentlich Karten zeichnete, schauten sie vorbei. “Kauf alles, was du brauchst. Meiner Navigatorin soll es an nichts fehlen.”, tönte Shanks und stellte einen vollen Beutel mit Gold auf den Verkaufstresen. Mit Rollen voll Pergament, einigen Zeichenfedern und Tintenfässchen kam Talea an die Kasse. “Du willst die Insel wirklich verlassen?”, fragte der Ladenbesitzer bestürzt nach, hatte er die Grünhaarige lieb gewonnen und war sie doch eine große Bereicherung für sein Geschäft gewesen. “Ja. Es wird für mich wieder Zeit, aufs Meer hinaus zu fahren. Immerhin ist die See mein Zuhause, aber ich werde die Insel in liebevoller Erinnerung behalten.”, lächelte die Grünhaarige, während sie alles einpackte und Shanks die Rechnung beglich.
Wieder in den Straßen der Stadt unterwegs, bemerkte Talea, dass sie von mehreren Marine-Soldaten beschattet wurden. “Shanks?”, fragte sie zögernd nach, war sie sich nicht sicher, ob der Ältere es auch bemerkt hatte. “Sie folgen uns schon seit wir heute Morgen die Stadt betreten haben.”, murmelte der Piratenkaiser mit ernster Miene und legte seinen Arm um Taleas Schultern und zog sie etwas näher an sich heran. Nur für sie hörbar raunte er: “Bestimmt haben sie auch schon Spione im Dorf positioniert, bring die Sachen später direkt aufs Schiff, um alles andere kümmern wir uns später.” Verstehend nickte Talea, während Shanks sie in den nächsten Laden zog.
Zurück im Windmühlendorf, folgte Talea dem Roten Shanks direkt zu seinem Schiff. Dabei kamen sie an zwei Männern vorbei, die stramm am Pier standen und stur aufs Meer hinaus sahen. “Keine Sorge, Jungs. Ihr müsst hier nicht ewig versauern. Wenn der Zeitplan eingehalten wird, sind wir in drei Tagen von hier verschwunden.”, grinste Shanks und klopfte einem der Beiden auf die Schulter, dass sich der Mann erst recht versteifte, dann schritt Shanks auch schon weiter, drehte sich nochmal zu den zwei Männern um: “Im Übrigen, kein normaler Mensch steht so steif herum! Aber das werdet ihr auch noch lernen!” Und lachend bugsierte Shanks die Grünhaarige auf sein Schiff. “Willkommen auf der RedForce.”