Achterbahn der Gefühle

“Darf ich euch vorstellen. Meine Tochter Mara.”

Für einen Bruchteil einer Sekunde war alles still, dann ertönte jedoch ein dreistimmiges, überraschtes “Was!?”. Izous Augen huschten immer wieder von Talea zu dem Mädchen in ihren Armen und er suchte nach Ähnlichkeiten, die das bestätigten. “Du verarschst uns doch.”, versuchte hingegen Haruta hysterisch den Scherz auffliegen zu lassen, doch Talea schüttelte nur ihren Kopf. “Nein. Mara konnte dank der Phönixkraft und dank Trafalgar Law überleben.”, beteuerte Talea und sie vermied tunlichst in die Richtung des Vize zu sehen. Vor seiner Reaktion fürchtete sie sich tatsächlich.

Am schnellsten hatte sich wohl Conny von dem Schock erholt, sie freute sich jedenfalls für Talea. “Eine hübsche Prinzessin hast du da.”, sinnierte sie. “Da können wir nur alle froh sein, dass das kleine Ding nicht Marcos Frisur geerbt hat.”, frotzelte der Kimonoträger und warf Marco dabei einen bitterbösen Blick zu. So schnell würde er dem Phönix nicht verzeihen, was er Talea angetan hatte, als er sie zu einer Entscheidung zwang.

Für Marco war diese Offenbarung jedoch wie ein Sprung ins Eiswasser. Kraftlos und bewegungsunfähig stand er da. Selbst Worte fand er nicht, um seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Da war Erleichterung, Überraschung, Angst, Freude und auch ein bisschen Stolz. Seine Augen ruhten auf dem kleinen grünhaarigen Mädchen. Die Haare hatte sie eindeutig von Talea, abstreiten war da zwecklos. Der wachsame Blick und die Nasenform, das könnte jedoch von ihm sein.

“Mama dingen.”, unterbrach da das Mädchen und regte sich in den Armen Taleas. “Oh, natürlich meine Motte, du bekommst gleich etwas zu trinken.”, versprach Talea. Da wurde allen erst einmal bewusst, dass sie seit dem Zusammentreffen, die ganze Zeit stehen geblieben waren.

Bewegung kam in die kleine Gruppe, als sie sich einen Platz auf den Decken suchten, die im Kreis angeordnet um mehrere Picknickkörbe verteilt waren. “Du auch, Marco.”, grinste Ace und er schob den Blondschopf, der noch immer an Ort und Stelle stand, auf die Gruppe zu und drückte ihn dann auf eine der Decken nieder. Nur zwei Plätze von Marco entfernt, hatte sich Talea im Schneidersitz hingesetzt und ihre Tochter auf den Schoß gezogen. “Ich hab jetzt gar nichts für so eine kleine Maus dabei.”, kam es bekümmert von Conny. “Wie ich dich kenne, findet sich in einem der Körbe bestimmt etwas Wasser, das reicht vollkommen.”, beruhigte Talea die Köchin und bekam sogleich von Izou eine der Wasserflaschen ausgehändigt. Schnell war der Verschluss abgeschraubt und vorsichtig hob Talea die Flasche an den Mund ihrer Tochter, damit diese ein paar Schluck trinken konnte.

Zappelnd rutschte Mara auf Taleas Schoß umher, war ihr Durst nun gestillt und der Erkundungsdrang groß, weshalb Talea ihre Tochter wieder los lies. Sofort krabbelte das Mädchen einen Platz weiter zu Ace, der einen der Picknickkörbe zu sich heran gezogen hatte und darin herum wühlte.

Langsam zog sich das Mädchen an dem Korb in eine stehende Position und spähte dann über den Rand in das Innere des Korbes. “Nane!”, verlangte Mara, als sie die längliche, gelbe Frucht erspäht hatte. Jedoch konnte Ace nichts mit “Nane” anfangen, was ihm auch deutlich ins Gesicht geschrieben stand. “Banane”, übersetzte Talea, woraufhin Ace die gekrümmte Frucht heraus nahm und die Schale bis zur Hälfte öffnete. Glücklich, dass sie ihre Nane hatte, lies sich Mara auf ihren Po plumpsen. Voller Begeisterung steckte sie sich die Frucht in den Mund und fing an, daran herum zu knabbern.

Da die Kleine beschäftigt war, nahmen die Großen das Gespräch wieder auf. “Mir ist klar, warum du gegangen bist, aber ihr kommt doch mit, wenn wir die Insel wieder verlassen, oder?”, stellte Haruta die für sie entscheidendste Frage. “Nein. Auch wenn ich es ungern zu gebe, aber Marco war der Ansicht, dass ein Piratenschiff nichts für Kinder ist. Inzwischen bin ich der selben Meinung.”, nuschelte Talea und sie riskierte einen flüchtigen Blick zu Marco, dessen blaue Irden auf sie gerichtet waren und sich vor Überraschung leicht weiteten.

“So ein Quatsch. Wir sind eine große Familie, wir werden alle auf Mara aufpassen, da kann nichts passieren.”, widersprach Conny. “Genau. Außerdem war unser lieber Marco hier auch höchstens vier Jahre alt, als er auf die Moby kam.”, versuchte nun auch Izou sein Glück um Talea umzustimmen. “Willst du nicht auch etwas dazu sagen? Es geht hier schließlich auch um deine Tochter.”, wandte Haruta sich hingegen an Marco, der jedoch schwieg eisern. Alles was er jetzt sagen würde, konnte und wird gegen ihn verwendet, da war er sich absolut sicher. “Kinder”, ermahnte Whitebeard seine Töchter und Söhne, “ich habe nicht vor, jemanden gegen seinen Willen an Bord zu holen. Respektiert Taleas Wunsch, hier bleiben zu wollen.” “Wir werden dich aber immer wieder mal besuchen kommen.”, drohte Conny lächelnd, und akzeptierte somit den Entschluss von Talea.

Mara, die keine Lust mehr auf die Banane hatte, steckte diese einfach in den Sand. “Ah, nicht in den Sand! Die gute Banane!”, jaulte Ace, und trauerte der Frucht hinterher. Doch das interessierte das Kind nicht, die Menschen um sie herum waren jetzt viel interessanter.

“Kann ich die Kleine mal auf den Arm nehmen?”, wollte Conny wissen. “Du nimmst doch schon deine zwei Küchenjungen auf den Arm…”, warf Izou schlagfertig ein, ehe er sich an die Stirn klatschte und ein “Ah… ja… habs kapiert”, dran hängte. Lachend schnappte sich Talea ihre Tochter und brachte sie zu Conny. “Mara, das ist deine Tante Conny, sie macht ganz leckeres Essen.”, erzählte sie dem Mädchen dabei. “Wie alt ist Mara denn jetzt?”, fragte Haruta und schob ihr Gesicht über Connys Schulter um einen besseren Blick auf die kleine Miniaturausgabe von Talea zu werfen. “Sie wird in 13 Tagen ein Jahr alt.”, gab die Mutter als diplomatischste Antwort.

“Oh Pops, können wir vielleicht bis nach Maras Geburtstag hier bleiben?”, mischte sich Ace in das Gespräch ein und schob sich sogleich ein doppeltes Sandwich in den Mund. “Gurarararara.”, lachte Whitebeard. “Den ersten Geburtstag meiner Enkelin werde ich mir nicht entgehen lassen.” Somit war es beschlossene Sache, dass die Whitebeard-Piraten noch mindestens zwei Wochen vor Anker liegen werden. “Jetzt gebt mir aber mal meine Enkelin. Ich muss doch schauen ob da wenigstens was ordentliches Zustande gekommen ist.”

Mit großen Bedauern reichte Conny das Mädchen wieder zurück an Talea.

“Und das ist dein Opa, auch Whitebeard genannt.”, stellte Talea den großen, bärtigen Mann vor. Freudig patschte Mara in ihre Händchen. “Oba.”, freute sich Mara, da sie dieses Wort ja bereits von (Ur-)Opa Garp kannte, und sie streckte die Ärmchen nach dem Riesen aus. Mit einem glückseligen Ausdruck, nahm Whitebeard seine Enkelin entgegen. “Hallo kleine Lady.”, grüßte er mit seiner brummigen Stimme, als er das Mädchen hoch hob.

Zufrieden betrachtete Talea das Bild, wie Whitebeard die kleine Mara vorsichtig an sich drückte, dabei bemerkte sie nicht, wie Marco sich erhoben hatte und an sie heran trat.

“Können wir reden?”, fragte Marco leise und ruckte mit dem Kopf nach hinten, dass er ein Gespräch unter vier Augen führen wollte. “Ich wüsste nicht, was es noch zu reden gibt, Marco. Gestern wurde bereits alles gesagt.”, raunte Talea, wollte sie nicht, dass die anderen auf sie aufmerksam wurden. “Oi, ich glaube schon, dass es noch etwas zu bereden gibt. Wie wäre es mit dem Mädchen in Pops Armen? Talea, ich weiß, dass ich verdammt großen Mist gebaut habe, dafür will ich mich auch entschuldigen. Hör mich wenigstens an.” Das Flehen in Marcos Stimme konnte Talea nicht ignorieren. “Also schön. Ich werde dir zuhören.”, gab sie schließlich nach.

Nebeneinander liefen sie an der Küste entlang. Erst als Marco sich sicher war, dass sie außer Sicht- und Hörweite waren, blieb er stehen und drehte sich zu Talea, um ihr in die Augen sehen zu können. Das erste, was ihm auffiel, dass ein Schatten über ihren Augen lag und der Glanz darin erloschen war. Zaghaft griff Marco nach Taleas Händen und als er ihre weiche Haut berührte, verspürte er eine unglaubliche Anziehungskraft zu ihr. Am Liebsten hätte Marco die Grünhaarige feste in seine Arme geschlossen und nie mehr los gelassen. Doch fürs erste musste er sich damit begnügen, ihre Hände halten zu dürfen. Dabei strich er mit seinen Daumen über die Handrücken von Talea.

“Oi, ich weiß, dass du mir dieses Mal nicht mehr verzeihen kannst. Nicht, nachdem ich gestern wieder bewiesen habe, was für ein großer Idiot ich bin. Du sollst aber wissen, dass es mir unendlich Leid tut, dass ich dich, euch, von mir gestoßen habe. Erst als du weg warst, habe ich bemerkt, wie viel mir dieses kleine Leben in dir bedeutete. Und es tut mir Leid, dass ich dich nicht gefunden habe, damit ihr sicher seid.

Dich nach Sphinx zu schicken, war nur, um mir selbst einen Gefallen zu tun. Denn dort hätte ich dich immer sehen können, wenn wir die Insel angesteuert hätten. Ich habe in dem Moment nur an mich gedacht, anstatt an dich und das Kind. Damit habe ich uns zerstört und das nur, weil ich feige war und Angst vor der Verantwortung als Vater hatte.

Es tut mir so Leid, dass du, nein… ihr, wegen mir so viel durchmachen musstet. Ich kann den Schmerz nicht ungeschehen machen, den ihr erlitten habt, selbst dann nicht, wenn ich es mir wünsche. Oi.

Und als ich dich gestern gesehen habe, anstatt mich zu freuen, dass du noch am Leben bist, habe ich dir nur Vorwürfe gemacht, weil du nicht bei mir warst. Dabei hast du jedes Recht darauf, endlich glücklich zu werden. Talea, ich bitte dich, auch wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst… Lass mich dafür sorgen, dass es Mara und dir an nichts fehlt.”

Während seiner Entschuldigung, hatte Marco den Blick gesenkt und letzten Endes tropften ihm Tränen vom Kinn. “Marco…”, wisperte Talea und sie entzog ihm ihrer linke Hand um seine Tränen hinfort zu wischen. Es schockierte sie, den sonst so starken, emotionsneutralen Mann, so verletzlich zu sehen.

“Ich versuche ein besserer Mann zu werden. Ein Mann, der deiner würdig ist, Talea. Ich will für Mara ein guter Vater sein, zu dem sie aufsehen kann und auf den auch du stolz sein kannst.

Selbst wenn es bis an mein Lebensende dauern sollte, werde ich dir beweisen, dass ich es ernst meine. Ich werde dein Herz zurück erobern, denn deine Lippen sind die einzigen, die ich jemals wieder küssen möchte.

Ich liebe dich, Talea, von ganzem Herzen.”, murmelte Marco.

Seine Worte drangen tief in ihr Herz ein. Mit schnell pochendem Herz musste sich Talea eingestehen, dass sie diesen Mann noch immer liebte. Die Gefühle, die sie in der hintersten Ecke ihres Herzen verschlossen hatte, waren durch Marcos Liebesbekundung wieder hervorgeholt worden.

Gedankenverloren strich Talea über Marcos Wange. “Jeder von uns hat Fehler gemacht, Marco. Da bin ich keine Ausnahme. Du warst eben noch nicht bereit, Vater zu werden und hast deine Entscheidung getroffen. Und ich…

Ich brauch jetzt erst einmal Zeit. Zeit um alles verarbeiten zu können.”, flüsterte Talea, dann lehnte  sie sich nach vorne und hauchte Marco einen Kuss auf den Mundwinkel, bevor sie sich langsam von ihm löste.

Dieser kleine, zärtliche Moment hatte Marco zu tiefst überrascht, jedoch auch Hoffnung geschenkt. Vielleicht war noch nicht alles verloren. Er musste es einfach probieren. Mehr als eine schallende Ohrfeige konnte im schlimmsten Fall nicht passieren und selbst diese würde er mit Freuden annehmen.

Um Talea daran zu hindern, sich noch weiter von ihm zurück zu ziehen, legte er seine Hand in ihren Nacken, beugte sich zu ihr hinunter und verschloss ihre Lippen mit einem federleichten, langen Kuss. Sekunden verstrichen, in denen Talea keine Reaktion zeigte, dann jedoch küsste sie ihn genauso leicht zurück. Erleichterung durchzuckte Marcos Körper, als Talea den Kuss erwiderte und er konnte es nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel leicht anhoben. Als der Phönix sie jedoch an der Taille näher zu sich ziehen wollte, schob sich Taleas schmale Hand auf seine Brust und hielt ihn zurück. “Bitte nicht, Marco.”, bat die Grünhaarige mit brüchiger Stimme und sie wandte den Blick ab. “Ich kann das nicht. Momentan jedenfalls.”, wisperte sie fast tonlos. Schweren Herzens lies Marco die Grünhaarige los und gab ihr den Freiraum, den sie gerade benötigte.

Die Situation war für Talea unangenehm, weshalb sie sich ein paar Schritte von Marco entfernte und dabei vor sich hin brabbelte. “Wir sollten zurück gehen. Inzwischen wird den anderen unsere Abwesenheit aufgefallen sein. Außerdem hatte Mara heute keinen Mittagsschlaf und bestimmt ist sie schon ganz quengelig.”

Mit wachsamen Augen wurden Talea und Marco beobachtet, wie sie sich der Gruppe wieder näherten. Ihr Verschwinden war keinem entgangen und fast war Izou versucht gewesen, den beiden hinterher zu schleichen. Nicht aus Neugierde, was sie denn zu bereden hatten, sondern eher als schnell eingreifender Streitschlichter und Tröster. Jedoch hatte Ace ihn zurück gehalten. “Wenn sie das nicht allein aus der Welt schaffen, dann wird das nie was.”, hatte er geraunt und sich dann in den Sand gelegt und den Cowboyhut über die Augen geschoben. Er würde die Zeit für ein Nickerchen nutzen. Kurz bevor er jedoch weg döste, vernahm Ace noch ein “Onel Eis” und etwas schmiegte sich an seine Brust.

Gespannt warteten die Whitebeard-Piraten auf die Rückkehr von Marco und Talea.

Das Beide jedoch mit bedrückter Mine und etwas Abstand zueinander zurück kamen, gefiel keinem von ihnen so recht. “Lass mich raten: Marco hats wieder versaut.”, grummelte Haruta, die ihrem Bruder inzwischen wirklich alles zutraute. “Sie sehen zumindest nicht so aus, als wären sie handgreiflich geworden.”, versuchte Conny das Positive zu sehen. “Die beiden brauchen gar nicht handgreiflich werden. Sie zerfleischen sich mit Worten.”, kam es düster von Izou.

“Hu? Wo ist denn Mara?”, fragte Talea, als sie bei der Gruppe ankam und ihr Mädchen nirgends sah. Die angespannte Stimmung der Piraten nahm sie dabei nicht war. “Die schläft.”, giggelte Haruta und deutete auf Ace, der noch immer abseits im Sand lag, den Cowboyhut ins Gesicht gezogen und auf seiner Brust lag Mara und schlief selig, wobei sie von Aces Hand festgehalten wurde. Es war ein wirklich niedlicher Anblick, der sich Talea da bot. “Da will man sie gar nicht wecken.”, seufzte die Grünhaarige, doch was muss, das muss.

Sanft rüttelte Talea an Aces Schulter. “Aufwachen, Faulpelz.”, säuselte sie. “Ich schlaf doch gar nicht.”, kam es müde zurück gebrummt und Ace schob den Hut aus seinem Gesicht. “Klar. Als ob du dir ein Nickerchen entgehen lassen würdest.”, spottete Haruta, die den Feuerteufel einfach zu gut kannte. “Bevor ihr jetzt los streitet, ich wollte eigentlich mit Mara heim. Sie wird richtigen Hunger haben, wenn sie wach wird, und die Windel sollte auch gewechselt werden.”, ging Talea dazwischen, die noch genau wusste, dass so kleine Sticheleien zwischen Ace und Haruta auch in lautstarkem Streit enden konnten.

Mühsam rappelte Ace sich vom Boden auf, wollte er das Mädchen auf seiner Brust nicht wecken. “Also schön, dann bring ich euch zwei mal nach Hause.”, gähnte er ungeniert. Und während Ace mit einer Hand Mara fest hielt, klopfte er sich mit der anderen Hand notdürftig den Sand von der Hose. “Ich würde gern mitkommen, wenn es für euch in Ordnung ist.”, wandte sich Marco an Ace und Talea. “Meinetwegen gerne. Talea?”, stimmte Ace zu, die letztendliche Entscheidung überlies er jedoch der Grünhaarigen. Fast hätte sich Talea an ihrer eigenen Spucke verschluckt, so überrascht war sie von Marcos Vorschlag. Da sie einen Hustenfall unterdrücken versuchte, nickte die Grünhaarige einfach nur.

“Wir sehen uns dann bestimmt die nächsten Tage öfters.”, verabschiedete sich Talea und drückte sich noch einmal fest an ihren Pops. “Gewiss mein Kind.” Mit wehmütigen Augen blickte Whitebeard seinen Kindern hinterher. Es war bedauerlich, dass seine Enkelin nicht bei ihnen auf dem Schiff aufwachsen würde.

Während sie durch das Dorf gingen, wurde Talea immer wieder mal Talea von dem ein oder anderem Bewohner gegrüßt. “Talea? Kann ich dir morgen vielleicht meine Zwillinge vorbei bringen?”, trat eine Frau an die Gruppe heran und sie reichte Talea ein Laib frisch gebackenen Brotes. “Natürlich Leafa. Ich habe Zeit.”, bestätigte die Grünhaarige, dankte noch für das Brot und schon ging es weiter.

“Die Leute mögen und schätzen dich.”, bemerkte Marco. “Kann schon sein. Hier ist es ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich passe auf die meisten der Kinder auf, dafür können ihre Eltern ihrer Arbeit nach gehen und ich bekomme, was ich zum Leben brauche.”, erzählte Talea, als sie sich langsam dem Haus von Garp näherten. “Vermisst du das Piratendasein denn gar nicht?”, hakte Ace bei Talea nach und er änderte die Position, in der er Mara trug. “Darf ich sie dir abnehmen?”, fragte Marco, der bemerkte, dass Ace in den letzten Minuten mehrmals das Mädchen anders gehalten hatte. “Gerne. Ist ja schließlich deine Tochter.”, grinste Ace und drückte dem Blonden, das noch immer schlafende Mädchen, in die Arme. Etwas unbeholfen hielt Marco Mara in den Armen, als sie auch schon weiter gingen. Da fiel Ace auf, dass Talea noch gar nicht auf seine Frage geantwortet hatte. “Und?”, bohrte er neugierig nach und rempelte Talea spielerisch an.

Melancholisch lächelte Talea, als sie leise antwortete: “Manchmal vermiss ich es tatsächlich ein bisschen. Die Weite des Meeres. Das Gefühl völliger Freiheit.”

Schuldbewusst zog Marco den Kopf ein. Er wusste ja, dass er vieles verbockt hatte, dennoch hatte er angenommen, Talea sei hier auf der Insel glücklich. Doch ihre Worte zeugten davon, dass sie hier zwar leben konnte, aber es nicht das war, was sie tatsächlich wollte. Bevor der Blonde jedoch weiter in seine Gedanken eintauchen konnte, wurde er durch Mara abgelenkt, die sich in seinen Armen regte. “Talea?!”, kam es verstört von Marco und er hielt das Kind mit ausgestreckten Armen weit von sich. Das kleine, schadenfrohe Grinsen, konnte sich Talea nicht verkneifen. “Sie hätte dich schon nicht gefressen.”, gab Talea zynisch von sich, nahm dem armen Piraten jedoch ihre Tochter ab.