Kapitel 33: Neue Aufgaben der Schulsprecherin

Die ersten zwei Schulwochen waren bereits verstrichen. Neben einem Berg an Hausaufgaben, stand für den morgigen Samstag auch das erste Training der Ravenclaw-Quidditch-Mannschaft an. Seufzend erhob sich Lucinda von ihrem Schreibtisch, es war bereits spät und am liebsten hätte sie sich in ihr Bett gelegt, aber es war an diesem Freitag-Abend ihre Aufgabe, den Rundgang durchs Schloss zu machen.

Es war alles ruhig, bis Lucinda in den Trakt der Lehrerbüros kam. Dort kam ihr tatsächlich Harry entgegen. “Harry? Was machst du denn noch so spät auf den Gängen?”, fragte sie verblüfft und der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. Umständlich nestelte Harry an seinem Ärmel herum, ehe er mit eingezogenem Kopf murmelte: “Komm vom Nachsitzen bei Umbridge.” Etwas an Harrys Haltung störte die Brünette, weshalb sie ihn kurzerhand an der Hand packte und hinter sich her zog. Doch schon die kleinste Berührung ihrerseits hatte ausgereicht, dass Harry scharf die Luft einsog. Erst vor ihren Räumlichkeiten blieb Lucinda stehen und tippte mit dem Finger mehrmals gegen die Türe auf dem Gemälde, welches den Eingang verschloss. Fast klang es, als würde Lucinda klopfen, doch dann schwang das Bild zur Seite und offenbarte den Durchgang in ihr Arbeitszimmer.

“Setz dich.”, forderte die Schulsprecherin auf und Harry tat, wie geheißen und nahm auf dem Sofa vor dem Kamin Platz, dabei hielt er jedoch seine linke Hand versteckt, die Luce vorhin umfasst hatte. Vorsichtig schob sie Harrys Hand beiseite, seinen Protest nicht beachtend. “Bei Merlins Unterhose.”, entfuhr es Luce, als sie die eingeritzten Worte “Ich soll keine Lügen erzählen” auf Harrys Haut erblickte. “Bin gleich wieder da.” Und schon verschwand Luce in ein angrenzendes Zimmer. Das Geräusch von sich öffnenden und schließenden Schubladen drang bis an Harrys Ohren und er fragte sich, ob es vielleicht nicht klüger wäre, in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurück zu gehen, dort hat Hermine ihn schon die letzten Abende verarztet. Doch noch ehe er zu einer Entscheidung gekommen war, kam Lucinda aus dem Zimmer wieder heraus und rührte in einem kleinen Schälchen.

“Was ist das?”, wollte Harry wissen, als er die leicht schimmernde Substanz sah. “Eine Salbe. Eigenkreation. Etwas Murtlap-Essenz und ein paar Kräuter die bei der Heilung und zur Linderung der Schmerzen helfen.”, murmelte Luce und trug die Creme dünn auf Harrys geschundenem Handrücken auf. Noch während Harry die angenehme Kühle der Salbe genoss, zückte Luce ihren Zauberstab und tippte vorsichtig auf die eingecremte Stelle. “Ferula fomentum.” Schon legte sich vorsichtig ein Verband um die Wunde. “Danke.”

“Harry, versprich mir, in Umbridges Nähe keinen Blödsinn zu machen. Mach das, was sie im Unterricht verlangt und stell dich nicht quer.”, bat Lucinda, als sie Harry zu seinem Gemeinschaftsraum begleitete. “Ich versuch es ja. Und Angelina hat mich auch darum gebeten, aber… Ich werde in ihrer Nähe so unglaublich wütend.”, gestand Harry. “Uns anderen geht es doch genauso gegen den Strich, Harry. Dennoch reißen wir uns zusammen. Du hast letztes Jahr das Trimagische Turnier gewonnen und gegen Voldemort gekämpft. Dann wirst du doch auch damit fertig. Schlucks einfach runter.”

Sie waren nun vor dem Portrait der Fetten Dame angekommen. “Mimbulus mimbeltonia!”, nannte Luce das Passwort, noch ehe die Fette Dame danach fragen konnte, schon schwang das Portrait zur Seite und Luce schob den verwirrten Harry in den Gemeinschaftsraum. “Woher kennst du unser Passwort?”, wollte Harry wissen und drehte sich zu der Schulsprecherin um. “Weil ich Schulsprecherin bin.”, zwinkerte Luce verschwörerisch. “Jetzt flunker Harry doch nicht an. Du weißt es nur, weil ich es dir gesagt habe.”, lachte George, der bis eben noch mit Fred über einem Pergament gebrütet hatte und nun zu seiner Freundin herüber kam um ihr einen Kuss zu geben.

Indessen war Hermine, die auf Harry gewartet hatte, an diesen heran getreten, um die frischen Wunden seines Nachsitzens zu verarzten. Dabei fiel ihr der blütenweiße Verband auf. “Oh, du bist ja bereits behandelt worden.”, kam es leicht überrascht von ihr. “Ja. Lucinda hat sich darum gekümmert.”, erklärte Harry knapp, bevor er erklärte, er sei müde und würde nun ins Bett gehen. 

Nachdenklich sah Hermine ihm hinterher, wie er die Stufen zu den Jungenschlafsälen hinauf schlurfte. “Ach Harry.”, murmelte die brünette Hexe, machte sie sich wirklich ernsthafte Sorgen um ihren besten Freund, dann ging auch sie ins Bett.

Lucinda hatte sich derweil von George verabschiedet. “Wir könnten auch in den Raum der Wünsche gehen.”, murmelte George und zog eine Grimasse. “Ich muss morgen zeitig raus, weil wir Quidditch-Training haben.”, murmelte Luce und bedauerte es aus tiefstem Herzen, George einen Korb geben zu müssen. Der jedoch lächelte liebevoll und tippte ihr leicht auf die Nasenspitze. “Da kann man wohl nichts machen, aber wir werden es nachholen. Verlass dich drauf.” Und der Weasley lies es sich nicht nehmen, Luce bis zum Portrait zu begleiten um ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss mit auf den Weg zu geben.

Der nächste Morgen graute und es war einfach zu früh für Luces Geschmack. Müde machte sie sich, mit ihrem Besen in der Hand, auf den Weg in die Große Halle, um vor dem Training noch frühstücken zu können. Neben dem festen Stammspielern, saßen auch alle Ersatzspieler des Ravenclaw-Quidditch-Teams am Tisch. Manche von ihnen wacher als die anderen und doch als Team vereint. Auch die restlichen Haustische waren für einen Samstag Morgen gut besetzt, was für den Schuljahresbeginn noch relativ normal war. In ein paar Wochen wird es da schon leerer sein, sofern nicht Hogsmeade-Wochenende bevorstand.

Das Flügelrauschen der Posteulen lies Lucinda aufsehen, als sie auch schon ihren Raben entdeckte. Shadow kreiste über ihrem Kopf, bis er die perfekte Stelle gefunden hat um den Tagespropheten fallen zu lassen, und erst dann, lies sich der Vogel auf Lucindas Schulter nieder, wo er sogleich einen Eulenkeks zugesteckt bekam.

Das erste, was Luce ins Auge sprang, als sie die Zeitung entrollte, war ein ganzseitiges Bild von Dolores Umbridge auf der Titelseite der Zeitung, welches vergnügt in die Kamera lächelte. “Erste Untersekretärin zur Großinquisitorin ernannt.”, las sie die dazugehörige Bildunterschrift. Mit der Befürchtung, schlechte Neuigkeiten zu lesen, blätterte Lucinda auf die nächste Seite.

“Mit dem Ausbildungserlass Nr. 23 wurde Dolores Umbridge in das neue Amt der Großinquisitorin berufen. Durch diesen Schritt hat der Zaubereiminister am gestrigen Abend einen weiteren Schritt in Richtung Ausbildungsreform gewagt. Durch das verabschiedete Gesetz, wird der Inquisitorin ein Maß an Verfügungsgewalt über die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei gewährt. So wird die Inquisitorin die Befugnis haben, den Unterricht von Kollegen zu inspizieren um sicherzustellen, dass er den Erwartungen und dem Lehrplan entspricht.

Wie der Junior-Assistent Percy Weasley mitteilte, hat Dolores Umbridge, welche erst seit Schuljahresbeginn das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste, unterrichtet, sich der Aufgabe als Inquisitorin angenommen. Mit ihrem neuen, umgekrempelten Konzept des Unterrichts, war Dolores Umbridge ab der ersten Schulstunde erfolgreich, weshalb der Zaubereiminister ihr das Angebot unterbreitete, als Inquisitorin, auch in den anderen Fächern eine Reform anzustreben. Mit großer Begeisterung hat Dolores Umbridge die Aufgabe, zusätzlich zu ihrer Stelle als Lehrkraft, angenommen und sich für das Vertrauen Seitens des Zaubereiministers bedankt.

Dieser, und noch kommende Reformschritte des Ministeriums, stieß bei Eltern von Hogwarts-Schülern auf begeisterte Zustimmung und wir sind gespannt, welche Neuerungen für Hogwarts noch kommen werden.”

Ungläubig blinzelte Luce, als sie den Artikel zu Ende gelesen hatte. “Großinquisitorin.”, murmelte die Brünette und blickte zum Lehrertisch hinauf, an dem Dolores Umbridge mit einem selbstzufriedenen Grinsen an ihrem Tee schlürfte.

Nach dem Frühstück machte sich die Mannschaft geschlossen auf den Weg zum Quidditchfeld, um für die kommenden Spiele zu trainieren. Dabei spielte die Hauptmannschaft der Ravenclaws gegen ihre Ersatzspieler.

Während des gesamten Trainings, verdrängte Lucinda alles, was nicht mit Quidditch zu tun hatte und konzentrierte sich nur auf ihre Aufgabe als Jägerin. Geschickt fing sie den Quaffel auf, um ihn entweder selbst durch einen der drei Ringe zu werfen, oder an ihre Jäger-Kollegin Mia abzugeben, die sich immer geschickt frei flog. Dabei wich sie in akrobatischen Manövern den Klatschern aus, die die gegnerischen Treiber auf sie abschossen. Nach etwas mehr als zwei Stunden war das Training vorbei. Verschwitzt, aber zufrieden mit ihrer Leistung, ging es zurück in die Umkleide, in der Roger Davis, der Mannschaftskapitän, sein Fazit zum Training zog.

“Ihr habt alle großartig gespielt. Und dieses Jahr werden wir uns den Pokal von Gryffindor zurück holen. Connor, du musst noch ein bisschen besser auf die Deckung deines linken Rings achten und dich nicht von Sienna ablenken lassen. Luce und Mia, euer Pass-Spiel war fabelhaft, aber bezieht das nächste Mal bitte auch Ed mit ein, dann könnt ihr über die gesamte Feldbreite spielen. Alles in Allem, war es jedoch ein sehr erfolgreiches Training.”

Auf dem Weg hoch zum Schloss, wurde natürlich der Hauptartikel des Tagespropheten angesprochen.

“Habt ihr heute Morgen die Zeitung gelesen?”, wollte Ed wissen und hakte sich bei Mia ein. “Du meinst den Artikel über Umbridge?”, fragte Luce nach. “Genau den. Wenn die Umbridge den Unterricht von Binns inspiziert, wäre ich nur zu gerne dabei. Vielleicht bekommen wir dann endlich einen vernünftigen Lehrer für Zauberei-Geschichte.”, brummte Ed. “Nur weil du ein Annehmbar für den letzten Aufsatz bekommen hast, heißt das nicht, dass Binns ein schlechter Lehrer ist.”, hielt Mia dagegen. “Ganz ehrlich, wie irgendjemand in Binns Unterricht wach bleiben kann, ist mir seit der ersten Klasse ein Rätsel. Sobald er nur einen Satz sagt, schlaf ich ein.” “Du müsstest dir eben einfach mal ein bisschen Mühe geben, dann würdest du auch nicht einschlafen Ed.”, feixte Conner, als er die drei Jäger überholte. “Du pennst doch auch regelmäßig bei Binns ein!”, brüllte da Sienna von weiter hinten, was die Ravenclaws in ausgiebiges Gelächter versetzte.

Als sie jedoch durch das Portal am Haupteingang traten, blieb den Schülern das Lachen im Halse stecken. Filch, der Hausmeister, balancierte auf einer Leiter und hämmerte einen langen Nagel in die Wand, an den er dann den Ausbildungserlass des Ministeriums hängte. Und neben diesem Ausbildungserlass hingen noch ein weiterer. Und dieser verbot es, dass sich die Häuser untereinander vermischten, was auch zur Folge hatte, dass in den Klassenräumen eine strikte Trennung stattfinden wird.

“Das… das ist doch komplett absurd.”, murmelte Sienna, als sie die Erlasse gelesen hatte. “Luce, du bist Schulsprecherin. Kannst du dagegen denn gar nichts machen?”, wollte auch Connor wissen. “Nein. Der Einzige, der dem Irrsinn ein Ende setzen könnte, wäre Professor Dumbledore. Ich hoffe nur, dass er schon über diese Erlasse informiert wurde.”, murmelte Lucinda niedergeschlagen.

Schon am Montag begann Professor Umbridge mit ihren Inspektionen der Unterrichtsfächer.

Vor dem Mittagessen hatte die Großinquistitorin dem Zauberkunst-Unterricht von Professor Flitwick einen Besuch abgestattet, wie die Zwillinge am Abend berichteten, als sie bei Luce in den Schulsprecherräumen saßen. “Außerdem hat es Harry geschafft, sich bei Umbridge erneutes Nachsitzen einzuhandeln.”, murmelte George bedrückt. “Ach deswegen hat Angeline vorhin die große Halle zusammen geschrien.”, ging Fred nun ein Licht auf.

Noch bevor Lucinda etwas zu dem Thema sagen konnte, klopfte es am Eingang. Geschmeidig erhob sie sich von ihrem Platz, um nachzusehen, wer etwas von ihr wollte.

“Chrm, chrm.”, räusperte es sich von draußen, als Luce das Portrait einen Spalt breit geöffnet hatte. “Professor Umbridge? Wie kann ich ihnen helfen?”, fragte die Schulsprecherin etwas überrascht nach und öffnete das Portrait ein bisschen weiter, als sie die Lehrerin vor ihren Räumlichkeiten stehen sah. “Nun, Miss Bishop, es gäbe ein paar Änderungen bezüglich ihrer Aufgaben als Schulsprecherin.”, fing Professor Umbridge an, dabei versuchte sie krampfhaft an Lucinda vorbei zu spähen. “Könnten wir das, chrm chrm, vielleicht in ihren Räumlichkeiten besprechen und nicht hier draußen auf dem Gang?”, wollte sie wissen und setzte ein übertriebenes Lächeln auf. “Gewiss doch, Professor. Leider müsste ich Sie aber auf etwas später vertrösten, da ich gerade noch Nachhilfe gebe. Wäre das für Sie in Ordnung?”, fragte Lucinda mit einem charmant süßem Lächeln. “In diesem Fall würde ich dann Mr. Moreno zu Erst von den Neuerungen in Kenntnis setzen und danach noch einmal bei ihnen vorbei kommen.”, gab Professor Umbridge ihr Einverständnis. “Sehr schön. Dann bis später, Professor.”, verabschiedete sich Lucinda und zog das Portrait wieder zu.

Nachdenklich lies sich die Ravenclaw auf den Sessel fallen. “Was wollte die Kröte denn von dir?”, fragte Fred nach und auch George war mehr als neugierig. “Das werde ich später noch erfahren. Es hat aber etwas mit meinem Schulsprecherposten zu tun.”, murmelte Lucinda vor sich hin. “Gibst du mir später Bescheid, was Umbridge von dir wollte?”, hakte George nach und legte fürsorglich seine Hand auf Luces Schulter. “Natürlich.”

Mit einem langen Kuss verabschiedete sich George von Lucinda, ehe er mit Fred in den Gryffindor Gemeinschaftsraum zurück kehrte.

Es dauerte nicht lang, da klopfte es erneut an das Portrait. Dieses Mal öffnete Lucinda den Durchgang komplett. “Professor Umbridge.”, bat sie die Ministeriumshexe in ihre Räume herein. “Miss Bishop, schön dass sie noch die Zeit für mich gefunden haben.”, flötete Dolores Umbridge und sah sich neugierig in dem Arbeitszimmer um. Neben den gemütlichen Sitzgelegenheiten vor dem kleinen Kamin, befand sich noch ein Schreibtisch und viele Bücherregale in diesem Zimmer. Anerkennend nickte die Professorin. “Setzen Sie sich doch, Professor. Möchten Sie etwas zu trinken? Einen Tee vielleicht?”, bot Lucinda an und machte ein paar Schritte auf das Teeservice zu, welches auf ihrem Schreibtisch stand. “Machen sie sich wegen mir keine Umstände, Miss Bishop, es wird nicht lange dauern.”, erklärte Professor Umbridge, als sie sich in den Sessel vor dem Kamin setzte.

Neugierig, um was es denn jetzt ging, setzte sich Lucinda der Lehrerin gegenüber hin. “Wie ich vorhin bereits erwähnte, gibt es ein paar Änderungen in ihrem Aufgabengebiet, Miss Bishop. Chrm, chrm. Dazu gehört zukünftig eine dauerhaftes Zauberverbot, auch über den Unterricht hinaus. Das Ministerium ist der Ansicht, und dem stimme ich von Herzen zu, das die heutigen Gepflogenheiten im Umgang mit unseren Mitschülern, verboten gehören. Duelle auf dem Schulkorridor ist reine Herumstümperei. Chrm, chrm. Zudem strebt die Schulreform an, dass Schüler und Schülerinnen wieder zu den bewährten Traditionen zurück kehren sollten. Da geben sie mir doch Recht, nicht wahr, Liebes?

Chrm, chrm. Zudem würde ich es persönlich befürworten, dass sie sich, mit sofortiger Wirkung, nur noch um die Belangen der Mädchen von Hogwarts kümmern, während Mr. Moreno sich um die der Buben kümmert. Es behagt mir überhaupt nicht, eine Dame ihren Standes, allein mit einem dieser aufgeplusterten, pubertierenden Subjekte, in einem abgeschiedenem Raum zu wissen. Hingegen meines Wunsches, teilte mir Mr. Moreno jedoch mit, dass er sich weigert, mit jemandem aus dem Hause Gryffindor zu kooperieren. In diesem speziellen Fall, mit den Buben aus Gryffindor, würde ich ihnen mein Klassenzimmer zur Verfügung stellen, damit sie sich um deren Belangen kümmern können.”

Der passiv aggressive Unterton, gegenüber dem männlichen Geschlecht, war Lucinda nicht entgangen. “Wenn ich dazu etwas sagen dürfte, Professor Umbridge. Es sind hauptsächlich die Vertrauensschüler, die zu uns Schulsprechern kommen, um ein bestehendes Problem zu lösen oder sich einen Rat zu holen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die den direkten Kontakt suchen. Diesbezüglich sehe ich keinen Grund, warum es dort eine Trennung der Geschlechter geben sollte, da sich die Schülerinnen und Schüler ja wohl fühlen sollen, wenn sie mit ihren Belangen zu uns kommen. Das Angebot, Ihr Klassenzimmer zu nutzen, ist sehr großzügig und ich würde es gerne für Nachhilfestunden in Betracht ziehen, sollten die Räume, die Professor McGonagall mir zur Verfügung gestellt hat, einmal belegt sein.”

Das sanftes Lächeln auf Umbridges Lippen konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass sie mit Lucindas Antwort nicht zufrieden war. “Nun denn, Miss Bishop, chrm, chrm,  ich erwarte, dass sie und Mr. Moreno mich in meiner Aufgabe, die Schule zu reformieren, unterstützen. Da dann soweit alles gesagt wurde, will ich sie auch nicht länger stören. Sie wollen sich bestimmt noch auf den morgigen Unterricht vorbereiten.” Mit diesen Worten erhob sich die Lehrerin und verlies die Räumlichkeiten.

Grüblerisch tigerte Lucinda auf und ab. Die Worte von Umbridge hatten dem Anschein nach, nichts schlimmes vermuten lassen, doch die Ravenclaw-Schülerin konnte zwischen den Zeilen lesen. Sie musste dringend mit Rufus darüber sprechen, betraf es ihn genauso wie sie selbst.

Auf dem Gang zur Bibliothek traf Luce bereits auf ihren Schulsprecherkollegen. “Können wir reden?”, fragten beide gleichzeitig und galant wies Rufus auf ein Portrait ganz in der Nähe, welches zu seinen Räumen führte.

Im Schneidersitz saß Lucinda vor dem Kamin auf dem Boden und hatte ein Glas mit Kürbissaft in der Hand. “Umbridge war also schon bei dir.”, stellte Rufus nüchtern fest und blickte finster ins Feuer. “Ich trau dieser Hexe nicht.”, brummte er verstimmt. “Ich auch nicht. Erst verbietet sie uns Zauber in ihrem Unterricht zu wirken und dann werden die Häuser separatisiert. Was kommt als nächstes?”, grübelte Lucinda über die aktuelle Situation. “Der sprechende Hut hat davon gesprochen, dass die Häuser zusammen halten sollen. Und vom Verfall aus dem Inneren. Bestimmt hat er Umbridge damit gemeint.”, warf Rufus seine Gedanken ein. “Und was machen wir jetzt?”, fragte Lucinda und wirkte zum ersten Mal so richtig ratlos. “Wir werden wie gewohnt weiter machen. In unserer Nähe wird eben keiner mehr zaubern oder sich zu einem Mitschüler aus einem anderem Haus stellen. Wir können schließlich nicht überall zur gleichen Zeit sein.”, zuckte Rufus mit den Schultern. “Und was ist mit dem ‘Du kümmerst dich nur noch um die Belangen der Jungs und ich mich um die Belangen der Mädchen’-Sache?”, fragte Lucinda und machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. “Das kann die alte Schachtel komplett knicken, hab ich ihr auch so gesagt.”, empörte sich Rufus, wo Lucinda ihm nur von Herzen zustimmen konnte.

Wieder bei sich, setzt sich Lucinda an den Schreibtisch und verfasste einen Dreizeiler an George, den sie ihrem Raben Shadow ans Bein band und ihn aus dem Fenster hinaus lies. Inständig hoffte Luce, dass George die Nachricht verstand, ansonsten würde sie ihn morgen über alles aufklären. Zumindest hatte sie ihr Versprechen, ihm Bescheid zu geben, gehalten.

Die Nachricht von ihr lautete wie folgt:

“Wie ausgemacht, ein Information über die weitere Vorgehensweise.

Weiterhin werden außerhalb des Unterrichts weder Zauber geübt, noch irgendwelche Sachen zusammen gemischt. Akribische Trennung von Spaß und Schule gegen Ablenkung. Nachhilfe kann im Verteidigungs-Klassenzimmer stattfinden.

Wir behalten unsere bisherige Arbeitsweise vorerst bei.”