Kapitel 25: Alltag
Es war spät geworden und viele der Piraten schliefen ihren Rausch dort aus, wo sie zuletzt gesessen hatten. Amüsiert lies Talea ihren Blick schweifen, als ihr Blick bei Kim stehen blieb. “Marco?”, flüsterte sie leise, wollte sie nicht jeden auf Kim aufmerksam machen. “Hm?”, mit einem fragenden Blick wandte sich der Blonde an die Frau an seiner Seite. “Wer ist das bei Kim?”, wollte die Grünhaarige neugierig wissen und deutete auf den Mann, der gerade Kim an sich heran zog und seine Lippen auf ihre drückte. “Das ist Misuhide. Er ist in der 13. Division. Mach dir keine Sorgen, er ist ein anständiger Kerl.”, versicherte Marco ihr, was Talea tatsächlich beruhigte. Ein wenig beobachtete Talea noch, wie Kim und Mitsuhide miteinander knutschten, ehe sie kichernd über die Verbindungsbrücke zur Beluge hinüber wechselten und somit aus ihrem Blickfeld verschwanden. “Du solltest auch langsam schlafen gehen. Ich erwarte dich morgen nach dem Mittagessen im Navigationsraum.”, raunte Marco ihr die Worte leise ins Ohr. “Dann bis Morgen.”, hauchte Talea und gab Marco einen flüchtigen Kuss auf den Mund, bevor sie unter Deck und ins Bett ging.
Am nächsten Morgen wachte Talea mit einem glückseligen Lächeln auf. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte, ging es ab in die Mensa. “Na, da hat jemand aber gute Laune.”, grinste Conny und stellte der Grünhaarigen eine Tasse Kaffee vor die Nase. “Ich kann doch nur bester Laune sein, wenn ich hier auf der MobyDick bin, mit meinen Freunden und…”, weiter kam sie gar nicht, denn Marco hatte sich neben sie auf die Bank gesetzt und ihren Mund mit einem Kuss verschlossen. “Guten Morgen, meine Schöne.”, raunte der Blonde. “Guten Morgen, Herr Vize.”, grinste Talea. Schmunzelnd war Conny zurück in die Küche gegangen, wollte Marco doch bestimmt auch einen Kaffee, außerdem waren die zwei Turteltauben miteinander beschäftigt, da konnte sie ein Gespräch vergessen.
Auch die restlichen Kommandanten fanden sich nach und nach in der Mensa ein und grinsten bei dem Anblick, den Marco und Talea boten. Die Kaffeetassen beider standen unberührt am Tisch, das Pärchen sah sich verliebt in die Augen und Marco spielte unbewusst mit Taleas Fingern. “So zahm kenn ich unseren Marco gar nicht.”, witzelte Thatch. “Du kannst gleich das Deck schrubben gehen!”, knurrte da Marco ohne den Blick von der Grünhaarigen zu nehmen. Flüsternd wandte sich der Koch an die anderen Kommandanten. “Meint Marco jetzt Talea oder mich?” Die Antwort lies auch nicht lange auf sich warten, hatte Marco sich doch endlich mal von Taleas Anblick losreisen können. “Ich hab schon dich gemeint, Thatch.” Der Koch verschluckte sich fast an seinem Brötchen, als Marcos Blick direkt auf ihn gerichtet war. “Also.. ich …. du … und Talea…. weißt du was, ich glaub ich geh lieber in die Küche.”, haspelte Thatch und stand vom Tisch auf und verschwand hinter der Schwingtür zur Küche. Ein schelmisches Grinsen legte sich auf Marcos Gesicht. “Manchmal kannst du echt fies sein.”, schmollte Talea und zog eine Schnute. “Was machst du jetzt noch so?”, wollte sie dann aber von dem Blonden wissen, ehe sie ihren kalten Kaffee in einem Zug leerte. “Nun, ich werde in der Krankenstation und in der Küche vorbei schauen und mir die Bestandslisten holen und dann eine Liste erstellen, was alles beim nächsten Landgang besorgt werden muss. Und nach dem Mittagessen treff ich dich dann im Navigationsraum, um die möglichen Kurse zu berechnen.”, zählte Marco auf, was er erledigen wollte. “Gut. Ich werde dann noch ein bisschen üben gehen und seh dich dann später.”, schon erhob sich Talea, beugte sich zu Marco hinunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss. “Bis später.”, dann verschwand sie auch schon.
Die Piraten gingen alle ihrer Arbeit nach und so kam es, dass Talea doch sehr ungestört am Heck des Schiffes war. Sie saß im Schneidersitz, mit durchgestrecktem Rücken auf den Planken, die Augen geschlossen, da und konzentrierte sich auf ihren Phönix. Ein Kribbeln breitete sich in jeder Faser ihres Körpers aus. Jede Zelle schien vor Energie zu pulsieren. In Gedanken stellte sich Talea vor, wie sie ihre türkisen Schwingen ausbreitet, der Wind in ihr Gefieder dringt und sie in die Lüfte hebt. Sie spürte ein leichtes Ziehen im Gesicht und in den Armen. Langsam öffnete Talea ihre Augen und stellte überrascht fest, dass sich ihr Perspektive verändert hat, worauf hin sie den Kopf drehte und sich selbst betrachtete. Dabei sah sie nur türkise Federn und ein überraschtes Krächzen verließ ihren Mund. Mit einem Rascheln breitete Talea ihre Flügel aus und spürte mit jeder Feder, wie der Wind sie lockte. Einmal, zweimal schlug der türkise Phönix mit den Flügeln und erhob sich ein paar Zentimeter vom Boden, ehe er mit einem dumpfen Laut wieder auf den Planken landete. Der Phönix schüttelte sich und kurz sah es so aus, als würden die Federn von ihm abfallen. Im nächsten Moment stand Talea an der Stelle, wo eben noch der Phönix war. “Ja! Wuhu!”, jubelte sie und hüpfte freudig auf der Stelle auf und ab. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, sich endlich in einen Phönix zu verwandeln, auch wenn das Fliegen noch nicht geklappt hat und ihr jetzt der Hosenboden etwas weh tat.
“Hey, Tally! Was machst du denn für ein Geschrei?”, erkundigte sich Ace neugierig, der auf der Reling saß und seiner Division dabei zu sah, wie sie das Deck schrubbten. “Ach ich treff mich nur gleich mit Marco.”, grinste die Grünhaarige und streckte Ace rotzfrech die Zunge raus. Irritiert kratzte sich der Cowboyhutträger am Kopf. “Aber das weiß ich doch schon. Ich saß mit am Tisch, als ihr euch verabredet habt.”, murmelte er, doch da war Talea auch schon verschwunden. “Frauen!”, brummte Ace nur, ehe er wieder seine Division beaufsichtigte.
Mit einem strahlenden Lächeln betrat Talea zur Mittagszeit wieder die Mensa. Erfreut stellte sie fest, dass es heute Unadon gab. Das ist Aal, der mit einer süßlichen Sojasoße gegrillt wurde, bis er karamellisiert, dazu gegrilltes Gemüse und Reis. “Das sieht wieder einmal super lecker aus, Thatch.”, lobte Talea den Koch, als sie ihre Portion entgegen nahm. “Dann hoff ich, dass es auch so gut schmeckt, wie es aussieht. Könntest du, bevor du nachher an die Arbeit mit Marco gehst, noch kurz in die Küche kommen?”, wollte der Koch dann noch wissen und die Grünhaarige nickte bestätigend, dann steuerte sie den Platz bei Kimel und Barry an. “Na Jungs. Alles klar bei euch?”, grinste sie in die Runde. “Alles Bestens und bei dir?”, Kimel wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. “Kann mich nicht beklagen. Bis jetzt hatte ich frei, meine Arbeit fängt erst nach dem Mittag an und ich hoffe, dass Marco mir nicht all zu viel aufhalst.” Dann schob sie sich eine Gabel voll Unadon in den Mund. Genüsslich schloss sie die Augen und verlor sich in dem Geschmack des karamellisierten Aals. Als sie die Augen wieder öffnete, saß ihr gegenüber Kim und Mitsuhide und beide strahlten über das ganze Gesicht. “Hey, Talea.”, grüßte Kim und sie lächelte herzlich zu der Grünhaarigen. “Hi, Kim. Hi, Mitsuhide.”, grüßte Talea. Der angesprochene Mann sah sie verwirrt an. “Entschuldigung, aber woher kennst du mich?”, wollte er dann neugierig wissen. Nun musste Talea tatsächlich lachen. “Marco hat es mir verraten, als ich dich heute Nacht mit Kim gesehen habe.”, gab sie die ehrliche Antwort und konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Kim knallrot anlief. Auch Mitsuhide bekam um die Nasenspitze ein bisschen Farbe. “Mach Kim einfach nur keinen Kummer.”, gab Talea den indirekten Segen, ehe sie sich wieder ihrem Unadon widmete. Erleichtert nickte Mitsuhide, ehe er Kim einen Kuss auf die Schläfe hauchte und auch die Beiden sich ihrem Mittagessen zu wandten.
Nach dem Essen brachte die Grünhaarige ihr Geschirr direkt in die Küche. “So Thatch, was wolltest du denn von mir?”, fragte sie, als sie den Teller mit dem Besteck neben die Spüle stellte. Dieser hielt ihr, mit einem breiten Grinsen, einen Picknickkorb entgegen. “So wie ich dich und Marco kenne, werdet ihr arbeiten bis ihr umfallt. Da ist nur eine kleine Stärkung drin, und Kaffee.”, zwinkerte Thatch. “Uhm.. Danke.”, etwas überrascht von Thatchs Fürsorge, dankte sie ihm und ging dann an Deck, um sich von Kim zu verabschieden, denn die Beluga legte bereits ab. “Ruf mich zwischendurch mal an!”, brüllte Kim vom Deck des kleineren Schiffs und winkte wie verrückt. “Das werde ich. Dir viel Spaß und vergiss mich nicht!”, rief Talea zurück und warf ihr eine Kusshand zu. Erst als die Beluga am Horizont verschwunden war, machte sich Talea auf in den Navigationsraum.
“Was bringst du denn da mit?”, fragte Marco, als er den Korb in Taleas Händen erblickte. “Thatch hat den für uns gepackt. Etwas zur Stärkung und Kaffee, wie er meinte.”, antwortet Talea und stellte den Korb auf die Seite. “Also, was genau soll ich jetzt machen?”, fragte sie ihren Kommandanten und sah ihn neugierig an. “Wir werden jetzt die Kurse zu den umliegenden Inseln berechnen, damit ich mit Pops entscheiden kann, wie wir weiter segeln. Dann müsste noch eine Kartenkopie von der Isla de Myst erstellt werden und dann sind wir fertig für heute.”, gab Marco die Auskunft. Vorsichtig schob sich Talea ihre Brille auf die Nase, schon lange hatte sie sie nicht mehr gebraucht. Mit einem Schmunzeln musste sie feststellen, dass auch Marco sich seine Brille aufsetzte. Zunächst arbeiteten Beide stillschweigend und berechneten die Kurse zu den umliegenden Inseln. “Takula kannst du knicken. Die Meeres-Strudel machen einen direkten Kurs unmöglich und mit dem Umfahren der Strudel, brauchen wir rund 10 Tage zusätzlich. Da kommen wir eher noch an der Insel Antora vorbei.”, seufzte Talea, ehe sie sich die nächste Insel vornahm. Auch Marco wirkte nicht zu frieden. “Green Reef liegt auch zu weit entfernt, solang reichen uns die Lebensmittel nicht mehr. Wie lang bräuchten wir nach Antora?” Marco blickte von seiner Karte auf. “Gesetzten Falls, dass der Wind günstig steht, wir nicht angegriffen werden oder sonst irgendwas Unvorhergesehenes passiert, sollten wir die Insel innerhalb der nächsten 5 bis 6 Tage erreichen.”, gab Talea die gewünschte Auskunft. “Das wird Pops nicht gefallen, aber eine andere Möglichkeit gibt es momentan nicht. Würdest du bitte schon mit der Kopie von der Isla de Myst anfangen? Ich besprech den Kurs schnell mit Pops und helfe dir dann.” , gab Marco die Anweisung, während er sich mit der Hand durchs Haar fuhr.
Während Marco also unterwegs war um mit Whitebeard über den bevorstehenden Kurs zu sprechen, breitete Talea die Karte der Isla de Myst vor sich aus. Es war eine riesige Karte mit vielen Details und war auf insgesamt 9 Blätter verteilt. Innerlich seufzte sie, weil es viel zu tun gab. Die Grünhaarige schnappte sich einen Teil der Karte und zog sich an den Tisch zurück, um mit der Kopie anzufangen. Als Marco etwas später wieder kam, schnappte such er sich einen Teil der Karte, um davon eine Kopie anzufertigen. Er setzte sich gegenüber von Talea hin. “Sag mal Marco.”, unterbrach Talea die Stille. “Wie hast du damals als Phönix fliegen gelernt?”, wollte sie dann wissen, nachdem Marco zu ihr geblickt hatte. Kurz kratzte sich der Phönix am Kinn. “Wenn ich mich recht entsinne, hat Pops mich damals über die Reling geschmissen und gesagt “Entweder du fliegst jetzt, mein Sohn, oder du wirst in den Fluten versinken!” Und dann habe ich wie wild mit den Flügeln geschlagen. War damals keine schöne Erfahrung. Warum fragst du?” Kurz zuckte Talea zusammen. “Nun ja… es hat mich halt interessiert.”, versuchte sie so gelassen wie möglich zu antworten. Marco kniff seine Augen etwas zusammen und musterte seine Freundin genauer. “Es könnte nicht eventuell damit zu tun haben, dass du dich inzwischen in einen Phönix verwandeln kannst?”, hakte er nach und ein wissendes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge. “W..Woher…?”, stammelte Talea verdattert vor sich hin. “Ich habe heute Vormittag die Anwesenheit eines weiblichen Phönix gespürt.”, liebevoll lächelte Marco die Grünhaarige über den Tisch hinweg an. “Erwischt… ich hab es heute tatsächlich geschafft, mich in einen kompletten Phönix zu verwandeln.”, gab Talea schließlich zu. “Und jetzt willst du fliegen lernen.”, stellte Marco fest. “Ja, schon, irgendwie…”, nuschelte Talea, ehe sie wieder an ihrem Kartenteil weiter arbeitete. “Dann werd ich es dir beibringen.” Den restlichen Tag verbrachten die Beiden im Navigationsraum um die Karte der Isla de Myst abzuzeichnen. Zwischendurch stärkten sie sich an dem Kaffee, den Thatch ihnen eingepackt hatte und an den Sandwiches.