Shanks zu Besuch
Es war der 15. Januar, als die RedForce an dem kleinen Hafen im East Blue anlegte und mit einem breiten Lächeln betrat Shanks die Insel. “Ist schon eine ganze Weile her, seit wir das letzte Mal hier waren.”, murmelte er in seinen Drei-Tag-Bart. Ein Schild, was direkt am Hafen aufgestellt worden war, erhaschte seine Aufmerksamkeit. “Diese Insel steht unter dem Schutz von Vizeadmiral Garp”, stand in großen Buchstaben darauf. Schmunzelnd nahm der Pirat es so hin, schließlich war er nicht auf Krawall aus. Die kleine Ortschaft, welche weit Abseits der großen Stadt lag und oft in Vergessenheit geriet, trug den Namen Windmühlendorf. Hier hatte Shanks den kleinen Ruffy kennen gelernt und ihm den Strohhut überlassen. Auch war Ace auf dieser Insel aufgewachsen, aber das hatte Shanks erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt heraus gefunden. “Los Männer, lasst uns bei Makino auf unsere Rückkehr anstoßen.” Und schon war der rothaarige Kapitän ins Dorf marschiert, während die restlichen Piraten das Schiff vertäuten und alles für den Landgang bereit machten. “Immer wieder das Gleiche.”, brummte Ben kopfschüttelnd, ehe er die restlichen Aufgaben verteilte und dann seinem Kapitän nachging.
Derweil hatte der rothaarige Pirat die Bar erreicht und stieß freudig die Schwingtüren auf. “Hallo Maki..no?”, irritiert blickte Shanks die grünhaarige Bardame an, welche ein kleines Mädchen, mit ebenfalls grünen Haaren, auf den Armen hielt. “Makino?”, fragte er fast tonlos und die Bardame blickte auf. “Hallo Shanks.”, grüßte sie den Piratenkapitän und das Lächeln in ihrem Gesicht wurde noch ein bisschen breiter. “S…So…Sollte ich… was wissen?”, stammelte Shanks und deutete auf das Kind. Immer noch lächelnd schüttelte Makino den Kopf. “Es ist nicht das, wonach es aussieht.”, schmunzelte die Bardame. “Na das bezweifle ich stark. Für mich sieht das ganz nach einem Baby aus.”, versuchte Shanks witzig zu sein. “Das schon. Aber Mara ist nicht meine Tochter.”, erklärte sich Makino und schnitt dann ein paar Grimassen, was das kleine Mädchen in ihren Armen vergnügt glucksen lies.
Ben und Lucky Lou, die die Bar inzwischen ebenfalls betreten hatten, besahen sich die Szene genau, welche sich vor ihren Augen abspielte. “Hrm hrm.”, räusperte sich Ben. “Wenn das Kind nicht von dir ist, von wem ist es denn dann?”, stellte Shanks Vize die im Moment wohl wichtigste Frage.
“Mara ist meine Tochter!”
Zeitgleich drehten sich die drei Akagami-Piraten herum, als hinter ihnen eine Frau die Stimme erhob. “Und wer bist jetzt du?”, fragte Shanks und kratzte sich am Kinn, kam ihm die grünhaarige Frau irgendwie bekannt vor. “Maras Mutter. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.”, kam die bissige Antwort der Frau, welche die Bar soeben betreten hatte und nun direkt auf Makino zu ging. “Danke für aufs aufpassen, Makino.”, sprach die Frau nun wesentlich freundlicher und sie nahm ihre Tochter entgegen. “Gerne doch, Talea. Die Kleine ist aber auch einfach zuckersüß. Und im übrigen, die neue Frisur steht dir.”, zwinkerte Makino. Verlegen strich sich Talea eine der grünen Haarsträhnen hinters Ohr. Sie hatte sich für eine extravagante Frisur entschieden, denn auf der linken Seite, waren die Haare großzügig auf nur wenige Millimeter abrasiert, während ihre Haare auf der rechten Seite brustlang geblieben sind und sich wild lockten. “Ah Talea, das ist Shanks. Kapitän der Akagami-Piraten, auch bekannt als Rothaar-Piraten, und einer der vier Kaiser. Und das sind Ben Beckman und Lucky Lou. Shanks, Ben, Lou, das ist Talea.”, stellte Makino die vier untereinander vor. “Wir hatten bereits das Vergnügen.”, ein schmales Lächeln erschien auf Taleas Lippen. Wie vom Blitz getroffen starrte Shanks die Grünhaarige an, fasste sich aber im nächsten Moment wieder. “Stimmt! Du kamst mit Ace und seiner Piratenbande zu uns nach Aisu-Shima, bevor der Bengel Whitebeard heraus gefordert hatte.”, erinnerte sich nun auch Shanks an die kurze Begegnung.
Noch bevor das Gespräch vertieft werden konnte, wurden sie von einem hereinstürmenden Jungen unterbrochen. “Die Marine! Sie kommt aus der Stadt direkt hier her!”, kiekste das Kind und gestikulierte wie wild mit den Armen. “Käpt´n?”, fragte Lucky Lou und er entsicherte vorsorglich seine Waffe. “Wir warten erst einmal ab, was die Marine überhaupt will.”, entschied Shanks, wollte er keine Auseinandersetzung anzetteln, die den Dorfbewohnern schaden könnte.
“Kiran, wie nah ist die Marine schon?”, wollte Makino von dem Jungen wissen. “Sie haben bereits den Fluss überquert gehabt, als ich die Warnung erhalten habe.”, gab der Junge Auskunft. “Zu nah.”, murmelte Talea und sie biss auf ihren Daumennagel. Mitfühlend strich Makino der anderen Grünhaarigen über den Rücken. “Ihr wird nichts passieren. Du kennst den Notfallplan.”, flüsterte Makino woraufhin Talea nur nickte. Liebevoll küsste die ehemalige Piratin die Stirn ihrer Tochter. “Egal was passiert, deine Mama liebt dich über alles.”, murmelte sie leise, bevor sie Mara wieder an Makino reichte. Stirnrunzelnd hatte Shanks die Szene beobachtet.
Woop Slap, der Bürgermeister, wartete bereits in der Mitte des Dorfplatzes auf die Ankunft der Marine. Der alte Mann staunte nicht schlecht, als neben dem Korvettenkapitän mit seiner Mannschaft auch der König des Landes, des Platz betrat. Mit gehobener Augenbraue verfolgte Woop Slap, wie König Stelly sich unbeholfen aus seiner Kutsche bewegte. “Wer ist der Oberhaupt dieser Häuseransammlung?”, wollte der König nasal wissen und sein Blick schweifte über die wenigen anwesenden Menschen. “Mein König, das wäre dann wohl ich.”, meldete sich Woop Slap und deutete eine kleine Verbeugung an. “Mir wurde von einem gesetzestreuen Mitbürger zugetragen, dass sich in diesem ‘Dorf’ , Gesindel versteckt hält. Das werde ich in meinem Königreich nicht tolerieren.”, kam es hochmütig von König Stelly und er streckte seine Nase ein bisschen mehr in die Luft. “Liefert das Piratenpack freiwillig den Herren der Marine aus und ich sehe davon ab, das Dorf für ihren Verrat an mir zu bestrafen.”, forderte der König. Geschockt sahen die Bewohner des Windmühlendorfes sich an und hier und da wurde etwas getuschelt.
Da schob sich Shanks durch die Menge und er stellte sich vor den Bürgermeister. Seine Hand ruhte auf dem Schwertknauf und sein Blick war ernst. “Hier versteckt sich niemand. Meine Nakama und ich sind auf der Durchreise und wollen nur etwas Proviant auffüllen.”, sprach er und fixierte mit seinem Blick sowohl den Korvettenkapitän als auch den König.
“Dich mein ich doch gar nicht.”, dabei machte Stelly eine wegscheuchende Handbewegung in Richtung des Piratenkaisers, als er jemanden erblickte. “Du!”, kreischte er und zeigte auf Talea, die sich unter die herumstehenden Dorfbewohner gemischt hat. “Wie kannst du es wagen, dich in meinem Königreich zu verstecken?!?”, kreischte der König und seine Augen funkelten wahnsinnig. “Aber mein König, ich verstecke mich doch gar nicht. Ich wohne hier, zahle meine Steuern und gehe der Arbeit als Kartographin nach.”, kam es ruhig von Talea. “Erst vor wenigen Tagen, hat einer eurer Berater in eurem Namen, eine genaue Karte der Insel bei mir geordert.”, hängte sie noch an, was König Stelly rot anlaufen lies. Nun meldeten sich einige andere Dorfbewohner ebenfalls zu Worte, die bekräftigten, dass Talea zur Dorfgemeinschaft gehörte.
“Einfältige Bauern seid ihr, wenn ihr noch nicht mal erkennt, dass diese Frau”, dabei zeigte der König wieder auf Talea, “die tot geglaubte Whitebeard-Piratin Talea Battersby ist.” “Und du bist ein aufgeblasener Blödmann! Wir alle wissen, wer Talea ist, und sie gehört zu uns.”, plärrte ein Junge aus der Menge heraus. König Stellys Nasenflügel bebten und sein Kopf glich, mehr denn je, einer Tomate. “Nehmt sie fest! Nehmt sie endlich fest!”, kreischte Stelly und hüpfte auf der Stelle auf und nieder, weshalb ein paar der Marine-Soldaten einige zögerliche Schritte in Richtung Talea machten, die Anwesenheit von Shanks lies sie vorsichtig sein. Auch der Korvettenkapitän beobachtete den Piratenkaiser und als Shanks seine Hand um den Griff seines Schwertes legte, pfiff der Korvettenkapitän seine Männer zurück. “Wir gehen. Vorerst. Mit einem Kaiser werden wir uns nicht anlegen.” Sofort verharrten die Soldaten in ihrer Bewegung. “Was? Aber…?”, König Stelly war sichtlich verwirrt, als die Soldaten sich langsam zurück zogen. “Das wird noch Konsequenzen für euch haben!”, prophezeite der König, als er fluchtartig zu seiner Kutsche huschte, traute er sich nicht, sich alleine dem Dorf entgegen zu stellen.
Nachdem die Soldaten abgezogen waren, fiel die Anspannung der meisten ab. Mit zitternden Händen trat Talea an Shanks heran. “Danke, dass du da warst und Danke, dass du dich für mich einsetzen wolltest.” “Das war nicht der Rede wert.”, beteuerte Shanks. “Allerdings sollten wir uns dringend unterhalten.”, mit diesen Worten schob Shanks die Grünhaarige in Richtung von Makinos Bar.
Mit einem unguten Gefühl setzte sich Talea gegenüber des rothaarigen Piraten. “Möchtest du was trinken?”, fragte Shanks und musterte die Frau vor sich genau. “Ja, bitte. Ich fürchte, nüchtern ertrag ich dieses Gespräch nicht.” , stimmte Talea dem hinzu, worauf Shanks seinem Vize ein Zeichen gab und dieser etwas Hochprozentiges von der Bar holte. Zwischen den beiden Parteien blieb es still, bis Ben eine Flasche Rum und zwei Gläser auf den Tisch stellte und sich diskret zurück zog.
Ganz der Gentleman, schenkte Shanks die beiden Gläser voll und stieß dann mit Talea an. Der Piratenkapitän nahm einen großzügigen Schluck des Alkohols, doch er staunte nicht schlecht, als die Grünhaarige ihr Glas in einem Zug leer trank. “Jetzt bin ich, glaube ich zumindest, bereit für dieses Gespräch.”, meinte Talea und ein trauriger Ausdruck trat auf ihr Gesicht. “Warum bist du hier und nicht bei deiner Mannschaft? Warum lässt du alle in dem Glauben, dass du tot seist?”, stellte Shanks wohl die für ihn wichtigsten Fragen, dabei beobachtete er die Reaktion von Talea genau. Dieses spielte mit dem leeren Glas in ihren Händen, während sie antwortete. “Es wäre nicht gut gegangen, wenn ich zu ihnen zurück gekehrt wäre. Nicht wegen Maras Vater. Er hat seine Entscheidung getroffen und ich die meine.”, flüsterte Talea und wandte den Blick ab, lag so viel Traurigkeit und Einsamkeit in ihrem Blick.
Da Talea es tunlichst vermied, Marcos Namen auszusprechen, wollte auch Shanks den Namen des Whitebeard-Vize nicht in den Mund nehmen. “ER liebt dich, also lass deinen Stolz beiseite und melde dich bei ihm. Lass ihn nicht weiter leiden!”, appelierte nun Shanks, der Talea einfach nicht verstand. Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie von ihrem Platz aufsprang und sich den Schmerz von der Seele schrie. “ER hat kein Recht darauf, zu leiden! ER hat mich von sich gestoßen, als ER erfahren hat, dass ich schwanger bin. ER wollte uns nicht! Also lass mich mit deinem ‘Stolz beiseite schieben’ in Ruhe!”
Geschockt blickte der Piratenkaiser die Grünhaarige vor sich an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. “Ich hab gesehen, wie er zusammen gebrochen ist, in der Trauer um dich… um euch. Ihr bedeutet ihm so viel. Mach doch nicht den gleichen Fehler wie Marco und schließ ihn aus deinem Leben aus.”, versuchte Shanks Talea zur Vernunft zu bringen. “Tut mir Leid, dich in dieser Hinsicht enttäuschen zu müssen, aber ich habe bewusst eine Insel weit ab von Whitebeards Territorium gewählt, damit ICH mit alle dem abschließen kann. Und Marco ist definitiv kein Teil mehr meines Lebens.”, zischte Talea wütend, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging an die Theke. “Setz die Flasche bitte auf meine Rechnung, Makino, und schick Kiran mit einem Paket zu Dadan.”, bat Talea während sie sie ihre Tochter entgegen nahm.
Noch während Talea mit Mara zur Türe lief, verschwand sie mit einem Mal. Mit offenem Mund deutete Shanks auf die Stelle, an der eben noch die Grünhaarige gewesen war. “Also das… ähm… “, stammelte Shanks und wirkte sichtlich irritiert. Mit einem Aufseufzen setzte sich Makino auf den Platz, den Talea noch vor wenigen Minuten in Beschlag genommen hatte. “Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass sie durch ihre Kräfte einfach verschwinden kann. Aber ich bin froh, dass du heute da warst, Shanks. Nicht auszudenken, was passieren hätte können.”, murmelte Makino. “Sie wird hier auf Dauer nicht sicher sein, Makino. Der Sicherste Ort für Talea und ihre Tochter ist bei Whitebeard und ich kann sie da hin bringen. Außerdem wäre es auch für den Seelenfrieden von ihr und von Maras Vater wichtig, dass sie zurück zu ihren Nakama kommt.”, appellierte Shanks nun an die Bardame. “Wir haben da aber kein Mitspracherecht. Es ist einzig und allein Taleas Entscheidung. Ein halbes Jahr ging es doch auch gut. Heute war es einfach nur Pech, dass wir zu spät informiert worden sind, dass die Marine hier her unterwegs ist, sonst wäre sie von Anfang an in ihr Versteck verschwunden. Und wenn Garp wieder da ist, werden sich die Marine-Heinis sowieso nicht trauen, etwas zu unternehmen.”, versuchte Makino das Geschehene schön zu reden. “Was ist, wenn Garp noch nicht wieder zurück ist und ihr wieder zu spät informiert werdet? Was passiert dann, Makino? Ich kann nicht ewig hier bleiben um sie zu beschützen. Und ich bin auch nicht gewillt, den Zorn von Whitebeard auf mich zu nehmen, sollte Talea erneut in die Fänge der Marine geraten, nur weil ich über sie geschwiegen habe.”
Nachdenklich biss sich die Bardame auf die Unterlippe. Da griff Shanks über den Tisch hinweg nach den gefalteten Händen von Makino. “Sieh mal, ich kann allerhöchstens noch zehn Tage auf der Insel bleiben, sonst wird es zu auffällig und die Marine schickt ein Großaufgebot an Soldaten her, falls sie es nach dem Vorfall von heute nicht sowieso tun. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich setze Whitebeard von all dem hier in Kenntnis, oder ich nehme Talea und ihre Tochter mit mir mit. Anders kann ich ihre und auch eure Sicherheit nicht gewähren.” Ein tiefer Seufzer entwich Makino. “Mir gefällt es nicht, über Taleas Kopf hinweg zu entscheiden. Mach, was du für das Richtige hältst, Shanks. Aber ich werde Kiran eine Nachricht für Talea mitgeben, damit sie auch Bescheid weis.”, gab Makino dem Piratenkaiser freie Hand. Dieser lehnte sich weit über den Tisch hinüber und hauchte der überraschten Makino einen Kuss auf den Mundwinkel. “Es wird nicht zu eurem Schaden sein.”, versprach er, bevor er sich erhob und zügigen Schrittes zu seinem Schiff lief. Makino hingegen machte ein Essenspaket für Talea und ihre Tochter fertig und legte noch eine Notiz dazu, dass Shanks ihr Geheimnis weiter geben wird.
Ohne große Umwege begab sich Shanks in den Navigationsraum seines Schiffes, denn dort wurden auch die Teleschnecken aufbewahrt. Zielsicher griff Shanks nach einer Schnecke mit lila Häuschen und stellte sie vor sich auf den Tisch.
Doch anstatt den Hörer abzunehmen, damit die Schnecke eine Verbindung aufbauen konnte, starrte er das Tierchen lange Zeit nur an.