Rückblicke in die Vergangenheit
Sehnsüchtig blickte Talea den beiden Piraten hinterher, als diese zurück zum Hafen gingen. Sie wusste, sie hatte noch mehrere Tage mit ihren Nakama, jedoch würden diese wieder in See stechen, während sie auf der Insel zurück blieb. Für einen winzigen Moment bereute Talea ihre Entscheidung, doch als ihr Blick dann auf die zappelnde Mara in ihren Armen fiel, wusste sie wieder, warum sie sich für ein Leben fernab der Piraterie entschieden hatte.
“Na los, kleine Motte, jetzt wechseln wir deine Windel und dann gibt es was zum Essen.” Gesagt, getan.
An diesem Abend ging Talea mit ihrem Mädchen früh schlafen, war es doch für alle ein anstrengender Tag gewesen.
“Guten Morgen Yago. Morgen Yoko.”, grüßte Hibari die Zwillinge von Leafa Schilligall, als sie am nächste Vormittag die Türe öffnete. “Hallo Frau Soldatin.”, krähten die Kinder und stürmten dann sofort in den Keller des Hauses. “Ist Talea nicht da?”, fragte Leafa und blickte etwas skeptisch. “Doch, doch. Sie wechselt Mara nur gerade die Windel.”, beeilte sich Hibari Auskunft zu geben. “Oh. Dann richte ihr doch bitte aus, dass ich die Zwei zum Mittag wieder abhole.” “Natürlich, Frau Schilligall. Und noch einen schönen Tag.”
Soeben war die Tür ins Schloss gefallen, als auch schon Talea mit Mara auf dem Arm in den Flur kam. “War das gerade Leafa?”, wollte die Grünhaarige wissen. “Jap. Die Zwillinge sind schon unten und werden zum Mittag wieder abgeholt.”, gab Hibari die Informationen weiter. Verstehend nickte Talea und stieg die erste Stufe in den Keller hinab, als sie sich nochmal an Hibari wandte. “Bevor ich es vergesse: Corby ist heute Morgen los gezogen um in den Bergen zu trainieren. Er hat etwas von Ruffy nacheifern, mehreren Tagen und Riesen-Gorilla gemurmelt.” Seufzend nahm Hibari es zur Kenntnis, sie kannte ja Corbys Obsession für Ruffy. “Tja, da kann man wohl nichts machen. Ich werde mir dann ein paar schöne Tage in der Stadt gönnen. Wir sehen uns, Talea.”
Endlich hatte Talea es mit Mara zu den Zwillingen ins Spielzimmer geschafft, wo sie auch sogleich mit Fragen bombardiert wurde. “Stimmt es, dass du uns verlässt?”, fragte Yago und umklammerte die Beine von Talea. “Wer sagt denn sowas?”, stellte die Grünhaarige die Gegenfrage. “Papa. Er sagt, dass du einer der Piraten bist.”, warf Yoko ein. “Ich war eine Whitebeard-Piratin, das stimmt. Und sie sind immer noch meine Familie. Aber solange es mir möglich ist, werde ich hier auf der Insel bleiben.”, erklärte Talea und zeigte ihnen auch ihr Tattoo auf dem Unterarm. “Du hattest bestimmt eine voll wichtige Aufgabe auf dem Schiff. Du warst bestimmt Köchin.”, ereiferte sich Yago, der das Ganze mehr als spannend fand. Prustend versuchte Talea mit der Vorstellung klar zu kommen. “Köchin? Ganz bestimmt nicht. Ich war Navigatorin auf dem Schiff.”, noch bevor Talea weiter ausholen konnte, kam auch schon ein zweifaches “Navigatorin? Was macht man da?” und “Warum bist du von den Piraten weggegangen?” So erklärte Talea den Zwillingen, was für Aufgaben sie als Navigatorin gehabt hatte. Den Grund für ihren Fortgang verschwieg sie den Kindern jedoch. Und während Talea von ein paar Abenteuern erzählte, baute sie für Mara immer wieder einen Bauklotzturm, den das Mädchen unter freudigem Quietschen zerstörte.
Gebannt hörten die Zwerge zu. “Ich will auch mal Pirat werden.”, verkündete Yago inbrünstig. “Ich auch! Und wenn du nicht mit den Piraten mit gehst, dann können Yago und ich doch für dich einspringen.”, machte sogleich Yoko den Vorschlag.
“Da hat der Kapitän aber auch noch ein Wörtchen mit zu reden.”, kam es belustigt von der Türe. “Ace.”, freute sich Talea, als der Cowboyhut-Träger in den Raum eintrat. “Boah, das ist Feuerfaust Ace!”, entfuhr es Yoko ehrfürchtig. “Leibhaftig und in voller Größe.”, scherzte Ace und setzte sich dann im Schneidersitz mit auf den Boden. Zu viert versuchten Yoko, Yago, Ace und Talea aus allen Bauklötzen einen hohen Turm zu bauen, doch Mara war im Umschubsen schneller, als die vier im Aufbauen. Gegen halb eins hatte Leafa ihre Kinder wieder abgeholt. “Nochmals vielen Dank, dass ich sie dir heute bringen durfte.”, hatte sie sich bedankt, bevor sie mit Yago und Yoko nach Hause ging. Winkend stand Talea noch in der Tür, als Ace mit Mara auf dem Arm, hinter sie trat. “Na komm, ich lad euch zum Mittagessen bei Makino ein.”, grinste der Sommersprossige und schob Talea vor sich her.
Auf ihrem Weg zur Bar, sprach Ace das an, was ihm seit Garps Besuch auf der White Whale, auf dem Herzen lag. “Sag mal, Talea.”, fing er an und wirkte sehr nachdenklich. “Die Farce, dass du auf der RedForce bist, wird nicht ewig halten. Was machst du, wenn die Marine hier wieder auftaucht, um nach dir zu suchen?”, wollte er flüsternd wissen, hasste Ace es doch, düstere Stimmung zu verbreiten. Genauso wenig wollte er, dass Mara Angst bekam.
Das Lächeln auf Taleas Gesicht verschwand und sie senkte Schuldbewusst den Blick. “Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung. Mein Wunsch war es, dass Mara in Frieden aufwachsen kann. Und das kann sie hier. Wenn ich wirklich gezwungen bin, die Insel zu verlassen, dann….”, sie war stehen geblieben und ihr Blick lag traurig auf dem grünhaarigen Mädchen, welches wieder auf Aces Schultern thronte. “… dann werde ich Mara hier zurück lassen. Entweder bei Makino oder bei Dadan. Ich werde ihr jedenfalls kein Leben in Flucht zumuten.”, gab Talea kleinlaut zur Antwort.
“Und mit aufs Schiff zu kommen, ist keine Option für dich?”, fragte Ace vorsichtig an, woraufhin er nur ein Kopfschütteln der Grünhaarigen bekam. “Warum nicht?” Bockig, wie ein kleines Kind, stampfte Ace mit dem Fuß auf. “Weil… es fühlt sich wie ein Déjà-vu an. Wie damals, als Pops uns den Divisionen zugeteilt hat.”, versuchte Talea leise dieses Unbehagen zu erklären, welches sie verspürte. Ace erinnerte sich noch genau daran, wie unwohl sich Talea fühlte, als sie in die erste Division eingeteilt wurde. Und ihre Befürchtungen hatten sich letzten Endes leider auch bestätigt gehabt. Aus genau diesem Grund, erwiderte Ace auch nichts auf Taleas Aussage hin.
Schweigend hatten sie den restlichen Weg zu Makino zurück gelegt. Nur hin und wieder hatte Mara freudig “Metterling” gequietscht, wenn sie einen Schmetterling gesehen hatte. “Metterling” war ihr heutiges Lieblingswort.
In der Bar hatte Ace sich für die Plätze am Tresen entschieden. “Hallo Makino.”, grüßte Talea und sie versuchte sich an einem Lächeln, welches jedoch sehr kläglich aussah. “Hey ihr drei. Was kann ich für euch tun?”, wollte die Bardame sogleich wissen. “Ich wollte die zwei Ladys zum Essen einladen. Was steht denn heute auf dem Plan?”, zwinkerte Ace. “Heute gibt es Oyakodon, wahlweiße mit Reis oder Nudeln.”, teilte Makino mit und sie musterte ihre Freundin genau, denn diese verkniffene Mine passte überhaupt nicht zu Talea.
“Lecker. Dann bekommen wir Oyakodon.”, bestellte Ace auch sogleich. “Für dich wie immer mit Reis?”, wandte sich Makino an Talea, welche nur stumm nickte. “Und für Mara Nudeln ohne Nichts?”, hakte Makino auch sogleich weiter nach. Wieder nur ein Nicken. “Und für dich Ace?”, nun richtete Makino ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Schwarzhaarigen. “Ich bekomme das Oyakodon mit Reis, und mit Nudeln. Mach am Besten von jeder Variante fünf Portionen für mich fertig.”
Ungläubig schüttelte Makino den Kopf, machte aber das Essen fertig. Ungefragt stellte die Bardame noch einen Krug Bier vor Aces Nase, während Talea ein Glas Wein und Mara ein Glas Saft bekamen. “Was macht ihr eigentlich für finstere Minen?”, wollte die Bardame wissen, die für jeden ein offenes Ohr hatte, während sie dabei zu sah, wie Mara sich eine Nudel nach der anderen mit den Fingern in den Mund schob.
Da Ace selbst den Mund voll hatte, war es wohl an Talea, zu erzählen. “Auf dem Weg hier her, hatten wir ein Gespräch darüber, was ist, wenn die Marine rausfindet, dass ich doch nicht bei Shanks auf dem Schiff bin. Und wieder einmal wissen alle anderen, was am Besten für mich ist. Selbst dann, wenn sich in mir alles gegen diese Möglichkeit sträubt.”
Selbst Mara war der traurige Unterton in der Stimme ihrer Mutter aufgefallen. Sie ließ ihre Nudeln Nudeln sein, und legte Talea ihre kleinen, klebrigen Händchen an die Wangen, indem sie sich auf dem Schoß ihrer Mutter umdrehte. “Mama lieb.”, meinte das fast einjährige Mädchen und ihre Augen strahlten voller Liebe. “Ich hab dich auch lieb, kleine Motte.”, nuschelte Talea und drückte das Mädchen feste an sich.
“Du hast Angst. Angst, erneut verletzt zu werden.”, stellte Ace nachdenklich fest und dann krachte er mit dem Gesicht in seinen Teller und schnarchte vor sich hin. Verdutzt hatte Talea den Schwarzhaarigen angesehen, hatte er doch vollkommen ins Schwarze getroffen. Jedoch musste sie unwillkürlich loslachen, als Ace, ohne Vorwarnung, in seinem Essen landete.
Doch der heitere Ausbruch war nur von kurzer Dauer. “Hat Ace mit seiner Vermutung Recht?”, wagte Makino zu erfragen, woraufhin Talea wieder ernst wurde. “Es kommt dem annähernd heran, was ich fühle. Ja. Es sind keine körperlichen Schmerzen, die ich fürchte. Eher, dass meine Seele, mein Herz, erneut leiden muss.” Lustlos stocherte Talea in ihrem inzwischen kalten Essen herum, bevor sie Makino alles erzählte.
“Mein Aufenthalt auf der MobyDick war nicht immer glücklich. Vor allem die Anfangszeit war zermürbend.
Ich hatte mich geradezu in Marco verliebt, als ich ihm das erste Mal gegenüber stand und wir uns berührten. Dabei ging es in dem Moment nur darum, Ace zu beschützen, auch wenn ich wusste, dass ich keine reelle Chance im Kampf gegen ihn hatte.
Wir kamen also auf die MobyDick und das Verhältnis zwischen Marco und mir war mehr als angespannt. Mehrere Missverständnisse führten dazu, dass ich seelisch gelitten habe. Dennoch fanden wir irgendwie zueinander. Und die Liebe, die ich durch ihn erfahren durfte, lies mich den Schmerz vergessen. Bis zu jenem Tag, an dem ich von ihm fallen gelassen wurde wie Müll…”
Mit vor Schreck weit auf gerissenen Augen und die Hände vor den Mund geschlagen, sah Makino Talea an. Sie hatte gewusst, das Talea wegen ihrer Schwangerschaft gegangen war. Ihr war jedoch nicht bewusst, dass Talea so viel Leid widerfahren war. Gerade wollte sie ein paar tröstende Worte an ihre Freundin richten, als Ace sich plötzlich aufrichtete.
“Sorry, bin mal wieder eingeschlafen.”, verkündete er, bevor er sich mit ernstem Gesichtsausdruck an Talea wandte. “Du solltest dich nicht selbst als Müll bezeichnen. Du bist so viel mehr, ein Kamerad, eine Freundin und meine Schwester.”, brummte Ace ernst und wischte sich Reiskörner aus dem Gesicht. “Auch wenn ich kein Recht habe, es zu erwähnen, aber Marco bereut, was er getan hat. Aus tiefstem Herzen. Und er würde alles dafür tun, um seinen Fehler wieder gut zu machen. Deswegen bitte ich dich, Talea Schwesterchen, komm mit uns mit.”