24. Juli, Yoi-Tabi Inselgruppe, 09:25 Uhr

Es war ein sonniger Morgen, Ende Juli, als die Spade-Piraten mit ihrem Schiff, der Pik7, an der Inselgruppe Yoi-Tabi anlegten. „So Leute, wir besorgen uns hier einige Karten der umliegenden Gewässer und der Proviant muss aufgefüllt werden.“, verkündete Ace, Kapitän der Spade-Piraten, ehe er seine Handvoll Nakamas auf die kleine Stadt los lies.Cornelia, die Smutje der Bande, schnappte sich sogleich die Zwillinge  Barry und Banra, damit die Beiden ihr beim Einkaufen und tragen der Lebensmittel helfen. Braucht man doch für so einen Fresssack wie Ace eine Menge. Der Rest der Crew verstreute sich über die Stadt um die Seekarten zu organisieren, oder wie in Ace´s Fall, den nächst besten Fressschuppen aufzusuchen.Nach mehr als drei Stunden entließ Cornelia ihre zwei Helfer. Hatten Barry und Banra Kiste um Kiste mit Lebensmitteln auf den kleinen Kahn geschleppt und sich somit ihre Freizeit redlich verdient. „Wenn Ace weiter so viel isst, dann brauchen wir ein größeres Schiff. Die Pik7 hat einfach nicht genug Kühllager für soviel Essen.“, seufzte Cornelia. Der erste Maat der Spade-Piraten, Kimel, hatte dies vernommen, hatte er Schiffswache gehalten. „Mach dir keine Sorgen Conny, Ace weiß, dass wir ein größeres Schiff brauchen, spätestens dann, wenn er noch ein paar Leute anheuert.“, lachte er.
Hingegen bei Ace:Eine Portion nach der anderen verschwand in Sekundenschnelle. Der Koch der Gaststube kam gar nicht so schnell hinterher, wie der Pirat die Speisen verschlang. „Herr Wirt, könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich einen guten Kartografen finde?“, fragte Ace, als er auf die nächste Portion wartete. „Aber natürlich. Wenn Sie hinaus gehen, rechts die Straße hinauf, beim Brunnen dann links und sie kommen direkt auf das Haus von Lady Battersby. Sie ist eine der besten Kartenzeichnerinnen, die wir hier auf der Insel haben. Sie müssen wissen, sie hat die Gewässer um Yoi-Tabi alle selbst befahren und vermessen. Genauere Karten werden sie sonst nirgendwo finden.“, gab der Wirt Auskunft. Recht herzlich bedankte sich Ace, ehe er einfach aufstand und ging. Das noch eine weitere Portion Nudeln mit Käsesoße auf ihn wartete, war vergessen, genauso wie das bezahlen der vielen Gerichte zuvor. Der Wirt schwelgte noch in Gedanken, dass ein Pirat solch gute Manieren hatte und sich bedankte. Erst viel später war sein Geschrei zu hören, als ihm auffiel, dass Ace die Zeche geprellt hatte. Da war der Cowboyhutträger aber schon auf dem Weg zur besagten Lady Battersby.

Talea Battersby
Kartografin
geöffnet

las Ace auf einem Holzschild an der Türe. Mit einem Lächeln klopfte er an der bunten Haustüre an, ehe er die Klinke herunter drückte und in das Haus eintrat. Angewurzelt blieb er stehen und musterte das Chaos, was sich vor ihm ausbreitete. Überall lagen Federn und halbvoll geschriebene Papiere. Tintenkleckse waren an der Wand zu sehen und seltsame Kompasse, die alle in unterschiedliche Richtungen zeigten, lagen verstreut dazwischen. „Na das kann ja heiter werden.“, brummte Ace in seinen nicht vorhandenen Bart, ehe er lauter rief, ob jemand da sei. Kurz darauf tauchte auch schon ein grüner Haarschopf aus der Tür zu seiner Rechten auf. Ace musterte die junge Frau. Hatte sie lange grüne Haare, die zu zwei lockeren Zöpfen gebunden waren, große dunkle Augen, hinter einer roten Brille und ein pfirsichförmiges Gesicht. Älter als 30 Jahre schätzte er sie nicht, eher etwas jünger, sie trug braune Wanderstiefel, eine 3/4-Jeans-Hose, dazu ein bunt gefärbtes Top und eine helle Strickweste mit Ellbogen langen Ärmeln. „Oh, Verzeihung. Ich hab Sie gar nicht gehört.“, entschuldigte sich die junge Frau, die nun vor Ace stand. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Na ja.. also… ich suche Lady Battersby.“, stammelte Ace etwas überrumpelt. „Dann herzlichen Glückwunsch. Sie haben mich gefunden.“, lachte die Grünhaarige. Verdattert sah der Schwarzhaarige die junge Frau an, hatte er doch mit einer wesentlich älteren Dame gerechnet. Kurz räusperte sich Ace, ehe er sein Anliegen hervorbrachte. „…und da wir alle nicht sonderlich gut im navigieren sind, wären ein paar Karten der umliegenden Gewässer sehr vorteilhaft. Vielleicht finden wir dann irgendwie den Weg. Und der Wirt meinte, du bist eine der besten Kartografen der Insel.“, erklärte der schwarzhaarige Mann und war zum Ende seiner Rede ins dutzen übergegangen. Ungläubig sah die Grünhaarige den jungen Mann vor sich an. „Darf ich fragen, wie ihr dann bis hier her gekommen seit?“, wollte sie neugierig wissen und nutze das “du” gleich mit aus. Verlegen kratzte sich Ace am Hinterkopf. „Pures Glück. Ach, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Ace.“, meinte er lachend. „Freut mich die Bekanntschaft zu machen, Ace. Ich bin Talea. Na, dann komm mal mit.“ Kurzerhand wank Talea ihrem Kunden, dass er ihr folgen möge. „Ich würde dazu raten, schnellst möglich einen Navigator anzuheuern. Die Gewässer der Grandline sind tückisch und nur mit Karten alleine kommt man hier nicht weit. Habt ihr einen Logport?“, wollte Talea wissen. Doch das große Fragezeichen, das sich in Ace´s Gesicht gebildet hatte, war Antwort genug. „Hör mal,“ begann Talea. „wenn man auf die Grandline kommt, dann kann man sich einen von sieben Magnetströmen aussuchen. Der Logport folgt dann immer den Magnetströmen dieses Kurses zur nächsten Insel. Wenn man diesen Magnetstrom verlassen will, dann sind zum Beispiel Eternalports wichtig. Dieser hat die magnetischen Koordinaten einer Insel dauerhaft gespeichert und man findet schnell den Weg zu dieser Insel ohne Umwege und lange Strecken in Kauf nehmen zu müssen.“, erklärte die junge Frau und zog ein paar Papierrollen aus dem Regal. Kurzerhand wischte sie die Papiere auf den Boden, die auf einem kleinen Tischchen lagen, ehe sie die Papierrollen ausbreitete. „Das sind die Gewässer der Umgebung mit jeweils der nächsten Insel darauf. Insgesamt habt ihr drei Möglichkeiten, wie ihr weiter segeln könnt, da ihr ja nicht nach LogPort segelt. Persönlich würde ich die Route nach SunSticks nehmen, auf dem Weg dorthin gibt es die wenigsten Strudel und Meeresströmungen, die einen vom Kurs abbringen. Natürlich spielt das Wetter auch noch eine große Rolle, aber einen Navigator werdet ihr definitiv noch brauchen.“
Als Talea aufsah, blickte sie in ein freudig grinsendes Gesicht des Sommersprossigen. „Dann willkommen in meiner Bande.“, grinste Ace. „Hä?!“, kam es wenig geistreich von Talea. „Du bist jetzt meine Navigatorin. Der Wirt sagte, du bist die Umgebung selbst abgesegelt, deswegen musst du navigieren können. Komm schon Tally, du kannst mit uns die Welt bereisen, viele Abenteuer erleben und neue Inseln sehen.“, versuchte Ace es ihr schmackhaft zu machen. „Ich kann doch nicht einfach weg und alles hier stehen und liegen lassen. Außerdem heiße ich Talea und nicht Tally.“, sträubte sich Talea. „Tally klingt aber schöner. Deswegen werd ich dich Tally nennen. Und nimm halt alles mit.“, war der einzige Kommentar von Ace.

Die nächsten Tage über lauerte Ace der Grünhaarigen immer wieder auf.Er stand plötzlich in dem kleinen Kramerladen neben ihr, als sie sich mit Mehl und Zucker eindeckte. “Liebste Talea, bitte sei meine Navigatorin.”, Säuselte er ihr ins Ohr. “Nein.”, Meinte sie trocken und bezahlte die alte Dame hinter dem Thresen. “Dann werde ich dich kidnappen”, raunte er unheilvoll, dass die Grünhaarige wutentbrannt aus dem Geschäft stürmte.Er lauerte ihr auf, als sie in dem kleinen Wäldchen spazieren ging. Sagen tat Ace nichts, aber er verfolgte sie unablässig, bis Talea genervt nach Hause ging. Hinter sich schlug sie die Türe zu und konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, als sie Aces Schmerzenslaute vernahm. Hatte der Schwarzhaarige die Türe mit voller Wucht auf die Nase bekommen. Das kleine Malör hielt Ace aber nicht davon ab, Talea durch die Fenster anzustarren. 

„Komm mit uns mit, bitte.“, flehte Ace am Abend des vierten Tages, als Talea aus dem Gasthaus kam, in dem Ace die Zeche geprellt hatte. Genervt stimmte Talea zu. „Aber nur bis SunSticks, dann sucht ihr euch einen andern Navigator.“, doch das hatte Ace schon nicht mehr gehört. „Los, dann pack deine Taschen, wir wollen morgen zeitig wieder in See stechen.“ Und er zog sie im Eiltempo zu ihrem Haus.Kurz überlegte Talea, was sie auf dieser kurzen Reise alles gebrauchen könnte. Neben einer ganzen Reihe Klamotten, folgten in eine zweite Tasche ihre Zeichenfeder, das Tintenfässchen, Papierbögen, Stechzirkel und Kurs-Dreieck. Den Logport trug sie schon die ganze Zeit am linken Handgelenk und ihr Portmonee wanderte in ihre kleine Umhängetasche in der sich immer ein Notizbuch und eine Schreibfeder befand.
Da Ace wenigstens ein bisschen gute Kinderstube genossen hat, trug er ganz Gentalman-like ihre Taschen an Bord der Pik7. „Leute, darf ich euch unsere Navigatorin Tally vorstellen.“, grinste er breit, als sie vor der restlichen Crew standen. „Hi.“, grüßte Talea und schenkte der Besatzung ein schüchternes Lächeln. Alle hießen sie herzlich Willkommen. Das sich die Grünhaarige ein Zimmer mit zwei anderen Frauen teilen musste, war kein Problem. Die drei Damen hatten jedenfalls mehr Platz, als die Männer.Am Abend saßen die SpadePiraten an Deck und feierten ihr neustes Mitglied. Vergeblich hatte Talea versucht, zu erklären, dass sie nur bis zur nächsten Insel dabei wäre, doch das wurde von allen ignoriert. Banra stieß mit ihrer neuen Zimmerkameradin mit einem Glas Wein an, während sie die leckeren Gerichte von Cornelia verspeisten, die sich mal wieder selbst übertroffen hat, bei der Menge und Auswahl an Speisen.

Es war weit nach Mitternacht und die meisten der Piraten schliefen bereits, als Talea sich an die Reling lehnte und in den dunklen Himmel starrte. Kein einziger Stern war zu sehen, war der Himmel von dicken Wolken verhangen. „Na hoffentlich hält das Wetter. Einen Sturm kann ich jetzt gar nicht gebrauchen.“, murrte die Grünhaarige. „Keine Sorge, wenn es stürmen sollte, die andern können auch im betrunkenem Zustand die Segel einholen.“, grinste ein Blondschopf die junge Frau an. „Ich bin im übrigen Kimel, der Vize von dem Fresssack.“, stellte er sich vor und reichte Talea die Hand. Diese nahm sie mit einem ehrlichen Lächeln an. „Talea, Navigatorin bis SunSticks, dann werd ich nämlich das Schiff wieder verlassen.“ Kurz stutzte Kimel. „Ace hat uns davon gar nichts gesagt.“ „Ah, das liegt daran, dass er es nicht wahr haben will.“, lachte Talea. „Ich hab ihm angeboten, euch bis nach SunSticks zu begleiten, dann sollte er sich dort einen andern Navigator suchen.“ „Ah, ja Ace ist in dieser Hinsicht sehr eigen. Wenn er jemanden in seiner Crew haben will, dann setzt er alles daran, es auch so zu bekommen.“ Wissend nickte die Grünhaarige. „Ich werd noch schnell den Kurs prüfen, dann werd ich mich schlafen legen. Weckst du mich, wenn das Wetter umschlägt oder was anderes ist?“, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen. „Sicher.“, lachte der Vize und wünschte noch eine gute Nacht. Selbst wollte er die Nachtwache übernehmen, da alle andern ja schon selig schliefen.

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