Der letzte Ferientag

Der nächste Morgen kam für die junge Bishop viel zu früh. “Hey, Liebling? Bist du wach?”, fragte Samuel und steckte den Kopf wieder einmal zur Falltüre hindurch. “Jetzt schon.”, murrte es vom Bett her. “Ich muss ins Ministerium, da geht es drunter und drüber zu. Sie brauchen jede helfende Hand.”, sprach der Zauberer und sah seine Tochter bedauernd an. “Dad, ich bin kein kleines Kind mehr. Ich werde es überleben, mich alleine zu beschäftigen.” Versuchte Lucinda ihrem Vater das schlechte Gewissen auszureden. “Naja, ich hab vorhin mit Arthur gesprochen, und seine Frau, Molly, hat absolut nichts dagegen, wenn du sie besuchen gehst. Du könntest auch bei ihnen übernachten. Deiner Mutter habe ich bereits eine Info geschickt, falls du nicht zu Hause sein solltest, wo sie dich findet.” Ein Kissen traf Mr. Bishop am Kopf, was ihn verwundert zu seiner Tochter blicken ließ. “Ich werde in neun Wochen Siebzehn, Dad. Ich brauch keinen Babysitter.”, lachte Lucinda. “Das weiß ich doch. Sollte dir dennoch nach Gesellschaft sein, bist du im Fuchsbau herzlich Willkommen.” Samuel hatte sich schon zum Gehen abgewandt, als er das Gemurmel seiner Tochter hörte. “An sich sind die Weasleys wirklich nett. Außer vielleicht die Zwillinge. Die sind bescheuert.” Ein wissendes Lächeln breitete sich auf Samuels Gesicht aus. “Soso, die Zwillinge sind also bescheuert.”, murmelte er, als er die Wendeltreppe wieder hinab stieg. 

Einige Minuten später stand Lucinda dann auf. Weiterschlafen war nun unmöglich, da sie nun schon mal wach war. Als sie in die Küche runter kam, war ihr Dad bereits unterwegs. Sie nahm sich aus dem Kühlschrank die Wassermelone und fing an, sie in kleine Stücke zu schneiden. Hatte Lucinda soeben beschlossen, den Tag am Strand zu verbringen.

Mit einem Picknickkorb bewaffnet, ging die Brünette an der Steilklippe entlang, bis sie zu der Treppe kam, die in die Felsen gehauen wurde und zu einem kleinem Sandstrand hinab führte. Nachdem sie die Decke ausgebreitet hatte, schlüpfte sie schnell aus ihren Sandalen und dem Sommerkleid. In einem weißen Bikini mit regenbogenfarbenen Streifen darauf, legte sie sich in die Sonne. Als es ihr zu warm wurde, sprang die Schülerin auf und rannte ins Wasser, dass es nur so spritzte.

Nachdem sie sich kurz im Meer abgekühlt hatte, setzte sich Lucinda auf ihre Decke und kramte in dem Picknickkorb. Die Schale mit den Wassermelonen-Stückchen stellte sie neben sich, ehe sie das Buch “Alte und vergessene Hexereien und Zaubereien” hervor holte um darin zu schmökern. Sie war so vertieft in das Buch, dass sie den jungen Mann nicht bemerkte, der sich ihr näherte. “Hey Babe.”, sprach der Schwarzhaarige und versetzte Lucinda den Schock ihres Lebens. “Marius?”, fragte sie ungläubig, als sie aufsah. “Du hast mir gefehlt, Babe.”, grinste er anzüglich und lies sich neben Lucinda nieder. “Soweit ich das mitbekommen habe, hast du dich doch gut mit Holly amüsiert. Da bezweifel ich sehr stark, dass ich dir gefehlt haben könnte.”, zischte Lucinda und rückte ein Stückchen ab. “Ach, das mit Holly, das war nur so ein kleines bisschen Abwechslung. Da war keine Liebe im Spiel.”, tat Marius das Ganze mit einem Schulterzucken ab. Während er sprach, schlug Lucinda eine Alkoholwolke entgegen. “Soll ich dir jetzt auch noch dankbar sein, dass du wieder da bist?” Wütend funkelte die Hexe ihren Exfreund an. “Klar. Und als Willkommen-Zurück-Geschenk kannst du mir hier ja auch gleich einen blasen.”, freute sich Marius und schob sein Becken etwas nach vorne. “Ich glaub bei dir hakt´s wohl!” Entrüstet sprang Lucinda auf. “Du willst spielen. Auch gut.” Schneller als es der Brünetten lieb war, war Marius ebenfalls auf den Beinen. “Ich werde schon bekommen, was ich will.” Seine Augen funkelten voller Lust.

Alles stehen und liegen lassend, rannte Lucinda die steinerne Treppe hinauf und in Richtung des Leuchtturms. Keine zehn Schritte hinter ihr, befand sich Marius und er holte verdammt schnell auf. “Komm schon, Babe. Gib dir ein bisschen Mühe, sonst hab ich dich gleich.”, jagte er sie vor sich her. Schon spürte sie Marius Finger an ihrem Rücken. Er zog an ihrem Bikini-Oberteil. Da Lucinda aber nicht vorhatte, stehen zu bleiben, riss der Stoff unter der Gewalteinwirkung.

Abgehetzt rannte Lucinda die drei Stufen zur Veranda hoch, riss die Türe auf, um sie im nächsten Moment hinter sich zu zu werfen. Sie rannte ins Wohnzimmer. Panisch sah sie sich um, wo konnte sie sich verstecken? Ihr Blick blieb auf dem Kamin hängen, in dem ein Feuer loderte. So war er also her gekommen. Da hörte sie die Veranda-Tür ins Schloss fallen. “Babe!”, rief Marius und sie hörte die sich nähernden Schritte. Mit einem Satz war sie am Kamin, griff in den Behälter mit dem Flohpulver, warf es ins Feuer und trat in die grünen Flammen. “Fuchsbau”, keuchte sie atemlos, war es das Erste, was ihr in den Sinn kam. Sie sah noch Marius ungläubiges Gesicht, bevor sie verschwand. 

Stolpernd trat sie aus dem Kamin im Fuchsbau. Zumindest hoffte sie, dass sie im Fuchsbau war. “Nette Aussicht!”, kam es von ihrer linken Seite. Ein rothaariger Mann Anfang zwanzig stand an einen Schrank gelehnt und musterte sie unverholen. Sich bewusst werdend, dass sie mit nichts weiter als einem Bikini bekleidet war, dessen zerrissenes Oberteil mehr preis gab, als das es verdeckte, entfuhr Lucinda ein spitzer Schrei. Schnell schlang sie ihre Arme um den Oberkörper, um ihre Blöße zu verdecken. 

Der Rothaarige war schnell aus seinem kurzärmligen Hemd geschlüpft, trug er darunter noch ein T-Shirt, und legte das Hemd der verschreckten Brünetten um die Schultern. “Jetzt sieh mich doch nicht so an. Ich werd dich schon nicht fressen. Mein Name ist im Übrigen Charlie. Und mit wem habe ich das Vergnügen?” Noch ehe die Brünette etwas sagen konnte, standen auch schon Hermine, mit Ron und Harry im Schlepptau, im Raum. “Lucy! Was ist passiert? Charlie was hast du mit ihr gemacht?” Hermines Stimme überschlug sich fast. Da polterten auch noch Fred und George die Treppe herunter. “Lucinda!” Die Überraschung war in ihren Stimmen nicht zu überhören. “Wer hat den hier gerade so geschrieen?”, wollte Ginny wissen und steckte nun auch noch den Kopf zur Türe herein. “Ich hab gar nichts gemacht. Die junge Dame hier ist aus dem Kamin gestolpert und sah etwas mitgenommen aus. Da sie so gut wie nichts anhatte, hab ich ihr mein Hemd gegeben.”, verteidigte sich Charlie und ging von Lucinda noch ein paar Schritte weg. Die Brünette krallte sich in das Hemd und zog es fest um ihren Körper. “Vielen Dank, für das Hemd, Charlie. Ich bin Lucinda Bishop.”, sprach sie, dabei konnte sie aber das Zittern ihrer Stimme nicht verbergen. “Was ist passiert?”, wiederholte Hermine ihre Frage. “Marius… mein Ex… er ist plötzlich bei mir aufgetaucht… er wollte … er wollte….”, weiter kam sie nicht, Tränen traten ihr in die Augen. “Was wollte er?”, fauchte Fred, der es noch nie mit ansehen konnte, wenn ein Mädchen weinte. “Er wollte… das ich ihm einen blase…. ich bin dann abgehauen… er mir hinterher…. ich wusste mir nicht anders zu helfen … und bin hier her gefloht.”  “Du willst jetzt nicht wirklich sagen, dass der Kerl noch immer bei dir Zuhause ist?” Ungläubig sah George seine Klassenkameradin an. “Ich weiß es nicht. Ich wollte einfach nur weg von ihm.”, resignierte Lucinda. “Dann flohen wir jetzt zu dir nach Hause …” “.. schmeißen den Kerl raus…” “…sofern er noch da ist….” “…du packst deine Sachen…” “…und kommst dann wieder mit hier her.”, fassten die Zwillinge ihren Plan zusammen, der sich in Sekunden in ihren Köpfen gebildet hatte. Lucinda war derweil richtig in das geliehene Hemd geschlüpft und schloss die letzten Knöpfe, dann flohte sie mit den Zwillingen im Schlepptau zurück. 

Im Leuchtturm hatte Marius sich derweil davon erholt, dass Lucinda abgehauen war. Doch er war sich absolut sicher, dass sie schon bald wieder nach Hause kommen würde. Mit einem verklärtem Lächeln auf den Lippen, bereitet er alles vor. Sie sollte gleich sehen, was er zu bieten hatte, wenn sie aus dem Kamin trat. Splitterfasernackt legte er sich auf das Sofa, drehte sich auf die Seite, so dass er den Kamin im Auge hatte. Den Kopf stützte er mit dem Arm ab und wartete. Da wurden die Flammen im Kamin auch schon grün und heraus stolperte Lucinda, dicht gefolgt von zwei Rotschöpfen, die Marius auch nur all zu bekannt waren. Die Augen der Brünetten weiteten sich erschrocken, als sie Marius erblickte. Blitzschnell wandte sie den Kopf ab. “Du bist sowas von peinlich, Marius!”, quietschte sie mit hochrotem Kopf. “Also damit…” “..hätte ich nicht gerechnet.”, prusteten die Zwillinge los. Dem Schwarzhaarigen wurde die Situation wohl doch etwas unangenehm. Denn er schnappte sich eines der Zierkissen, die auf dem Sofa lagen, hielt es sich in den Schritt und schob sich langsam an den Dreien vorbei zum Kamin. Blindlings tastete Marius nach dem Flohpulver, als er es dann endlich gefunden hatte, warf er es hinter sich in die Flammen und trat rückwärts ins Feuer.

“Das ging ja leichter als gedacht.”, kam es gleichzeitig von den Zwillingen. “Danke, Jungs. Würdet ihr kurz hier warten. Ich bin auch gleich wieder da.”, versprach Lucinda und wartete die Antwort gar nicht mehr ab, schon eilte sie in den Gang hinaus, die Wendeltreppe hinauf und in ihr Zimmer. Mit flinken Fingern stopfte Lucinda einige Klamotten in ihre Handtasche, suchte sich noch ein paar Bücher aus, die sie mitnehmen wollte und schnappte sich im Vorbeigehen ihren Zauberstab vom Schreibtisch, dann wäre sie fast schon wieder die Treppe runter, als sie an ihrem Zimmerspiegel vorbei kam. “Merlin, ich sollte mich umziehen!”, befand sie, als sie sich nur mit dem zu großen Hemd von Charlie sah. Also ging es zurück an den Kleiderschrank. Mit einer kurzen Jeans-Shorts, die an den Beinen ausgefranzt war, und einer grün-weiß-karierten Bluse, von der sie die Enden vor dem Bauch zusammen geknotet hatte, kam Lucinda die Wendeltreppe wieder herunter. “Ich brauch nur noch Schuhe!”, rief sie in Richtung Wohnzimmer und schnappte sich aus dem Regal einfache Sneakers. Auf einem Bein hüpfend, weil sie versuchte, die Sneakers im Gehen anzuziehen, kam sie ins Wohnzimmer. “Bin soweit!”, verkündete sie voller Stolz, als sie den zweiten Schuh endlich anhatte. So flohten die Drei zurück in den Fuchsbau. Mrs. Weasley hatte es sich nicht nehmen lassen und gleich einen Patronus zu Samuel Bishop geschickt, dass Lucinda die restlichen Ferien bei den Weasleys blieb. 

Die nächsten Tage verbrachte Lucinda im Fuchsbau. Hatte sie doch keine Lust, einen weiteren Überraschungs-Besuch von Marius zu erhalten. Dabei lernte sie auch noch Bill Weasley kennen, den ältesten Bruder der Zwillinge.

So kam es, dass sie entweder mit Hermine und Ginny im Garten saß und sie in ihren Büchern schmökerten. Oder sie spielte mit Charlie oder Bill eine Partie Zauberschach, die von Ron beobachtet und kommentiert wurde. Die Zwillinge hatten sie auch einen Tag lang eingespannt, ihnen bei ihren Scherzartikeln zu helfen. Wenn dann alle Zeit hatten, dann spielten sie sogar auf dem Kartoffel-Feld, hinter dem Haus, eine Runde Quidditch. “Spielst du in Hogwarts auch in deiner Hausmannschaft?”, wollte Bill nach einem heftigen Spiel wissen. “Erwischt. Ich bin Jägerin.”, grinste sie. “Dann hoff ich für dich, dass die Zwillinge dich bei den Spielen nicht so hart ran nehmen.”, mischte sich nun auch Charlie in das Gespräch ein. Doch Lucinda wank nur ab. “Wenn ich das nicht abkönnte, dann wäre Quidditch nichts für mich.”

Alles in Allem war es eine schöne Ferienwoche, doch dann kam der letzte Ferientag und nervös tigerte die Brünette in aller Herrgottsfrühe durch die Küche des Fuchsbaus. “Liebes, was ist denn los?”, Wollte Molly wissen, die das Frühstück machte. “Ach Mrs. Weasley, ich müsste nur nochmal nach Hause flohen, dort stehen noch all meine Schulsachen, die hab ich beim letzten Mal komplett vergessen.”, Beichtete Lucinda. “Das ist doch kein Problem. Nach dem Frühstück flohst du einfach kurz nach Hause und holst sie. Einer der Jungs wird dich sicherlich begleiten, Liebes, dann musst du den schweren Koffer nicht alleine tragen. So, würdest du mir kurz zur Hand gehen und den Tisch decken?” Mit geübten Griffen stellte Lucinda die Teller an den Tisch, legte das Besteck bereit und trug schon mal das Brot, Wurst, Käse und dergleichen auf. “Guten Morgen!”, Grüßte Charlie, als er in die Küche kam. “Morgen.”, grüßte Lucinda zurück. “Guten Morgen Charlie. Könntest du bitte die anderen wecken?”, wandte sich Molly Weasley an ihren Sohn. 

Kurz darauf kam der Rest in die Küche gestolpert. Herzhaft gähnte Ginny, als sie sich gegenüber von Lucinda auf den Stuhl plumpsen lies. “Wie kann man in der Früh nur so wach sein?”, murrte sie und biss in ein Sandwich. “Habt ihr alle eure Schulsachen zusammen gepackt?”, wollte Molly von den Hogwartsschülern wissen. “Gestern Abend schon.”, grinste Fred und wackelte mit den Augenbrauen. Das seine Mutter die Augen zu Schlitzen zusammen kniff, bemerkte er nicht. “Fred Weasley, ich kontrolliere deinen Koffer und wehe dir, ich finde auch nur einen Scherzartikel zwischen deinen Schulsachen!”, drohte sie. “Ich muss nur noch alles in den Koffer packen. Dazu hatte ich gestern keine Lust mehr.”, gestand George und zuckte mit den Schultern. “Dann kann ich deine Sachen auch gleich nach Scherzartikel durchsuchen, während Fred seinen Koffer nochmal auspackt. Du begleitest derweil Lucinda zurück nach Lightcliff und holst mit ihr ihre Schulsachen.” 

“Ich bin soweit auch fertig mit packen, Mom. Es fehlen nur noch die Umhänge, die du unbedingt nochmal waschen wolltest.”, meldete sich Ron zu Worte. “Gut dass du mich daran erinnerst Ronald, ich bring deine und Harrys Umhänge gleich nach oben.”

Nach dem Frühstück flohten George und Lucinda nach Lightcliff. “Mom? Dad? Ist jemand zu Hause?”, rief die Brünette, als sie aus dem Kamin trat. Doch sie bekam keine Antwort. “Dann komm mal mit.” Lucinda ging vor und George folgte ihr, wobei er sich neugierig umsah. Gemeinsam stiegen sie die Wendeltreppe hinauf. “Willkommen in meinem Zimmer.” Verlegen strich sich Lucinda die Haare hinters Ohr. Sprachlos sah sich George um. “Dein Bett ist eine verdammte Hollywood-Schaukel.”, war das erste, was Georges Mund verließ und probehalber schuckte er das Bett einmal an. “Das ist sowas von abgefahren.” Schallend fing Lucinda an zu lachen. “Du bist der erste, dem mein Bett auffällt. Alle anderen waren von der Aussicht abgelenkt.” “Die Aussicht ist auch nicht schlecht, aber hallo, das Bett ist der Hammer.” “Dann mach es dir bequem. Ich pack in der Zwischenzeit meine Schulsachen.”, bot Lucinda dem Weasley an. Dies lies sich der Rothaarige nicht zwei Mal sagen, schon hatte er sich rückwärts auf das Bett fallen lassen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ein paar Minuten schaukelte George herum, dann setzte er sich auf und beobachtete Lucinda dabei, wie sie ihre Schulsachen zusammen suchte. Als der Koffer soweit fertig gepackt war, schleppten sie ihn gemeinsam hinunter ins Wohnzimmer. Auf dem Kaminsims stand ein Brief, der an Lucinda adressiert war. Als sie ihn las, trat ein trauriger Ausdruck auf ihr Gesicht. Auf den fragenden Blick, den George ihr zuwarf, erklärte sich Lucinda. “Mum und Dad haben auf der Arbeit viel zu tun, weshalb sie morgen nicht zum Zug kommen können. Sie wünschen mir aber viel Spaß für das kommende Schuljahr.” 

Um auf andere Gedanken zu kommen, gingen die Beiden noch hinaus an die Klippen. “Das hier ist einer meiner Lieblingsorte.”, gestand Lucinda und sah hinaus aufs Meer. George stand dicht bei ihr und sie genoss einen Augenblick die Ruhe und lauschte dem Rauschen des Meeres. “Vertraust du mir?”, wollte George leise wissen. Verunsichert blickte Lucinda ihn an. “Nicht hundertprozentig, nein.”, sprach sie ehrlich, fragte sich aber auch, was er mit der Frage bezweckte. Kurz zuckte Schmerz durch Georges Gesicht, ehe er ein falsches Lächeln aufsetzte. “Hör mal George. So richtig kennen wir uns doch erst kurz, wie kann ich dir dann blindlings vertrauen?”, versuchte Lucinda die Situation zu retten. “Schon okay, kann ich verstehen. Wie wäre es mal mit ein bisschen Nervenkitzel?”, nun grinste der Rothaarige bis über beide Ohren. “Wer behauptet denn, dass ich keinen Nervenkitzel habe?”, wollte Lucinda leicht schmollend wissen. “Als ob deine Bücher dir Nervenkitzel bescheren würden.”, spottete George und grinste sie schief an. “Hast du denn schon mal ein richtig, richtig, richtig spannendes Buch gelesen?”, wollte Lucinda ungläubig wissen. “Nein. Aber selbst wenn, es würde nicht an das hier ran kommen.” Schon umschlossen Georges Finger die Hand von Lucinda und er zog sie mit Schwung über die Klippe. Sie schrie laut auf, als sie die tiefen Klippen hinab stürzte. “Du bist sowas von tot, wenn wir das hier überleben!”, schrie Lucinda aus Leibeskräften. Einzig Georges Lachen drang an ihre Ohren, und er drückte ihre Hand etwas fester, bevor sie Sekunden später ins Meer eintauchten. Sie spürte, wie durch den Aufprall und den Einschlag ins Wassers Georges und ihre Hand auseinander gerissen wurden, und einen Augenblick war Lucinda im Wasser orientierungslos. Doch dann setzte auch schon der Auftrieb ein und mit kräftigen Schwimmstößen gelang sie an die Wasseroberfläche.   

Prustend und Wasser spuckend tauchte die Brünette aus den Wellen auf. Von irgendwo wehte Georges Lachen zu ihr herüber. “Wenn ich dich in die Finger kriege, wirst du dir wünschen, dass du an den Felsen zerschellt wärst!”, rief Lucinda erbost und schon schwabbte ihr wieder eine Welle ins Gesicht. “Ach komm, das hat Spaß gemacht.”, raunte George ihr von hinten ins Ohr. “SPASS? Du hättest uns umbringen können!” Schrill war ihre Stimme und wütend schlug sie dem Weasley Wasser ins Gesicht. Doch dieser lachte einfach weiter. Wortlos schwammen sie an den Strand. “Bist du jetzt sauer?”, wollte George wissen, und man sah ihm das schlechte Gewissen an, als sie aus dem Wasser stiefelte. “Nein…”, seufzte sie leise. “Warn mich aber das nächste mal bitte vor, bevor du wieder so etwas hirnrissiges machst. Weil, stell dir mal vor, es gibt eine etwas ungefährlichere Klippe nur ein paar hundert Meter von hier.” Mit diesen Worten schlug sie George auf den Oberarm, der in der Zwischenzeit zu ihr aufgeholt hatte. “Au!… Gut, ich versprech dir, ich warn dich das nächste Mal vor, bevor ich wieder so etwas hirnrissiges mit dir vorhabe.”, dabei zwinkerte er ihr verschwörerisch zu.

Triefend machten sich die Beiden auf den Weg zurück zum Leuchtturm. “Lass uns zurück flohen. Langsam wird mir kalt.”, brummte George kurze Zeit später.

Lucinda half dem Rotschopf den Koffer aufrecht in den Kamin zu stellen, dann flohte George mitsamt dem Koffer in den Fuchsbau und Lucinda folgte ihm kurz darauf. 

Wortlos nahm der Rest der Familie Weasley es hin, dass die beiden triefend nass aus dem Kamin stiegen. Zwar stand jedem, vor allem aber Molly, die Frage “was passiert sei?”, ins Gesicht geschrieben, aber keiner traute sich, danach zu fragen.

— > Kapitel 5