Die erste Aufgabe

In einem eigens für sie errichteten Zelt, warteten die vier Champions darauf, dass die erste Aufgabe begann. Sie hörten, wie die anderen Schüler an dem Zelt vorbei eilten. Fleur war leicht grünlich im Gesicht und auch Cedric lief nervös im Kreis herum. Vor Beginn des Wettkampfs, trat Ludo Bagman und die Schulleiter in das Zelt. “Jetzt geht es gleich los. Bestimmt seit ihr schon gespannt, was euch da draußen erwartet. Nun, hier in dem Säckchen”, dabei hob er ein undurchsichtigen Beutel hoch, “sind für jeden von euch ein .. äh Gegner. Ich würde sagen, Ladys first.” Damit trat er an Fleur Delacour heran, die in den Beutel griff und eine Miniatur-Ausgabe eines Drachen heraus zog. “Ah der Gemeine Walisische Grünling.”, freute sich Bagman, dann trat er an Viktor Krum heran, der den Chinesischen Feuerball zog. Als Drittes durfte Cedric Diggory in den Beutel greifen und zog den Schwedischen Kurzschnäuzler. Ganz zum Schluss war Harry an der Reihe, er bekam den Ungarischen Hornschwanz. “Jeder der Modelle steht als Ebenbild für einen echten Drachen. Die kleinen Nummern geben die Startreihenfolge bekannt. Ach und bevor ich es vergesse. Sie müssen den Drachen ein goldenes Ei stibitzen. Viel Glück, Champions!” Mit diesen Worten verließ Ludo Bagman das Zelt wieder. 


Als erstes trat Cedric aus dem Zelt. Lucinda saß, wie fast alle Hogwartsschüler, auf einer der Tribünen und sah in die Arena hinunter. Cedric hatte sich so nah wie möglich an das Drachennest heran geschlichen und einen Felsbrocken in einen Goldenen Retriever verwandelt, der das Drachenweibchen ablenken und weglocken sollte. Zu Anfangs klappte es auch recht gut, doch dann überlegte sich der Schwedische Kurzschnäuzler es sich anders. Ein Feuerstoß in Richtung Cedric, ließ Lucinda die Hände vors Gesicht schlagen. Erst der Jubel um sie herum, bewegte sie dazu, wieder hinunter zu sehen, und da stand Cedric mit dem Goldenen Ei, aber er hatte schwere Verbrennungen im Gesicht erlitten. 


Die Zweite war Fleur Delacour, die sich mit dem Gemeinen Walisischen Grünling anlegen durfte. Zu gerne hätte Lucinda gewusst, was es für ein Zauber war, denn die Beauxbatons verwendet hatte, denn ihr Drachenweibchen schlief sehr schnell ein. Allerdings stieß es dabei eine Feuerflamme aus, die den Rock von Fleur entzündete. Noch bevor die Drachenwärter mit einem Löschzauber anrückten, hatte die Junghexe ihren Rock bereits selbst gelöscht, danach stolzierte sie, lächelnd und winkend, zu dem Nest und hob das Goldene Ei auf. 


Als Vorletzter betrat Viktor Krum die Arena. Blitzschnell schoss er einen Fluch auf seinen Drachen ab, der einen schrillen Schrei ausstieß. “Das war ein Bindehautentzündungs-Fluch.”, sprach Paul, der Ravenclaw-Vertauensschüler, ehrfurchtsvoll, der neben Lucinda saß. An sich keine schlechte Idee, so konnte jedenfalls der Chinesische Feuerball nicht sehen, wo Krum abgeblieben war. Allerdings verursachte der Fluch dem Drachenweibchen solche Schmerzen, dass es wild in der Arena herum stapfte und dabei einen Teil seiner eigenen Eier zertrampelte. Nachdem Krum das Goldene Ei in den Händen hielt, stürmten die Drachenwärter in die Arena, um das Weibchen zu beruhigen und zu behandeln. Neugierig musterte Lucinda die Drachenwärter, war ihr doch ein roter Haarschopf aufgefallen, und sie erkannte ihn. Charlie Weasley.  


Nun war nur noch Harry Potter übrig, mit dem gefährlichsten der Drachen. Dem Ungarischen Hornschwanz. Feste drückte Lucinda ihre Daumen, mit der Hoffnung, dass es Harry doch ein wenig Glück bringen würde. Da trat er auch schon in die Arena. Den Zauberstab gezückt. Harry verlor keine Zeit. “Accio Feuerblitz!”, rief er, dann musste er auch schon in Deckung springen, weil der Hornschwanz nach ihm geschnappt hatte. “Perfekt ausgeführter Zauber.”, murmelte Lucinda vor sich hin. Dann sauste auch schon der Besen in die Arena und Harry schwang sich mühelos hinauf. Das Drachenweibchen hatte es sich auf seinem Nest bequem gemacht, weshalb Harry nun spektakuläre Flugmanöver flog, um das Weibchen zu reizen und es von dem Nest fort zu locken. Wütend über den Störenfried, schlug der Hornschwanz nun auch noch mit seinem Schwanz nach Harry und einmal traf er den jungen Zauberer auch an der Schulter. Ein Raunen ging durch die Reihen. Doch dann verlässt der Hornschwanz sein gehütetes Nest und Harry saust mit seinem Feuerblitz hinunter, schnappt sich das Goldene Ei und schraubt sich wieder in die Lüfte. “Klasse gemacht, Harry!”, schrie Lucinda und pfiff Anerkennend. Doch in dem Getöse des Beifalls, ging es sicherlich unter. 


Im Anschluss an den Wettkampf, und nachdem alle Verletzten verarztet wurden, erfuhren die Champions von Ludo Bagman, dass die zweite Aufgabe erst Ende Februar stattfinden würde. Solang hätten sie Zeit, das Rätsel zu lösen, welches in den Goldenen Eiern verborgen sei, um heraus zu finden, was bei der zweiten Aufgabe zu tun sei. 


In der Schule wurden, vorallem in den Häusern Hufflepuff und Gryffindor, gefeiert. Da Lucinda nicht in Feierlaune war, ging sie aufs Schlossgelände zurück. Ihre Füße trugen sie wie automatisch zurück in die Drachen-Arena. Fasziniert blieb sie an dem Zaun stehen und sah den Zauberern dabei zu, wie sie sich um die Drachen kümmerten. “Ich wusste ja gar nicht, dass du dich für Drachen interessierst.”, lachte es plötzlich neben ihr. “Hey Charlie. Naja, wann hat man schon mal die Gelegenheit, Drachen aus der Nähe zu sehen?”, gab sie schmunzelnd zu. Das sah Charlie sogleich als Aufforderung und führte Lucinda ein bisschen herum. Dabei erzählte er von seiner Arbeit im Drachenreservat in Rumänien. “Hey Charlie, wer ist denn die Schönheit da an deiner Seite?”, wollte einer der Drachenwärter wissen und zwinkerte Lucinda keck zu, was sie sofort rot werden ließ. “Eine Bekannte, Aaron. Und sie ist Schülerin.”, mahnte Charlie. Dann, nur für Lucinda hörbar, flüsterte er, “Aaron wollte nur mitkommen um ein paar *heiße Chicas* aufzureißen. Seine Worte, nicht meine.” Beide lachten und dann traten sie an das Gehege des Hornschwanz. “Wieso feierst du eigentlich nicht mit Harry und den anderen?”, fragte Charlie, was ihm schon die ganze Zeit über auf der Zunge lag. “Sagen wir es mal so, ich hatte keine Lust das Doppelte Lottchen zu sehen.” Lucindas Miene sprach Bände. “Okay, was haben die Zwillinge angestellt?”, die Neugier des großen Bruders war geweckt. So erzählte Lucinda von Georges unüberlegter Aktion, die sie in den Krankenflügel gebracht hat und von dem Streit. “Da haben die Zwei dieses Mal echt Mist gebaut. Normalerweise ist Fred der impulsivere von Beiden. Bist du dir sicher, dass George die Treppe verzaubert hat? Ich mein, die beiden auseinander zu halten , ist echt schwer, selbst unsere Mutter schafft es nicht.”, grübelte Charlie. “Ich bin mir ganz sicher. George hat diese kleinen Lachfältchen an den Augen und wenn er so schelmisch lächelt, zieht er den rechten Mundwinkel etwas höher.”, murmelte Lucinda. Ein wissendes Lächeln stahl sich auf Charlies Lippen, dann wurde er ernst. “Gibt es keine Möglichkeit, wie du ihnen verzeihen könntest?” “Das was da zwischen uns passiert ist… Es hat alles kaputt gemacht.” Verbitterung lag in ihrer Stimme und Lucinda wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. “Fred und George haben dein Vertrauen missbraucht und jetzt weißt du nicht, ob du ihnen wieder vertrauen kannst. Aber du würdest gerne, stimmts?”, fasste Charlie zusammen und legte einen Arm um ihre Schultern. “Ja.”, flüsterte sie niedergeschlagen. “Dann gib deinem Herzen einen Ruck. Jeder hat eine zweite Chance verdient.” Kurz drückte Charlie die Jüngere an sich. “Komm, ich bring dich hoch zum Schloss.” Auf dem ganzen Weg hatte Charlie den Arm um Lucindas Schultern gelegt gehabt und er erzählte, was für Blödsinn die Zwillinge auch schon als Kleinkinder gemacht hatten. Lachend kamen die Beiden am Schlossportal an. “Wir sind noch bis Ende nächster Woche hier. Falls du jemanden zum Reden brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.” Dabei zwinkerte Charlie ihr verschwörerisch zu. “Danke Charlie, für alles.” Sie schenkte dem Rothaarigen ein sanftes Lächeln, ehe sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte. Verlegen griff Charlie mit der Hand auf die geküsste Stelle. “Dafür sind große Brüder doch da.”, murmelte er, dann verschwand Lucinda auch schon im Schloss. 


“Schönen Nachmittag gehabt?” Tönte es da plötzlich angriffslustig hinter Charlie. “Ja, den hatte ich in der Tat. Danke der Nachfrage.” Charlie drehte sich zu dem Sprecher herum und stand einem der Zwillinge gegenüber. Sofort schoss dem Älteren der beiden Weasleys Lucindas Beschreibung in den Kopf. “George hat Lachfältchen um die Augen.” Doch bei den zu Schlitzen zusammen gepressten Augen konnte Charlie beim besten Willen keine Lachfältchen entdecken, dennoch war er sich sicher, dass er George vor sich stehen hatte. “Luce ist zu jung für dich!”, fauchte der Zwilling. “Das hält sie aber nicht davon ab, den Nachmittag mit mir zu verbringen.”, äußerte sich Charlie und provozierte seinen kleinen Bruder bewusst etwas mehr. “Lass deine Finger von ihr, Charlie! Sie gehört…” “DIR? Soweit ich das beurteilen kann, hast du es dir mit ihr ganz schön verspielt, George.”, unterbrach Charlie ihn. “Außerdem ist es Lucindas Entscheidung, mit wem sie zusammen sein möchte. Aber um dich etwas zu beruhigen, WIR sind nur FREUNDE. Und wenn Lucinda wieder jemanden zum Reden braucht, jemandem ihre Sorgen anvertrauen möchte, dann bin ich für sie da.” Die Aussage hatte George den Wind aus den Segeln genommen. Freundschaftlich boxte Charlie seinem kleinen Bruder auf die Schulter. “Sei kein Idiot, George. Lucinda ist ein wunderbares Mädchen, lass sie nicht gehen.” “Du hast gut reden, ich habs doch schon aufs übelste versaut.”, brummte George. “Jap, davon hab ich gehört. Aber ich weiß auch, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Beweis Lucinda, dass du und Fred es wert seit, ihr Vertrauen zurück zu bekommen. So, ich muss aber jetzt wieder zu den Drachen. Vielleicht sieht man sich die Tage nochmal.” Zum Abschied hob Charlie die Hand, ehe er sich auf den Weg machte. Grübelnd begab sich George in den Gemeinschaftsraum zurück, wo Fred und Lee bereits auf ihn warteten. 


Wie Lucinda später am Abend, von Hermine erfuhr, hat die Siegesfeier im Gryffindor-Gemeinschaftsraum nicht lange gedauert, erst hatte Harry das Goldene Ei geöffnet und ein schrilles Kreischen hatte den Raum erfüllt und dann war Ron endlich zur Einsicht gekommen, dass Harry sich bestimmt nicht freiwillig diesen tödlichen Aufgaben aussetzen wollte. Jedenfalls hat sich die Schülerschaft verdrückt, damit die beiden Jungs sich endlich aussöhnen konnten. 

— > Kapitel 11