Ein schwerer Verlust…


Die Tage an Bord vergingen. Während Ace in seiner Rolle als Kommandant richtig aufblühte, zog Talea sich immer weiter von den anderen zurück. “Kann ich mal mit dir reden?”, wollte Ace Anfang Februar wissen und trat mit Talea an die Reling heran. Sie steuerten auf eine Frühlingsinsel zu, denn das Wetter war mild und Talea krempelte sich die Ärmel ihres dünnen Pullovers hoch. “Was gibt es denn, Ace?”, wollte sie neugierig wissen. “Warum ziehst du dich immer weiter zurück? So wie ich das mitbekommen habe, sprichst du hauptsächlich nur noch mit den ehemaligen Spades, einer handvoll der Krankenschwestern, Thatch und Haruta.” Besorgt sah die Feuerfaust die Grünhaarige an. “Es ist… ich fühl mich… irgendwie hier immer mehr fehl am Platz. Klar sind alle irgendwie nett, aber es füllt mich nicht aus.”, seufzte Talea und versuchte das zu beschreiben, was sie fühlte. “Es ist, wie Pops sagte, du gehörst in die erste Division. Dir fehlt das Kartenzeichnen, das Navigieren und Kurse berechnen. Wahrscheinlich fühlst du dich deswegen, ich sag mal, nutzlos, weil du dich nicht richtig einbringen kannst.”, schlussfolgerte Ace. “Vielleicht wäre es besser, wenn ich wieder als Kartographin arbeite. Mich auf irgendeiner Insel zur Ruhe setze und eine neue Identität annehme.” “Spinnst du?! Auf dich ist ein Kopfgeld ausgesetzt! Die Marine würde dich schneller hopps nehmen, als uns allen lieb ist.”, entrüstete sich Ace, was Talea nur den Kopf einziehen lies. Sanft zog Ace die Grünhaarige an seine Brust. “Du weißt, die vierte Division war nur eine Notlösung für dich. Du könntest auch in meine Division wechseln. Wir sind öfters mit einer der schwarzen Mobys unterwegs und da könntest du auch als Navigatorin für meine Division fungieren.”, flüsterte Ace ihr sanft ins Ohr. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. “Ich werde drüber nachdenken.”, versprach sie leise. “Mehr will ich auch nicht. Und jetzt lächle, wir wollen doch heute Abend feiern.”, grinste Ace und zauberte damit auch Talea ein kleines Lächeln auf die Lippen.  

Die Sonne stand tief am Himmel, als die meisten der Piraten schon einen gewissen Pegel hatten, da zog Banra Tally mit ans Heck des Schiffes, dort waren sie ungestört und konnten reden. „Was ist denn los? Du warst heute den ganzen Tag so … seltsam.“ wollte die Grünhaarige wissen. „Es ist… weißt du ich hab mich… Thatch… aber Conny…“, fing die Brünette an, Talea ihre Gefühlswelt offen zu legen. „Halt halt halt. Aus deinem Gestammel wird man ja nicht schlau.“, versuchte Talea das Wörterwirrwarr zu unterbrechen. „Also du hast dich in Thatch verknallt und denkst, dass Conny ihn auch liebt?“, setzte Tally das Gestammel zusammen. „Ich denk es nicht nur, ich weiß es.“, flüsterte Banra niedergeschlagen. „Sie hat es mir vorhin gesagt.“ „Oh, das ist Mist. Echt großer Mist.“ „Ja. Was soll ich denn jetzt machen?“, hakte die Braunhaarige nach. „An deiner Stelle würde ich Thatch sagen, was du empfindest. Dann weißt du nämlich, woran du bist. Und das mit Conny, ihr seid Freundinnen, sie wird es verstehen und akzeptieren, wenn du und Thatch zusammen kommt und sich für dich freuen, genauso wie du es ihr gönnen wirst, sollte Thatch sie wählen.“, gab Talea seufzend von sich.

„Und was ist das zwischen dir und Marco?“, wollte nun Banra wissen, um auf andere Gedanken zu kommen. „Da ist nichts zwischen uns. Punkt. Aus. Ende.“ „Du würdest aber wollen, dass da etwas zwischen euch ist, oder?“ „Nein… Ja… Ach keine Ahnung. Ich werd aus diesem Kerl einfach nicht schlau! Zur Zeit ist er ja erträglich, aber wer weis, wann er wieder seine fünf Minuten hat und seine Launen an mir auslässt.“ Nun fauchte die Grünhaarige auf. „Ich glaube ja, dass er nur so zu dir ist, weil er dich insgeheim doch mehr mag, als ihm selber lieb ist.“, grinste Banra. „Dann hat er aber eine komische Art es zu zeigen.“

Die beiden Frauen saßen noch eine Weile an die Reling gelehnt da, sahen in die Sterne und rätselten über die Männer. „Na komm, lass uns zu den anderen zurück gehen und noch einen Wein trinken.“, sprach Talea und zog Banra auf die Beine.

„Daraus wird wohl nichts, die Damen. Ihr werdet uns auf unser Schiff begleiten.“ Ein Dutzend Männer kletterten über die Reling, alle bis auf die Zähne bewaffnet und mit einem mordlustigen Funkeln in den Augen. „Ach ja?“, fauchte Banra, „nur weil wir Frauen sind, heißt das noch lange nicht, dass man uns unterschätzen sollte. Außerdem war mein Tag heute echt beschissen, also lasst uns in Ruhe.“, giftete sie, während Talea sie nur mit gehobenen Augenbrauen ansah. So kannte sie ihre Freundin gar nicht. Doch dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder zu den Eindringlingen. „Ich zähle bis drei, wenn ihr dann nicht friedlich abgehauen seit, wirds ungemütlich.“, gab sie den Fremden die Chance unbeschadet davon zu kommen, doch sie wurde nur ausgelacht. „Eins…“,fing sie an zu zählen und knackst ihre Finger. „Zwei…“, die fremden Piraten machten immer noch keine Anstalten zu verschwinden. Ein Grinsen legte sich auf die Züge von Talea. „Drei“ Die erste Feuersalve schoss auf die Piraten zu.Schon kurz darauf, standen beide Frauen mit dem Rücken zueinander und verteidigten sich nur noch. „Herrgott, die können doch nicht so betrunken sein, dass sie nicht mitbekommen, was hier für eine Feuershow geboten ist.“, fluchte Talea und holte zum nächsten feurigen Schlag aus, als ein spitzer Schrei sie inne halten lies.

Derweil vorne am Bug der MobyDick.
„Was treibt Talea bloß dahinten?“, fragte sich Marco laut und hatte natürlich somit die Aufmerksamkeit von allen auf sich gezogen und die restlichen Kommandanten folgten seinem Blick. „Für mich sieht es so aus, als ob Talea trainiert.“, brummte Jozu. „Tally trainiert immer morgens. Vorhin hab ich sie aber mit Banra Richtung Heck laufen sehen, beide wirkten nicht sehr glücklich.“ erzählte Kimel, der sich vor ein paar Minuten zu Ace gesetzt hatte. „Na dann, lasst uns die beiden Streithähne auseinander bringen, bevor sie noch das ganze Schiff dabei abfackeln.“, grinste Vista und zwirbelte wie immer an seinem Schnurrbart, wenn er sich auf etwas freute. So machten sich einige der Whitebeard-Piraten auf den Weg zum Heck. Die meisten erhofften sich einen Bitch-Fight und schlossen die ersten Wetten ab, als ein spitzer Schrei über Deck hallte, der alle losstürmen lies.

Talea hatte sich zu Banra herum gedreht. Die Freundin war zu Boden gesunken und hatte ihre Hände auf den Hals presste. Dabei wurde sie von Sekunde zu Sekunde immer bleicher. “Banra! Oh Gott! Bitte halte noch kurz durch.”, flehte die Grünhaarige während sie ihre Deckung komplett fallen ließ um sich um ihre Freundin zu kümmern. Tränen bahnten sich ihren Weg über Taleas Wangen, als sie Banra in ihre Arme zog. “Nicht weinen. Tränen stehen dir noch immer nicht.”, formten die Lippen der Freundin tonlos. “Vergib Marco sein bisheriges Verhalten, denn du liebst ihn.” Dann fielen Banra die Augen zu. “BANRA!”, schrie sie panisch und rüttelte an den Schultern der Freundin. Die Gunst der Stunde nutzte einer der Männer und packte den Haarschopf der Grünhaarigen. “Schön stillhalten, sonst kannst du deiner Freundin gleich Gesellschaft leisten.”, lachte er und zog Talea an ihren Haaren etwas nach oben, während er mit dem Fuß gegen ihren Rücken drückte, so dass sie kampfunfähig gesetzt wurde.

Ace und Marco, eine der Ersten, die bei Talea und Banra ankamen, überblickten die Situation sofort. Sie sahen die feindlichen Piraten, den leblosen Körper Banras und wie Talea an Deck kniete, während sie an ihren Haaren festgehalten wurde und nicht wirklich etwas tun konnte. Wie ein Berserker stürmte Ace auf die Feinde zu. Mit einem Kampfgeheul stürmten auch Haruta, Thatch und Izou los. Vista hatte sich derweil Banra geschnappt und den Leichnam fort gebracht. Marco sah, wie sich Takumi und Souta, die seiner Division angehörten, sich ebenfalls auf die feindlichen Piraten stürzten. Er selbst wollte sich um den Angreifer kümmern, der Talea in seinem Griff hielt.Noch während Marco überlegte, wie er es am geschicktesten anstellte, ohne Talea selbst in weitere Gefahr zu bringen, hatte sie aus ihrem Stiefel ein Messer gezogen und zog es sich über den Kopf. Lange Strähnen ihres grünen Haares fielen zu Boden. Sie hatte sich schon halb aufgerichtet, als sie auch schon eine Backpfeife von dem Typen einkassierte. Durch die Wucht wurde sie rückwärts geworfen. Ehe sie sich aufrappeln konnte, stand bereits Marco vor ihr, schirmte sie vor weiteren Angriffen ab. “Oi. Alles in Ordnung bei dir?”, wollte er wissen und riskierte einen kurzen Blick über die Schulter. Wie paralysiert nickte die Grünhaarige.Marcos Hand hüllte sich in blaue Flammen, als er den feindlichen Pirat mit dieser durchbohrte. Auch die restlichen Whitebeards waren mit ihren Gegnern fertig und waren dabei nicht zimperlich mit ihnen umgegangen. Der blonde Vize trat nun auf die Grünhaarige zu, die noch immer am Boden saß. Sanft legte er seine Hand auf ihre Wange, die sich schon ins lilane verfärbte. Ein Stich durchfuhr des Phönixs Herz, denn es war die selbe Wange, die auch er geschlagen hatte. Schnell heilte er den Bluterguss, ehe er Talea in einer fließenden Bewegung auf die Beine zog. “Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist? Du bist sehr blass um die Nase.”, erkundigte er sich und versuchte in Taleas Augen zu sehen, diese wich seinem Blick aus. “Ja.. alles okay… Ich muss… Banra…”, stammelte sie, ehe die Beine nachgaben und sie bewusstlos zusammenbrach. 

Auf der Krankenstation wuselten eine handvoll der Krankenschwestern herum, als der Vize mit der Grünhaarigen auf den Armen eintrat. Barry, der Zwillingsbruder von Banra, lag in einem der Betten und bekam ein Beruhigungsmittel gespritzt. “Sie war meine Schwester.”, murmelte er immer wieder vor sich hin. Nicola, die anscheinend gerade Dienst hatte, führte Marco mit Talea zu einem weiteren Bett. “Leg sie hier ab, ich kümmer mich gleich um sie.”, ein sanftes Lächeln lag auf den Lippen der Krankenschwester. “Ich lass dich mal deine Arbeit machen.”, brummte Marco und verzog sich dann schnell, denn auch Kim war auf der Krankenstation und ein breites Grinsen lag auf ihren Gesichtszügen, als sie Marco erblickte. 

Am nächsten Morgen besuchte Whitebeard seine beiden Kinder im Krankenzimmer. Er sprach ihnen gut zu, versprach, dass Banra eine würdige Bestattung bekommen wird. Dennoch machte sich der Kaiser Sorgen, denn die Grünhaarige hatte kein Wort gesprochen, Barry hingegen hatte geweint, getobt und es dann akzeptiert, wie es war. Als der Kaiser das Krankenzimmer verließ, stand Ace bereits vor der Türe und wartete. „Wie geht es Barry und Tally?“, fragte er seinen Pops. „Beide trauern. Wobei Barry es akzeptiert hat. Talea hingegen verkriecht sich. Ich befürchte, sie gibt sich die Schuld an Banras Tot.“, seufzte Whitebeard. „Dann werde ich mal nach ihr sehen.“, schon wollte Ace ins Zimmer gehen, als Whitebeard ihn nochmal kurz aufhielt. „Ace, es tut mir leid, dass wir einen so schweren und unnötigen Verlust erleiden mussten.“ „Danke Pops. Das weiß ich zu schätzen.“ Mit diesen Worten ging der Sommersprossige nun zu Talea ins Zimmer.

Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Ace hielt Talea einfach im Arm und spendete ihr Trost, bis sie vor Müdigkeit übermannt wurde und sie in seinen Armen einschlief. Er legte sie vorsichtig in die Kissen, deckte sie zu und verließ leise, mit Barry im Schlepptau, das Zimmer. Vor der Türe traf er auf Marco. „Willst du zu Talea?“, wollte die Sommersprosse wissen. „Ja.“, gab Marco zu. „Sie ist eben erst eingeschlafen, weck sie bitte nicht auf.“, bat Ace, ehe er zu seiner ehemaligen Crew ging, denn auch sie trauerten um ihre Freundin.Der Vize betrat das Krankenzimmer und setzte sich an das Bett, in dem Talea schlief. Noch immer war die Frau sehr blass und ihre nun kinnlangen, grünen Haare rahmten das Gesicht ein. Er wusste, dass Thatch gestern noch aus den abgeschnittenen Fransen eine hübsche Frisur gezaubert hatte, denn der Koch hatte sich anschließend furchtbar darüber aufgeregt, dass sie sich einfach so die Haare abgeschnitten hatte. “Diese schönen langen Haare.”, hatte er geweint. Zwar hatte Marco immer behauptet, er stehe auf die langen Haare bei Frauen, weil es sie weiblicher machten. Doch er befand, dass Talea mit den kürzeren Haaren wesentlich attraktiver aussah. 

Am nächsten Tag durfte Talea die Krankenstation verlassen. Schlurfenden Schrittes ging sie in Richtung Mensa, wollte sie sich einen Kaffee holen. Da es noch früh am Morgen war und somit die meisten der Piraten noch schliefen, war auch in der Küche selbst noch nichts los. So setzte sich die Grünhaarige an einen der Tische um zu warten, bis einer der Köche wach wurde. Sie war so in Gedanken, dass sie den blonden Mann nicht wahr nahm, der aus der Küche kam, mit einer Kanne Kaffee in der Hand. Schnell hatte der Blonde noch eine weitere Tasse geholt, als er die Grünhaarige am Tisch sitzen sah. Mit einem traurigen Lächeln schob Marco eine dampfende Tasse vor Taleas Nase. “Mit einem Schwapps Milch, so wie du ihn am liebsten magst.”, sprach er sanft. Verwirrt blickte Talea auf und in die blauen Augen Marcos. Dann setzte sich der Vize seiner Nakama gegenüber. Die Beiden sprachen lange miteinander. Über den Tod, das Leben, die Gefahren auf See. Dabei merkten sie nicht einmal, wie sich die Mensa immer mehr füllte. Allerdings setzte sich niemand an den Tisch, an dem Talea und Marco saßen, keiner wollte in die Schussbahn geraten, sollte die friedlich wirkende Stimmung der Beiden plötzlich umschlagen. Dennoch waren alle neugierig und beobachteten das Paar. Es tat Talea gut, mit jemandem über all das zu sprechen. Auch dass es gerade Marco war, mit dem sie diese tiefsinnigen Gespräche führte, tat ihr gut. Doch dann schnitt Marco ein Thema an, welches für Talea sehr unangenehm war. “Möchtest du nicht wieder in die erste Division zurück kommen? Du bist eine hervorragende Kartographin und Navigatorin.” Unbewusst zog Talea die Schultern hoch, eine Reaktion, die sie immer an den Tag legte, wenn ihr etwas unangenehm wurde. “Ich.. nein… ich meine…”, tief seufzte sie und sah in die blauen Augen Marcos, die eine Ruhe ausstrahlten, die sie so nicht von ihm kannte. “Ja, ich liebe es, Karten zu zeichnen, neue Inseln zu erkunden und zu vermessen. Neue Kurse berechnen und neue Routen entdecken mit all ihren Gefahren. Aber ich möchte das zwischen uns nicht wieder aufs Spiel setzen, jetzt wo wir normal miteinander umgehen.”, erklärte sie sich. Marco legte seine Hand auf die von Talea, die auf der Tischplatte lag. “Es wird nie wieder zu so einem Eklat kommen, ich versprech es dir. Und du bist jeder Zeit, in meiner Division, willkommen.” Dann stand er auf, schenkte der Grünhaarigen noch ein kleines Lächeln, ehe er sich an seine Arbeit machte. 

nächstes Kapitel