Moby Dick, Deck
„Marco scheint es einfach hin zu nehmen, dass wir jetzt ein „Paar“ sind.“, seufzte Talea und sah verstohlen zu dem Blonden hinüber, der auf der Reling saß und in der Zeitung blätterte. „Nur nicht den Mut verlieren. Heute Abend hab ich das Heck für uns reserviert. Es wissen alle Bescheid, dass sie uns nicht stören sollen. Und ich werde später bei Marco eventuell anmerken, dass ich in unserer Beziehung einen Schritt weiter gehen will.“, grinste Izou und zog Talea dicht an sich heran. Dann steckte er seine Hände in die Gesäßtaschen ihrer Hotpants. „Jetzt erzähl mir aber mal, warum du dir bei Marcos Freiwunsch, an Weihnachten, einen Rückzieher gemacht hast, als du den Vorschlag gemacht hast, er könne dein fester Freund werden? Das würde mich nämlich brennend interessieren.”, flüsterte er in Taleas Ohr. Die Grünhaarige erstarrte. “Woher?”, hauchte sie fassungslos. “Marco hat damals seine Enttäuschung darüber in Sake ertränkt. Auf ein bisschen nachbohren meinerseits, hat er es mir dann erzählt. Mensch, Talea, Liebes. Du hättest schon seit Weihnachten mit ihm zusammen sein können.” Verzweifelt legte die Grünhaarige ihren Kopf an Izous Schulter. “Ist es denn falsch, wenn ich um meinetwillen geliebt werden möchte und nicht aus einem dummen Pflichtgefühl heraus mit jemandem zusammen bin?”, nuschelte sie leise. “Nein, ist es nicht. Kopf hoch, wir bekommen das zwischen euch schon noch hin. Und dann kannst du endlich wieder in die 1.Division zurück.”
Auch wenn Marco wusste, dass Izou nichts von Talea wollte, so befand der Vize, dass sein Kommandanten-Kollege zu dicht an Talea stand. Seine Hand krampfte sich in die Zeitung, auch wenn er versuchte, sich gelassen zu geben. Wie ein Mantra murmelte er die Worte. „Heute Abend ist es vorbei. Heute Abend ist es vorbei.“ Doch der Phönix in ihm schrie auf, dass Marco es gleich beenden sollte. Um nicht etwas törichtes zu tun, faltete Marco die Zeitung zusammen und ging unter Deck. Die Stunden bis zum Abend könnte er getrost dazu verwenden, dem elendigen Papierkram auf seinem Schreibtisch Herr zu werden.
Die Abenddämmerung setzte ein und Talea stand in dem schwarzen Minikleid am Heck an der Reling. Izou hatte ihr gesagt, sie soll etwas aufreizendes anziehen, er würde sich um Marco kümmern. Und nun wartete sie. Hinter ihr stand ein Tisch, gedeckt für zwei Personen. Kerzenschein spiegelte sich auf der silbernen Haube, die das Essen abdeckte und warm hielt. Langsam versank die rote Sonne in den Fluten des Meeres und lies es aussehen, als ob das Meer selbst brennen würde. Eine leichte Brise spielte mit ihren grünen Haaren, die sie verlegen wieder hinters Ohr klemmte. Ein bisschen war Talea nervös. Zwar hatte Izou ihr mehrere hundert Mal bestätigt, dass Marco genauso empfand wie sie, doch ob er sich auf das ganze einlassen würde, stand auf einem anderem Blatt Papier.
Nun war die Sonne gänzlich verschwunden und die ersten Sterne blinkten am Himmel und noch immer war sie alleine an Deck. Sie saß am Tisch und spielte mit den Kerzenflammen. Die Flämmchen wanderte zwischen ihren Fingern hin und her. Bald waren die kleinen Feuer das Einzige, was noch Licht spendete. Die Zeit verstrich und es wurde tiefste Nacht, die Kerzen waren soweit herunter gebrannt, dass sie nacheinander erloschen und das Essen war in der Zwischenzeit auch schon kalt. Traurig stand Talea auf, sah noch einmal auf den liebevoll gedeckten Tisch, ehe sie die letzte verbleibende Flamme in ihrer Hand verlöschen ließ und in ihre Kajüte ging.
“Und?!”, wollte Ace neugierig wissen, als die Grünhaarige in ihre Kajüte trat. Etwas perplex stand sie da und sah auf Ace, Conny, Thatch, Kimel und Izou, die sie alle gespannt ansahen. Doch Talea schüttelte nur stumm den Kopf. “Aber…Er empfindet doch genauso wie du.”, nun verstand die Köchin in der Gruppe gar nichts mehr. “Er ist gar nicht erst gekommen.”, flüsterte Talea und ließ sich einfach auf ihr Bett fallen. “WAS?!”, zischte Izou und sprang wütend auf. “Ich bring ihn um! Ich bring ihn sowas von um!”, wütete der Kommandant weiter. “Lass gut sein, Izou. Es war ein dummer Traum, das jemand wie Marco, so jemanden wie mich gern haben könnte.”, gedämpft war Taleas Stimme, weil sie ihr Gesicht in die Matratze drückte. Da senkte sich die Matratze neben ihr. Eine warme Hand strich ihr über den Rücken. “Red doch nicht schlecht von dir selbst. Du bist wunderbar, so wie du bist.”, sprach Kimel um seine Nakama zu trösten und strich ihr weiter beruhigend über den Rücken. “Du bist eine attraktive, manchmal zwar launische, aber immer liebenswerte Frau.”, stimmte Thatch Kimel zu. “Außerdem bist du eine grüne Habanero.”, lachte Ace. “Eine was?”, wollte Izou wissen, hatte er den Ausdruck Habanero so noch nie gehört. “Eine Habanero ist eine rote .. na eigentlich ne Art Paprika, aber ziemlich scharf… fast ne Chilli, wenn du so willst.”, da kam eindeutig die Köchin in Conny hervor, die natürlich wusste, was eine Habanero ist. “Ist ja schön und gut, aber ich glaube kaum, dass Ace hier Talea als Paprika bezeichnen wollte, auch wenn sie scharf ist.”, lachte nun Kimel. “Leute, das hilft mir gerade auch nicht weiter.”, genervt hob Talea den Kopf. “Ist aber wahr, du bist n heißer Feger, für dein Alter. Etwas hitzköpfig und manchmal noch grün hinter den Ohren. Also eine grüne Habanero.”, lachte Ace wieder auf. “Also bin ich deiner Ansicht nach ne unreife Chilischote? Herzlichen Dank, Ace.”, frustriert ließ Talea den Kopf wieder auf die Matratze fallen. “Wenn du das so sagst….”, dabei sah Ace so ernst aus, als er über die Worte von Talea nachdachte, gleich darauf erhellte sich sein Gesicht und er grinste von einem Ohr zum Anderen, “.. dann ja, du bist ne unreife Chili.”
Das ganze Deck lag in Dunkelheit gehüllt da, als Marco zur Tür hinaus stürmte. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg zum Heck des Schiffes. Doch als er dort ankam, musste er feststellen, das Talea nicht mehr da war. “Mist!”, fluchte er und wollte schon wieder auf dem Absatz kehrt machen, als Kim schon wieder vor ihm stand. “Ist der Tisch für uns beide gedeckt?”, wollte sie wissen und ihre Augen funkelten freudig. “Deswegen wolltest du an Deck, ich verstehe. Aber Marco, du hättest doch nur sagen brauchen, dass du für uns ein Dinner organisiert hast, dann hätte ich dich nicht so lang in deiner Kajüte aufgehalten.”, säuselte sie und ging zu dem gedeckten Tisch hinüber. “Nein Kim, das war nicht für uns Beide gedacht. Ich war hier mit jemand anderem verabredet.”, Marco versuchte seine neutrale Maske wieder zu erlangen. “Wenn du jetzt sagst, dass du mit dem Algenkopf verabredet warst, dann tut es mir ehrlich NICHT Leid, dass du sie jetzt versetzt hast. Ich weiß gar nicht, was ihr Typen alles an Talea findet. Ist sie denn überhaupt schon erwachsen?”, nörgelte Kim und hob den silbernen Deckel an. “Seekönig-Medaillons mit Reisnudeln und Gemüse.”, meinte sie verächtlich, als sie das Gericht in der Dunkelheit identifiziert hatte. “Für ein Candle-Light-Dinner sollte es schon etwas Ausgefalleneres sein. Ich steh ja eher auf ein Drei-Gänge-Menü. Eine Muschelplatte als Vorspeise, zum Hauptgericht dann Rindersteaks mit exotischem Schmorgemüse und als Nachtisch hätte ich dich dann verspeist.”, während Kim das sagte, knöpfte sie langsam ihre Bluse auf und lies diese zu Boden gleiten, dass sie nur noch in dem weißen BH und ihrem Rock vor Marco stand. “Kim, ich will nichts von dir. Wir hatten eine gemeinsame Nacht und ehrlich gesagt, bereue ich, dass ich überhaupt mit dir ins Bett gegangen bin.”, brachte Marco es auf den Punkt. Entsetzen lag in Kims Augen. “WAS?!”, keifte sie auch schon los. “Sei froh, dass ICH Interesse an dir habe. Mir liegt nämlich etwas an deiner Person und nicht an deinem Status hier an Bord.”, fauchte sie weiter. “Lass einfach gut sein Kim. Du und ich, das passt einfach nicht zusammen.”, Marco blieb ruhig, wusste er doch genau, dass es nichts brachte, wenn er jetzt lauter werden würde. “ARGH!”, wütend stampfte Kim davon. Ein leises “Das wirst du mir noch büßen.”, drang an Marcos Ohr.
Wütend auf Marco, stapfte Kim durch die Gänge der MobyDick und kam dabei auch an der Kajütentüre von Talea und Conny vorbei. Sie hörte Izous aufgebrachte Stimme und lauschte dem weiteren Gespräch. Ein fieses Grinsen zierte ihr Gesicht, hatte sich ein Plan in ihrem Kopf geformt. Schnell verstrubbelte sie sich ihre Haare, schlüpfte aus dem eh viel zu kurzem Rock und schob einen der BH Träger über die Schulter. Böse funkelten ihre Augen, als sie laut in den leeren Gang sprach. “Danke für den wundervollen Abend, Marco. Gute Nacht und bis Morgen.”, dann drückte sie die Türe zu Taleas Kajüte auf und trat ein. Sechs Augenpaare ruhten auf der leicht bekleideten Krankenschwester, die sich mit einem übertriebenen schmachtenden Seufzer an die Kajütentüre lehnte. Erst da schien sie ihren Fehler zu bemerken. “Huch. Oh… das … da habe ich mich wohl in der Tür geirrt.”, murmelte sie und schlüpfte schnell wieder aus der Kajüte heraus. Die Krankenschwester musste sich zusammen nehmen, um nicht gleich boshaft aufzulachen, denn Taleas trauriger-entsetzter Gesichtsausdruck war für sie einfach nur göttlich gewesen.
“Das eben, das war schräg.”, brummte Kimel und starrte auf die geschlossene Kajütentür. “Ich bezweifel stark, dass Marco den Abend mit ihr verbracht hat.”, versuchte nun auch Ace die Grünhaarige zu trösten. “Leute, mir geht es gut, okay? Es ist Marcos Angelegenheit, mit wem er zusammen sein möchte. Und da die Wahl anscheinend nicht auf mich fiel, muss ich mich damit abfinden. Nein, keine Widerworte, Izou!”, schnitt sie dem Kimonoträger sogleich das Wort ab. Seufzend erhob sich Talea von ihrem Bett. “So gern ich euch alle auch habe, aber ich möchte jetzt eigentlich nur noch schlafen und den Tag vergessen. Außerdem muss ich morgen ziemlich früh raus, weil ich Pops meine Entscheidung bezüglich der Division mitteilen möchte.”, mit diesen Worten schmiss Talea die Jungs vor die Tür.
Conny sah ihre Zimmergenossin neugierig an. “Du hast also endlich eine Entscheidung getroffen?”, wollte sie wissen. “Ja. Dieser Abend war ausschlaggebend, wie ich mich entscheiden werde.”, sprach Talea, während sie in ihrer Truhe nach einem Nachthemd suchte. “Und wie hast du dich entschieden?”, hakte Conny nach. “Ich werde von der Moby gehen.” Die Worte wurde von dem schwarzen Stoff des Minikleides, den sich Talea über den Kopf zog, gedämpft. “Aber… Wieso?”, wollte Conny nur wissen. “In der 1. Divison würde ich es nicht lange aushalten und in jeder anderen Division wäre ich genauso nutzlos, wie ich es in der Küche bin.”, murmelte Talea, ehe sie ihr Lieblings-Shirt hervor gekramt hatte. Es war knielang und kunterbunt.
Traurig sah Conny zu Talea. “Ich will dich nicht auch noch verlieren.”, nuschelte sie kleinlaut. Die Grünhaarige umarmte ihre Freundin. “Du verlierst mich doch nicht. Wir werden immer Freundinnen bleiben, komme was wolle. Nur werden wir uns längere Zeit nicht mehr sehen.”