Von Geschenken und Tänzen

Der Dezember schritt schnell voran und es wurde Weihnachten. Das Schloss und die Ländereien lagen unter einer dichten Schneedecke. Die Rüstungen schimmerten und glitzerten durch eine magische Eisschicht. In der Eingangshalle und in der Großen Halle standen Weihnachtsbäume, die mit Schnee bedeckt waren und ein Winterwunderland erschufen. Wo sonst das Schloss so gut wie leer war, liefen einem jetzt überall die Schüler über den Weg, denn so gut wie keiner war nach Hause gefahren, wollte doch jeder an dem Weihnachtsball teilnehmen.  

Der Weihnachtsmorgen wurde wie immer zelebriert, in dem die Geschenke ausgepackt wurden. Voller Elan zerrupfte Lucinda das Geschenkpapier. Zum Vorschein kam unter anderem ein Muggelbuch, dass Hermine ihr geschenkt hatte. Anne von Green Gables. Allein das Titelbild, auf welchem ein rothaariges Mädchen abgebildet war, dessen Augen vor Schalk blitzten, ließ Lucinda schmunzeln. Dann war da auch noch Hollys Geschenk, bei dem Lucinda laut loslachen musste. Hatten beide doch die gleiche Idee gehabt und ein Fotoalbum für die jeweils andere zusammen gestellt. Von ihrem Dad hat Lucinda eine wunderschöne, neue Schreibfeder bekommen. Sie stammt aus dem Gefieder eines Fwuuper und war leuchtend grün, welches zu einem satten gelb-orange verlief. Und eine Flasche seines selbstgemachten Eierpunsches mit Zimt lag in dem Päckchen. Auch ein ganzer Berg an Süßigkeiten stapelte sich auf ihrer Bettdecke, hatten doch die restlichen Quidditch-Team-Mitglieder, Klassenkameraden und Freunde davon reichlich geschenkt. Und dann war da noch ein kleines Päckchen, eingewickelt in rot-goldenem Geschenkpapier. Neugierig öffnete Lucinda das Geschenk und ihr kam eine weiße Wolke entgegen. Dann erkannte Lucinda ihren Irrtum, es war keine Wolke, sondern ganz viele Pusteblumen-Schirmchen, die nun im ganzen Raum herum tanzten. In der Schachtel lag noch ein gefaltetes Stück Pergament. Lucindas Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie den Zettel auseinander faltete. “Unser Herzenswunsch, 1000 Mal in den Wind geschickt, Bitte verzeih uns. F & G      P.S. Es sind wirklich 1000 Wünschelblumen-Schirmchen” Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus und sie drückte das kleine Stück Papier an ihre Brust. “Ihr dämlichen Scherzkekse, ich hab euch doch schon längst verziehen.”, murmelte sie, bevor sich Lucinda fertig machte, um endlich zum Frühstücken zu gehen. 

Sofort, als Lucinda die Große Halle betrat, lagen zwei Paar brauner Augen auf ihr. Ihr Blick glitt zum Gryffindortisch und sie schenkte den Zwillingen ein warmes Lächeln, dann nickte sie ihnen zu, ehe sie die Augen verlegen nieder schlug. “Yeah!”, hörte sie nur den begeisterten Ausruf der identischen Weasleys, als sie zu ihrem Haustisch ging. 

Den restlichen Vormittag verbrachte Lucinda draußen im Schnee. Ein Teil des schwarzen Sees war zugefroren, auf dem die Schüler Schlittschuh laufen konnten. Begeistert sah Lucinda ein paar Durmstrang-Schülern dabei zu, wie sie Pirouetten auf dem Eis drehten. “Komm, lass uns auch aufs Eis gehen.” Mit diesen Worten zerrte Holly ihre Freundin ans Ufer. Schnell waren die Schuhe verzaubert, dass sie eine Kufe besaßen und die Hufflepuff setzte vorsichtig einen Fuß auf die spiegelglatte Oberfläche. “Uah!”, schrie Holly auf, als es ihr die Füße wegzog und sie auf dem Po landete. Verdutzt sah sie zu Lucinda hinauf, die sich den Bauch vor lachen halten musste. “Machs besser!”, lachte sie und sah dabei zu, wie Lucinda sich langsam auf der glatten Fläche bewegte. Zwar fiel die Ravenclaw nicht hin, aber sie ruderte wie wild mit den Armen. “Du siehst bescheuert aus, Lucy!”, rief Holly, als sie sich aufrappelte und nun auch langsam auf das Eis ging. Auch sie ruderte mit den Armen um das Gleichgewicht zu halten. “Hallo Ladys!”, plötzlich tauchten zwei Rotschöpfe bei Holly und Lucinda auf. “Kann man euch irgendwie behilflich sein?”, wollte George wissen und besah sich grinsend, wie sich die beiden Mädchen aneinander krallten um nicht hinzufallen. “Wie schafft ihr es bloß… euch auf dem … AH!”, keuchte Holly und wäre fast wieder gestürzt, aber Fred hatte sie geschickt aufgefangen. “Ihr dürft nicht denken!”, zwinkerte Fred und fuhr, nachdem Holly wieder sicher stand, einmal rückwärts um die Mädchen. “Nicht denken?”, fragte Lucinda überrascht. “Wird für dich bestimmt schwer werden, Bishop, aber schalt mal dein hübsches Köpfchen aus und mach einfach.”, provozierte George sie etwas und fuhr ein Stückchen fort. “Na warte, George! Du fällst doch nur nicht hin, weil in deinem Kopf nur heiß Luft ist, die dich nach oben zieht!”, rief sie und setzte dem Rotschopf nach, dabei vergaß sie, dass sie sich ja auf dem Eis befand. “Na siehst du, geht doch!”, lachte George, der nun rückwärts übers Eis lief. “Was?!”, schon war es aus, Lucinda kam ins straucheln, weil sie sich bewusst wurde, dass sie sich auf dem Eis befand. Bevor sie hinfallen konnte, hatte George sie an der Hand geschnappt und zog sie an seine Brust. Seine andere Hand legte sich in ihren Rücken. “Nicht denken, Luce!”, ermahnte er sie und blickte ihr tief in die grünen Seelenspiegel. Dann fuhr er los und führte Lucinda über die Eisfläche. Nach ein paar Minuten hatte Lucinda den Dreh heraus und sie fuhr an Georges Seite lachend über das Eis. Er zeigte ihr, wie man rückwärts fuhr und auch wie man Pirouetten drehte. Holly und Fred hatten ebenfalls ihren Spaß auf dem Eis, auch wenn sie des öfteren auf dem Boden landeten. Dann wurde es Zeit fürs Mittagessen und die Vier gingen zurück ins Schloss. Die Wangen der Mädchen waren gerötet und sie waren durchgefroren, aber sie hatten sehr viel Spaß gehabt. Den Nachmittag verbrachte Lucinda in einem Sessel am Feuer des Gemeinschaftsraumes und las in ihrem neuen Buch, bis es Zeit war, sich für den Weihnachtsball fertig zu machen.  

Es war 18 Uhr und die Eingangshalle füllte sich mit den festlich gekleideten Schülern. Wer einen Tanzpartner aus einem der anderen Häuser, oder einer anderen Schule hatte, sah sich suchend um. “Ich hab Hermine den ganzen Nachmittag nicht gesehen. Wahrscheinlich hat sie gar keine Einladung zum Ball bekommen und liegt jetzt weinend in ihrem Bett.”, flüsterte Ron Harry zu. Da kam Parvati Patil, Harrys Tanzpartnerin, mit ihrer Zwillingschwester Padma. Beide hatten sie einen Sari an, der ihre indische Herkunft unterstrich. “Man, ihr habt echt Glück und die schärfsten Bräute aus unserem Jahrgang abgesahnt.”, raunte Seamus, als er an Harry und Ron vorbei ging.”Mr. Potter! Kommen sie bitte mit Miss Patil hier herüber.”, rief Professor McGonagall und wank Harry und Parvati zu sich. Dort stand auch schon Cedric Diggory mit Cho Chang und Fleur Delacour, die einen silbergrauen Satinumhang trug, mit ihrem Tanzpartner Roger Davis. Viktor Krum betrat soeben die Eingangshalle und an seiner Seite lief eine strahlende Schönheit. “Ist das Hermine Granger?”, wandte sich Padma fragend an Ron. “Nein!”,  beteuerte der Weasley. “Natürlich ist das Hermine. Was hat sie mit ihren Haaren gemacht?” Neidisch blickte Padma der Klassenkameradin hinterher, die verlegen in Harrys Richtung lächelte. Hermine Granger trug ein Kleid aus immergrün-blauem Stoff, mit einem Glockenrock, der mit mehreren Lagen Chiffon in Stufenoptik besetzt war. Ihre sonst so buschigen Haare waren nun glänzend und verschlangen sich in ihrem Nacken zu einem eleganten Knoten. Aber auch George starrte jemand anderen, als seine Tanzpartnerin, an. Denn Lucinda kam soeben die Marmortreppe herunter geschwebt. Ihre brünette Haarpracht war gelockt und wurde nur von zwei Strähnen, die am Hinterkopf zusammen liefen, im Zaum gehalten. Das dunkelblaue Kleid lag wie eine zweite Haut um ihre Sanduhrfigur und betonte dabei noch einmal ihre schmale Taille. Die weißen Kristalle, die auf das Kleid gestickt waren, glitzerten mit dem verzaubertem Schnee um die Wette. Noch bevor sie die letzte Stufe der Treppe erreicht hatte, stand Alec bereit und bot ihr den Arm an. Ihre Wangen schimmerten rosa, als sie durch die wartenden Schüler schritt.  Die Große Halle war mit Eiskristallen geschmückt, auch stand ein großer Weihnachtsbaum in der Halle, der vor Eis glitzerte. Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu hingen zwischen den Säulen und sacht schwebten Schneeflocken zur Erde, die im Kerzenlicht schimmerten. Die Haustische waren runden Tischen gewichen, an denen bis zu 8 Personen Platz fanden.  Sobald alle in der Halle ihre Plätze gefunden hatten, betraten die Champions mit ihren Partnern die Halle und steuerten, unter Beifall, auf einen großen runden Tisch auf dem Podium zu, wo die Lehrer und Richter saßen. Über eine Speisekarte konnte man sich eines der Gerichte aussuchen, welches man seinem Teller sagte und dieses dann auf den golden schimmernden Tellern erschien. Aufmerksam studierte Lucinda die Karte und war unentschlossen, was sie denn bestellen sollte. Letzten Endes entschied sie sich für das Gulasch, während Alec sich die Schweinekoteletts bestellte. “Möchten du probieren?”, wollte er wissen und hielt ihr die Gabel mit einem Stück aufgespießtem Fleisch vor den Mund. “Vielen Dank, Alec.”, lächelte Lucinda und aß das dargebotene Fleischstück, dafür stibitzte sich Alec die Paprika-Stücke, die in Lucindas Gulasch waren und die sie kategorisch aussortierte.

Als alle aufgegessen hatten, bat Dumbledore alle, aufzustehen. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs rückten die Tische an die Seiten und auf dem Podium erschienen die Musikinstrumente der Band. Die Champions standen nun mitten auf der Tanzfläche, als die Schwestern des Schicksals auf die Bühne traten und sogleich ein ruhiges Lied anstimmten. Bis auf Harry machten alle eine gute Figur und schienen Spaß zu haben, nur Harry machte den Anschein, als wäre es die reinste Qual zu tanzen.Dann betrat Professor Dumbledore mit Madame Maxime die Tanzfläche und viele Schülerpaare folgten, so dass die Champions nicht mehr im Mittelpunkt standen. Auch Alec und Lucinda tanzten zwischen den Anderen. Seine warme Hand ruhte zwischen ihren Schulterblättern und er machte nicht mal den Versuch, sie auf ihren Po rutschen zu lassen. Geschickt drehte er sie aus, umfing sie wieder. Sanft war Alec, als es zu der kleinen Hebefigur kam, bei der er Lucinda an der Hüfte hochhob um sie nach einer halben Umdrehung wieder auf den Boden zu setzen. Es war, wie ein schöner Traum. Lucinda schwebte über die Tanzfläche, sie lachte und war einfach nur glücklich. Auch der Durmstrang schien sich zu amüsieren. Er erzählte Lucinda während des Tanzes, dass er gerne tanzte, aber nur selten dazu kam. Um so mehr freute es ihn, dass er an diesem Abend Gelegenheit dazu hatte. So tanzten sie die nächsten Lieder durch, bis Lucinda um eine kurze Pause bat. “Ich hol dir etwas Trinken.”, versprach der Bulgare und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Die Brünette ließ sich an einem der Tische nieder und atmete tief durch. “So ganz allein, Bishop?”, fragte George und setzte sich neben sie. “Alec holt uns gerade was zu trinken. Wo hast du denn deine reizende Begleitung gelassen?”, wollte Lucinda neugierig wissen. “Claire ist sich mal schnell die Nase pudern gegangen.”, brummte George. “Du klingst nicht begeistert.”, stellte die Brünette fest. “Sie mag zwar nett sein, aber sie ist definitiv keine gute Tänzerin.” Dabei sah George mitleidig auf seine Füße. “Oh. Das tut mir Leid für dich.” Mitfühlend legte Lucinda ihre Hand auf Georges Unterarm. Dann kam auch schon Alec wieder, in Begleitung von Claire. Beide hatten sie Gläser voll Elfenwein in den Händen. “Tschuldige, es hat länger gedauert.”, damit reichte Alec ein Glas an Lucinda weiter. “Isch ´abe uns auch etwas su trinken mitgebracht.”, sprach Claire und hielt George einen Weinkelch vor die Nase. “Danke Claire.”, brummte George. “Auf einen unvergesslichen Ball und auf die neuen Freundschaften!”, sprach Lucinda feierlich und hielt ihr Glas in die Mitte. Alec und George stießen gleich an, Claire zögerte einen Moment, ehe sie dann ihr Glas mit den anderen zusammen führte.

Nachdem sie den Wein getrunken hatten, zog es die beiden Paare wieder hinaus auf die Tanzfläche. Übermütig drehten sich Alec und Lucinda im Kreis, während George immer wieder gequält das Gesicht verzog. “Bist du böse mit mir, wenn ich dein Freund von seine Qualen erlöse?”, fragte Alec, nachdem George wieder einmal schmerzverzerrt das Gesicht verzog. “Was hast du vor?”, wollte Lucinda von dem Durmstrang wissen. “Sieh dir an, keiner von ihnen hat Spaß. Claire, weil sie zwei links Füße hat und George weil er hat Schmerzen. Du bist so wundervolles Mädchen, Lucinda, und ich würde mit dir tanzen bis in den Morgen, aber die Beide… sie sollen auch haben schönen Ball.”, sprach Alec. Das Kompliment trieb Lucinda die Röte ins Gesicht. “Du bist auch ein wundervoller Mensch, Alec.”, sprach sie und küsste seine Wange. “Du erlauben, dass ich tanzen mit Claire? Dann du kannst tanzen mit George.”, fasste Alec nochmal zusammen. Zustimmend nickte Lucinda. Sie tanzten an das andere Paar heran, und als das Lied endete, hörte Lucinda noch, wie Claire sich wiederholt bei George dafür entschuldigte, ihm auf die Füße getreten zu haben. “Dürfte ich tanzen, mit Claire?”, fragte Alec an den Weasley gewandt. “Wenn es Claire und Lucinda nicht stört!”, sprach George und sah der Brünetten tief in die Augen. “Oh, ich habe nichts dagegen. Du Claire?”, wollte Lucinda wissen und sah die Blonde Beauxbatons an. “Aber isch kann nischt gut tansen.”, klagte die Französin. Aufmunternd lächelte Alec ihr zu, ehe er ihre Hand schnappte und mit ihr zu tanzen begann. “Darf ich um diesen Tanz bitten?”, fragte Lucinda und lächelte George keck an. Verdattert sah der Weasley zu der Brünetten. “Was?”, wollte er irritiert wissen. “Ich versprech dir, ich trete dir auch nicht auf die Füße. Also, was ist? Möchtest du tanzen?” Auffordernd hielt Lucinda ihm die Hand hin. Kurz lachte George auf, ehe er ihre Hand schnappte, sie an sich zog und sie sich in den Takt der Musik einfügten. So tanzten sie die ganze Nacht weiter und erst als der Morgen graute, und Professor McGonagall die letzten endlich ins Bett schickte, gingen auch Lucinda und George zu Bett. Der Weasley brachte die Brünette wieder bis zum Eingang ihres Gemeinschaftsraumes. “Es war eine wunderschöne Nacht. Danke.”, flüsterte er leise und legte seine Stirn an die ihre. “Dem kann ich dir nur zustimmen.”, flüsterte sie fast tonlos. Beide hatten sie die Augen geschlossen, genossen noch für einen kurzen Moment die Nähe des Anderen. “Sehen wir uns später?”, wollte George noch wissen. Ein einfaches Nicken. “Gut, ich freu mich drauf.”, dann hauchte George ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mundwinkel. Schon war er ein paar Schritte gegangen. “George!”, rief Lucinda und eilte ihm hinterher. Rasch drehte er sich zu ihr herum, als sie seinen Kopf zu sich zog und ihre Lippen auf seine legte.

— > Kapitel 13