In der Dunkelheit der Nacht – Albtraumschleier

Die Nacht war für Lucinda sehr kurz. Ein Alptraum hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Sie hatte davon geträumt, dass Marius sie wieder peinigte. Auch glaubte sie zu spüren, dass wieder etwas an ihren Po drückte. Müde und verzweifelt stand sie auf. Schlafen wollte sie unter keinen Umständen mehr, nicht dass sich ihr Alptraum fortführte. Mit schlurfenden Schritten machte sich Lucinda auf den Weg in die Küche. Die Hauselfen würden ihr bestimmt einen Kaffee machen. Sie war gerade in die Küche getreten, als ihr auch schon eine Tasse Kaffee gereicht wurde. “Für die Miss, mit den liebsten Grüßen des Sirs.”, piepte eine Hauselfe. Verwundert sah Lucinda auf. Da saß George und winkte sie zu sich. “Ich hab mich schon gefragt, wo du wohl bleibst.”, äußerte er sich, als sie sich neben ihn auf die Bank setzte. “Aber… woher wolltest du denn wissen, dass ich in die Küche kommen werde?”, irritiert sah Lucinda ihren Freund an. “Mein Löwenzähnchen, keiner, wirklich keiner, steckt das, was gestern passiert ist, einfach so weg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du von dem Erlebten eingeholt wirst. Das du danach nicht schlafen möchtest, war mir klar, und dann bleibt nur ein Kaffee aus der Küche. Und ich werde immer für dich da sein, egal wie lange es dauert, egal zu welcher Tageszeit und egal was noch passieren mag. Denn ich liebe dich.” Sanft und leicht wie ein Windhauch war der Kuss, den George ihr gab, so als hätte er Angst, sie könnte unter dem Druck zerbersten. 

Der Tag zog sich schleppend dahin. Fred hatte eine neue Beschäftigung gefunden, denn er führte Buch, wer von Beiden, George oder Lucinda, öfters gähnte. “Eine zweite schlaflose Nacht hält keiner von euch Beiden aus.”, warf Hermine in den Raum, als Lucinda während des Mittagessens an George gelehnt dasaß und die Augen kaum noch offen halten konnte. “Ich will aber nicht allein sein, und alleine schlafen schon recht nicht.”, murrte Lucinda. Da stahl sich ein Lächeln auf Hermines Gesichtszüge. Natürlich hatte sie von den Zwillingen erfahren, was Lucinda zugestoßen war und sie konnte ihr Entsetzen darüber noch immer nicht in Worte fassen, aber sie hatte die perfekte Lösung für ihre Ravenclaw-Freundin. “Du musst auch nicht alleine schlafen. Es gibt in Hogwarts einen Raum, der nur erscheint, wenn man ihn dringend braucht. Ein Raum, der sich den Wünschen und Bedürfnissen desjenigen anpasst, der ihn aufsucht.”, sprach Hermine geheimnisvoll. “Bei den meisten heißt er, der Da-Und-Fort-Raum, oder auch…”, hier wurde sie von Fred unterbrochen. “der Raum der Wünsche. George und ich haben ihn zufällig in unserem ersten Schuljahr entdeckt und bis vor Kurzem nicht gewusst, was für eine Magie in diesem Raum steckt.” Nun erhellten sich auch Georges Gesichtszüge. “Du könntest dort mit Holly, Hermine und Ginny übernachten. Und falls du einen Alptraum hast, wären die Mädchen bei dir.”, freute sich der Rothaarige. Müde stimmte Lucinda dem zu. 

Die darauffolgende Nacht verbrachten Lucinda, mit den anderen drei Mädchen, im Raum der Wünsche. Die Decke des Raumes spiegelte den Nachthimmel wieder, der Boden war über und über mit Kissen und Decken bedeckt, so dass eine gemütliche Atmosphäre geschaffen war. Dennoch schreckte die Brünette gefühlte hundert Mal aus dem Schlaf, so dass die vier Mädchen am nächsten Morgen alle übermüdet waren. “Vielleicht sollte ich doch Madam Pomfrey um einen Traumlos-Trank bitten.”, gähnte Lucinda am frühen Nachmittag. Die Gryffindors hatten Lucinda und Holly einfach mit in ihren Gemeinschaftsraum genommen, wo Lucinda an das Sofa gelehnt auf dem Boden saß. Ginny flechtet ihr die Haare zu kleinen Zöpfchen, während Holly, an Lees Schulter gelehnt, schlief. “Luce, du kannst aber nicht ständig Schlaftränke zu dir nehmen.”, empörte sich George. “Dann könnte ich aber wenigstens die Nächte durchschlafen. Irgendwann wird sich das ja schon legen.”, zischte Lucinda vor Übermüdung. “So war das doch nicht gemeint.”, seufzte George. “Entschuldige.”, zerknirscht sah die Brünette den Rothaarigen an. Der breitete seine Arme aus, als Einladung, dass Lucinda sich zu ihm kuscheln konnte, welche sie auch sogleich annahm. Sie schmiegte sich an seinen Oberkörper und vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge. Keine fünf Minuten später war nur noch der gleichmäßige Atem von Lucinda zu hören. “Ich glaube sie schläft.”, flüsterte George und rutschte auf dem Sessel etwas weiter nach vorne, um es sich gemütlicher zu machen. “Anscheinend bist du so langweilig, dass man davon einschläft.”, feixte Ginny. “Ach halt die Klappe.”, murrte George und legte den Kopf in den Nacken.

Es war dunkel, als Lucinda erwachte. Sie setzte sich etwas auf, wodurch die Decke von ihren Schultern rutschte, und sah sich um. Stirnrunzelnd stellte sie fest, dass sie sich noch immer im Gemeinschaftsraum der Gryffindors befand und auf Georges Schoß. “Hast du schlecht geträumt?”, kam es verschlafen von George, ehe er sie etwas näher an sich heran zog. “Nein… Ehrlich gesagt, … habe ich sogar sehr gut geschlafen.”, murmelte Lucinda. “Und was hat dich dann geweckt?”, wollte George wissen. “Ich hab Hunger.” Und wie zur Bestätigung knurrte Lucindas Magen. “Dagegen kann man was tun. Ich kenn da eine hervorragende Küche.”, grinste George und küsste Lucindas Hals, ehe er sie aufscheuchte. “Na los, nicht dass du mir noch verhungerst.” Er griff nach ihrer Hand. Gemeinsam rannten sie durch die Flure von Hogwarts, Händchen haltend und lachend. “Miau!”, ertönte es da vor ihnen. “Oh Mist. Mrs. Norris.”, fluchte Lucinda, als sie die Katze erblickte. “Keine Sorge, ich kenn da einen Geheimgang.”, grinste der Rothaarige, ehe er ein Porträt zur Seite klappte, dahinter war eine verborgene Türe. “Vertraust du mir?”, wollte George wissen. “Ja.”, kam es entschlossen und ohne zu zögern von Lucinda.

Da riss George die Türe auf und zog Lucinda mit sich in die Schwärze. Ein lauter Knall, und die Türe war zu. Überrascht schrie die Brünette auf, als sie in die Tiefe stürzte, war der Boden unter ihnen einfach verschwunden. Sie spürte nur Georges Hand in ihrer, sehen tat sie absolut nichts. “Gleich ist es vorbei!”, schrie George, ehe ein Luftstrom von Unten ihren Fall abbremste. Der Luftstrom riss abrupt ab und mit einem “uff” landeten die Beiden auf einem weichen Kissen-ähnlichem Boden. “Lumos.”, ertönte Georges Stimme und sein Zauber erhellte den Schacht. “Fünf Stockwerke in unter Zwanzig Sekunden. Nicht schlecht oder?”, wollte George wissen und seine Augen strahlten vor Freude. Dann half er Lucinda von dem überdimensionalen Kissen zu klettern. “Jetzt weiß ich wenigstens, wie ihr immer so schnell verschwinden könnt.”, japste Lucinda. Ihr ganzer Körper stand noch unter Spannung. Sanft zog der Weasley seine Freundin in seine Arme. Übermütig presste Lucinda ihre Lippen auf Georges. “Das war.. unglaublich. Wie viele solcher Geheimgänge kennst du?” “Genügend um dir jeden Tag einen Neuen zu zeigen, bis das Schuljahr zu Ende ist.”, grinste er. Dann zog er sie an der Hand in Richtung Küche.

Gemeinsam saßen sie in der Küche. Der Tisch bog sich schier durch, von der großen Auswahl, die die Hauselfe Deesy heran getragen hatte. Da waren verschiedene Pasteten, Kuchen, belegte Brote, Obst und Gemüse. “Vielen Dank.”, bedankte sich Lucinda artig. “Kann Deesy noch was für die Miss oder den Sir tun?”, wollte die Hauselfe wissen. “Nein Danke, Deesy, das wäre soweit alles. Falls wir noch was brauchen, rufen wir nach dir.”, wandte sich George an die Hauselfe, die mit einer Verbeugung verschwand, dann richtete er seinen Blick auf Lucinda. “Was suchst du denn?”, wollte George neugierig wissen, denn Lucinda sah sich um. “Beim letzten Mal war jedesmal Tipsey da.”, stellte Lucinda fest. “Stell dir mal vor, meine kleine Streberin. Auch Hauselfen brauchen mal ein bisschen Schlaf.”, spöttisch sah George seine Freundin an. “Ach ne, sag bloß. Es hätte ja sein können, dass Tipsey auch da ist.”, konterte die Brünette. 

Nachdem auch das restliche Hogwarts aufgestanden war und gefrühstückt hatte, beschlossen Fred und George, dass man doch ein bisschen fliegen gehen könne. Harry stimmte dem sofort zu, entkam er so Hermines stechendem Blick, weil er das Eierrätsel noch immer nicht gelöst hatte. Missmutig blickte Lucinda gen Boden. “Dann müsst ihr ohne mich fliegen. Mein Besen ist noch immer weg und nochmal steig ich nicht auf so nen alten Shooting Star.” “Du musst auch nicht auf einem Shooting Star fliegen.”, besänftigte George sie und zwinkerte verschwörerisch. Ergeben beugte sich Lucinda ihrem Schicksal. 

Zwanzig Minuten später stand sie unten beim Quidditch-Feld, wo sie mit den Jungs verabredet war. Hermine wollte lieber in der Bibliothek etwas nachlesen gehen und Holly war unauffindbar. Harry kam mit seinem Feuerblitz schon den Hang herunter. “Fred und George kommen gleich.”, verkündete er, als er bei der Ravenclaw ankam. Und da tauchten sie auch schon auf. Fred hatte beide Sauberwischs geschultert, während George einen anderen Besen trug. Stirnrunzelnd besah sich Lucinda das Spektakel. “Ich glaub, dass ist deiner.”, frech lachte George seine Freundin an und reichte ihr den Besen, den er getragen hatte. “Was…aber… wo?”, stammelte die Brünette und sah auf den Airblow, den George ihr hinhielt. “Ich hab ihn an dem Abend, als du dich von den Klatschern hast zermatschen lassen, mit genommen und in meinen Koffer gelegt. Dann kam so viel dazwischen, dass ich es vergessen hatte. Und letztens hat er in meinem Koffer Radau gemacht, wodurch ich wieder auf ihn aufmerksam wurde.” Stürmisch fiel Lucinda ihrem George um den Hals, der das Gleichgewicht verlor, so dass beide im Schnee landeten. Sie überhäufte ihn mit Küssen. “Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich gerade liebe.”, brachte sie zwischen den Küssen hervor. 

Übermütig flog Lucinda Loopings, rollte sich durch die Luft und jauchzte vor Freude. Die drei Jungs sahen ihr dabei belustigt zu. “Der Besen ist ja annähernd so schnell wie mein Feuerblitz.”, stellte Harry überrascht fest. “Was genau ist das für ein Besen?”, wandte er sich an Lucinda, als diese neben ihm in der Luft schwebend stoppte. “Ein Airblow. Einmalig auf der ganzen Welt. Meine Mum hat ihn für mich entwickelt.” Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. “Tut mir Leid.”, nuschelte Harry, als er bemerkte, das er damit ein sensibles Thema angeschnitten hatte. Schnell schüttelte Lucinda ihren Kopf. “Schon gut, Harry. Das Leben geht weiter und meine Mum hat immer einen Platz in meinem Herzen.” Jetzt lächelte Lucinda wieder, ehe sie sich nach vorne beugte. “Lust auf ein Wettflug? Einmal um die Peitschende Weide und wieder hier her zurück?”, fragte sie. “Wenn du verlieren kannst?”, lachte nun auch Harry und ging in Startposition.
Kopfschüttelnd beobachtete George seine Freundin. Sie und Harry schossen auf den Besen los, wobei Harry den Vorsprung immer weiter ausbaute, da der Feuerblitz schneller beschleunigte. Sie setzte sich mit dem Besen hinter Harry, wodurch sie weniger Gegenwind hatte und holte schnell auf. Dann kam die peitschende Weide und während Harry einen relativ großen Bogen um den Baum flog, schnitt Lucinda haarscharf an den Ästen vorbei und setzte sich so vor Harry. Nun waren beide wieder auf der Zielgeraden, Harry holte auf, dann waren sie gleich auf. Und Harry beschleunigte nochmals, wodurch er Lucinda abhängte und als erstes über die Ziellinie flog. “Du hast mich ganz schön verarscht am Anfang. Ich dachte echt, ich könnte es schaffen.”, schmunzelte Lucinda und schüttelte belustigt über sich selbst den Kopf. “Dafür bist du super geflogen. Aber die Höchstgeschwindigkeit des Feuerblitz sollte man nicht unterschätzen. Selbst beim Quidditch setz ich nicht die volle Geschwindigkeit ein.”, grinste Harry.

Die folgende Nacht verbrachte Lucinda mit George im Raum der Wünsche. Sie lag angekuschelt an ihn in dem großen Himmelbett und hatte ein glückseliges Lächeln auf den Lippen, als sie einschlief. Kein einziges Mal wurde sie von Alpträumen geplagt und war am nächsten Morgen ausgeruht und strahlte wie die Sonne. Gemeinsam mit den Zwillingen saß sie am Nachmittag in der Großen Halle und half ihnen, ihren Aufsatz für Professor Binns zu beenden. “Luce, wer oder was war nochmal “Gurg”?”, wollte Fred wissen und las den Absatz im Geschichte der Zauberei – Buch ein weiteres Mal durch. “Gurg ist die Bezeichnung für den größten, hässlichsten und faulsten Riesen eines Stammes. Er lässt sich von den anderen Riesen bedienen.”, betete Lucinda herunter, hatte sie es George doch vor fünf Minuten erklärt und nun fragte sein Bruder das Selbe. Völlig außer Atem ließ sich Lee auf die Bank neben Lucinda plumpsen. “Sag mal Luce, du bist doch schlau. Ich hab das ganze Kapitel über die Riesen nachgelesen, aber nichts über “Gurg” gefunden.”, fing er an, während er in seiner Tasche nach dem richtigen Pergament suchte um seinen Zauberei-Geschichte-Aufsatz zu beenden. Ein “Dong” ließ ihn dann aufsehen, hatte Lucinda ihren Kopf auf die Tischplatte geknallt. Fred und George feixten. “Dann musst du in Zaubereigeschichte besser aufpassen, ein Gurg ist ein fauler, hässlicher Riese der den Stammesanführer bedient.”, sprachen sie synchron und fingen an zu lachen, als Lee das so in seinen Aufsatz schrieb. “Streich das wieder.”, murrte Lucinda, deren Kopf noch immer auf der Tischplatte lag. “Gurg ist der Titel des Stammesanführer, weil er der hässlichste, faulste und größte Riese ist. Die Anderen müssen ihn bedienen.” Verwirrt blickte Lee von Lucinda zu den Zwillingen und wieder zurück. Da die Zwillinge aber mit Lachen beschäftigt waren, strich er den Satz wieder und schrieb das auf, was Lucinda gesagt hatte.

Kurz vor der Sperrstunde standen Lucinda und George noch im siebten Stock an einem Fenster. “Können wir nicht noch eine Nacht im Raum der Wünsche verbringen?”, wollte sie wissen und blickte unsicher zu George. “Ich würde nur zu gerne neben dir einschlafen, aber Gonny hat eine Bettenkontrolle angekündigt.”, seufzte George. “Aber ich hab dir meinen Lieblingspulli mitgebracht. Vielleicht hilft es dir, wenn du etwas von mir bei dir hast, mit dem du kuscheln kannst.” Zärtlich strich er ihr über die Wange, ehe er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. “Und wenn du gar nicht schlafen kannst, dann geh in die Küche und schick eine der Hauselfen zu mir, dann komm ich.”, versprach er. Nur widerwillig lösten sich die Beiden voneinander.Mit dem Pulli in der Hand, stand Lucinda in ihrem Schlafsaal. Ihre zwei Klassenkameradinnen Nadja und Zoey schliefen bereits. Manchmal verstand Lucinda die Beiden nicht, für sie gab es außer Jungs und dem damit verbundenem Sex, nur noch Mode und Schminkzeug. Wie der sprechende Hut sie dem Hause Ravenclaw zuteilen konnte, war ihr immer noch schleierhaft. Die Gedanken an die Beiden wegschiebend, schlüpfte sie in Georges Pulli und legte sich in ihr weiches Bett. Tief atmete sie seinen Geruch ein, der an dem Pullover anheftete und ließ sie schnell einschlafen. Erst als der nächste Morgen anbrach und ihr Wecker klingelte, wurde sie aus dem Schlaf gerissen. Beim Frühstück erzählte sie George, dass sein Pulli tatsächlich geholfen hatte, so dass er ihr jeden Abend einen seiner Pullover zum Schlafen überließ. 

— > Kapitel 16